William Gilpin (Maler)
) war ein englischer Künstler, Geistlicher der
, Schulleiter und Schriftsteller. Er wurde bekannt als einer der Urheber der Idee des
(
, „malerische Schönheit“), worunter er eine aus der Ungeordnetheit der Natur abgeleitete, eigene Schönheit mit Bildqualität verstand, die er zum Ideal sowohl der Landschaftsmalerei als auch des englischen Landschaftsgartens erhob.
Jugend und Beruf
Gilpin stammte aus der der Grafschaft
, er war der Sohn von
(geboren 1701), einem Rittmeister und Amateurkünstler. Seit seiner frühesten Kindheit war William ein begeisterter Zeichner und Sammler von Stichen und Drucken. Im Gegensatz zu seinem Bruder
, der Maler wurde, entschied er sich nach dem Abschluss des
in
1748 für eine kirchliche Laufbahn. Noch während seiner Zeit in Oxford erschien anonym seine Schrift
(„Ein Gespräch über die Gärten in Stowe …“). Mit dem Buch, das Gartenbeschreibung mit ästhetischen Beobachtungen verband, begann
die Idee des
zu entwickeln. Zeitgenössisch noch ungewöhnlicher als seine, mit der in
verbrachten Kindheit erklärbare, Wertschätzung wilder und schroffer Berglandschaften, war Gilpins von Überlegungen wie Moral oder Nützlichkeit losgelöste, ausschließlich ästhetischen Kriterien verpflichtete Betrachtungsweise. Nach der Arbeit als Anwärter und Lehrer an der Schule in
wurde er 1755 deren Leiter. Er war ein Erzieher der Aufklärung, der körperliche Züchtigung durch ein System von Geldstrafen ersetzte und die Knaben ermutigte Gärten anzulegen. Gilpin verließ Cheam 1777 mit seiner Frau Margaret, um eine Stelle als Pfarrer in
anzunehmen.
Gilpins Konzept des picturesque
1768 bezeichnete Gilpin in seinem
(„Abhandlungen über Stiche“) das
als
(„die Art der Schönheit, die in einem Bild gefällig ist“) und entwickelte seine
(„Prinzipien pittoresker Schönheit“), die er weitgehend auf seinen Kenntnissen der Landschaftsmalerei gründete. Im Laufe der 1760er und 1770er Jahre überprüfte er die aufgestellten Regeln auf umfangreichen Reisen während der Sommerferien; seine Landschaftsbeschreibungen und -skizzen fanden Eingang in eigene Reisenotizen.
Gilpins Reisemanuskripte zirkulierten sowohl unter Freunden, zu denen der Dichter
zählte, als auch in einem größeren Kreis, der
,
und George III. einschloss. 1782 veröffentlichte
auf Betreiben
in London die
(„Beobachtungen entlang des Flusses Wye und einigen Gegenden Südwales’ usw., hauptsächlich in Hinsicht auf deren pittoreske Schönheit; angefertigt im Sommer des Jahres 1770“). Das Buch war mit Radierungen seines Neffen William Sawrey Gilpin bebildert, die dieser mittels des noch neuen Aquatinta-Verfahrens angefertigt hatte. Dem Werk folgten 1791 ein Buch über den
und Westengland sowie, nach dem Umzug nach
, die
(„Anmerkungen über Forstszenen und andere Ansichten bewaldeter Gegenden ...“). Für Gilpin war ein Landschaftsausschnitt nur dann „richtig“
, wenn die Szene zwei Bedingungen erfüllte: Sie musste von ihrer Beschaffenheit geeignet sein („rauh“, „eigentümlich“, „abwechslungsreich“, „gebrochen“, ohne geradlinige Einzelheiten) und bezüglich der Zusammenfügung verschiedene Elemente beinhalten: Ein dunkler „Vordergrund“ mit direktem Blick auf ein zentrales oder zwei seitliche Objekte, ein hellerer „Mittelgrund“ und ein im Ungenauen verbleibender „Hintergrund“ in größerer Entfernung. Die Ruine einer Abtei oder Burg könnte als wirkungssteigerndes Gestaltungselement hinzugefügt werden.
