YAGNI

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YAGNI ist ein Akronym und steht für You Aren’t Gonna Need It, zu deutsch: „Du wirst es nicht brauchen“.[1][2] Es bezeichnet ein Prinzip des Extreme Programming (XP), das besagt, dass in einem Programm erst dann Funktionalität implementiert werden sollte, wenn klar ist, dass diese Funktionalität tatsächlich gebraucht wird.

Hintergrund

Entgegen diesem Vorgehen wird in der Praxis oft versucht, Programme durch zusätzlichen oder allgemeineren (generischen) Code auf mögliche künftige Änderungsanforderungen vorzubereiten. Die dahinter liegende Überlegung ist, dass Änderungen später aufwändiger umzusetzen sind als sie jetzt bereits vorwegzunehmen.

Oft stellt sich später heraus, dass dieser Zusatzaufwand unnötig war, weil sich die ursprünglich erwartete Anforderung in der gedachten Form tatsächlich nie ergeben hat. Stattdessen ergeben sich häufig Anforderungen, die bei der ursprünglichen Entwicklung nicht vorhergesehen wurden und deren Umsetzung durch den Code, der eigentlich Änderungen erleichtern sollte, nicht unterstützt und oft sogar behindert wird.

YAGNI führt also in erster Linie zu schlankerem, einfacherem Code und ermöglicht damit, später kommende Anforderungen kostengünstig umzusetzen. Weitere Überlegungen hinter YAGNI sind:

  • Zielgerichtete Verwendung der Arbeitszeit für die Umsetzung der aktuell geforderten Funktionalität führt dazu, dass diese rascher und oft besser umgesetzt wird. Dies steigert die Zufriedenheit der Anforderer mehr als die Umsetzung noch nicht geforderter Funktionalitäten.
  • Die Umsetzung noch nicht geforderter Funktionalitäten kann dazu führen, dass weitere unangeforderte Funktionalitäten den Umsetzern als sinnvoll erscheinen und ebenfalls umgesetzt werden. Dies führt meist dazu, dass unerwünschte oder inkorrekte Funktionalitäten umgesetzt werden.
  • Die Umsetzung noch nicht geforderter Funktionalitäten begünstigt die Anti-Pattern Feature creep und Bloatware.
  • Noch nicht geforderte Funktionalitäten werden basierend auf nicht oder weniger gut analysierten Anforderungen umgesetzt. Die Umsetzung dieser Funktionalitäten ist somit nicht oder zumindest weniger gut testbar, enthält daher mehr Fehler und entspricht weniger den tatsächlichen Anforderungen als die Umsetzung derzeit gewünschter Funktionalitäten.
  • Noch nicht geforderte Funktionalitäten müssen debuggt, dokumentiert und supportet werden. Das wiederum bindet Ressourcen, die für die Entwicklung geforderter Funktionalitäten fehlen.

YAGNI ist eines der Prinzipien hinter der XP-Technik von „Implementiere die einfachst mögliche Lösung, die funktioniert“ (“do the simplest thing that could possibly work” [DTSTTCPW]).[2][3] Die Verwendung des YAGNI-Prinzips ist gedacht in der Kombination mit anderen XP-Prinzipien wie laufendes Refactoring, automatisierte Modultests und kontinuierliche Integration.

Abgrenzung

Wird YAGNI falsch umgesetzt – beispielsweise wenn dadurch die Erweiterbarkeit des Systems eingeschränkt wird – so kann es auch zu Mehraufwänden führen.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Ronald E. Jeffries, Ann Anderson, Chet Hendrickson: Extreme Programming Installed (= The XP Series). Addison-Wesley Longman, Amsterdam 2000, ISBN 978-0-201-70842-4, S. 190 (englisch, google.com [abgerufen am 15. August 2013] YAGNI: 'You Aren't Gonna Need It.' This slogan, one of XP's most famous..., reminds us always to work on the story we have, not something we think we’re going to need.).
  • Giancarlo Succi, Michele Marchesi: Extreme Programming Examined (= The XP Series). Addison-Wesley Longman, Amsterdam 2001, ISBN 978-0-201-71040-3, S. 208 (englisch, google.com [abgerufen am 15. August 2013] "XP says 'do the simplest thing that could possibly work ' because 'you aren't gonna need it'.").

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ronald E. Jeffries, Ann Anderson, Chet Hendrickson: Extreme Programming Installed (= The XP Series). Addison-Wesley Longman, Amsterdam 2000, ISBN 978-0-201-70842-4, S. 190 (englisch, google.com [abgerufen am 15. August 2013] YAGNI: ‘You Aren't Gonna Need It.’ This slogan, one of XP's most famous…, reminds us always to work on the story we have, not something we think we’re going to need.).
  2. a b Giancarlo Succi, Michele Marchesi: Extreme Programming Examined (= The XP Series). Addison-Wesley Longman, Amsterdam 2001, ISBN 978-0-201-71040-3, S. 208 (englisch, google.com [abgerufen am 15. August 2013] “XP says ‘do the simplest thing that could possibly work’ because ‘you aren’t gonna need it’.”).
  3. Stephen R. Schach: Object-oriented & classical software engineering. 8. Auflage. Mcgraw-Hill Higher Education, 2010, ISBN 978-0-07-337618-9, S. 58 (englisch, google.at [abgerufen am 15. August 2013] “Two acronyms now associated with extreme programming are YAGNI (you aren’t gonna need it) and DTSTTCPW (do the simplest thing that could possibly work).”).
  4. Dino Esposito: Wenn einfach unnötig komplex ist (Teil 2). 17. März 2011, abgerufen am 31. Oktober 2020.