Zertifikat (Finanzprodukt)

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Ein Zertifikat ist eine Schuldverschreibung, die über derivative Komponenten verfügt, so dass ihre Wertentwicklung von der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte abhängt. Im Gegensatz zu einer Standardanleihe gewährt ein Zertifikat keine feste Verzinsung, sondern die Teilhabe am Erfolg oder Misserfolg eines Börsengeschäfts. Zertifikate können daher für den Käufer völlig unterschiedliche Ertragschancen und Verlustrisiken beinhalten.

Zertifikate zählen zu den strukturierten Finanzprodukten. Sie werden von Banken emittiert und vorwiegend an Privatkunden verkauft; sie sind daher klassische Retail-Produkte. Sie stellen für Privatanleger eine Möglichkeit dar, komplexe Anlagestrategien zu verfolgen und in ansonsten für Privatleute nicht zugängliche Anlageklassen zu investieren.

Grundsätzliches

Zertifikate sind eine relativ junge Erfindung. Das erste jemals emittierte Zertifikat war im Juni 1990 ein Index-Zertifikat der Dresdner Bank, das den DAX eins zu eins abbildete. Für die emittierende Bank sind Zertifikate ein Mittel zur Refinanzierung. Sie nimmt durch die Emission Fremdkapital auf.

Aufgrund ihrer Rechtsnatur als Schuldverschreibung besteht bei Zertifikaten das Emittentenrisiko, das heißt, dass bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten ein Totalverlust des investierten Kapitals eintreten kann. Die in Fonds angelegten Gelder sind hingegen durch ihren rechtlichen Status als Sondervermögen bei der Insolvenz der Fondsgesellschaft geschützt. Bei Spareinlagen besteht durch den Einlagensicherungsfonds ebenfalls ein weitreichender Schutz bei Zahlungsunfähigkeit der Bank. Im Zuge der Finanzkrise ab 2007 und der Insolvenz von Lehman Brothers wurde die Möglichkeit geschaffen, pfandbesicherte Zertifikate (Collateral Secured Instruments, COSI) aufzulegen. Die Emittenten hinterlegen hier Sicherheiten (Wertpapiere hoher Bonität, z. B. Staatsanleihen) bei einem Pfandverwahrer.[1][2]

Wie bei allen anderen Anlageprodukten gibt es auch bei Zertifikaten Kosten, die letztlich vom Anleger getragen werden. Die Höhe der Kosten erschließt sich dem Anleger oft nicht unmittelbar. Anders als bei Investmentfonds gibt es bei Zertifikaten keine Verpflichtung des Emittenten zum Ausweis der voraussichtlichen oder tatsächlich angefallenen Kosten. Gewinne aus Zertifikaten unterliegen in Deutschland grundsätzlich der Abgeltungssteuer. Davon ausgenommen sind allerdings Erträge von Privatpersonen aus Altbeständen (Kauf des Zertifikats vor dem 1. Januar 2009).

Der Handel mit Zertifikaten findet in Deutschland vor allem außerbörslich statt. Darüber hinaus werden sie an den Börsen Stuttgart (EUWAX), Frankfurt (bis 2013 Scoach), Berlin und Düsseldorf gehandelt. Zertifikate kennt man in der Schweiz als Strukturierte Produkte. Diese werden dort ebenfalls größtenteils außerbörslich und in kleinerem Anteil an der Börse Zürich gehandelt. In Österreich werden Zertifikate an der Wiener Börse gehandelt.

Zertifikate können in zwei Gruppen eingeteilt werden:

Partizipationszertifikate Zertifikate mit definiertem Rückzahlungsprofil
Funktionsweise Der Wert des Zertifikats folgt dem Wert des Basiswerts Das Zertifikat nimmt zur Fälligkeit einen von vorab festgelegten Bedingungen abhängigen Wert an.
Beispiele Tracker-, Index-, Themen-, Strategie-, Basket-Zertifikate Discount-, Bonus-, Outperformance-, Express-Zertifikate, Optionsscheine, Aktienanleihen
Laufzeit oft endlos bei Emission definiert

Partizipationszertifikate

Partizipationszertifikate eröffnen dem Anleger die Möglichkeit, flexibel und kostengünstig in Basiswerte aller Art zu investieren, ohne den Basiswert selbst an der Börse kaufen zu müssen. Dies ist vor allem dann vorteilhaft, wenn der Basiswert ein Index ist, also aus vielen Einzelwerten besteht, oder wenn es sich um einen exotischen Basiswert handelt, der an einer inländischen Börse nicht gehandelt wird.

Indexzertifikate

Indexzertifikate haben als Basiswert einen Aktien-, Wertpapier- oder Rohstoffindex. Indexzertifikate bilden die Entwicklung des zugrunde liegenden Index eins zu eins ab. Sie eignen sich besonders für Privatanleger, die die Anlagestrategie des Index Investing umsetzen möchten. Eine Alternative zu Indexzertifikaten sind Indexfonds, die ebenfalls einen Index abbilden. Indexzertifikate verursachen im Vergleich zu Indexfonds meist geringere Kosten, sind aber mit dem oben erläuterten Emittentenrisiko behaftet.