Ein tiefliegender Standpunkt (des Betrachters oder Spaziergängers) unterstreicht die Erhabenheit, das „Sublime“, und ist daher dem Blick von einem erhöhten Standort in jedem Fall vorzuziehen. Gilpin sah die natürlichen Vorgaben einer Szene in Eigenschaft und Farbgebung meist erfüllt, bemängelte jedoch das meist ungenügende kompositorische Ganze: Es bedürfe der helfenden Ergänzung durch den Künstler, etwa durch wohlüberlegte Platzierung eines zusätzlichen Baumes.
Im Gegensatz zu anderen Reiseschriftstellern seiner Zeit, wie
, räumte
historischen Schilderungen wenig Platz ein und sparte auch mit Fakten und Anekdoten. Seine Beschreibungen beließen Vieles im Ungefähren und beschränkten sich häufig darauf, die Situation hinsichtlich der
darzustellen. Eine von Gilpins vielzitierten Zuspitzungen bestand in der Äußerung, der geschickte Gebrauch eines Holzhammers könne dem unbefriedigend ruinösen Giebel der
zur nötigen pittoresken Schönheit verhelfen. Obwohl Gilpin sich manche Kritik zuzog und gelegentlich Gegenstand satirischen Spotts wurde (William Combe: The Tour of Dr Syntax in Search of the Picturesque. A Poem (1812)), hatte er den richtigen Zeitpunkt für seine Veröffentlichungen getroffen. Verbesserte Straßenverbindungen auf der Britischen Insel bei gleichzeitigen Reisebeschränkungen auf dem europäischen Festland führten zu einem Anstieg des heimischen Tourismus in den 1780er und 1790er Jahren. Viele dieser das
suchenden Reisenden zeichneten selbst oder sprachen über das Gesehene in Ausdrücken der Landschaftsmalerei. Gilpins Bücher waren die geeigneten Begleiter für eine zeitgenössisch neue Generation von Reisenden.
Gilpin und die Folgen
Obwohl sich
einige Male kritisch über künstliche Landschaftsgestaltungen äußerte, betrachtete er das
hauptsächlich als ein Regelwerk der Naturbeschreibung. Es blieb anderen, vor allem
,
und
, überlassen,
Einfälle zu umfangreicheren ästhetischen Theorien weiterzuentwickeln und für Landschaftsgestaltung und Architektur anwendungsfähig zu machen. Letzten Endes führten all jene großen Theorien über die Schönheit der ungezügelten Natur in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer „gezähmten“ pittoresken Schönheit, die für den Kommerz brauchbar gemacht wurde. Gilpins Werk blieb desungeachtet populär, mehrere neue, von
ergänzte Ausgaben erschienen. So mancher Fototourist dürfte bei der Motivsuche unbewusst
zu Allgemeingut gewordenen Sichtweisen von Landschaft sich zu eigen machen.
veröffentlichte außer seinen Schriften zum
zahlreiche Arbeiten zu moralischen und religiösen Themen sowie Biographien über
,
und
. Ein Teil des Erlöses seiner Bücher verwendete er in seiner Kirchengemeinde für wohltätige Zwecke einschließlich der Ausstattung der Schule in Boldre, die heute seinen Namen trägt. Viele seiner Manuskripte, darunter ganz oder teilweise unveröffentlichtes Material, bewahrt die
in
auf.
Literatur
- Malcolm Andrews: The search for the picturesque: landscape aesthetics and tourism in Britain, 1760–1800. Scholar Press, 1989.
- Francesca Orestano: Gilpin and the picturesque. In: Garden History, Bd. 31, 2, 2004.
- Joan Percy: In pursuit of the picturesque: William Gilpin’s Surrey excursion. Surrey Gardens Trust, 2001.
- Michael Symes: William Gilpin at Painshill. Painshill Park Trust, 1994.
Weblinks
- Tate Gallery, London, Werke auf Papier im Bestand
- William Gilpin: Observations, relative chiefly to Picturesque Beauty .... London 1792. Online: (Teil 1), (Teil 2).
Dieser Artikel ist eine leicht gekürzte Übersetzung aus der englischen Wikipedia vom 3. März 2012
Personendaten | |
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NAME | Gilpin, William |
KURZBESCHREIBUNG | englischer Schriftsteller, Geistlicher und Künstler |
GEBURTSDATUM | 4. Juni 1724 |
GEBURTSORT | Carlisle, Cumberland |
STERBEDATUM | 5. April 1804 |
STERBEORT | Boldre, Hampshire |