Xhanfise Keko

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Xhanfise Keko (geb. Xhanfise Çipi[1]; * 27. Januar 1928 in Gjirokastra; † 22. Dezember 2007 in Tirana[2]) war eine albanische Filmregisseurin und Filmeditorin. Zu Lebzeiten galt sie als wichtigste weibliche Regisseurin ihres Landes und war für ihre Kinderfilme bekannt.[3]

Leben und Werk

Sie studierte als eine von sechs zukünftigen albanischen Filmemachern von 1950 bis 1952 in Moskau Filmschnitt. Bei ihrer Rückkehr nach Tirana im Jahr 1952 arbeitete sie zunächst als Filmeditorin und schnitt über eine Dauer von 17 Jahren ca. 140 Filme, größtenteils Nachrichtensendungen und Dokumentarfilme.

Nach einigen Kurzfilmen war ihr erster Spielfilm als Regisseurin Mimoza llastica (1973).[4][1]

Sie zählte in den 1950er Jahren zu den Begründern des Filmstudios Kinostudio „Shqipëria e Re“ (deutsch Neues Albanien), das bis zum Sturz des kommunistischen Regimes das einzige Filmstudio Albaniens blieb. Keko übergab bei der Eröffnung am 10. Juli 1952 in Tirana persönlich Enver Hoxha die Schere zum Durchschneiden des Eröffnungsbandes.[5][6]

Zwischen 1973 und 1984 führte sie Regie an zehn Kinderfilmen, womit sie zur Ikone dieses Genres im albanischen Film wurde.[1] Ihre Kinderfilme behandelten sozialistische und patriotische Themen. Kekos Filme wurden Kindern und Jugendlichen etwa bei Filmnachmittagen der albanischen Pionierorganisation gezeigt, an denen die Filme im Anschluss an die Vorführung aus einer ideologischen Perspektive heraus diskutiert wurden.[5][4] Der amerikanische Filmwissenschaftler Bruce Williams würdigt Kekos Werk, da sie nicht nur reine Propagandafilme geschaffen habe, sondern mit den oft individualistischen Protagonisten und einem manchmal subversiven Bild von Familie und Staat auch den ideologischen Vorgaben getrotzt habe.[3]

Als ihr bekanntester Film außerhalb Albaniens gilt Beni läuft allein (1975 – Beni ecën vetë)[3], der in den 1980er Jahren auch in der DDR im Kino und Fernsehen gezeigt wurde.[7] In diesem Film lernt ein von seinen Eltern überbehütetes Stadtkind bei einem Aufenthalt bei seinem Onkel auf dem Land Selbstständigkeit und die Wichtigkeit physischer Arbeit.[4] Bekannt ist Keko auch für eine Reihe von Filmen über Kinder als Spione. Im ersten Film der Reihe, Tomka dhe shokët e tij (1977 – Tomka und seine Freunde), spionieren Kinder während der Besetzung Albaniens durch die Nationalsozialisten und helfen dabei, einen Angriff aus dem Hinterhalt zu organisieren, nachdem die Besetzer das Fußballfeld der Kinder zu einem Lager umfunktioniert haben. Die Reihe wurde mit Pas gjurmëve (1978 – Auf der Spur) und Partizani i vogël Velo (1980 – Der kleine Partisan Velo) fortgesetzt.

Ihre Filme wurden zur Zeit des Kommunismus als einige von wenigen albanischen Filmen in westlichen Ländern vertrieben; mehrfach wurden Filme von Keko auf dem Giffoni-Festival in Salerno in Italien gezeigt. Williams mutmaßt, dies hänge mit der Annahme zusammen, Kinderfilme seien leichter von einem politischen Kontext zu abstrahieren.[5]

Keko wurde 1984, als sie in Pension ging, der Titel Volkskünstler Albaniens zugesprochen.[3] Eine Straße im Stadtteil Xhamlliku Tiranas unweit des ehemaligen Filmstudios ist nach ihr benannt.

