Wirtschaftlichkeitsrechnung

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Wirtschaftlichkeitsrechnung ist ein Kalkül zur Bestimmung der Wirtschaftlichkeit einer ökonomisch relevanten Handlung.[1] Die Wirtschaftlichkeitsrechnung untersucht, inwieweit die in einem Unternehmen oder in einer öffentlichen Institution (etwa in der Verwaltung) eingesetzten Produktionsfaktoren dem Wirtschaftlichkeitsprinzip entsprechend genutzt werden.

Grundlegendes

Unterschiedliche Arten von Handlungen, etwa das Tätigen einer Investition, die Verwirklichung eines Produktionsverfahrens, das Anbieten eines Produkts auf dem Markt oder auch Unternehmenstätigkeit insgesamt etc., machen unterschiedliche Arten von Wirtschaftlichkeitsrechnungen erforderlich:[1] In erwerbswirtschaftlichen Unternehmen handelt es sich dabei schwerpunktmäßig um Investitionsrechnung sowie um Auswertungsrechnung der Kostenrechnung (Verfahrensvergleiche, Produkterfolgsrechnungen[2], Losgrößenrechnungen etc.); in öffentlichen Institutionen kommen zuweilen auch die Kosten-Nutzen-Analyse, die Nutzwertanalyse sowie die Kosten-Wirksamkeits-Analyse zur Anwendung[1]; letztere sind jedoch nicht zwingend auf öffentliche Institutionen beschränkt.

Dabei werden in der Wirtschaftlichkeitsrechnung aus der Investitionsrechnung sowie aus der Auswertungsrechnungsrechnung der Kostenrechnung bestimmte Themenaspekte besonders aufgegriffen: Im Bereich der Investitionsrechnung untersucht die Wirtschaftlichkeitsrechnung die Vorteilhaftigkeit einer geplanten Investition unter bestimmten Voraussetzungen, indem sie die erwarteten Einnahmen und Ausgaben des Investitionsobjekts miteinander vergleicht und gegenüberstellt.

Wirtschaftlichkeitsrechnung im Rahmen der Investitionsrechnung

Bei der Wirtschaftlichkeitsrechnung im Rahmen der Investitionsrechnung ist sowohl eine Beurteilung einzelner Investitionsobjekte als auch die Auswahl der günstigsten Anlage aus mehreren Alternativen möglich. Aussagefähige Wirtschaftlichkeitsrechnungen müssen die gesamte Einsatzdauer der Objekte einbeziehen und liquiditäts- und absatzmässige Restriktionen berücksichtigen.
Im Einzelnen befasst sich die Wirtschaftlichkeitsrechnung in diesem Zusammenhang unter anderem mit:

  • der Bestimmung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen,
  • der Festlegung der Rangfolge mehrerer investitionsvorteilhafter Investitionen, inclusive mit deren rechnerischer Anwendung, des Weiteren mit
  • der Ermittlung der optimalen Nutzungsdauer und des optimalen Ersatzzeitpunktes von Anlagen.

In der Investitionsrechnung werden statische oder dynamische Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnung angewendet.

Nachteile der statischen Verfahren sind sowohl ihre kurzfristige Betrachtungsweise als auch die Nichtberücksichtigung des zeitlichen Anfallens von Ein- und Auszahlungen.
Die dynamischen Verfahren berücksichtigen sowohl die Bewertung von Ein- und Auszahlungen entsprechend ihrem zeitlichen Anfallen als auch die genaue Erfassung von Ein- und Auszahlungen während der Nutzungsdauer.