Liegt dem Zertifikat ein Aktienindex zugrunde, ist zu beachten, ob sich das Zertifikat auf einen Performanceindex oder einen Kursindex bezieht. Bei einem Performanceindex werden die Dividendenzahlungen mit einbezogen, bei einem Kursindex hingegen nicht – dieser Unterschied kann im Einzelfall einen Renditeunterschied um mehrere Prozent pro Jahr ausmachen. Die Investition in Performanceindices ist für den Anleger daher in jedem Fall vorteilhafter. Bei Indizes, die nicht in Lokalwährung notieren, besteht zusätzlich ein Währungsrisiko. Dieses kann aber mit so genannten Quanto-Index-Zertifikaten ausgeschlossen werden.

Korbzertifikate

Korbzertifikate bilden einen Korb von Aktien oder auch anderen Anlageprodukten ab und sind eine Abwandlung der Indexzertifikate. Die Zertifikate unterscheiden sich hinsichtlich der Ausschüttung von Dividenden, dem Mechanismus der Pflege der Korbzusammensetzung und der hierfür erhobenen Managementgebühr. Eine Variante der Korbzertifikate sind REIT-Zertifikate, die die Kursentwicklung einer börsennotierten Immobilien-Aktiengesellschaft (Real Estate Investment Trust, REIT) oder eines Immobilienindex abbilden.

Trackerzertifikate

Trackerzertifikate bilden die Kursentwicklung eines Basiswerts ab. Es werden aber keine Dividenden ausgezahlt; zukünftige Dividendenzahlungen werden stattdessen diskontiert und damit bereits vorab im Kurswert berücksichtigt. Dividendeneinkünfte werden somit in Kurssteigerungen umgewandelt. Bis zur Einführung der Abgeltungsteuer im Jahr 2009 konnte bei Werten, die eine üppige Sonderdividende ausschütten, ein Trackerzertifikat vorteilhaft sein.

Exchange-traded Commodities

Zertifikate auf die Anlageklasse Rohstoffe werden unter dem Namen Exchange-traded Commodity angeboten.

Discountzertifikate

Die grundlegende Idee des Discountzertifikats ist die Risikobegrenzung im Vergleich zum direkten Kauf des Basiswerts. Im Gegenzug ist allerdings auch die erzielbare Rendite mit einem produktspezifischen Höchstwert (Cap) gedeckelt. Die Konstruktion erfolgt über den Kauf (Long) und Verkauf (Short) jeweils einer Option. Soll auf steigende Kurse gesetzt werden, so ist der Preis des Basiswertes höher als der Preis der gekauften Option, für fallende Kurse entsprechend umgekehrt. Theoretisch ist es möglich, auch mit Put-Optionen auf steigende Kurse zu setzen. Zu erklären ist dies, weil man durch den Verkauf einer Put-Option mit höherem Basispreis mehr Geld einnimmt, als der Kauf einer Put-Option mit niedrigerem Basispreis benötigt.

Beispiel: Der DAX stehe bei 8000 Punkten. Ein Discountzertifikat, das auf steigende Kurse setzt, bei 8500 Punkten gedeckelt (Cap) und bei 7500 Punkten abgesichert (Risikobegrenzung) ist, kann konstruiert werden durch:

Short Put mit Strike 8500 und Long Put mit Strike bei 7500.

Der Erlös des Short Put sei 505, der Verlust durch den Long Put sei 5.

Folgende Szenarien sind möglich:

  • Dax > 8500: Sowohl der Long Put als auch der Short Put sind wertlos, aber der Anleger hat noch den Verkaufserlös von 505 - 5 = 500.
  • Dax < 8500 und Dax > 7500, z. B. 8250: Der Short Put muss bedient werden und kostet so -8500 + 8250 = -250. Der Long Put ist wertlos. Allerdings hat der Anleger durch den Verkaufserlös von 500 einen Gewinn von 500 - 250 = 250 gemacht.
  • Dax < 7500, z. B. 7250: Der Short Put muss bedient werden: -8500 + 7250 = -1250. Der Long Put kann ausgeübt werden: 7500-7250=250. Der gesamte Verlust beträgt: -1250 + 250 + 500 = -500.

Bonuszertifikate

Bonuszertifikate haben eine feste Laufzeit. Weiter wird ein Bonuszertifikat durch zwei Parameter bestimmt, die Barriere, auch Sicherheitslevel genannt, und das Bonuslevel. Abhängig von der Wahl dieser Parameter reagiert der Wert des Zertifikates auf die Entwicklung seines Basiswertes.

Die Auszahlung bei Fälligkeit eines Bonuszertifikates ist von der Entwicklung des Basiswertes während der gesamten Laufzeit abhängig. Es sind zwei Fälle zu unterscheiden:

  1. Der Kurs des Basiswerts
    • berührte während der Laufzeit das Sicherheitslevel oder
    • liegt über dem Bonuslevel:
    Die Höhe der Rückzahlung entspricht dann dem Kurs des Basiswerts (ggf. entsprechend dem Bezugsverhältnis).
  2. Der Kurs des Basiswerts blieb während der gesamten Laufzeit über dem Sicherheitslevel und liegt zur Fälligkeit unter dem Bonuslevel:
    • Es wird der Wert des Bonuslevels ausgezahlt (ggf. entsprechend dem Bezugsverhältnis).

