Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zdeněk Vojtěch 1. Fürst Lobkowicz
Goldmünze Zdeněk Vojtěch Lobkovic

Fürst Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowitz (auch Zdenko Adalbert Popel von Lobkowitz; tschechisch Zdeněk Vojtěch Popel z Lobkovic) (* 15. August 1568; † 16. Juni 1628 in Wien) war ein Oberstkanzler von Böhmen.

Leben

Zdeněk entstammte dem Familienzweig der Popel von Lobkowitz. Nach einer Ausbildung bei den Jesuiten und an der Karls-Universität in Prag unternahm er Bildungsreisen durch Europa.

Nach der Rückkehr trat er 1591 in den diplomatischen Dienst am Prager Königshof ein. Als Kaiser Rudolf II. auf Drängen des Papstes ab 1599 in Böhmen königliche Ämter mit Katholiken besetzte, die sich bei der Rekatholisierung verdient gemacht haben oder eine strenge katholische Ausbildung genossen, wurde Zdeněk zum Oberstkanzler des Königreichs Böhmen ernannt. Der sprachgewandte und gebildete Zdeněk wurde damit weltlicher Führer der böhmischen Katholiken und entschiedener Gegner der Reformation.

Als der Kaiser Rudolf 1609 mit seinem Majestätsbrief religiöse Freiheit gewährte, stand Zdeněk an der Seite der Opposition und weigerte sich, dieses Dokument zu unterzeichnen. Auch unter Kaiser Matthias konnte er seine führende Stellung behalten. Zdeněk war 1598 mit Melchior Khlesl, der von Frühjahr 1609 die Regierung des Matthias führte, in engeren Kontakt getreten.[1] Khlesl holte seinen Bruder Ladislav (IV.) als Geheimen Rat in die Regierung des Königs Matthias. Mit Khlesls Ausgleichspolitik als Günstling-Minister des Kaisers hatte Zdeněk Probleme. 1617 gehörte er zu den Befürwortern der Krönung des Ferdinand II. zum böhmischen König und schaffte es, die Opposition zu entzweien.

Dem Prager Fenstersturz von 1618 konnte er entkommen, da er sich zu diesem Zeitpunkt mit dem König zu Verhandlungen in Wien aufhielt. Auch nach der Schlacht am Weißen Berg hielt er sich überwiegend am Wiener Kaiserhof auf.

Als Kanzler setzte er sich bei der Bestrafung der Beteiligten am Ständeaufstand für die Umwandlung von Todesstrafen in langjährige Haftstrafen ein und lehnte die Konfiszierungen von Eigentum ab. Sein politischer Einfluss nahm dadurch ab.

Seit 1603 war Zdeněk mit Polyxena von Pernstein, Witwe nach Wilhelm von Rosenberg, verheiratet. Sie besaß als Erbe ihrer spanischen Mutter das später berühmte Gnadenbild des Prager Jesulein und schenkte es den Karmelitern zur öffentlichen Verehrung.[2]

Der Ehe entstammte der Sohn Wenzel Eusebius von Lobkowicz. 1621 erbte er nach dem Tode seines Bruders Ladislav die Herrschaft Holešov. Nach der Schlacht am Weißen Berg erwarb er die konfiszierten Güter Bystřice pod Hostýnem, Prusinovice und Dřevohostice, die zuvor Václav Bítovský von Bítov gehört hatten. 1623 erhob ihn Ferdinand II. zum ersten Fürsten von Lobkowitz.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Haberer, Kardinal Khlesl 134 et pas.
  2. Webseite zur Geschichte des Prager Jesulein