Zeithain

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Wappen Deutschlandkarte

Koordinaten: 51° 20′ N, 13° 21′ O

Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Landkreis: Meißen
Höhe: 98 m ü. NHN
Fläche: 81,62 km2
Einwohner: 5491 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 67 Einwohner je km2
Postleitzahl: 01619
Vorwahlen: 03525, 035264 (Lorenzkirch)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: MEI, GRH, RG, RIE
Gemeindeschlüssel: 14 6 27 360
Gemeindegliederung: 11 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 36 a
01619 Zeithain
Website: www.zeithain.eu
Bürgermeister: Mirko Pollmer[2] (BIG)
Lage der Gemeinde Zeithain im Landkreis Meißen

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Zeithain ist eine Gemeinde im Nordwesten des Landkreises Meißen im Freistaat Sachsen bei Strehla und Riesa.

Ortsteile

Zur Gemeinde gehören die Ortsteile:[3]

Geografie und Verkehrsanbindung

Die Gemeinde liegt am Rande der Elbaue am Übergang zur Großenhainer Pflege. Die Nachbarstädte sind die Stadt Großenhain (14 km), Gröditz (12 km) und Riesa (5 km). Die Gemeinde liegt an der Kreuzung der Bundesstraßen 169 und 98. Die Bahnstrecken Leipzig-Dresden, Riesa–Elsterwerda und Riesa–Falkenberg verlaufen durch das Gemeindegebiet. Für den Personenverkehr steht der Haltepunkt Zeithain zur Verfügung, an welchem die Linie RB 45 zwischen Elsterwerda, Riesa und Chemnitz verkehrt. Hinzu kommen mit Stand 2022 sieben Regionalbuslinien, die Zeithain mit u. a. mit Mühlberg, Gröditz, Großenhain, Nünchritz und Riesa verbinden.[4]

Geschichte

1233 wird Zeithain als „Cytene“ erstmals urkundlich und als Pfarrdorf erwähnt. 1406 zahlte Zeithain Landbete nach Hain und gehörte Heinrich von Keckeritz.

1730 veranstaltete August der Starke das „Lustlager von Zeithain“, eine gigantische Militärparade und Heerschau. Im Verlauf dieser Veranstaltung, die als das „Spektakel des Jahrhunderts“ gilt, wurden unter anderem tausende von hölzernen Tellern in die Elbe geworfen. Der sächsische Schriftsteller Gustav Nieritz schrieb darüber eine Erzählung. Außerdem kam das berühmte „Große Stollenmesser“ zum Schneiden eines Riesenchriststollens zum Einsatz, woran das seit 1994 stattfindende Dresdner Stollenfest erinnern soll. Beim in der Gegenwart zu Wülknitz gehörenden Dorf Streumen wurde extra ein prächtiges Opernhaus speziell für das Lustlager errichtet, wo Komödien und Lustspiele aufgeführt wurden.

In der Zeit des Deutschen Kaiserreichs entstand ab 1873 nördlich von Zeithain für die Sächsische Armee der Truppenübungsplatz Zeithain. Er wurde mehrfach erweitert, außerdem wurde in der Nähe die Heeresmunitionsanstalt Zeithain (Muna) angelegt.

Ab Mitte 1941 wurde in Zeithain das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager Stalag 304 (IV H) Zeithain als ein Zweiglager des Stalag IV B Mühlberg von der Wehrmacht betrieben. Aufgrund der unmenschlichen Lebensbedingungen starben tausende Kriegsgefangene, überwiegend Angehörige der Roten Armee. Nach dem 8. September 1943 trafen mehrere Transporte mit italienischen Kriegsgefangenen aus Armeelazaretten ein, sie wurden als italienische Militärinternierte (IMI) bezeichnet. Die ab 1984 errichtete Gedenkstätte Ehrenhain erinnerte als erste in Deutschland nur an sowjetische Kriegsgefangene.

Nach 1945 war dort eine Garnison der alliierten Streitkräfte stationiert, die bis 1989 als eine Ortsgruppe der NVA fortbestand. Der Truppenübungsplatz hingegen wurde, nachdem er 1990 mit der Wiedervereinigung in Bundeseigentum überging, 2007 von der Bundeswehr aufgelassen. Das ehemalige Muna-Gelände wird seither vom Kampfmittelräumdienst (KMZE) Sachsens weiterhin genutzt.

Die Ortsteile Röderau-Bobersen, Lorenzkirch, Zschepa, Gohlis, Cottewitz, Promnitz, Moritz und Kreinitz waren durch die Elbhochwässer im August 2002 und Juni 2013 schwer betroffen.

Eingemeindungen

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Bobersen 1. Januar 1994   Zusammenschluss mit Röderau zu Röderau-Bobersen
Cottewitz 1. Januar 1902   Eingemeindung nach Lorenzkirch
Gohlis (*) 1. Januar 1999
Jacobsthal 1. Januar 1994
Kleintrebnitz 1. Januar 1957   Eingemeindung nach Jacobsthal
Kreinitz 1. Januar 1994   Eingemeindung nach Zeithain
Lessa 1. Oktober 1936   Eingemeindung nach Bobersen
Lorenzkirch (*) 1. Januar 1994
Moritz 1. April 1970   Eingemeindung nach Röderau
Neudorf 1. April 1970
Promnitz 1. April 1938   Eingemeindung nach Röderau
Röderau 1. Januar 1994   Zusammenschluss mit Bobersen zu Röderau-Bobersen
Röderau-Bobersen[5] 1. Juli 2002
Zschepa 1. April 1937   Eingemeindung nach Lorenzkirch
Zschepa, Ortsteil Kleinzschepa 1. April 1937   Eingemeindung nach Gohlis

(*) Gohlis und Lorenzkirch gehörten früher zum Kreis Oschatz.

