Zeitmaultheater

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Das Zeitmaultheater (Eigenschreibweise: ZEITMAULtheater) ist ein freies Theater in Bochum.

Das Theater versteht sich als Uraufführungs-Bühne, speziell für die Werke seines Leiters Witek Danielczoks[1] und beschreibt sich als „ein literarisches Theater, ein Uraufführungstheater, ein Theater der Monologe, ein Bochumer Theater, und nicht zuletzt ein Musiktheater.“[2] Alleinstellungsmerkmal ist, das ausschließlich Stücke von zeitgenössischen, noch lebenden Autoren aufgeführt werden sollen, um diese zu unterstützen.[3] Spezifisch für das Theater sind außerdem Monologe, die von zwei oder mehr Darstellern gespielt und gesprochen werden: In der Regel seien weder Geschlecht noch Alter des sprechenden Ich erkennbar und so könne das Ich eines Monologs von verschiedenen Menschen übernommen werden.[4]

Das Zeitmaultheater wird mit drei anderen „kreativen und experimentierfreudigen Gruppen,“ dem Prinzregenttheater, dem Kulturhaus Thealozzi und dem Rottstraße 5 Theater von der Stadt Bochum gefördert.[2] Außerdem wurde das Stück Fluchtshow im Frühjahr 2014 als Gewinnerprojekt in der Kategorie Kultur nach einer Bürgerabstimmung für „Herzensprojekte“ der Stadtwerke Bochum von den Stadtwerken mit 12.000 Euro gefördert[5]. 2015 fand wieder eine Förderung als „Herzensprojekt“ statt.[6]

Geschichte

Das Zeitmaultheater wurde Anfang 2008 von Witek Danielczok und Darek Ziaja in Bochum gegründet,[2] zeitgleich mit dem Bochumer Rottstr. 5 Theater.[3] Eine erste Produktion war die performative Lesung Der Weißmaler von Danielczok. Anschließend formierte sich eine achtköpfige Gruppe im Alter zwischen 18 und 40 Jahren um den Autor.[7] Die ersten sieben Jahre seines Bestehens hatte das Zeitmaultheater keine eigene Spielstätte. Gastspiele fanden in anderen Bochumer Theatern statt, wie dem Rottstr. 5 Theater (z. B. Zum Fest der letzten Worte, 2014[8]), dem Thealozzi (z. B. Fluchtshow, 2014[9]) oder dem Theater der Gezeiten,[3] in dem zum Beispiel die Premieren der Stücke Lilith, 2011, und Der Labyrinthführer, 2016, stattfanden.[10][11] Das Stück Botschaft ZM wurde im Forum Freies Theater in Düsseldorf aufgeführt.[7] Außerdem produziert das Theater „Wortportraits“, Aufnahmen, bei denen Literatur, Schauspiel, Musik und Film verschmolzen und die dann aufgeführt werden, wie zum Beispiel 2014 im Marler Stern.[12]

Im Mai 2015 fand das Zeitmaul einen Raum im Gebäude des Freien Kunst Territoriums, an dessen Masala Kunstfestival das Theater schon 2013 teilgenommen hatte.[13] Der Raum wurde dem Theater jedoch einen Tag vor der ersten Aufführung dort durch den Besitzer der Immobilie gekündigt. Daraufhin bot die Jugendhilfeeinrichtung St. Vinzenz e.V. die auf ihrem Gelände gelegene Kapelle als neue Spielstätte an. Im Gegenzug werden für die Jugendhilfeeinrichtung Theater-Workshops abgehalten und Stücke entwickelt.[14][15] Schirmherr des Vereins ist Frank Goosen,[16] der Witek Danielczok und das Zeitmaultheater in den Danksagungen seines Romans Sommerfest nennt: „Danielczok schreibt und inszeniert hochspannende Texte, die er mit dem Theater Zeitmaul an unterschiedlichen Orten in Bochum aufführt.“[17] Goosen dankte in einem Interview auch dem Bochumer Kulturamtsleiter für die Hilfe bei der Suche nach einer Spielstätte für das Zeitmaultheater, wo er auch Lesungen hält.[18]