Ein Bonuszertifikat lässt sich nachbilden, indem man einen Zero-Strike-Call auf den Basiswert und gleichzeitig eine Down-and-Out-Put-Option (Barriere-Option) erwirbt. Der Basispreis der Barriere-Option entspricht dem Bonuslevel und die Barriere der Schwelle, ab deren Berühren die Option verfällt und das Bonuszertifikat nur noch dem Zero-Strike-Call entspricht. Der faire, d. h. arbitragefreie Preis eines Bonuszertifikates lässt sich als Summe der Preise dieser beiden Komponenten berechnen.

Das Sicherheitsniveau spielt eine wesentliche Rolle: Berührt oder durchbricht der Basiswert die Barriere während der Laufzeit auch nur ein einziges Mal, dann ändert sich der Charakter des Bonuszertifikats vollständig: Es wird zu einem normalen Trackerzertifikat und der Bonus ist unwiderruflich verloren, auch wenn am Fälligkeitstag der Basiswert wieder über der Barriere liegt. Allerdings unterscheidet sich die Rendite eines Bonuszertifikates von der eines Trackerzertifikates, da der Preis des Bonuszertifikates um den Wert der Barrieroption über dem Preis eines entsprechenden Trackerzertifikates liegt.

Renditeverteilung von Bonuszertifikaten

Renditeverteilungen von Bonuszertifikaten (Laufzeit 1 Jahr) in Abhängigkeit von der absorbierenden Barriere A und dem Bonuslevel B für einen fiktiven Basiswert mit Startwert P0

Wie die Eigenschaften eines Bonuszertifikates vom Bonuslevel B und der Barriere A abhängen, lässt sich mit Hilfe der Verteilung der Gesamtrendite des Zertifikats veranschaulichen. Die Renditeverteilung gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Bonuszertifikat eine bestimmte Rendite RB erzielt.

Die nebenstehende Abbildung zeigt die Verteilungsdichte der Renditen für einen fiktiven Basiswert (ohne Zins- und Dividendenzahlung, z. B. der DAX-Performance-Index) und für unterschiedliche Ausgestaltungen eines Bonuszertifikates. Die Verteilungsdichte der Renditen des Basiswertes ist als rote Kurve eingezeichnet. Dessen Entwicklung wurde, wie üblich, mit einem Black-Scholes-Modell berechnet, das als Parameter eine mittlere Jahresrendite µ und eine Jahresvolatilität σ hat (hier: µ = 6 % und σ = 20 %).

Die Laufzeit des Zertifikats beträgt ein Jahr, die risikolose Rendite wird mit 2 % angenommen. Die Werte α in der ersten Spalte sind die prozentualen Abstände der Barriere A vom Kurs des Basiswerts P0 zum Kaufzeitpunkt. Die Werte β in der ersten Zeile sind die prozentualen Abstände des Bonuslevels B von P0. Die sich für die verschiedenen Wertekombinationen ergebenden Verteilungsdichten der Zertifikatsrenditen sind durch die blaue, ausgefüllte Kurve dargestellt.

Liegen Bonuslevel und Barriere nahe beieinander, kommt das Bonuslevel nur selten zur Geltung und das Bonuszertifikat ähnelt einem Trackerzertifikat (Graphen links oben in der Abbildung; bei der Parameterkombinationen der beiden oberen Graphen in der linken Spalte, die eher theoretischer Natur sind, verhält sich das Bonuszertifikat exakt wie ein Trackerzertifikat). Liegt die Barriere weit unter dem Bonuslevel („Deep Bonuszertifikat“, Graphen rechts unten in der Abbildung), ähnelt das Zertifikat einem festverzinslichen Wertpapier: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der Bonuslevel wirksam, der Anleger erhält eine feste Rendite, die sich aus dem Verhältnis von Bonuslevel und Kaufpreis ergibt. Mit kleiner Wahrscheinlichkeit kann es aber zu einem Crash beim Basiswert kommen, bei dem die Barriere erreicht wird. Der Anleger erleidet dann entsprechend hohe Verluste.

Dazwischen liegen Fälle, bei denen die Renditeverteilung zwei deutliche Spitzen aufweist. In den für den Anleger günstigen Fällen wird die Barriere nicht berührt, er erhält mindestens die dem Bonuslevel entsprechende Rendite. Bei Berühren oder Unterschreiten der Barriere erhält der Anleger eine schlechtere Rendite als die eines Trackerzertifikates bzw. die des Basiswertes, weil das Bonuszertifikat wegen der eingebauten Option teurer ist als ein Trackerzertifikat. Die Flächen unter den Verteilungsspitzen geben an, wie wahrscheinlich der jeweilige Ausgang ist.

Inverse Bonuszertifikate

Inverse Bonuszertifikate sind gespiegelte Bonuszertifikate, mit denen man Gewinne erzielen kann, wenn der Basiswert fällt, und (in der Regel große) Verluste erleidet, wenn der Basiswert über eine bestimmte Schwelle steigt. Damit bieten Inverse Bonuszertifikate die Möglichkeit, Depotpositionen gegen Kursverluste abzusichern.

Wie bei den Bonuszertifikaten gibt es die frei wählbaren Parameter der Barriere und des Bonuslevels. Dazu kommt ein weiterer Parameter, der Spiegelungspunkt, der abhängig vom Emittenten als „Strike“, „Basispreis“, „Referenz Level“ oder „Startpreis“ bezeichnet wird.

Expresszertifikate

Ein Expresszertifikat wird mit einer maximalen Laufzeit, meist mehrere Jahre, begeben.

Wenn der Basiswert die Tilgungsschwelle an einem bestimmten Stichtag erreicht oder überschreitet, wird das Zertifikat zusammen mit einer Bonuszahlung vorzeitig zurückgezahlt.

Liegt der Basiswert darunter, läuft das Zertifikat weiter bis zum nächsten Stichtag.

Erst wenn der Basiswert zu einem späteren Stichtag auf oder oberhalb der vorher definierten Tilgungsschwelle liegt, kommen alle bis dahin aufgeschobenen Bonuszahlungen dann zur Rückzahlung.

Hebelzertifikate (auch: Turbo- oder Knock-out-Zertifikate)

Hebelzertifikate sind Investments in einen Basiswert unter Einbeziehung eines Wertpapierkredits. Mit Hebelzertifikaten kann somit ein Engagement (englisch

) auf einem Basiswert zu einem niedrigen Einsatz gekauft werden. Durch den Hebel partizipiert ein Hebelzertifikat hierbei stärker von Kursschwankungen als der darunterliegende Basiswert.

Der Wert eines Hebelzertifikats berechnet sich aus dem Kurs eines Basiswerts und einem für das Zertifikat festgelegten Strike-Kurs: Wert = Kurs - Strike. Es existiert hierbei eine Knock-out-Grenze (Kurs = Strike), bei dem das Hebelzertifikat wertlos wird. Es existieren zwei Haupttypen von Hebelzertifikaten:

  • Partizipation an steigenden Kursen, diese werden auch als Bull-, Long-Zertifikate oder Wave-Calls bezeichnet.
  • Partizipation an fallenden Kursen, diese werden auch als Bear-, Short-Zertifikate oder Wave-Puts bezeichnet.

Die Funktionsweise eines Hebelzertifikates soll hier in einem Beispiel erklärt werden:

Wenn der DAX beispielsweise bei 4000 Punkten steht, würde ein Hebelzertifikat mit einem Finanzierungsniveau (auch Strike genannt) von 3000 Punkten in diesem Fall 1000 € kosten. Es gilt allerdings noch das Bezugsverhältnis zu beachten; beim DAX ist dies in der Regel 1:100 (0,01). Da die Bank noch ein Aufgeld (bzw. Abgeld bei Bearzertifikaten) berechnet, muss dieses auch berücksichtigt werden; in diesem Beispiel gehen wir einfach von einem Aufgeld von 10 € aus:

Für Long-Werte gilt hierbei die folgende Formel:

((Basispreis+Aufgeld) − Strike) × Bezugsverhältnis = Preis Hebelprodukt
((4000 + 10) − 3000) × 0,01 € = 10,10 €

Sollte der DAX auf 4500 Punkte steigen, würde der Wert auf 15 € steigen:

((4500 + 10) − 3000) × 0,01 € = 15,10 €

Fällt der DAX unter das Finanzierungslevel (in diesem Beispiel 3000 Punkte), wird das Zertifikat ungültig, und die eingesetzte Summe (inklusive des Aufgelds) geht verloren.

Durch das Finanzierungslevel steigt für den Anleger die Möglichkeit, stärker von den Kurserhöhungen zu profitieren, als wenn er Indexzertifikate kaufen würde. Im vorangegangenen Beispiel stieg der DAX von 4000 auf 4500 Punkte; das sind 12,5 %. Das Hebelzertifikat ist aber von 10,10 € auf 15,10 € gestiegen; das sind 49,5 %.

Dieser höhere Prozentsatz ergibt sich durch den sogenannten Hebel. Der Hebel berechnet sich folgendermaßen:

(Basispreis ÷ Preis des Zertifikats) × Bezugsverhältnis = Hebel
(4000 € ÷ 10,10 €) × 0,01 = 3,96

Daher ergibt sich bei einer Preissteigerung von 12,5 % der Prozentsatz folgendermaßen:

Prozentsatz Basispreis × Hebel = Prozentsatz Hebelprodukt

12,5 % × 3,96 = 49,5 %

Bei Short-Zertifikaten wird der Basispreis folgendermaßen berechnet:

(Strike − (Basispreis+Abgeld)) × Bezugsverhältnis = Preis Hebelprodukt

Dadurch ergeben sich steigende Kurse des Zertifikates bei fallenden Preisen.