Für Investitionsprojekte gelten beim Rechnen mit Kapitalwerten folgende Ausprägungen des Wirtschaftlichkeitsbegriffs:

a) Absolute Wirtschaftlichkeit: Sie ist die für eine bestimmte Handlung ermittelte Beziehung zwischen dem Handlungsergebnis und dem dafür erforderlichen Mitteleinsatz. Der Wert des Handlungsergebnisses und des Mitteleinsatzes wird durch die jeweils relevanten Ziele festgelegt; in einem erwerbswirtschaftlichen Unternehmen wird er durch Erträge und Aufwendungen oder Erlöse und Kosten gemessen. Ein Investitionsprojekt ist z. B. dann absolut wirtschaftlich, wenn sein Kapitalwert größer als Null ist.[3]

b) Relative Wirtschaftlichkeit: Sie ist die Beziehung zur absoluten Wirtschaftlichkeit einer anderen Handlung. Ein Investitionsprojekt A ist z. B. dann relativ wirtschaftlich gegenüber einem Projekt B, wenn sein Kapitalwert größer ist, unabhängig davon, ob er Null übersteigt oder nicht.[3]

Wirtschaftlichkeitsrechnung im Rahmen der Auswertungsrechnung der Kostenrechnung

Im Bereich der Auswertungsrechnung der Kostenrechnung kann die Wirtschaftlichkeitsrechnung einen Kostenvergleich hinsichtlich der Verfahrenswahl bieten: Wie hoch ist der Maschinenstundensatz oder was kostet das Produkt im Falle der Implementierung eines bestimmten neuen bzw. anders gearteten Produktionsverfahrens? Dabei wird unterstellt, es sei bereits investiert worden. So können etwa die Kosten eines stärker automatisierten Verfahrens mit den Kosten eines stärker manuell geführten Produktionsverfahrens miteinander verglichen werden. Die Berechnung dient:

Produkterfolgsrechnungen[2] können ebenfalls im Rahmen der Auswertungsrechnungsrechnung der Kostenrechnung erarbeitet werden.[1]

Als Jahresrechnung ausgeführt, kann die Wirtschaftlichkeitsrechnung als innerbetriebliche oder zwischenbetriebliche Vergleichskostenrechnung bei entsprechendem Anlass den zwischen- oder innerbetrieblichen Betriebsvergleich zum Ziel haben.

Maßstab der Wirtschaftlichkeit bei Berechnungen

Maßstab der Wirtschaftlichkeit bei den Berechnungen „im Kleinen“ können Mengen (z. B. kritische Menge), Werte (z. B. maximaler Kapitalwert) und Zeiten (z. B. optimale Nutzungsdauer) sein.

Literatur

  • Klaus-Dieter Däumler, Jürgen Grabe: Grundlagen der Investitions- und Wirtschaftlichkeitsrechnung. 13., vollst. überarb. Aufl., Verl. Neue Wirtschafts-Briefe, Herne 2014, ISBN 978-3-482-52303-8.
  • Haiko Schlink: Wirtschaftlichkeitsrechnung für Ingenieure: Grundlagen für die Entwicklung technischer Produkte. 3., überarb. und aktualis. Aufl., Springer Gabler, Wiesbaden [2019], ISBN 978-3-658-22406-6.
  • Herbert K. Heidler: Öffentliches Rechnungs- und Prüfungswesen., Band 2: Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsrechnung. Erich Schmidt Verl., Berlin [2019], ISBN 978-3-503-18777-5.

Einzelnachweise

  1. a b c d Jürgen Weber, Christina Schaefer, Ulf Papenfuß, Ulrich Pape: „Wirtschaftlichkeitsrechnung.“ In: Gabler Wirtschaftslexikon. Springer Gabler, Wiesbaden (Online-Ausgabe) wirtschaftslexikon.gabler.de-Internetportal, o. J., Website abgerufen am 16. Januar 2022.
  2. a b Ursula Binder: Schnelleinstieg Controlling: verständlich und praxisnah auf den Punkt gebracht. 6. Aufl., Haufe, Freiburg usw. 2017, ISBN 978-3-648-10330-2, Kap. 3 „Der Produkterfolg“: S. 39–64.
  3. a b Jürgen Weber: „Wirtschaftlichkeit.“ In: Gabler Wirtschaftslexikon. Springer Gabler, Wiesbaden (Online-Ausgabe) wirtschaftslexikon.gabler.de-Internetportal, o. J., Website abgerufen am 19. Januar 2022.