Wenzel Eusebius von Lobkowicz

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Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz (1609–1677) mit Kommandostab

Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowicz (tschechisch Václav Eusebius z Lobkovic) (* 30. Januar 1609; † 22. April 1677 in Raudnitz) war ein böhmischer Adeliger und Diplomat sowie ab 1646 Herzog von Sagan.

Leben

Der Spross des alten böhmischen Adelsgeschlechtes der Lobkowicz und Sohn des höchsten Kanzlers von Böhmen Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowicz und seiner Frau Polyxena war ein leidenschaftlicher Verfechter der katholischen Lehre. Durch geschicktes Taktieren ist es ihm gelungen, für den Raudnitzer Ast der Familie ein beträchtliches Vermögen anzuhäufen.

Nach einer gründlichen Ausbildung trat er 1631 in die kaiserliche Armee ein, machte sich dann jedoch einen Namen als Politiker und Diplomat. Seine Besitzungen in der Oberpfalz wurden 1641 von Kaiser Ferdinand III. zur Gefürsteten Grafschaft Störnstein erhoben; in der Folge erhielt er am 30. Juni 1653 Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat.[1] 1646 erwarb er das schlesische Herzogtum Sagan, das 1634 nach der Ermordung des kaiserlichen Feldherrn Albrecht von Wallenstein vom Kaiser Ferdinand II. konfisziert worden war. Ab 1670 ließ er dort das noch heute erhaltene Barockschloss Sagan durch Antonio della Porta erbauen. Bereits ab 1652 hatte er das böhmische Schloss Raudnitz (Roudnice) als Barockpalast anstelle einer älteren Burg errichten lassen, das seinen Nachfahren – mit Unterbrechung – bis heute gehört.

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Wenzel Eusebius Fürst Lobkowitz

Er wurde ein Vertrauter von Kaiser Leopold I. (1640–1705), der ihn 1657 zum Präsidenten des Hofkriegsrats ernannte. Später stieg er sogar zum Obersthofmeister des Geheimen Rates (Erster Minister) auf. Als erster Minister konnte er unbeschränkt schalten und walten. Obwohl seine Eltern, vor allem seine Mutter, eine Anhängerin der spanischen Krone war, suchte sich Wenzel von Lobkowitz seine Verbündeten am französischen Hof und schuf sich dadurch Feinde in der spanischen Anhängerschaft am Wiener Hof. Auf deren Intervention fiel er beim Kaiser in Ungnade. Am 16. Oktober 1674 enthob der Kaiser Lobkowitz seines Amtes, ließ dessen Geld und Wertpapiere beschlagnahmen und verbannte ihn ohne öffentlichen Prozess wegen Hochverrats auf seine Güter in Raudnitz. Eine kaiserliche Untersuchungskommission soll festgestellt haben, dass Lobkowitz zugunsten der Franzosen 1673 den Erzbischof von Mainz gebeten haben soll, den kaiserlichen Truppen den Rheinübergang zu verwehren und wohl auch geheime Schreiben des Kaisers Leopold I. an die Franzosen weitergegeben hat. Die Vermeidung eines Prozesses ist wohl als ein Gnadenakt des Kaisers zu sehen, da neben der öffentlichen Bloßstellung eines der höchsten kaiserlichen Amtsträger ein Todesurteil wegen Hochverrats zu erwarten gewesen wäre.

Ehen und Nachkommen

Medaille mit dem Abbild des Wenzel Eusebius von Lobkowicz
Medaille mit dem Abbild des Wenzel Eusebius von Lobkowicz

Wenzel Eusebius heiratete in erster Ehe am 3. November 1638 Johana Myšková ze Žlunic (1600–1650). Die Ehe blieb kinderlos.

Seine zweite Ehefrau wurde am 6. Februar 1653 Auguste Sophie (1624–1682), Tochter des Pfalzgrafen und Herzogs August von Sulzbach, mit der er folgende Kinder hatte:

  • Sohn (*/† 1654)
  • Ferdinand August (1655–1715), Fürst von Lobkowicz, Herzog von Sagan
⚭ 1. 1677 Gräfin Claudia Franziska von Nassau-Hadamar (1660–1680)
⚭ 2. 1680 Prinzessin Anna Maria von Baden-Baden (1655–1701)
⚭ 3. 1703 Gräfin Marie Philippine von Althann (1671–1706)
⚭ 4. 1707 Prinzessin Maria Johanna von Schwarzenberg (1681–1739)
  • Philipp Ferdinand Adalbert (1656–1659)
  • Marie Hedwig Sophie (1658–1660)
  • Franz Wilhelm (1659–1698)

Literatur

Weblinks

Commons: Václav z Lobkowicz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Brenner-Schäffer: Geschichte und Topographie der Stadt Neustadt an der Waldnab, und seiner Herrschaft der ehemaligen gefürsteten Grafschaft Störnstein. Verhandlungen des historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg, Band 24, 1866, S. 56.