Eine Abweichung von der oben genannten Berechnung für den Wert von Short-Zertifikaten ergibt sich im Falle von Dividendenausschüttungen. In diesem Fall fällt der Kurs der zu Grunde liegenden Aktie um den Wert der Dividende. Dieser Kursverlust wird aber im Kurs der meisten Short-Zertifikate nicht abgebildet, d. h. der Kurs des Short-Zertifikates bleibt trotz des gesunkenen Kurses des Basiswertes unverändert.

Bei verschiedenen Emittenten gibt es neben der Knock-out-Schwelle zusätzlich noch einen Stop-Loss-Kurs, bei dessen Erreichen der Restwert des Zertifikates ausgezahlt wird. Grund hierfür ist eine andere Konstruktionsweise des Hebel-Zertifikates durch den Emittenten, die als zusätzliche Absicherung beschrieben wird. Der Anleger bekommt hierbei sozusagen einen Teil seines gezahlten Aufgelds vom Emittenten zurück, bezahlt dies allerdings auch durch ein höheres Aufgeld beim Kauf dieses Zertifikates.

Eine besondere Variante des Turbo-Zertifikats ist der Long Rolling Turbo bzw. Short Rolling Turbo. Ein Rolling Turbo ist ebenso wie ein normaler Turbo ein (zum Beispiel mit dem Faktor 10) gehebeltes Anlagezertifikat. Das heißt, eine Veränderung des Basiswertes (in der Regel ein Aktienindex) von 1 Prozent bewirkt eine Wertänderung des Rolling Turbos von 10 Prozent. Mit einem Long Rolling Turbo setzt ein Investor auf einen Anstieg des Basiswertes, mit einem Short Rolling Turbo auf ein Sinken des Basiswertes.

Die Besonderheit der Rolling-Turbo-Zertifikate ist der konstante Hebel. Durch das tägliche Schwanken der Aktienkurse und die Verrechnung von Finanzierungskosten durch den Emittenten verändert sich bei einem normalen Turbo der Hebel. Dies bewirkt bei einem Anstieg des Basiswertes eine Verwässerung des Hebels von Long Turbos und beim Sinken des Basiswertes eine Verwässerung des Hebels von Short Turbos. Das heißt, der Anleger partizipiert nur zu Anfang tatsächlich mit dem ursprünglichen Hebel (zum Beispiel mit dem Zehnfachen) an Veränderungen des Basiswertes. Steigt der Basiswert, wird der Hebel der Long Turbos immer kleiner. Bei sinkenden Kursen des Basiswertes wird hingegen der Hebel des Short Turbos immer geringer.

Dieser Effekt der Hebelveränderung wird bei einem Long Rolling Turbo durch börsentägliche Anpassung des Finanzierungslevels in Abhängigkeit vom aktuellen Kurs des Basiswertes ausgeglichen, so dass ein konstanter Hebel (von zum Beispiel 10) für das Zertifikat gewährleistet wird. Dadurch kombiniert der Long Rolling Turbo die Einfachheit von Indexzertifikaten, die stets eins zu eins mit dem Index mitschwanken, mit der Hebelwirkung von Turbo-Zertifikaten.

Hebel-Zertifikate unterscheiden sich von Optionsscheinen dadurch, dass wenig Zeitwertverlust entsteht und auch zwischenzeitliche Wertschwankungen (Volatilität) des Basiswertes keine Rolle spielen. Die Zinsverluste, die der Emittent durch die Herausgabe des Zertifikates erleidet, werden durch Anpassung des Strike-Kurs, in der Regel täglich über Nacht, kompensiert.

Basisanpassung bei Open-End-Turbo-Long-Zertifikaten (ohne Laufzeitbegrenzung):

Strike neu = Strike alt × (1 + (Referenzzinssatz + Zinsanpassungssatz) × Anpassungstage)

Basisanpassung bei Open-End-Turbo-Short-Zertifikaten (ohne Laufzeitbegrenzung):

Strike neu = Strike alt × (1 + (Referenzzinssatz - Zinsanpassungssatz) × Anpassungstage)

Der Referenzzinssatz entspricht typischerweise dem Referenzzinssatz (1-Monats-EURIBOR); der Zinsanpassungssatz wird vom Emittenten festgelegt. Bei längerer Haltedauer sind die Einflüsse der Strike-Anpassung erheblich.

Mini-Future

Ein Mini-Future ist ein Hebelzertifikat ohne Laufzeitende, dessen Preisbildung ausschließlich durch die Kursbewegungen des Basiswertes bestimmt ist.[3]

Beim Mini-Future wird der Kaufpreis einer Aktie oder eines anderen Basiswertes (z. B. ein Aktienindex) zwischen dem Emittenten und dem Käufer des Mini-Futures aufgeteilt. Die Charakteristik des Mini-Futures wird dabei durch das vom Emittenten bestimmte Finanzierungslevel, den Stop-Loss und das Bezugsverhältnis bestimmt. Insgesamt hat ein Mini-Future gewisse Ähnlichkeiten sowohl mit einem Optionsschein als auch mit einem Terminkontrakt (Future), unterscheidet sich jedoch von beiden Instrumenten.