Religion

17 % der Einwohner von Zeithain sind evangelisch, 2 % katholisch.[6]

Die Kirchen und Kapellen in Zeithain, Bobersen, Gohlis, Jacobsthal, Kreinitz, Lorenzkirch, Röderau und Zschepa gehören zum Kirchspiel Zeithain im Kirchenbezirk Meißen-Großenhain der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens.

Die wenigen Katholiken in Zeithain sind der Pfarrei St. Barbara in Riesa zugeordnet, die zum Dekanat Meißen im Bistum Dresden-Meißen gehört.

Politik

Gemeinderat und Bürgermeister

Gemeinderatswahl 2019[7][8]
Wahlbeteiligung: 62,8 % (2014: 54,5 %)
 %
50
40
30
20
10
0
30,7 %
44,4 %
9,1 %
13,1 %
2,7 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
−9,1 %p
+5,7 %p
−7,8 %p
+8,6 %p
+2,7 %p

Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 18 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen (mit Vergleichszahlen von 2014):

Partei / Liste Sitze 2019 Sitze 2014
Bürgerinteressengemeinschaft Gemeindegebiet Zeithain e.V. (BIG) 9 7
Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) 6 8
Die Linke 1 3
Freie Demokratische Partei (FDP) 2 0

Im April 2021 wurde Mirko Pollmer (BIG) zum neuen Bürgermeister gewählt. Er setzte sich dabei gegen Mathias Busse (CDU) durch. Die Wahl, keine zwei Jahre nach der vorherigen Bürgermeisterwahl vom Juni 2019, wurde notwendig, nachdem sein Amtsvorgänger Ralf Hänsel zum Landrat des Landkreises Meißen gewählt wurde.[2]

Partnergemeinden

Die deutschen Gemeinden Teningen und Hausen ob Verena in Baden-Württemberg sowie Todtenweis in Bayern sind Partnergemeinden von Zeithain.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Datei:GedenkZeithainEing.JPG
Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain
Wasserturm in Neudorf

Vereine

Durch die Eingemeindungen existieren eine Vielzahl an Vereinen die zur Gemeinde Zeithain gehören so die SG Kreinitz, die SV Königsblau Gohlis, die SV Röderau-Bobersen, der TuS Röderau-Bobersen e. V. und der SV Sachsen Zeithain. Auf kulturellem Gebiet ist der Kulturverein Kreinitz e. V. sehr aktiv. Er betreibt das Museum der Begegnung in Kreinitz. Hier werden zahlreiche Ausstellungsstücke zum ersten Aufeinandertreffen von russischen und amerikanischen Truppen am 25. April 1945 gezeigt. Eine Ausstellung zur Dorfgeschichte und ein Schulmuseum, welches über die 300-jährige Geschichte der Schulentwicklung in Kreinitz berichtet, sind hier ebenfalls zu finden. Das Museum wurde am 25. April 2010 anlässlich des 65. Jahrestages der Begegnung an der Elbe feierlich eingeweiht und erfreut sich seitdem einer wachsenden Beliebtheit.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Valentin Heerbrand (1611–1674), Hofprediger in Dresden[10]
  • Max Hoelz (1889–1933), Revolutionär und kommunistischer Politiker, im Ortsteil Moritz geboren
  • Willi Arlt (1919–1947), SV Bobersen und Riesaer SV-Fußballspieler, jüngster damaliger Nationalspieler unter Sepp Herberger
  • Ellen „Elly“ Rometsch (* 1936), ehemaliges Fotomodel, wurde vom FBI der Spionage verdächtigt
  • Günter Wolf (* 1942), Volkskammerabgeordneter der DDR, im Ortsteil Jacobsthal geboren
  • Frieder Andrich (* 1948), ehemaliger deutscher Fußballspieler
  • Ulf Kirsten (* 1965), ehemaliger Fußball-Nationalspieler, aus dem Ortsteil Gohlis

Literatur

  • Michael Roes: Zeithain. Schöffling & Co., Frankfurt a. M. 2017, ISBN 978-3-89561-177-3 (Leseprobe)
  • Stanislaw Iwankiewicz: Polski Szpital Wojskowy w Zeithain. Akademia Medyczna im. Piastow Slaskich we Wrocławiu, Wrocław 2000, ISBN 83-7055-342-7 (polnisch).
  • Jörg Osterloh: Ein ganz normales Lager. Das Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 304 (IV H) Zeithain 1941 bis 1945. Hrsg. Stiftung Sächsische Gedenkstätten. Kiepenheuer, Leipzig 1997 (Schriftenreihe, 2) ISBN 3-378-01018-5.
  • Maria Vittoria Zeme: … und entzünde eine Funken Hoffnung. Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung der Technischen Universität Dresden, Dresden 1996, ISBN 978-3-9805527-2-1.
  • Walter Donath: Ehrenhain Zeithain. Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung Hrsg.: SED-Kreisleitung Riesa, Kommission zur Wahrung und Weiterführung der revolutionären Traditionen der Arbeiterbewegung u. des antifaschistischen Widerstandskampfes; in Verbindung mit der Kommission zur Erforschung d. Geschichte der örtlichen Arbeiterbewegung. Riesa 1985.
  • Hans Beschorner: Beschreibungen und bildliche Darstellungen des Zeithainer Lagers von 1730, in: NASG 27, 1906, S. 103–151 und NASG 28, 1907, S. 200–252.
  • Zeithain. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 13. Band. Schumann, Zwickau 1826, S. 439–443.
  • Cornelius Gurlitt: Zeithain. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 37. Heft: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1914, S. 503.

Weblinks

Commons: Zeithain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise