Winterhalder & Hofmeier

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Winterhalder & Hofmeier war ein Hersteller von Uhren in Schwärzenbach, heute Stadtteil von Titisee-Neustadt, und Friedenweiler. Die Firmengeschichte beginnt mit der Winterhalder Uhrenfabrik von 1810. Der Firmenname wurde begründet durch die Firma Winterhalder & Hofmeier von 1850, fortgeführt durch die M. Winterhalder & Hofmeier, Friedenweiler und Schwärzenbach, in Neustadt oHG von 1869 und die M. Winterhalder & Hofmeier GmbH von 1908. Wegen ihrer Verwurzelung in Titisee-Neustadt und Umgebung wird Winterhalder & Hofmeier zu den Schwarzwälder Uhrenherstellern gezählt. Die Winterhalder & Hofmeier GmbH bestand bis 1933.

Geschichte

Initialen der Firma Winterhalder & Hofmeier aus Schwärzenbach, Schwarzwald auf der Rückseite ihrer Uhren

Familienunternehmen

Die Firma Winterhalder Uhrenfabrik wurde 1810 durch Thomas Winterhalder gegründet. Dessen Großvater Nikolaus Winterhalder (1710–1743) baute bereits Schwarzwälder Uhren mit Holzrädern und Steingewichten.[1] Im Jahr 1816 siedelte er sich mit seinen drei Söhnen Matthäus, Karl und Thomas in Friedenweiler im „Alten Haus“ an, welches er zuvor vom Kloster erworben hatte. Die Werkstatt wurde 1830 durch Matthäus Winterhalder (1799–1863) übernommen. Um 1850 schloss er sich mit seinem Verwandten Johannes Hofmeier (1802–1876) aus Schwärzenbach, welches heute ein Ortsteil von Titisee-Neustadt ist, zur Firma Winterhalder & Hofmeier zusammen, und die Uhren wurden fortan mit W & H Sch signiert.

Die nächste Generation der Winterhalder, bestehend aus Anton, Karl, Thomas und Johannes, wandelte die Firma 1869 in eine offene Handelsgesellschaft um, die dritte Generation am 19. Dezember 1908 in eine GmbH. Die Teilhaber dieser Firma waren als Brüder oder Vettern miteinander verwandt. Sie belieferten Winterhalder & Hofmeier mit Uhrenteilen aus ihren eigenen selbständigen Uhrenfirmen. Die Firma beschäftigte zu dieser Zeit (inklusive Heimarbeiter) etwa 800 Mitarbeiter und machte einen Umsatz von einer Million Mark.

Niedergang im Ersten Weltkrieg

Die Aufträge aus England stockten im Vorfeld des Ersten Weltkriegs, da dort ein Krieg mit Deutschland erwartet wurde. Linus Winterhalder handelte in London aus, dass die Aufträge aus England weiter kamen. Sein Zugeständnis war, dass das Zahlungsziel von einem Monat auf ein Vierteljahr verlängert wurde. Bei Kriegsausbruch kamen für die bereits gelieferten Uhren keine Geldeingänge mehr. Die Firma litt darunter. Im Ersten Weltkrieg wurden daraufhin Kriegsgüter, vor allem Granatzünder, hergestellt.[2]

Insolvenz in der Zeit des Nationalsozialismus

Nach dem Ersten Weltkrieg waren die gewohnten Exportmärkte nicht mehr aufnahmefähig für die Winterhalder Präzisionsuhren durch Importzölle, Inflation, Weltwirtschaftskrise und Konkurrenten mit Massenprodukten. Der kaufmännische Geschäftsführer Linus Winterhalder versuchte im August 1932 durch eine Reise nach London das Exportgeschäft nach England wieder zu beleben, starb dort aber am 18. August 1932 an einem Hitzschlag und an Herzlähmung. Nach dem Tod von Linus Winterhalder im Jahr 1932 musste die Firma Winterhalder & Hofmeier wenige Monate später aus Liquiditätsmangel im Jahr 1933 ihre Fertigung einstellen. Für die Fabrikräume wurde Zwangsverwaltung angeordnet. Das Anwesen Winterhalders in Neustadt wurde 1937 zwangsversteigert und ging an die Stadt Neustadt.[3] Die Firma wurde am 2. Juni 1937 aus dem Handelsregister gestrichen.

Historische Präzisionsuhren

Uhren von Winterhalder & Hofmeier sind mechanische Präzisionsuhren aus alter Schwarzwälder Handwerkskunst.[4][5] Die Ziffern der Zifferblätter sind in römischen Zahlen dargestellt, das Zifferblatt wird von einem massiven, geschnitzten Holzgehäuse umgeben.[6] Die Uhren sind am Prägestempel W & H SCH erkennbar. Der Großteil ihrer Uhren wurde von 1850 bis 1933 gebaut. Die Stockuhren (Bracket Clocks) und Standuhren wurden hauptsächlich nach England, Irland und den USA, aber vereinzelt auch nach Russland, Japan und China exportiert. Sie werden heute als Antiquitäten auf dem ehemaligen nordamerikanischen Exportmarkt gehandelt.[7][8] In Deutschland gibt es in Schwärzenbach, einem Ortsteil der Stadt Neustadt am Titisee, eine private Sammlung von Winterhalder-Uhren.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Gerd Bender: Die Uhrenmacher des hohen Schwarzwaldes und ihre Werke, Band II. Verlag Müller, Villingen, ohne Jahr.
  • Karl Kochmann: Lenzkirch Clock Factory (Part 1), Winterhalder & Hofmeier Clocks (Part 2). Merritt’s Antiques Inc., Douglassville, PA 19518, USA 2005, ISBN 0-933396-16-3.
  • Roland H. Bueb: Winterhalder & Hofmeier. Präzisionsuhre usem Schwarzwald. In: Alemannisch dunkt üs guet. Heft 2, 2011, S. 58 (alemannisch).
  • Officieller General-Catalog, Weltausstellung (1873, Wien), S. 113 Nr. 132

Einzelnachweise

  1. Winterhalder & Hofmeier auf Uhrmacherwerkstatt.com. Abgerufen am 10. Februar 2012.
  2. Hitzschlag in London. In: Rüdiger Gramsch: Wo die Stunde schlägt. Mit Hansy Vogt unterwegs auf der Deutschen Uhrenstraße. Silberburg Verlag GmbH, Tübingen 2017. ISBN 978-3-8425-2010-3. S. 95–103.
  3. Hitzschlag in London. In: Rüdiger Gramsch: Wo die Stunde schlägt. Mit Hansy Vogt unterwegs auf der Deutschen Uhrenstraße. Silberburg Verlag GmbH, Tübingen 2017. ISBN 978-3-8425-2010-3. S. 95–103.
  4. Aufbau des Räderwerks einer Winterhalder & Hofmeier Uhr gezeigt vom Uhrmacher Abbey Clock
  5. Bilder der Restaurierung einer Winterhalder & Hofmeier Uhr durch Ian D. Fowler
  6. Abbildungen einiger Winterhalder & Hofmeier Uhren
  7. Karl Kochmann: Lenzkirch Clock Factory (Part 1), Winterhalder & Hofmeier Clocks (Part 2). Merritt’s Antiques Inc., Douglassville, PA 19518, USA 2005. ISBN 0-933396-16-3.
  8. Stichwort in beliebiger Suchmaschine: Winterhalder clocks. Abgerufen am 9. Februar 2012.
  9. Ausstellung von Winterhalder & Hofmeier Uhren im Café Feldbergblick in Schwärzenbach. Abgerufen am 9. Februar 2012.