Solange der Basiswert zu einem über dem Stop-Loss liegenden Preis gehandelt wird, ist der Wert des Mini-Futures durch die Differenz zwischen dem aktuellen Preis und dem Finanzierungslevel multipliziert mit dem Bezugsverhältnis bestimmt. Anders als bei klassischen Optionsscheinen hat die Volatilität keinen Einfluss. Fällt der Preis des Basiswerts unter den Stop-Loss-Preis, verfällt der Mini-Future; der Inhaber des Mini-Futures kann in diesem Fall unter Umständen den ganzen Einsatz verlieren oder erhält vom Emittenten einen zum voraus festgelegten (natürlich unter dem Kaufpreis liegenden) fixen Betrag zurückerstattet.

Das Finanzierungslevel und der Stop-Loss-Preis werden vom Emittenten in regelmäßigen Abständen angehoben, auf diese Weise bestimmt sich der Gewinn des Emittenten: Während der Inhaber des Mini-Futures überproportional von der Kursentwicklung des zugrundeliegenden Basiswertes profitiert, profitiert der Emittent von einer festgelegten Verzinsung des von ihm eingesetzten Kapitals, die sich aus der regelmäßigen Erhöhung des Finanzierungslevels und des Stop-Loss ergibt.

Mini-Futures gibt es sowohl als Long als auch als Short. Letztere gewinnen ähnlich wie Verkaufsoptionen dann an Wert, wenn der zugrundeliegende Basiswert sinkt und umgekehrt.

Anwendungszwecke

Mini-Futures können einerseits zur Absicherung eines Portfolios gekauft werden (z. B. ein Short-Minifuture, um ein Portfolio gegen sinkende Kurse zu schützen) oder aber zu spekulativen Zwecken, da wie im obigen Beispiel ersichtlich die Gewinnmöglichkeiten (aber auch die Verlustrisiken) wesentlich höher sind als beim zugrundeliegenden Basiswert.

Risiken von Hebelzertifikaten

Das Risiko bei Hebel-Zertifikaten ist sehr hoch. Zum einen verfällt bei Über- bzw. Unterschreiten des Strikes das Zertifikat wertlos. (Siehe auch Barriere-Option#Knock-Out-Option.)

Zum anderen kann speziell ein Faktor-Zertifikat mit konstantem Hebel (Rolling Turbo) in volatilen Seitwärtsphasen an Wert verlieren, obwohl sich der Basiswert stabil entwickelt.

Beispiel: Angenommen der Basiswert steht bei 100 Punkten. Das Zertifikat besitzt einen Hebel von 4, d. h. 10 % Steigerung des Basiswertes lassen den Wert des Zertifikates um 40 % steigen; analog bedeuten 10 % Wertverlust des Basiswertes 40 % Preisverfall beim Zertifikat.

Der Basiswert steigt nun an einem Tag von 100 auf 110, am zweiten Tag fällt er wieder auf den alten Wert, d. h., er stieg zunächst um 10 %, dann sank er um ca. 9 Prozent.

Das Zertifikat vervierfacht die Prozentwerte, d. h., zunächst steigt der Wert um 4 · 10 % = 40 %, danach sinkt er um 4 · 9 % = 36 %.

Der Zertifikatswert stieg also von 100 auf 140 Punkte. Die folgende Senkung um 36 % bedeutet einen neuen Wert von 89,6. D. h., der Basiswert blieb unterm Strich gleich, der Zertifikatswert fiel um mehr als 10 %.[4]

Bandbreitenzertifikate (Sprintzertifikate)

Die Idee des Produktes besteht darin, innerhalb einer Kursspanne gehebelt an der Veränderung des Basiswerts zu profitieren. Nach unten ist das Risiko (im Gegensatz zum Hebel-Zertifikat) dagegen gleich dem des Basiswertes. An Kurssteigerungen über dem Höchstbetrag (Cap) ist der Anleger nicht mehr beteiligt.

Bezeichnungen für Bandbreitenzertifikate
Allgemeine Bezeichnung Sprint-Zertifikat
Goldman Sachs Impact-Zertifikat
Deutsche Bank Double-Chance-Zertifikat

Die Kursentwicklung während der Laufzeit ist aufgrund der Konstruktion mit Optionen wenig mit der Entwicklung des Basiswerts korreliert. Auch können während der Laufzeit erzielte Gewinne verloren gehen, wenn der Kurs des Basiswerts nach einem Anstieg wieder fallen sollte. Durch den Verzicht auf digitale Optionen verliert das Zertifikat niemals seine Eigenschaften. Identisch ausgestattete Zertifikate werden von unterschiedlichen Emittenten während der Laufzeit unterschiedlich bepreist.

Drei mögliche Fälle können zum Laufzeitende eintreten:

  1. Der Kurs des Basiswerts ist innerhalb dieser Bandbreite: der Käufer erhält den gehebelten Kurswert.
  2. Der Kurs des Basiswerts ist unterhalb des Anfangsbetrags: der Käufer erhält den entsprechend verminderten Wert.
  3. Der Kurs des Basiswerts ist oberhalb des Cap: der Käufer erhält den Betrag des Caps und die Differenz zwischen Anfangsbetrag und Cap (er profitiert also nicht von der weiteren Kurssteigerung oberhalb des Caps).

