Wolfsau (Windsbach)
Wolfsau Stadt Windsbach Koordinaten: 49° 15′ 7″ N, 10° 51′ 49″ O
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Höhe: | 409 m ü. NHN |
Einwohner: | 16 (25. Mai 1987)[1] |
Postleitzahl: | 91575 |
Vorwahl: | 09871 |
Ortsansicht von der Staatsstraße 2220 gesehen
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Wolfsau (umgangssprachlich: Wolfsāch[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Windsbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).
Geografie
In der Nähe des Weilers entspringt das Rößigbächlein (später Goldbach genannt), ein linker Zufluss der Fränkischen Rezat. Unmittelbar südlich beginnt das Waldgebiet Steinmauern. 0,75 km nordöstlich liegen die Flurgebiete Krähenloh und Breiten, 1 km nördlich die Schwalbleiten. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Leipersloh (2,2 km nordöstlich) bzw. die Staatsstraße 2220 kreuzend zur Hölzleinsmühle (1 km südöstlich).[3]
Geschichte
Etwa 200 Meter nordöstlich von Wolfsau fand Karl Dunz einen gut erhaltenen Keltenhügel.[4] An der Straße nach Hergersbach kommen in den Wolfsauer Äckern eigenartige Steine vor. Es ist unklar, ob sie von einem Meteoriten oder von Abfällen aus einer Schmiede der Keltenzeit stammen.[5]
Erstmals erwähnt wurde der Ort 1166/68 als „Wolfesouwe“. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist das Tier Wolf, sei es das Wildtier an sich, oder als Kurzform für damals gebräuchliche Personennamen wie beispielsweise Wolfgang oder Wolfram. Es kann somit entweder ein Eigentumsbezug einer Person zu einer Auwiese bezeichnet worden sein, oder schlicht eine Aue, in der regelmäßig Wölfe zu sehen waren.[2]
Im Salbuch des eichstättischen Kollegiatstifts St. Nikolaus zu Spalt von 1380 werden für Wolfsau drei abgabenpflichtige Untertansfamilien verzeichnet. Im Salbuch von 1517 wird nur noch eine Untertansfamilie angegeben, 1549 sind es wieder zwei.[6] Der Hauptmannschaft Hergersbach der Reichsstadt Nürnberg unterstanden 1529 zwei Untertansfamilien.[7]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 wurden für Wolfsau 4 Mannschaften verzeichnet: 2 Güter unterstanden dem eichstättischen Kastenamt Abenberg, 2 Höfe der Reichsstadt Nürnberg. Außerdem gab es ein kommunales Hirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[8] Im 30-jährigen Krieg wurde der Ort zerstört und erst 1670 durch den österreichischen Exulanten Jakob Reingruber wieder instand gesetzt.[9]
Laut den Vetter’schen Oberamtsbeschreibungen des Jahres 1732 gab es in Wolfsau wieder 4 Anwesen, die allesamt unterschiedliche Grundherren hatten: das Reiche Almosen der Reichsstadt Nürnberg, das St.-Klara-Klosteramt, das eichstättische Kastenamt Spalt und der Kollegiatstift Spalt.[10] In der Amtsbeschreibung des Pflegamtes Lichtenau aus dem Jahr 1748 werden für den Ort ebenfalls 4 Untertansfamilien angegeben, wovon zwei dem Pflegamt unterstanden und zwei Fremdherren.[11]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bildete Wolfsau mit der Hölzleinsmühle eine Realgemeinde. In Wolfsau gab es drei Anwesen und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus. Grundherren waren das Kastenamt Spalt (1 Hof) und die Reichsstadt Nürnberg (Landesalmosenamt: 1 Hof; St.-Klara-Klosteramt: 1 Hof).[12] Es gab zu dieser Zeit 4 Untertansfamilien.[13][14] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[15]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Wolfsau dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Mitteleschenbach und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Mitteleschenbach zugeordnet.[16] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Wolfsau in die neu gebildete Ruralgemeinde Retzendorf umgemeindet. Es bestand wenig später der Plan, mit der Hölzleinsmühle eine eigene Gemeinde zu bilden, was jedoch nicht genehmigt wurde.[17] Am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Retzendorf mit ihren Ortsteilen im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Windsbach eingegliedert.[15]
Bodendenkmal
- Westlich des Ortes befinden sich Grabhügel vorgeschichtlicher Zeitstellung.
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 23 | 35 | 29 | 26 | 19 | 24 | 30 | 37 | 21 | 20 | 16 |
Häuser[18] | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | |||
Quelle | [19] | [20] | [21] | [22] | [23] | [24] | [25] | [26] | [27] | [28] | [1] |
Religion
Bis 1613 gehörte Wolfsau zu St. Georg in Bertholdsdorf, wurde dann aber auf Antrag nach St. Margareta in Windsbach gepfarrt, weil der Weg dorthin kürzer war. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Bonifatius (Windsbach) gepfarrt.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Wolfsau. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 284 (Digitalisat).
- Karl Dunz: Windsbach – Heimat und Kulturgeschichte der Stadt mit allen Ortsteilen. Neuendettelsau 1985, S. 271–272.
- Elisabeth Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach. Inaugural-Dissertation. Erlangen 1955, DNB 480570132, S. 206.
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 932–933.
Weblinks
- Wolfsau in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 19. November 2021.
- Wolfsau in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 14. September 2019.
- Wolfsau im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- ↑ a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 333 (Digitalisat).
- ↑ a b E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 206.
- ↑ Wolfsau im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- ↑ K. Dunz: Windsbach, S. 271.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 1, S. 22f.
- ↑ Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 113 f.
- ↑ F. Eigler: Schwabach, S. 347.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 10. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 733.
Die 2 Güter, die laut 16-Punkte-Bericht den Kastenamt Abenberg unterstehen sollen, wurden im Salbuch des Spalter Kollegiatstiftes von 1619 für Wernsbach aufgelistet. F. Eigler: Schwabach, S. 114. - ↑ K. Dunz: Windsbach, S. 272.
- ↑ K. Dunz: Windsbach, S. 271.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 748.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 932f.
- ↑ Johann Bernhard Fischer: Wolfsau. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 409 (Digitalisat).
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 284.
- ↑ a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1006f.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 964.
- ↑ Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 105 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 151 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1043, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1209, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1095 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1160 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1197 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1030 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 757 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 172 (Digitalisat).