Yuri
Yuri (jap.
, dt. „Lilie“) ist ein Wort aus dem japanischen Jargon, um Inhalte zu bezeichnen, in denen die Liebe zwischen Frauen, eine lesbische Beziehung, im Mittelpunkt steht. Ebenso bezeichnet es ein Genre in den japanischen Medien (Manga, Anime usw.), wo diese Thematik eine zentrale Rolle spielt.[1][2] Das Genre wendet sich an eine männliche wie weibliche Zielgruppe.[3] Synonym im Gebrauch ist das Wasei-eigo Girls Love (
, Gāruzu rabu, kurz: GL), das hauptsächlich von den Verlegern verwendet wird, um entsprechende Medien zu kennzeichnen.
Als Gegenpart hinsichtlich homosexueller Beziehungen zwischen Männern hat sich die Bezeichnung und das Genre Yaoi oder auch Boys Love herausgebildet.
Insbesondere vor dem Zweiten Weltkrieg wurde für derartige Liebesbeziehungen hauptsächlich zwischen einer älteren und einer jüngeren Schülerin, der Begriff Esu (
, d. h. der Buchstabe S) bzw. Kurasu Esu (
, d. h. Class S) verwendet, das für sister oder auch shōjo (Mädchen), sex, das damals verbreitete deutsche Lehnwort Schöne oder escape (hier Unterricht schwänzen) stand.[4][5]
Unterschiede in der westlichen und japanischen Verwendung der Begriffe
Yuri kann sich sowohl auf sexuelle, spirituelle oder emotionale Aspekte beziehen. In westlichen Ländern hat sich hierbei eine feinere Unterscheidung herausgebildet. Hier bezieht sich Yuri vorrangig auf ersteren Aspekt, während die Bezeichnung Shōjo Ai (
, dt. „Mädchenliebe“) genutzt wird, um sich vorrangig auf letztere zu beziehen: Werke, in denen die zwischenmenschliche Beziehung der weiblichen Homosexualität thematisiert wird und nur selten auf den sexuellen erotischen Aspekt eingegangen wird. Dabei ist anzumerken, dass die Bezeichnung Shōjo Ai im Japanischen ebenfalls verbreitet ist, dort jedoch Verwendung findet, um sich auf Pädophilie zu beziehen, und damit eine ähnliche Bedeutung wie Lolicon besitzt.
Literatur
- Kazumi Nagaike: The Sexual and Textual Politics of Japanese Lesbian Comics. Electronic Journal of Contemporary Japanese Studies, Oita University Center for International Education and Research, 2010.
- Verena Maser: Beautiful and Innocent: Female Same-Sex Intimacy in the Japanese Yuri Genre. Dissertation, Universität Trier, 2015.
Weblinks
- Essay über Yuri in der Open-Access Digital Initiative der Universität Tokio (englisch)
- Nicki Bauman: Yuri is for Everyone: An analysis of yuri demographics and readership, Artikel bei Anime Feminist (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Sabdha Charlton: Yuri Fandom on the Internet. In: Yuricon. Archiviert vom Original am 18. April 2009; abgerufen am 18. November 2013 (englisch).
- ↑ 女性同士のLOVEを描いた、男子禁制の“百合ブーム”がやってくる!?. Cyzo, 29. Februar 2008, abgerufen am 12. Januar 2011 (japanisch).
- ↑ Ga-netchû! Das Manga-Anime-Syndrom, S. 269. Henschel Verlag, 2008
- ↑ Jennifer Ellen Robertson: Takarazuka: Sexual Politics and Popular Culture in Modern Japan. University of California Press, 1998, ISBN 0-520-21151-0, S. 68–69 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ James Valentine: Pots and Pans: Identification of Queer Japanese in Terms of Discrimination. In: Anna Livia, Kira Hall (Hrsg.): Queerly Phrased: Language, Gender, and Sexuality: Language, Gender, and Sexuality. Oxford University Press, 1997, ISBN 0-19-510470-6, S. 101 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).