Die Zertifikate können mittels folgender Investments nachgebaut werden: Man erwirbt den Basiswert und eine darauf lautende Call-Option (in Höhe des Anfangsbetrags). Gleichzeitig verkauft man zwei Call-Optionen in Höhe des Caps.

Bandbreitenzertifikate können sowohl zur Spekulation (mit der Chance auf eine gehebelte Preisentwicklung) als auch als Alternative zu einem Discountzertifikat eingesetzt werden. Für den ersten Zweck wählt man einen Schein aus dem Geld, für den zweiten einen Schein im Geld. Im letzten Fall profitiert der Anleger von der Entwicklung des Zeitwerts der Optionsstrategie. Solange der Kurs des Basiswerts oberhalb des Caps verweilt, ist die Kursentwicklung des Zertifikats kaum noch von der Entwicklung des Basiswerts abhängig.

Neben den Bandbreitenzertifikaten existiert noch die Familie der sogenannten Korridor-Optionsscheine, die sich von dem hier beschrieben Verfahren total unterscheiden.

Airbagzertifikate (auch: R-Bag- oder Protector-Zertifikate)

Bei Airbagzertifikaten partizipiert der Anleger vollständig an Kurssteigerungen des Basiswerts. Für den Fall, dass der Kurs des Basiswerts fallen sollte, existiert ein Sicherungspuffer (Airbag), dieser verhindert Verluste. Sollte dieser Puffer vollständig aufgebraucht sein, entstehen für den Anleger anteilig Verluste. Der Kurs des Zertifikates kann allerdings während der Laufzeit des Produktes unter den Kaufpreis fallen, da der Puffer erst zum Ende der Laufzeit seine volle Wirkung erzielt. Die Ursache hierfür ist, dass die Absicherung durch den Verkauf und Kauf von Optionen auf den Basiswert gebildet werden und hierdurch Volatilität und Zinseffekte zu berücksichtigen sind.

Outperformancezertifikate

Bei Outperformancezertifikaten profitiert der Anleger von einem Kursanstieg des Basiswerts (Aktie oder Index) über einer festgelegten Schwelle überproportional. Die Hebelwirkung des Zertifikates wird durch die jeweilige Partizipationsquote oder -rate dargestellt. Der Anleger verzichtet auf eine etwaige Dividende.

Komponenten: Eine Call-Option mit Basispreis Null und eine weitere Call-Option mit Basispreis in Höhe der Schwelle.

Beispiel: Wir betrachten ein Zertifikat auf den Basiswert Xy AG. Bei der Ausgabe wurde eine Schwelle von 100 Euro und eine Partizipationsrate von 150 % festgelegt. Notiert die Aktie der Xy AG am Ende der Laufzeit bei 80 Euro, so erhält der Anleger genau diesen Betrag ausgezahlt. Ist die Aktie hingegen auf 126 Euro gestiegen, erhält der Anleger 139 Euro (100 + 26 · 150 %).

Garantiezertifikate (auch: Kapitalschutz-Zertifikate)

Der Emittent garantiert, dass der Käufer mindestens das eingesetzte Kapital am Laufzeitende zurückerhält. Die Kapitalgarantie bezieht sich stets auf den Nennbetrag des Zertifikats (also 100 % bzw. 100 Euro). Erfolgt ein Bezug oberhalb dieses Preises, beispielsweise weil ein Ausgabeaufschlag (Agio) oder ein Handelspread erhoben wird, trägt der Anleger für diese Preisdifferenz ein Verlustrisiko. Der Kurs des Zertifikates kann während der Laufzeit unter den Ausgabekurs fallen, denn die garantierte Rückzahlung greift nur zur Fälligkeit des Zertifikats.

Alpha-Zertifikate

Alpha-Zertifikate (α-Zertifikate) sind Zertifikate, die den Unterschied zwischen zwei Basiswerten abbilden. Die Basiswerte können dabei beispielsweise Aktien, Indizes, Rohstoffe, Devisen oder Immobilien sein.

Da Alpha-Zertifikate nicht die absolute Entwicklung eines Wertes abbilden, sondern nur den Unterschied zu einem anderen, werden sie auch als marktneutral bezeichnet. Alphazertifikate können auch dann zulegen, falls beide zugrunde liegenden Basiswerte absolut fallen. Dieses Verhalten kann insbesondere bei fallenden Märkten von Vorteil sein.

Sport-Zertifikate

Bei Sportzertifikaten bezieht sich der Emittent auf organisierte Sportspiele und begibt Zertifikate darauf. Die Zertifikate werden in Form von nennwertlosen, auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen ausgegeben.

Die Zertifikatsinhaber haben das Recht, von der Emittentin am Zahltag die Zahlung des Einlösungsbetrages oder des vorzeitigen Einlösungsbetrages zu verlangen. In der Regel werden Auszahlungen auf Meisterschaften oder Platzierungen garantiert. Bisher wurden Zertifikate auf die Formel 1, die Bundesliga, Euro League und die Champions League begeben.