Sie war mit dem Regisseur Endri Keko verheiratet. Der Sohn der beiden war Teodor Keko (1958–2002), ein bekannter Schriftsteller.

Posthum erschien 2008 ihre Autobiografie Ditët e jetës sime (Die Tage meines Lebens).[4]

Filmografie (Auswahl)

Regie und Schnitt, wo nicht anders ausgewiesen

  • 1949: Festivali folkloristik – Dokumentarfilm
  • 1952: Kongresi i 3 i PPSH – Dokumentarfilm
  • 1961: Ringjallja – Dokumentarfilm
  • 1963: Tregim për njerzit e punës – Dokumentarfilm
  • 1966: Miqësi e madhe unitet luftarak – Dokumentarfilm
  • 1967: Kalitemi pür mbrojtjen e atdheut – Dokumentarfilm
  • 1967: Gra heroike shqiptare përpara – Dokumentarfilm
  • 1967: Ato çajnë përpara – Dokumentarfilm
  • 1968: Plagë të vjetra – Spielfilm, nur Schnitt
  • 1968: Lart flamujt e aksioneve – Dokumentarfilm
  • 1968: Kalitemi nepërmjet aksioneve – Dokumentarfilm
  • 1969: Nga festivali artistik i fëmijve – Dokumentarfilm
  • 1970: Tingujt dhe fëmijët – Dokumentarfilm
  • 1971: A B C…. ZH – Kurzspielfilm
  • 1972: Kryengritje në pallat – Kurzspielfilm
  • 1972: Shkolla tingujt ngjyra – Dokumentarfilm
  • 1972: Kongresi i 6 PPSH – Dokumentarfilm
  • 1973: Krevati i Perandorit – Kurzspielfilm, nur Schnitt
  • 1973: Mimoza llastica – Spielfilm
  • 1974: Qyteti më i ri në botë – Spielfilm
  • 1975: Beni läuft allein (Beni ecën vetë) – Spielfilm
  • 1975: Reportazh nga Tropoja – Dokumentarfilm
  • 1975: Për popullin, me popullin – Dokumentarfilm
  • 1976: Tingujt e luftës – Spielfilm
  • 1976: Malësorët pas komisarëve – Dokumentarfilm
  • 1977: Tomka dhe shokët e tij – Spielfilm
  • 1978: Pas gjurmëve – Spielfilm
  • 1980: Partizani i vogël Velo – Spielfilm
  • 1981: Kur po xhirohej një film – Spielfilm, nur Regie
  • 1983: Një vonesë e vogël – Spielfilm, nur Regie
  • 1985: Taulanti kërkon një motër – Spielfilm, nur Regie

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Bruce Williams: It’s a wonderful job: women at work in the cinema of communist Albania. In: Studies in Eastern European Cinema. Band 6, Nr. 1, 2015, S. 4–20, doi:10.1080/2040350X.2014.992127 (tandfonline.com [PDF]).
  2. Regjisorja e njohur Xhanfise Keko shpallet “Qytetare Nderi” e Beratit. In: Shqiptaria.com. 15. November 2014, abgerufen am 13. April 2016.
  3. a b c d Bruce Williams: Two Degrees of Separation. Xhanfise Keko and the Albanian Children’s Film. In: Framework: The Journal of Cinema and Media. Band 54, Nr. 1, 2013, S. 40–58.
  4. a b c d Keumsil Kim Yoon, Bruce Williams: Two Lenses on the Korean Ethos: Key Cultural Concepts and Their Appearance in Cinema. McFarland, 2015, S. 237, 261.
  5. a b c Bruce Williams: Red Shift. New Albanian Cinema and Its Dialogue with the Old. In: Anikó Imre (Hrsg.): A Companion to Eastern European Cinemas. John Wiley & Sons, 2012.
  6. Keko’s Kids: Where Are They Now? In: The Albanian Cinema Project. Abgerufen am 13. April 2016.
  7. Beni läuft allein. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 13. April 2016.