XML User Interface Language

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

XML User Interface Language (XUL) ist eine auf XML-basierende Beschreibungssprache für grafische Benutzeroberflächen (GUIs). Sie wurde ursprünglich für das Mozilla-Projekt entwickelt, aber auch von anderer Software genutzt. In Mozilla-Anwendungen, wie Firefox, Thunderbird, SeaMonkey oder Netscape, wird bzw. wurde die Benutzeroberfläche mit Hilfe von XUL erzeugt, wobei die Gecko-Rendering-Engine genutzt wird, die auch für die Darstellung von Webseiten verwendet wird.

XUL gilt inzwischen als veraltet.[1] Im Firefox-Browser können seit Ende 2017 keine XUL-basierten Erweiterungen mehr installiert werden.[2] 2019 begannen Mozilla-Entwickler, XUL-Elemente der Benutzeroberfläche weitgehend durch gewöhnliche HTML-Elemente zu ersetzen, wie sie auch von Webseiten verwendet werden.[3]

Eigenschaften

XUL erlaubt die Trennung von Layout, Design und Programmcode einer Benutzeroberfläche. Das Layout und damit der grobe Aufbau der Benutzeroberfläche (wie Schaltflächen, Eingabefelder und andere Steuerelemente) wird in XUL festgelegt, während die Darstellung (konkrete Schriftarten, Farben, Linienstile usw.) mit CSS definiert wird. Unterschiedliche Themes (Skins), auch zum Nachempfinden des Aussehens unterschiedlicher Betriebssysteme, können dann relativ einfach durch Auswechseln der CSS-Stile erzeugt werden.

Dadurch, dass XUL-Dateien nicht kompiliert, sondern zur Laufzeit interpretiert werden, ist es auch möglich, als Anwender die Benutzeroberfläche nach eigenen Wünschen zu bearbeiten und zu erweitern, was in Mozilla-Programmen prinzipiell auch automatisiert durch installierbare Add-ons erfolgen kann. Dies war zum Beispiel im Firefox-Browser bis zur Version 56 möglich,[4] seitdem funktionieren nur noch Erweiterungen, die das modernere, aber restriktivere WebExtensions-Format nutzen.

Die Erstellung neuer Oberflächen in XUL ist einfacher und weniger zeitaufwendig als bei vielen Programmiersprachen. Bei einer Portierung auf eine bestimmte Betriebssystem-Plattform muss das gesamte Mozilla-XUL-Toolkit auf die neue Plattform portiert werden. Im Gegenzug benötigen nach einer derartigen Portierung XUL-basierte Programme keine speziellen Anpassungen mehr, was die Entwicklung von betriebssystemunabhängigen Anwendungen stark vereinfacht.

Nachteilig ist, dass durch den zusätzlichen Aufwand des Verarbeitens der XUL-Dateien und die notwendigen Berechnungen des Layouts und des Erscheinungsbildes die Verarbeitungs- und Darstellungsgeschwindigkeit häufig langsamer ist als bei nativen Benutzeroberflächen. Da die Betriebssystem-spezifischen Steuerelemente per CSS nachgebildet werden müssen, kann es Unterschiede in Aussehen und Verhalten der Benutzeroberfläche gegenüber nativen Programmen geben.

Aufbau einer XUL-Datei

Eine einfache XUL-Datei könnte so aussehen:

<?xml version="1.0"?>
<?xml-stylesheet href="chrome://global/skin/" type="text/css"?>
<window id="sample-window"
        title="Beispiel"
        xmlns="http://www.mozilla.org/keymaster/gatekeeper/there.is.only.xul">
    <vbox>
        <checkbox label="CheckBox"/>
        <hbox>
            <spacer flex="1"/>
            <button label="OK"/>
            <button label="Abbrechen"/>
        </hbox>
    </vbox>
</window>

XUL-basierte Anwendungen

Referenzen auf Ghostbusters

Die Abkürzung XUL hat den Ursprung aus dem Film Ghostbusters, in dem der Geist des Halbgottes Zuul, der Dana Barrett in Besitz genommen hat, behauptet: There is no Dana, there is only Zuul. Die Entwickler von XUL übernahmen diesen Satz leicht modifiziert als There is no data, there is only XUL. und wiesen damit auf die (damals) ungewöhnliche Eigenschaft von XUL als XML-Sprache hin, keine Daten oder Dokumente zu enthalten, sondern eine Benutzeroberfläche zu beschreiben.

Weitere Referenzen auf den Film Ghostbusters kann man an der XML-Namespace-URI http://www.mozilla.org/keymaster/gatekeeper/there.is.only.xul ablesen, die sich am Anfang von jeder XUL-Datei befindet. Keymaster und Gatekeeper beziehen sich hier auch auf Charaktere aus dem Film. Ruft man die Adresse im Webbrowser auf, erscheint der zuvor genannte Satz There is no data, there is only XUL.

In Mozilla-Software befinden sich nicht nur in XUL Hinweise auf „Ghostbusters“. Auch Venkman, der JavaScript-Debugger des Projektes, ist nach einer Figur aus Ghostbusters benannt.

Techniken mit ähnlichem Konzept

Inzwischen gibt es auch andere XML-basierte Formate, die eine Benutzeroberfläche beschreiben, wodurch die namenstehende XUL-Eigenschaft heute nicht mehr so ungewöhnlich ist (vgl. vorheriges Kapitel):

Siehe auch

Literatur

Bücher

  • Kenneth C. Feldt: Programming Firefox. O’Reilly, 2007, ISBN 0-596-10243-7
  • Jonathan Protzenko: XUL. Open Source Press, 2006, ISBN 3-937514-23-6
  • Nigel McFarlane: Rapid Application Development with Mozilla. 1st edition. Prentice Hall PTR, 2003, ISBN 978-0-13-142343-5
  • David Boswell, Brian King, Ian Oeschger, Pete Collins, Eric Murphy: Creating Applications with Mozilla. 1st edition. O’Reilly, 2002, ISBN 0-596-00052-9
  • Vaughn Bullard, Kevin T. Smith, Michael C. Daconta: Essential XUL Programming. 1st edition. Wiley, 2001, ISBN 978-0-471-41580-0

Artikel

Weblinks

Einzelnachweise

  1. XUL – Archive of obsolete content | MDN. 22. Oktober 2019, abgerufen am 22. August 2021.
  2. Was sind WebExtensions? - Mozilla | MDN. Abgerufen am 22. August 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. 1563415 – (de-xul-elements) [meta] Start using HTML elements to replace XUL elements. Abgerufen am 22. August 2021 (englisch).
  4. Overlay extensions. Abgerufen am 30. August 2019 (englisch).
  5. Getting Started with JavaFX: Using FXML to Create a User Interface | JavaFX 2 Tutorials and Documentation. Abgerufen am 26. Januar 2018 (englisch).