Börsennotierte Sport-Zertifikate sind nach Zulassung am regulierten Markt der Berliner Börse und der Tradegate Exchange nicht mehr den Graumarkt-Produkten zuzuordnen. Sie sind nur bedingt mit den von Banken emittierten Zertifikaten vergleichbar und werden hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt.

Zertifikateindizes

Seit 2008 existiert von der Zertifikatebörse Scoach (Deutsche Börse) ein Benchmark zur Vergleichbarkeit von Zertifikaten mit anderen Anlageklassen[5]. Dieser bildet die durchschnittliche Weiterentwicklung der wichtigsten Zertifikate-Kategorien für Deutschland ab.

Es gibt insgesamt vier Indizes: Discount-Index, Outperformance-Index, Bonus-Index, Garantie-Index. Im Jahre 2009 wurde ebenfalls ein Benchmark für Aktienanleihen geschaffen.

Der Startwert und Startzeitpunkt aller vier Indizes ist jeweils 1.000 Punkte am 2. Januar 2006 (beim Anleiheindex der 2. Januar 2009). Basis der Berechnungen sind jeweils Zertifikate auf Aktien.

Besteuerung von Zertifikaten in Deutschland

Erträge aus der Geldanlage in Zertifikaten sind für Privatanleger mit Wohnsitz in Deutschland steuerpflichtig. Entscheidend für die Art und Höhe der Steuerpflicht ist insbesondere der Kauftermin.

  • Erträge aus Zertifikaten, die ab dem 1. Januar 2009 gekauft wurden, sind unabhängig von der Anlagedauer steuerpflichtig und unterliegen der Abgeltungsteuer. Die depotführende Bank führt von den Erträgen 25 % zuzüglich 1,375 % Solidaritätszuschlag an das Finanzamt ab (bei Kirchenmitgliedern erhöht sich die Steuerzahlung noch um die Kirchensteuer). Die Steuerschuld des Anlegers ist damit – ungeachtet seiner sonstigen Einkommensverhältnisse – abgegolten. Unterliegt der Anleger einem persönlichen Steuersatz, der niedriger ist als jener der Abgeltungsteuer, kann er die Erträge freiwillig in seiner Einkommensteuererklärung angeben. Die Erträge werden dann mit dem niedrigeren persönlichen Steuersatz besteuert.
  • Erträge aus Zertifikaten, die vor dem 15. März 2007 gekauft wurden, sind steuerfrei, sofern zwischen Kauf und Verkauf mindestens ein Jahr liegt. Bei einer kürzeren Haltedauer ist der Ertrag mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Eine Ausnahme bilden Zertifikate, die von der Finanzverwaltung als Finanzinnovation eingestuft wurden. Erträge aus solchen Zertifikaten unterliegen seit 2009 unabhängig von der Haltedauer immer der Abgeltungsteuer.
  • Bei Erträgen aus Zertifikaten, die nach dem 14. März 2007 und vor dem 1. Januar 2009 gekauft wurden, sind steuerlich unterschiedliche Fälle möglich:[6]
    1. Das Zertifikat gilt als Finanzinnovation – Erträge sind abgeltungssteuerpflichtig
    2. Das Zertifikat gilt nicht als Finanzinnovation und wurde kürzer als ein Jahr gehalten – Erträge unterliegen dem persönlichen Steuersatz (privates Veräußerungsgeschäft)
    3. Das Zertifikat gilt nicht als Finanzinnovation und wurde kürzer als ein Jahr gehalten und nach dem 30. Juni 2009 verkauft – Erträge unterliegen dem persönlichen Steuersatz (privates Veräußerungsgeschäft)
    4. Das Zertifikat gilt nicht als Finanzinnovation, wurde länger als ein Jahr gehalten und nach dem 30. Juni 2009 verkauft – Erträge sind abgeltungssteuerpflichtig
    5. Das Zertifikat gilt nicht als Finanzinnovation, wurde länger als ein Jahr gehalten und vor dem 30. Juni 2009 verkauft – Erträge sind nicht steuerpflichtig.

Einzelnachweise

  1. Nils Lohndorf: Zertifikate Reloaded: Transparenz, Vertrauen, Rendite - Eine Anlageklasse positioniert sich neu. 2010, Gabler, ISBN 978-3834916525, S. 189 ff
  2. Lutz Johanning, Marc Becker, Mark Seeber: Unterschiede und Gemeinsamkeiten börsennotierter, passiver Investmentprodukte. 2011, Deutscher Derivate Verband, S. 17 ff
  3. Mini Futures auf einen Blick (Memento vom 13. August 2019 im Internet Archive)
  4. http://www.godmode-trader.de/artikel/vorsicht-vor-faktor-zertifikaten,2946642
  5. Zertifikate-Indizes von Scoach
  6. Bernd Grimm, Dieter Weber: Der Steuerberater. Akademische Arbeitsgemeinschaft Verlag, ISBN 978-3-922146-35-3, S. 5b30(4).