Zero Covid

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Logo der Kampagne (2021)

Zero Covid – Für einen solidarischen europäischen Shutdown (von engl. zero ,null‘) war eine kapitalismuskritische Kampagne mit dem Ziel, die COVID-19-Pandemie in Deutschland, Österreich und der Schweiz und anderen europäischen Ländern durch das Absenken der 7-Tages-Inzidenz auf null nachhaltig zu beenden. Sie orientierte sich an einem internationalen Aufruf von Wissenschaftlern für die konsequente Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Europa vom 19. Dezember 2020. Die Kampagne wurde von Wissenschaftlern, Ärzten und Pflegekräften, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, Künstlern, Journalisten und anderen Einzelpersonen unterstützt. Sie war innerhalb der politischen Linken umstritten.

Zu unterscheiden ist die Zero-Covid-Kampagne von der interdisziplinären No-Covid-Strategie, die zwar ebenfalls Corona eliminieren will, aber mit weniger einschneidenden Mitteln.[1][2]

Über eine Online-Petition via weACT, der Petitionsplattform von Campact, wurden bis Anfang April 2021 mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt.[3]

Zielsetzung

Zero Covid ist eine kapitalismuskritische Kampagne mit dem Ziel, die COVID-19-Pandemie in Deutschland, Österreich und der Schweiz und anderen europäischen Ländern durch das Absenken der 7-Tages-Inzidenz auf null nachhaltig zu beenden.[4] Sie orientiert sich an einem internationalen Aufruf von Wissenschaftlern für die konsequente Eindämmung der COVID-19-Pandemie in Europa vom 19. Dezember 2020.[5] Neben Öffentlichkeitsarbeit und Demonstrationen richtet sich eine Petition an die deutsche, österreichische und Schweizer Bundesregierung sowie an europäische Institutionen.[6]

Mit einer gemeinsamen europäischen Strategie soll das öffentliche Leben für bestimmte Zeit auf ein Minimum reduziert werden, insbesondere auch das Wirtschaftsleben. Die soziale Gesundheitsinfrastruktur solle ausgebaut, Impfstoffe der privaten Profit-Erzielung entzogen werden. Die notwendigen Maßnahmen sollen mit einer europaweiten Covid-Solidaritätsabgabe auf hohe Vermögen, Unternehmensgewinne, Finanztransaktionen und die höchsten Einkommen finanziert werden.

Eine Kontrolle des Infektionsgeschehens sei gescheitert. Die Politik habe einseitig das Privatleben eingeschränkt, Hunderte Millionen Menschen in existenzgefährdende Armut getrieben und dennoch Millionen Infektionen und Zehntausende Tote gebracht. Initiativen wie Zero Covid und ihre konkreten Vorschläge seien ein Teil des unausweichlichen volkswirtschaftlichen Transformationsprozesses, um auch z. B. die sozialen Erschütterungen zu bewältigen, welche die Globale Erwärmung auslösen werde.[7]

Der zu den Erstunterzeichnern und Initiatoren zählende Wirtschaftsgeograph Christian Zeller verweist darauf, „dass sich eine gesellschaftliche Linke seit jeher auch Forderungen stellt, die nicht in absehbarer Zeit umzusetzen sind.“[8] Laut Anna Jikhareva von der WOZ ist der Aufruf „nach langen Monaten der Pandemie, in denen der Lobbyismus der Bürgerlichen die Politik bestimmt“ habe und Menschenleben den Kapitalinteressen geopfert worden seien, eine wertvolle Intervention; das „eigentlich Unrealistische“ sei die Vorstellung, mit der bisherigen Politik, die aus einem „zermürbendem Stop and Go aus Lockern und Lockdown“ bestehe, das Virus vollständig zu kontrollieren.[9]

Kritik

Kritiker halten die Ziele der Kampagne und die Wege, sie zu erreichen, für unrealistisch.[10] Ulrike Guérot wandte in einer Radiodiskussion ein, es spreche „die gesamte Wissenschaftsgeschichte dafür, dass wir nie ein Virus ausgerottet haben.“[11]

Der Journalist Nikolaus Piper nennt die Kampagne einen „Aufruf aus dem linken bis extrem linken Spektrum“.[12] Laut ihm gibt es nach einer „solidarische[n] Arbeitspause“ von unbestimmter Dauer keine Gewinne mehr zu verteilen, die zur Finanzierung des Lockdowns gedacht seien.[12] Eine dramatische Senkung der Produktion bei gleichzeitig steigenden Sozialausgaben sei bereits während der bolivarischen Revolution in Venezuela gescheitert.[12]

Jan Fleischhauer kritisierte die Initiatoren der Kampagne in einer Focus-Kolumne. Sie entstammten einem akademischen Milieu, dessen Arbeitsleben durch die Maßnahmen kaum betroffen sei. Der Kampagne warf er autoritäre Züge vor.[13] Die Initiative „Zero Covid“ wurde auch in anderen Medien als „halbtotalitäre Fantasie“[14] oder „autoritäre Dystopie[15] kritisiert, die nur mit polizeistaatlichen Maßnahmen durchsetzbar sei und den Staat in seiner autoritären Tendenz verstärke.[16]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. FOCUS Online: No vs. Zero Covid: Was hinter den Strategien steckt und wie realistisch sie sind. Abgerufen am 24. Februar 2021.
  2. „No-COVID“-Initiative: Konzept für „grüne Zonen“ Ärzteblatt, 10. Februar 2021.
  3. #ZeroCovid. Abgerufen am 6. April 2021.
  4. Christina Clemm: #ZeroCovid Website abgerufen am 17. Februar 2021.
  5. Contain Covid-19. A joint statement of scientists from all across Europe. The Lancet, 21. Januar 2021 (englisch).
  6. #ZeroCovid: Für einen solidarischen europäischen Shutdown we act, abgerufen am 17. Februar 2021.
  7. Tomasz Konicz: Kommentare/Zero Covid: Pandemie und Transformation Neues Deutschland, 3. Februar 2021.
  8. Peter Nowak: Zero Covid im Praxistest Telepolis, 4. Februar 2021.
  9. Anna Jikhareva: „Zero Covid:“ Arbeiten ja, Freizeit nein? WOZ Die Wochenzeitung, 21. Januar 2021.
  10. Anne Bäuerl: Die Null als Ziel. „Zero Covid“-Strategie: „Fast aussichtslos“ Ärztezeitung, 19. Januar 2021.
  11. ZeroCovid – Ausweg oder Irrweg? Raul Zelik vs. Ulrike Guérot, Deutschlandfunk Streitkultur mit Manfred Götzke, 23. Januar 2021, ab 10:40 min.
  12. a b c Nikolaus Piper: Kapitalismus-Kritik: „Zero Covid“ ist reines Wunschdenken Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 2021.
  13. FOCUS Online: Das Covid-Kommando: Corona bringt ans Licht, wie autoritär Deutschlands Linke ist. Abgerufen am 8. November 2021.
  14. Thomas Gerlach: Vorschläge der Initiative „Zero Covid:“ Halbtotalitäre Fantasie taz, 14. Januar 2021.
  15. Peter Nowak: Zero-Covid-Aktivisten gehen auf der Straße Telepolis, 5. Februar 2021.
  16. Alex Demirović: Über die Null hinaus denken. Zur Kritik des Aufrufs #Zero Covid Luxemburg, Januar 2021.