Eine rumänische Gemeinde, die die Kapelle für Gottesdienste genutzt hatte, zog in eine andere leerstehende Bochumer Kirche um.[3] Unklar war jedoch noch im Dezember 2015 das Schicksal eines historisch und künstlerischen wertvollen Mosaiks, dass an die Opfer eines Luftangriffs vom 26. Juni 1943 erinnert: 104 Kinder wurden im Luftschutzkeller des Kinderheims verschüttet, 65 von ihnen und sieben Erwachsene starben.[19]

In der Kapelle wurden die Kirchenbänke entfernt, die bunten Fenster verhängt und eine Bühne wurde eingezogen. Neben den eigenen Stücken finden Gastspiele, Konzerte und Ausstellungen statt. Es ist Platz für bis zu 80 Besucher.[3] Die neue Spielstätte wurde im Dezember 2015 mit einer Aufführung des Stücks Körperlegenden eingeweiht, einer pathetischen, philosophischen, „mystischen Messe“ für und über den Körper, für die eigens mit Musikern die Zeitmaul Kapelle gegründet wurde.[3][1][20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Jürgen Boebers-Süßmann: Im Zeitmaul-Theater werden die letzten Dinge verhandelt auf DerWesten.de. Abgerufen am 29. April 2016.
  2. a b c Theaterförderung auf den Seiten der Stadt Bochum. Abgerufen am 29. April 2016.
  3. a b c d e f Lisa Sänger: Theater Zeitmaul zieht in ehemalige Kapelle am Nordring auf den Seiten des Coolibri. Abgerufen am 29. April 2016.
  4. Über ZEITMAULtheater auf Heyevent.de. Abgerufen am 29. April 2016.
  5. Dafür schlägt Bochums Herz (PDF) auf den Seiten der Stadtwerke Bochum. Abgerufen am 29. April 2016.
  6. Bochum hat gewählt auf den Seiten der Stadtwerke Bochum. Abgerufen am 29. April 2016.
  7. a b Zeitmaul Theater Botschaft ZM (Memento des Originals vom 29. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.forum-freies-theater.de auf den Seiten des Forum Freies Theater. Abgerufen am 29. April 2016.
  8. Jubiläumsaktion: Zeitmaultheater lädt zum Fest der letzten Worte, Pressemitteilung der Sparkasse Bochum. Abgerufen am 29. April 2016.
  9. Fluchtshow auf den Seiten des Thealozzis. Abgerufen am 29. April 2016.
  10. Julia Wessel: Im geborgten Körper auf der Suche nach starken Gefühlen. Auf den Seiten der Ruhr Nachrichten. Abgerufen am 29. April 2016.
  11. Programm auf den Seiten des Theater der Gezeiten. Abgerufen am 29. April 2016.
  12. Siegfried Schönfeld: ZEITMAULtheater machte den Kunststern 2014 Marl zum Filmstudio auf Lokalkompass.de. Abgerufen am 29. April 2016.
  13. Masala Kunstfestival 2013 (PDF) auf den Seiten des Masala Kunstfestivals. Abgerufen am 29. April 2016.
  14. Carsten Briefs: Schauspiel und Therapie – QVC sei Dank auf den Seiten des St. Vinzenz e.V. Abgerufen am 29. April 2016.
  15. Carsten Briefs: Deutsche Bank AG Essen mit großzügiger Spende auf den Seiten des St. Vinzenz e.V. Abgerufen am 29. April 2016.
  16. Frank Goosen auf den Seiten des St. Vinzenz e.V. Abgerufen am 29. April 2016.
  17. Frank Goosen: Sommerfest. KiWi-Taschenbuch, Köln 2014, ISBN 978-3462045437. Bei Google Books.
  18. Frank Schorneck: Fußball als Schreibblockade auf den Seiten des Kultur-Kino-Bildung.de Verlag. Abgerufen am 29. April 2016.
  19. Ulrich Schröder: Zwischen Neubeginn und Erinnerung auf den Seiten des trailer. Abgerufen am 29. April 2016.
  20. Dominik Lenze: Ekstatische Liturgie des Fleisches auf den Seiten des trailer. Abgerufen am 29. April 2016.