Witwe von Ephesus
Die Witwe von Ephesus ist eine antike Erzählung, deren Stoff in der Weltliteratur oft aufgegriffen wurde. Aus dem Altertum überliefert sind die Fassungen des Petronius, der diese Geschichte in den Roman Satyricon (Kapitel 111, 112[1]) eingearbeitet hat, sowie diejenige in der Appendix Perottina zu den Fabeln des Phaedrus[2].
Inhalt
Eine Witwe aus Ephesus trauert auf dem Friedhof um ihren verstorbenen Mann. Sie wacht an seinem Grab, isst nichts mehr und will ihrem geliebten Gatten in den Tod folgen. In ihrer Nähe hält ein Soldat Wache bei mehreren gekreuzigten Räubern. Er muss peinlichst darauf achten, dass kein Leichnam zur Beerdigung heruntergenommen wird, sonst droht ihm das Kriegsgericht und möglicherweise ebenfalls die Todesstrafe. Dieser Soldat bemerkt die Witwe, tröstet sie, gewinnt ihre Liebe und hält sich mehr und mehr bei ihr auf. Dabei vernachlässigt er seinen Wachdienst und eines Nachts wird der Leichnam eines Gekreuzigten gestohlen. Der Soldat fürchtet sich vor der Strafe und will sich selbst töten. Doch die Witwe gibt ihm als Ersatz den Leichnam ihres Mannes, posteroque die populus miratus est qua ratione mortuus isset in crucem „und am nächsten Tag wunderte sich das Volk, wie denn ein Toter aufs Kreuz geklettert sei“ (Petronius, Satyricon, 112, 8).
Rezeption des Stoffs
- La Fontaine, Jean: Die Matrone von Ephesus, eine Verserzählung (1682)
- Weiße, Christian Felix: Die Matrone von Ephesus. Ein Lustspiel in einem Akte (1748)[3]
- Gellert, Christian Fürchtegott: Die Wittwe. Ein Mährchen (1769)[4]
- Anonym: Die Wittwe. Nach Gellert. Ein Lustspiel in einem Aufzug (1773)[5]
- Lessing, Gotthold Ephraim: Die Matrone von Ephesus (1790)[6], Dramatisierung, Einakterfragment.
- Rahbek, Knuf Lyne: Die Matrone von Ephesus. Lustspiel in einem Aufzuge (1790)[7]
- Klingemann, August: Die Matrone von Ephesus. Lustspiel in Einem Acte (1817)[8]
- Holbein: Die Wittwe und der Wittwer, oder Treue - bis - in den Tod. Lustspiel in einem Act. Frei nach Gellert (1822) [Parodie][9]
- Hartmann, Karl Amadeus: Die Witwe von Ephesus, Oper komponiert 1929/30 (letzter Teil des Wachsfigurenkabinett betitelten Zyklus von fünf kleinen Opern).
- d’Albert, Eugen: Die Witwe von Ephesus, Oper komponiert um 1930, nicht aufgeführt.
- Fry, Christopher: Ein Phönix zuviel (A Phoenix too frequent), Dramatisierung (1947)
- Reutter, Hermann: Die Witwe von Ephesus, Oper komponiert 1954, Neufassung 1966.
Literatur
- Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte (= Kröners Taschenausgabe. Band 300). 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-30008-7, S. 834–837.
- Gerlinde Huber: Das Motiv der 'Witwe von Ephesus' in lateinischen Texten der Antike und des Mittelalters (= Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft. 18). Narr, Tübingen 1990, ISBN 3-87808-847-7.
Referenzen
- ↑ http://www.thelatinlibrary.com/petronius1.html Petronius, Satyricon
- ↑ http://www.thelatinlibrary.com/phaedrapp.html Fabel XV in der Appendix Perottina
- ↑ Drucke des 18. Jahrhunderts (VD18) / Die Matrone von Ephesus. Abgerufen am 16. Juni 2020.
- ↑ Digitalisat
- ↑ Digitalisat
- ↑ MDZ-Reader | Band | Die Matrone von Ephesus / Lessing, Gotthold Ephraim | Die Matrone von Ephesus / Lessing, Gotthold Ephraim. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- ↑ Digitalisat
- ↑ Digitalisat
- ↑ In: Almanach Dramatischer Spiele zur geselligen Unterhaltung auf dem Lande. Angefangen von Aug. von Kotzebue, fortgesetzt von Mehrern. Zwanzigster Jahrgang. Leipzig: Kummer 1822, S. 256–298 (Digitalisat)