Wilhelm von Bismarck-Briest

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Wilhelm von Bismarck-Briest

Wilhelm von Bismarck-Briest (* 20. Dezember 1803 in Potsdam; † 14. März 1877 in Karlsbad) war ein deutscher Politiker. Er saß im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag.

Herkunft

Er war der Sohn des preußischen Regierungspräsidenten Levin Friedrich von Bismarck, Gutsherr auf Briest, Welle und Grävenitz in der Altmark, Domherr zu Halberstadt und Rechtsritter des Johanniterordens, und dessen erster Ehefrau Charlotte von Rauch, Tochter des preußischen Generalmajors Bonaventura von Rauch und dessen Ehefrau Johanna geborene Bandel. Wilhelm von Bismarck verlor früh seine Mutter. Sie starb 1807 an den Folgen einer Ansteckung mit Flecktyphus bei der Pflege verwundeter Soldaten in Berlin.

Leben und Wirken

Bismarck besuchte von 1820 bis zum Abitur 1823[1] die Ritterakademie in Dom Brandenburg und studierte Rechtswissenschaft an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Während dieser Zeit unternahm er 1825 eine Harzreise, deren Tagebuch erhalten ist. 1826 wurde er Mitglied des Corps Borussia Bonn. Bismarck-Briest schlug zunächst die Verwaltungslaufbahn ein und war zuletzt Regierungsassessor. Schließlich wurde er aber Rittergutsbesitzer in Briest und Welle im Kreis Stendal. Weiterhin war er Deichhauptmann für die westliche Elbseite von Tangermünde bis Kehnert, Mitbegründer des landwirtschaftlichen Vereins von Stendal und desgleichen der ständischen Sparkasse der Altmark. Auch setzte er sich für die sozial schwachen Mitbürger ein, u. a. durch die Gründung des Johanniterkrankenhauses in Stendal. Bereits 1844 wurde Bismarck-Briest Ehrenritter im Johanniterorden und Mitglied der Provinzialgenossenschaft Brandenburg.[2]

Seine politische Karriere begann, nachdem er sich als Rittergutsbesitzer niedergelassen hatte und in den Provinziallandtag der Provinz Brandenburg einzog. 1840 war er Mitglied des Huldigungslandtags und 1847 des Vereinigten Landtags. Er war seit 1849 Mitglied der ersten preußischen Kammer des Landtages und von 1849 bis 1855 Mitglied der II. preußischen Kammer. 1855 wurde er im Wahlkreis Magdeburg 3 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt und blieb dort Mitglied bis 1870.[3] Bis 1861 war er Fraktionsmitglied im Centrum und zählte sich danach zu den Konservativen.

Bismarck-Briest war 1850 Mitglied des Volkshauses des Erfurter Unionsparlaments. Er war gewählter Abgeordneter des 3. Wahlbezirks der Provinz Sachsen (Osterburg, Stendal) und gehörte der Fraktion Klemme an. Im Jahr 1867 wurde Wilhelm von Bismarck-Briest in den Konstituierenden Reichstag und den Reichstag (Norddeutscher Bund) gewählt.[4] sowie 1871 bis 1874 in den Reichstag. Dorthin wurde er vom Wahlkreis 2 Magdeburg (Stendal-Osterburg) entsandt. Im Reichstag (Deutsches Kaiserreich) gehörte er den Konservativen an.[5]

Familie

Bismarck heiratete in erster Ehe am 24. September 1829 in Angern die aus erster Ehe verwitwete Gräfin Wilhelmine von der Schulenburg (* 17. Januar 1804 auf Gut Angern; † 3. Oktober 1844 auf Gut Briest), die Tochter des ersten preußischen Regierungspräsidenten zu Magdeburg Grafen Friedrich von der Schulenburg, Gutsherr auf Angern, und der Henriette Rohtt von und zu Holzschwang. In zweiter Ehe heiratete Bismarck am 23. April 1846 in Stettin Marie von Flotow (* 23. April 1823 in Erfurt; † 2. Mai 1889 in Bad Oeynhausen), die Tochter des preußischen Generalmajors Karl Friedrich von Flotow und der Auguste Freiin von Cramm. Aus beiden Ehen hatte Bismarck neun Söhne und vier Töchter. Mit seinem Zeitgenossen, dem Reichskanzler Otto von Bismarck, war er sehr entfernt verwandt. Beide stammten aus unterschiedlichen Linien des Adelsgeschlechts Bismarck, ihr gemeinsamer Vorfahr lebte im 16. Jahrhundert. Gutserben und Fideikommissherren auf Briest und auf Welle wurde sein Sohn Ludolf (1834–1924) und dann der Enkel Wilhelm (1867–1935) und deren weitere Nachfahren.[6]

Literatur

  • Georg Hirth (Hrsg.): Deutscher Parlaments-Almanach. 9. Ausgabe, 1871.
  • Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7.
  • Bernd Haunfelder: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1849–1867 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 5). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5181-5.
  • Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3.
  • G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Aschaffenburg 1928
  • Jochen Lengemann: Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850, 2000, S. 83–84.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 - 1913. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. I von IV, Zöglings-RA-No. 873. Gedruckt im Selbstverlag bei der Buchdruckerei P. Riemann, Brandenburg, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 176 (staatsbibliothek-berlin.de [abgerufen am 26. Juni 2022]).
  2. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1859. In: Johanniterorden (Hrsg.): Status der Ritter im MV. Erstausgabe des MV Auflage. Martin Berendt, Berlin 24. Juni 1859, S. 44–112 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  3. Bernhard Mann (Bearb.) unter Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh, Thomas Kühne: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1867–1918 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 3). Droste, Düsseldorf 1988, ISBN 3-7700-5146-7, S. 68.
  4. Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3, Foto S. 71, Kurzbiographie S. 378–379.
  5. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten, 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 93.
  6. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Wilhelm v. Blaschek, Eberhard Burggraf zu Dohna-Waldburg, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / A (Uradel) 1957. In: Deutsches Adelsarchiv in Gemeinschaft mit dem Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band III, Nr. 15. C. A. Starke, 1957, ISSN 0435-2408, S. 11–16 (d-nb.info [abgerufen am 18. Oktober 2021]).