Wilhelm Vershofen

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Wilhelm Vershofen

Wilhelm Vershofen (* 25. Dezember 1878 in Bonn; † 30. April 1960 in Tiefenbach bei Oberstdorf) war ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, Politiker (DDP) und Schriftsteller.

Leben und Beruf

Vershofen wurde in Bonn geboren und verbrachte Teile seiner Schulzeit in London und Deal (Grafschaft Kent). Er absolvierte eine kaufmännische Lehre in Köln und studierte von 1901 bis 1906 in Jena, Bonn und München Germanistik, Anglistik, Philosophie, Kunstgeschichte, Jurisprudenz und Volkswirtschaftslehre. 1904 wurde er in Bonn mit einer Arbeit über Shakespeare zum Doktor der Philosophie promoviert (Charakterisierung durch Mithandelnde in Shakespeare's Dramen). Von 1906 bis 1918 war er Oberlehrer in Jena. 1912 gründete er den Bund der Werkleute auf Haus Nyland in Hopsten, eine Vereinigung für schöpferische Arbeit. Von 1912 bis 1914 gab er gemeinsam mit seinem Schwager Josef Winckler die Vierteljahresschrift Quadriga heraus (das Zeitschriftenunternehmen wurde von 1918 bis 1921 unter dem Titel Nyland weitergeführt). Er gilt mit Winckler als einer der Vorreiter der deutschen Industriedichtung.

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Nutzenschema nach Vershofen

1918 wurde er Syndikus der Handelskammer Sonneberg und versuchte den ruinösen Wettbewerb der Spielwarenproduzenten Thüringens zu verhindern, indem er die Bildung von Verbänden anregte. 1919 wurde er Leiter des Verbandes der deutschen Porzellanindustrie, welche er völlig neu organisierte. 1921 nahm er einen Lehrauftrag an der Handelshochschule Nürnberg an und wurde dort 1924 zum Ordinarius für Wirtschaftswissenschaften berufen. Vershofen hatte eine Forschungsorganisation mitgebracht, „die er während seiner Tätigkeit für die deutsche Porzellanindustrie gegründet hatte. Er reorganisierte sie und benannte sie 1925 in Institut für Wirtschaftsbeobachtung der deutschen Fertigware um.“[1] Nach der erfolgreichen Integration verschoben sich die wissenschaftlichen Schwerpunkte des Instituts zur speziellen Marktforschung und Kostenforschung. Dabei war Ludwig Erhard sein wissenschaftlicher Assistent. Im November 1933 gehörte Vershofen zu den Unterzeichnern des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. 1934 wurde auf seine Anregung und Vorarbeit hin die Gesellschaft für Konsumforschung gegründet. Vershofen gilt als Begründer der modernen Marktforschung in Deutschland. 1940 entwickelte er das Nutzenschema zur Beschreibung der Bedeutung von Konsumgütern für den Konsumenten.

Abgeordneter

Im Kaiserreich gehörte er der Fortschrittlichen Volkspartei an und war für diese bei der Reichstagswahl 1912 erfolglos Kandidat im Reichstagswahlkreis Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 3. Vershofen war 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung für die Deutsche Demokratische Partei. Im Gegensatz zur Mehrheit seiner Fraktionskollegen stimmte er am 22. Juni 1919 für den Abschluss des Versailler Vertrages.

