Wolfgang Pucher

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Wolfgang Pucher (2006), mit Pfadfinderhalstuch

Wolfgang Pucher CM (* 31. März 1939 in Hausmannstätten, Steiermark) ist ein österreichischer katholischer Ordenspriester der Lazaristen, der wegen seines sozialen Engagements in den Medien als Grazer Armenpfarrer bezeichnet wird.[1]

Leben

Wolfgang Pucher verbrachte seine Kindheit in der Ortschaft Zerlach, die zur Pfarre Kirchbach in der Oststeiermark zählt. Schon früh und mit Unterstützung seiner Mutter beschloss Pucher Priester zu werden. Er wurde auch am Bischöflichen Knabenseminar in Graz aufgenommen, musste dieses aber als 13-Jähriger wegen schlechter Leistungen wieder verlassen, da das Wiederholen einer Klasse dort nicht vorgesehen war[2], und kam in ein privates Internat. Er suchte nach einer alternativen Möglichkeit, Priester zu werden und trat nach der Matura in den Lazaristenorden ein, 1963 folgte die Priesterweihe. Anschließend war er Kaplan und Religionslehrer in Graz. Von 1969 bis 1973 arbeitete er als Internatsleiter am österreichischen St. Georgs-Kolleg in Istanbul, wo er sich auch um Straßenkinder kümmerte. Im Jahr 1973 wurde er zum Pfarrer der Pfarre St. Vinzenz in Graz berufen.[3]

Er machte 1978 die Stadtpolitik auf die Situation in der Heßgasse aufmerksam, vor allem war es den dortigen Bewohnern schwer möglich, mit dieser Adresse Arbeit zu finden. Die Gasse wurde 1986 aus sozialpolitischen Gründen aus dem Stadtplan gelöscht, das Straßenschild wurde ihm übergeben.

Als Nächstes setzte er sich das Ziel, die Obdachlosigkeit in Graz zu bekämpfen. 1991 startete er mit dem Vinzibus, der jeden Abend Lebensmittelspenden an Bedürftige verteilte. 1993 eröffnete Pucher im Grazer Bezirk St. Leonhard das sogenannte VinziDorf, ein Dorf aus Baucontainern für obdachlose Menschen.[4] Es folgte der Aufbau weiterer sozialer Einrichtungen, wie:

  • VinziBett (Nachtschlafstelle)
  • VinziHaus (Anlaufstelle für Hilfesuchende)
  • VinziHelp (Rechtliche und finanzielle Unterstützung für Frauen)
  • VinziMarkt (zwei Sozialmärkte)
  • VinziMed (Krankenstube mit ärztlicher Betreuung)
  • VinziNest (Notschlafstelle für Ausländer)
  • VinziSchutz (Notschlafstelle für Ausländerinnen)
  • VinziShop (Verkauf von gebrauchten Kleidungsstücken)
  • VinziTel (Obdachlosenhotel zur Überbrückung von kurz- bis mittelfristig lösbaren Wohnproblemen)
  • VinziPort (Notschlafstelle für EU-Bürger)
  • VinziPasta (Nudelmanufaktur in Hostice, Vermarktung in Graz)

Im Jahr 2005 wurde die Frauennotschlafstelle Haus Rosalie in Graz eröffnet. In Wien gründete er VinziRast-CortiHaus und VinziBett (Notschlafstellen für Obdachlose) sowie im Jahr 2008 den Sozialmarkt Vinzimarkt. Diese Initiativen sind Teil der international tätigen katholischen Vinzenzgemeinschaft. Außerdem ist er Herausgeber der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift Armendienst ist Gottesdienst.

Seit 2001 ist er offizielles Mitglied und Kurat der Pfadfindergruppe Graz 4 „St. Vinzenz“.[5] Ein besonderes Anliegen sind ihm die Roma vom slowakischen Hostice, die als Bettler nach Graz kommen. Nach zahlreichen Vorwürfen, nur Bettler nach Graz zu importieren, startete er das Projekt VinziPasta, eine Nudelmanufaktur in Hostice, mit dem die Frauen des Ortes zuhause Geld verdienen können.

2009, kurz vor seinem 70. Geburtstag, erkrankte Pucher an einer schweren Lungenentzündung, von der er sich jedoch vollständig erholte.

Als im Jahre 2011 das Land Steiermark ein Bettelverbot erließ, bekämpft er dieses juristisch. Er ließ sich selbst anzeigen und unterstützt Angezeigten bei Rechtsmitteln.[6] 2013 wurde dieses Verbot dann vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben.[7]

2013 beging Wolfgang Pucher sein 50-jähriges Priesterjubiläum, war 40 Jahre Pfarrer von St. Vinzenz und feierte den 20. Geburtstag des Vinzidorfes. Zu diesem Anlass erhielt er mediale Anerkennung durch Tageszeitungen und Fernsehen.[8]

Auszeichnungen

Publikationen

  • mit Hans Hödl u. a.: St. Vinzenz Graz.St. Vinzenz, Graz 1998.
  • mit Cornelia Krebs (Bearbeitung): Wolfgang Pucher. Rebell der Nächstenliebe. Styria, Wien 2009, ISBN 978-3-222-13264-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dem Ziel ein Stück näher gekommen. Kleine Zeitung, 3. Januar 2012, archiviert vom Original am 19. Januar 2012;.
  2. "Dann zeigen die Menschen Gott den Hintern". Kleine Zeitung, 16. Juni 2013, archiviert vom Original am 3. November 2014;.
  3. Der Vinzentiner * Interview mit Pfarrer Pucher@1@2Vorlage:Toter Link/theglobalplayer.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , The Global Payer am 6. Februar 2012
  4. Elisabeth Schwarzbauer: Manns.Bilder. Vom Leben geschrieben - vom Gedanken belebt. VinziDorf - Heimat für Heimatlose. Steirische Verlagsgesellschaft, Graz 2003, ISBN 3-85489-097-4.
  5. Armenpfarrer Pucher wird 70, Kleine Zeitung am 29. März 2009
  6. Armenpfarrer Pucher kämpft weiter gegen Bettelverbot, Kleine Zeitung am 1. August 2011
  7. Bettelverbot ist verfassungswidrig, ORF.at am 10. Jänner 2013
  8. An ihrer Seite – Der rebellische Pfarrer, ORF
  9. Wolfgang Pucher erhält Essl-Sozialpreis, ORF online am 2. Jänner 2012
  10. Kleine Zeitung: Pfarrer Pucher erhält Silbernes Ehrenzeichen der Republik. Artikel vom 10. November 2015.
  11. Armenpfarrer Pucher von Land Steiermark geehrt auf Kathpress vom 2. Juni 2017 abgerufen am 6. Juni 2017