Wilhelm Sagebiel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wilhelm Sagebiel (* 9. Dezember 1855 in Latferde bei Hameln; † 24. März 1940 in Braunschweig) war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Er war Sohn des Drechslermeisters Wilhelm Sagebiel und seiner Ehefrau, geb. Laub aus Bodenwerder. Er besuchte die Bürgerschule in Bodenwerder und erlernte von 1869 bis 1872 die Drechslerei bei seinem Vater und Großvater. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er von 1873 bis 1877 in verschiedenen Branchen des holzverarbeitenden Handwerks. Nach Lehr- und Wanderjahren ließ er sich 1883 als Meister in Braunschweig nieder, heiratete 1886 und gründete eine Familie.

Er hatte sieben Kinder. Sein Sohn Karl (1891–1943) war ebenfalls Bildhauer und gestaltete das Raabe-Denkmal in Eschershausen. Sein Sohn Ernst (1892–1970) war Architekt und schuf unter anderem das Reichsluftfahrtministerium in Berlin (heute Bundesfinanzministerium) und das Flughafengebäude Tempelhof in Berlin. Sein Sohn Georg (1897–1946) war ebenfalls Architekt und Leiter des Entwurfsbüros beim Luftkreiskommando III. Wilhelm Sagebiel verstarb am 24. März 1940 hochgeehrt in Braunschweig.

Sagebiel war zunächst in Bremen, Hannover, Stuttgart und München tätig, bevor er 1883 in Braunschweig eine Bildhauerwerkstatt eröffnete. Er war überregional tätig und schuf z. B. Werke für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sowie für den Erfurter Dom. Wilhelm Sagebiel führte zwischen 1879 und 1915 ein Verzeichnis seiner Werke. Danach schuf er für rund 90 Kirchen vorwiegend liturgische Ausstattungen wie Kanzel und Altar, aber auch Patronatsgestühl und Orgelgehäuse. Sein Hauptwerkstoff ist Eichenholz, auch kombiniert mit Sandstein, Marmor und Kalkstein. Sagebiel wirkte mit einigen bekannten Architekten und Baumeistern, wie Hans Pfeifer,[1][2] Bernhard Kühn,[3] August Menken,[4] Max Spitta[5] und Franz Heinrich Schwechten[6] eng zusammen. Gelobt wurden seine meisterhaft ausgeführte Bildhauerarbeit, seine figürlichen Darstellungen und seine ornamentalen Arbeiten. Er konnte sehr treffend seine Werke in der vorgegebenen Stilrichtung anfertigen. Wilhelm Sagebiel führte seine Arbeiten nach vorgelegten, aber auch nach eigenen Entwürfen aus. In Würdigung seiner Leistungen ernannte ihn der Regent von Braunschweig, Prinz Albrecht, 1895 zum herzoglichen Hofbildhauer.

Werke (Auswahl)

Lettner in der Braunschweiger Brüdernkirche

Stadt Braunschweig

Außerhalb Braunschweigs

Berlin und Umgebung

Die Kunstwerke von Wilhelm Sagebiel sind noch in 9 von ursprünglich 13 Kirchen erhalten: Immanuelkirche, Stephanuskirche[13], Friedenskirche Berlin-Grünau, Dorfkirche Gröben, Martin-Luther-Kirche in Fürstenwalde-Süd,[14] Gnadenkirche, Simeonskirche, St.-Johannes-Basilika und Kirche am Südstern[15]. Die Evangelische Friedenskirche in Berlin-Grünau besitzt einen von Sagebiel aus Eichenholz geschnitzten Altaraufsatz mit Kruzifix.[16]

Literatur

  • Norman-Mathias Pingel: Sagebiel, Wilhelm. in: Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Ergänzungsband. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 114.
  • Ursula Steinike: Auf den Spuren von Wilhelm Sagebiel in Berlin und Umgebung – einem vergessenen Bildhauer aus Braunschweig. in: Braunschweigischer Kalender 2010. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig, ISSN 0343-0316, S. 85ff.

Weblinks

Commons: Wilhelm Sagebiel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ursula Steinike: Hofbildhauer Wilhelm Sagebiel und sein Schaffen. PDF, abgerufen am 17. April 2014.

Fußnoten

  1. Hans Pfeifer war geheimer Baurat in der herzoglichen Baudirektion in Braunschweig.
  2. Liebfrauenkapelle Bodenwerder-Linse: Altar, Kasten für Liedernummern.
  3. Immanuelkirche Berlin-Prenzlauer Berg: Kanzel, Altarkreuz und Orgelgehäuse.
  4. St.-Johannes-Basilika Berlin-Neukölln: Orgelgehäuse, Beichtstühle und Möbel in der Kaiserloge.
  5. Gnadenkirche Berlin-Mitte: Altarkreuz, 12 Apostel an der Lichterkrone.
  6. Dorfkirche Gröben (Ludwigsfelde): Altaraufsatz und Patronatsgestühl, St.-Simeon-Kirche Berlin-Kreuzberg: Altar mit reichen figürlichen Darstellungen.
  7. Über den restaurierten Renaissance-Lettner in der Brüdernkirche. (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive), abgerufen am 18. April 2014.
  8. Hans Pfeifer: Das Kloster Riddagshausen bei Braunschweig. Verlag von Julius Zwissler, Wolfenbüttel 1896, S. 35ff., 59. PDF, abgerufen am 19. April 2014.
  9. Geschichte der Lutherkirche Bad Harzburg., abgerufen am 7. Mai 2014.
  10. Der Bismarckturm in Bodenwerder., abgerufen am 18. April 2014.
  11. Geschichte der Lutherkirche Holzminden. (Memento vom 18. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 18. April 2014.
  12. Die Lutherkirche in Soltau. (Memento vom 19. April 2014 im Internet Archive), abgerufen am 18. April 2014.
  13. Stephanuskirche Berlin-Gesundbrunnen: Kanzel.
  14. Martin-Luther-Kirche Fürstenwalde-Süd: Altar, Kanzel und Taufstein.
  15. Kirche am Südstern Berlin-Kreuzberg: Altar, Christusfigur.
  16. Ursula Steinike: Der Altar der Friedenskirche Grünau. PDF, abgerufen am 17. April 2014.