William Withering

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
William Withering
Withering an den Thermalquellen von Caldas da Rainha in Portugal

William Withering (* 28. März 1741 in Wellington, Shropshire; † 6. Oktober 1799 in Larches bei Birmingham) war ein britischer Botaniker und Arzt. Er entdeckte die medizinische Wirkung der Digitalisglykoside. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „With.

Leben

William Withering, der Sohn eines Apothekers, studierte von 1762 bis 1767 Medizin an der Universität Edinburgh, und arbeitete danach als Landarzt in Stafford, anschließend in Birmingham, wo er ab 1775 als Arzt und Gelehrter von sich Reden machte, und ab 1779 am Birmingham General Hospital. Auf die therapeutische Wirkung von Fingerhut bei der „Wassersucht“ (deutsch auch Gewebswassersucht, engl. dropsy) wurde er nach seinem eigenen Zeugnis aufmerksam, als er 1775 um seine Meinung zu einem Hausmittel gefragt wurde, das eine alte kräuterkundige Frau erfolgreich bei dieser Krankheit verwendete. Withering fand heraus, dass als einzige aktive Substanz in der Rezeptur des nur die als Aufguss zubereiteten Blätter des Roten Fingerhuts (Digitalis purpurea) in Frage kamen. Von 1775 bis 1784 untersuchte Withering an über 160 Patienten mit unterschiedlichen Formen der Wassersucht systematisch die diuretische (harnflusssteigernde) Wirksamkeit der Inhaltsstoffe verschiedener Pflanzenteile des Fingerhuts. Diese beispielhaft sorgfältigen, vorurteilsfreien und systematischen therapeutischen Studien machen Withering zum Begründer der modernen klinischen Pharmakologie und der 'evidence-based medicine'. Als Erster unterschied er klar zwischen therapeutischen (Diurese) und toxischen (Erbrechen, Durchfall, Sehstörungen) Dosierungen von Digitalis. Es fiel ihm auch auf, dass sich das Pflanzengift im Körper der Patienten anreicherte, weil die Wirkung bei Verabreichung über einen längeren Zeitraum hinweg zunahm. Den Zusammenhang zwischen der diuretischen Wirkung von Digitalis und seiner Wirkung auf die Herzfunktion hat Withering allerdings noch nicht erkannt. Er lokalisierte die Hauptwirkung in der Niere, auch wenn ihm Effekte von Digitalis auf die Schlagfrequenz des Herzens bekannt waren. Die spätere Forschung hat viele von Witherings Schlussfolgerungen bestätigt.[1]

Neben seiner medizinischen Tätigkeit publizierte Withering ein Buch über die britische Flora, das in vielen Auflagen gedruckt wurde. Außerdem leistete er Pionierarbeit bei der Bestimmung von Pilzen.

Ehrungen

Er entdeckte das nach ihm benannte Bariummineral Witherit.

1785 wurde er als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt.[2]

Nach ihm ist die Pflanzengattung Witheringia L’Hér. aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) benannt.[3]

Werke

  • A botanical arrangement of all the vegetables naturally growing in Great Britain. 1776 (zahlreiche weitere Auflagen unter wechselndem Titel).
  • An account of the foxglove, and some of its medical uses : with practical remarks on dropsy, and other diseases. Birmingham 1785 (Digitalisat)
  • Christian Friedrich Michaelis (Übersetzer). Wilhelm Witherings Abhandlung vom roten Fingerhut und dessen Anwendung in der praktischen Heilkunde vorzüglich bei der Wassersucht und einigen anderen Krankheiten. J. G. Müller, Leipzig 1786 (Digitalisat)(Digitalisat)

Quellen

  • Christoph Gradmann: Withering, William. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1501.
  • Robert Zander: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg.: Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 13., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1984, ISBN 3-8001-5042-5, S. 762.

Fußnoten

  1. Jean Marie Pelt: Die Geheimnisse der Heilpflanzen. Verlag Knesebeck, München 2005, ISBN 3-89660-291-8, S. 106ff.
  2. Eintrag zu Withering; William (1741–1799); Physician, Botanist and Mineralogist im Archiv der Royal Society, London.
  3. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.

Weblinks