Wohlstand für Alle (Buch)

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Ludwig Erhard bekommt vom Verleger ein Exemplar des Buchs überreicht

Wohlstand für Alle ist ein von Ludwig Erhard veröffentlichtes und von dem Ökonomen Wolfram Langer[1] als Ghostwriter „bearbeitetes“ Buch. Es erschien 1957. In diesem populärwissenschaftlich geschriebenen Titel legte der damalige Bundeswirtschaftsminister der regierenden CDU seine Vorstellungen zur Sozialen Marktwirtschaft dar.

Inhalt

Erhard formuliert in seinem Werk das Ziel, breiten gesellschaftlichen Schichten Wohlstand zukommen zu lassen. Nach Erhards Überzeugung könne nur eine freie Wirtschaft Wohlstand für alle schaffen und müsse vor staatlichen Eingriffen sowie vor Kartellen und Monopolen geschützt werden.[2]

Die überkommene Situation einer dünnen Oberschicht, die einer breiten Unterschicht gegenüberstehe, müsse überwunden werden. Als Mittel hierzu sieht er den Wettbewerb:

So wollte ich jeden Zweifel beseitigt wissen, daß ich die Verwirklichung einer Wirtschaftsverfassung anstrebe, die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen vermag. Am Ausgangspunkt stand der Wunsch, über eine breitgeschichtete Massenkaufkraft die alte konservative soziale Struktur endgültig zu überwinden. Diese überkommene Hierarchie war auf der einen Seite durch eine dünne Oberschicht, welche sich jeden Konsum leisten konnte, wie andererseits durch eine quantitativ sehr breite Unterschicht mit unzureichender Kaufkraft gekennzeichnet. (…)

Das erfolgversprechendste Mittel zur Erreichung und Sicherung jeden Wohlstandes ist der Wettbewerb. Er allein führt dazu, den wirtschaftlichen Fortschritt allen Menschen, im besonderen in ihrer Funktion als Verbraucher, zugutekommen zu lassen, und alle Vorteile, die nicht unmittelbar aus höherer Leistung resultieren, zur Auflösung zu bringen. (…) Auf dem Wege über den Wettbewerb wird – im besten Sinne des Wortes – eine Sozialisierung des Fortschritts und des Gewinns bewirkt und dazu noch das persönliche Leistungsstreben wachgehalten.[3]

Rezeption

Der Titel des Buches Wohlstand für Alle ist zu einem verbreiteten Slogan geworden. Thomas Strobl schreibt in der Reihe Die Zukunft des Kapitalismus in der FAZ:

„Wohlstand für alle“ – hinter diesem Leitbild versammelte sich einmal ganz Deutschland, nicht nur in Parteipamphleten und politischen Sonntagsreden, sondern in der konkreten Lebenswirklichkeit. Das war zu einer Zeit, „die immer weitere und breitere Schichten unseres Volkes zu Wohlstand zu führen“ vermochte, wie sich das der politische Vater der Sozialen Marktwirtschaft, Ludwig Erhard, zum Ziel gesetzt hatte. Erhards Kalkül war dabei recht einfach: Die Politik müsse nur dafür sorgen, dass der Kuchen wachse, dann würde für alle ein entsprechend größeres Stück davon abfallen.[4]

2011 griff Sahra Wagenknecht in ihrem Buch Freiheit statt Kapitalismus im Kapitel Das gebrochene Versprechen Ludwig Erhards Ludwig Erhards Versprechen Wohlstand für Alle auf Grundlage seiner Theorie auf. Sie kritisiert darin eine „Wirtschaft des völlig freien Marktes“ und verweist auf eine Tradition dieser Kritik im von Erhard vertretenen Ordoliberalismus.[5]

„Wohlstand für alle“ ist zugleich der Name eines Podcasts über Wirtschaftsthemen von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt. Beide Autoren stehen den Meinungen Ludwig Erhards jedoch kritisch gegenüber.[6]

Ausgaben

  • Ludwig Erhard: Wohlstand für Alle. Econ Verlag, Düsseldorf 1957. ISBN 978-3-86647-344-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Ranke: Das Triumvirat der Marktwirtschaft. In: Die Zeit. 29. November 1963
  2. Dominik Geppert, Udo Wengst: Neutralität, Chance oder Chimäre?: Konzepte des dritten Weges für Deutschland und die Welt 1945-1990. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 3486577026, S. 23
  3. Ludwig Erhard: Wohlstand für Alle, Econ-Verlag 1957, S. 7–8 Archivlink (Memento vom 22. August 2011 im Internet Archive)
  4. Thomas Strobl: Wohlstand für alle ist mehr als eine Phrase. In: FAZ.net. 5. Mai 2009, abgerufen am 13. Oktober 2018.
  5. Sahra Wagenknecht: Freiheit statt Kapitalismus, Wie wir zu mehr Arbeit, Innovation und Gerechtigkeit kommen, Eichborn, 2011, S. 12ff.; S. 29
  6. Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt: Ep. 39: Wie Ludwig Erhard Wasser in Wein verwandelte. Abgerufen am 25. August 2022.