Auszeichnungen

Wilhelm-Vershofen-Gedächtnis-Medaille

Werke

  • Charakterisierung durch Mithandelnde in Shakespeare's Dramen. Bonn: Hanstein, 1905.
  • "Die Reisen des Optimisten Kunz von der Rosen". Jena: Bernhard Vopelius Verlag, 1910
  • Der Fenriswolf – eine Finanznovelle, aus der Quadriga. Jena: Diederichs, 1914, 117 S. (1913 bereits anonym als Fortsetzungsgeschichte in der "Quadriga", der Vierteljahresschrift der Werkleute auf Haus Nyland erschienen)
  • Das Weltreich und sein Kanzler, vom Verfasser des „Fenriswolf“ [d. i. Wilhelm Vershofen]. Jena: Eugen-Diederichs-Verlag, 1917, 165 S.
  • Amerika. Drei Kapitel der Rechtfertigung, Jena: Eugen-Diederichs-Verlag, 1917, 44 S.
  • Tyll Eulenspiegel. Ein Spiel von Not und Torheit. Jena: Diederichs, 1919.
  • Der hohe Dienst (Weihespiel), 1921
  • Die Statistik der Wirtschaftsverbände. Bamberg: Keramos-Verlag, 1924, 55, 19 S. (Nürnberger Beiträge zu den Wirtschaftswissenschaften; Heft 1)
  • Svennenbrügge – Das Schicksal einer Landschaft, 1928
  • Die Marktverbände, I. Teil. Nürnberg, Hochschulbuchhandlung Krische & Co, 1928, 180 S.
  • Rhein und Hudson. Dreizehn Grotesken, Walther-Gericke-Verlag, Wiesbaden 1929
    • als Neuauflage: Rheinische Verlags-Anstalt, Wiesbaden 1970
  • Wirtschaft als Schicksal und Aufgabe. Darmstadt: O. Reichl, 1930, X, 344 S.
    • als Neuauflage: Wiesbaden: Necessitas-Verlag, 1950, IV, 342 S.
  • Licht im Spiegel. Staufen-Verlag, Köln, 1934, 90 S.
  • Poggeburg – Geschichte eines Hauses, 1934
  • Über die betriebswirtschaftlichen und wirtschaftspolitischen Aufgaben der Organisationen der gewerblichen Wirtschaft. Frankfurt am Main: Brönner, 1936, 18 S. (Rhein-Mainische Wirtschafts-Zeitung: Beihefte)
  • Tat und Vorbild. 125 Jahre C. M. Hutschenreuther, Hohenberg, 1814-1939. Bamberg: Bamberger Verlagshaus, 1939, 61 S.
  • Zwischen Herbst und Winter, Essener Verlagsanstalt, Essen 1939
  • Handbuch der Verbrauchsforschung, Band 1: Grundlegung. Berlin: Heymann, 1940, 185 S.
    • als Neuauflage Die Marktentnahme als Kernstück der Wirtschaftsforschung, Berlin; Köln: Heymann, 1959, 196 S.
  • Das Jahr eines Ungläubigen. Stuttgart; Berlin: Deutsche Verlags-Anstalt, 1942, 263 S.
  • Hauswerk und Siedlung, Albert-Nauck-Verlag, Berlin 1946
  • Die sittlichen Grundlagen der Konsumgenossenschaft. Genossenschaftliche Schriftenreihe Nr. 1, Verlag des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften für das Vereinigte Wirtschaftsgebiet e.V., 1948 ?
  • Erlebnis und Verklärung, 1949
  • Wirtschaft als Schicksal und Aufgabe.Necessitas Verlag Wiesbaden 1950 Reprint
  • Das silberne Nixchen oder Tünnes und Schäl, Necessitas-Verlag, Wiesbaden 1951
  • Die Anfänge der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Eine wirtschaftshistorische Studie. Aulendorf in Württemberg: Editio Cantor, 151 S.; Band 2: 1952, 120 S.; Band 3: Wirtschaftsgeschichte der chemisch-pharmazeutischen Industrie 1870 – 1914, 1958, 155 S.
  • Die Identität, Gleichheit und Entsprechung. In: Wirtschaft und Gesellung. Festschrift für Hans Proesler zu seinem 65. Geburtstage. Hrsg. von Max Rudolf Lehmann. Erlangen: Palm & Enke, 1953, VII, 292 S. (Beiträge zur Lehre von den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften)
  • Der große Webstuhl, 1954
  • Es ist merkwürdig .... Mainz: Mainzer Verlagsanstalt, 1956, 72 S.
  • Philosophische Schriften. München: List, 1966.

Literatur

  • Georg Bergler; Ludwig Erhard (Hrsg.): Marktwirtschaft und Wirtschaftswissenschaft. Eine Festgabe aus dem Kreise der Nürnberger Schule zum 60. Geburtstage von Wilhelm Vershofen. Berlin: Deutscher Betriebswirte-Verlag, 1939, 312 S.
  • Georg Bergler (Hrsg.): Kultur und Wirtschaft. Eine Festgabe zum 70. Geburtstag von Wilhelm Vershofen. Nürnberg: Nauck, 1949.
  • Feldenkirchen, Wilfried / Fuchs, Daniela: Die Stimme des Verbrauchers zum Klingen bringen, München 2009.
  • Erich Schäfer: Mitteilung – Wilhelm Vershofen, in ZfhF 1960, S. 556–559.
  • Georg Bergler (Hrsg.): Wie sie ihn erlebten. Wilhelm Vershofen zum Gedächtnis. Nürnberg: Frankenverlag Spindler, 1965, 183 S.
  • Oswald Hahn: Festschrift zum 100. Geburtstag von Wilhelm Rieger und Wilhelm Vershofen. Erlangen: Friedrich-Alexander-Universität, 1979, 129 S.
  • Hans H. Bauer u. a.: Eine entscheidungstheoretische Interpretation der Nutzenlehre von Wilhelm Vershofen. In: Wirtschaftswissenschaftliches Studium, Jahrgang 1997, Heft 6, S. 279–283.
  • Björn Ivens: Wilhelm Vershofen: Professor der Absatzwirtschaft? Ein Rückblick zu seinem 125. Geburtstag. Nürnberg, August 2003.
  • Josef Niesen: Bonner Personenlexikon. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. Bouvier, Bonn 2011, ISBN 978-3-416-03352-7.
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  • Reinhard Wittenberg: Soziologie in Nürnberg. Die Entwicklung einer wissenschaftlichen Disziplin in Forschung und Lehre von 1919-1989. S. Roderer Verlag, Regensburg 1992 (Theorie und Forschung 164. Soziologie. 14).

Weblinks

Quellen

  1. Leseprobe aus Alfred C. Mierzejewski: Ludwig Erhard. Der Wegbereiter der sozialen Marktwirtschaft. Biografie (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.randomhouse.de. Aus dem Amerikanischen von Anne Emmert, Norbert Juraschitz. Siedler Verlag, München: Verlagsgruppe Random House GmbH, März 2005, 400 Seiten, ISBN 3-88680-823-8