Zesterfleth
Das Geschlecht Zesterfleth (Herren von Zesterfleth zu Bergfried) gehört zum Bremischen Uradel und leitet seinen Namen von seinem nicht mehr bestehenden Stammhaus Zesterfleth her, dessen Ort schon früh eine eigene Kirche hatte,[1] auf einer Elbinsel an der Stelle des Hahnöfersand lag, und wohl bei einer Sturmflut am 18. November 1412 weggeschwemmt wurde.
Geschichte
Die Stammreihe des Geschlechts beginnt mit dem Ritter Marquard von Cestervlete.[2] Die Familiengruft liegt unter der Kirche in Steinkirchen (Altes Land) (St. Martini et Nicolai zu Steinkirchen; 1332 erstmals erwähnt,[3]) nahe bei ihrem Stammschloss Bergfried, das bis 1857 bestand.[4] Der 1608 erbauten Grünendeicher Fachwerkkirche stifteten sie Altar, Kanzel usw. Seinerzeit hatten sie ihren Wohnsitz auf dem Sassenhof. Der Celler Oberappellationsrat Diedrich VIII. Christian Arnold de Zesterfleth, ein Nachkomme Eberhard von Zesterfleths, und seine Nachkommen wurden in einer Bestätigung des Adels im Jahr 1813 durch Jérôme Bonaparte zur Führung des Baronstitels berechtigt.[5]
Personalien
- Helmerd ist als ältester Ahnherr in der Zeit 1305–1316 bekannt.
- Johann von Zesterfleth; als Domdechant bereitete er dem Bremer Erzbischof Albert II. von Braunschweig-Lüneburg einen Skandal und war dann 1381 bis 11. Dezember 1388 Bischof von Verden
- Anna (oder Adelheit) von Zersterfleth ⚭ Heinrich von Clüver (* 1415)
- Hermann von Zesterfleth († 1610/11); Lübecker Domherr, Gelehrter, Humanist, Reisender, Dichter
Die Linien der Zesterfleth in Mecklenburg und in Brandenburg sind erloschen.
- Christian Arnold von Zesterfleth (1750–1820) war Richter (nicht: Präsident) des Oberappellationsgerichts in Celle, danach Präsident der verdenschen Ritterschaft in Stade. Er sammelte wertvolle Gemälde, lebte begütert und hinterließ seinen Erben stark belastete Güter. Er heiratete 1779 in Wiegersen (Kirche Apensen) Juliane Magdalene von Horn (1760–1805), die letzte ihres Stammes; brachte ritterschaftliche Güter (vgl. Rittergut Wiegersen) in die Ehe (ihre Mutter Gertrud Anna v. d. Lieth (1742–1807) war ebenfalls letzte ihres Stammes)(NDB Bd. 9, S. 298).
- Heinrich von Zesterfleth (* 8. Januar 1781; † 18. April 1848 in Hamburg); 1798–1801 stud. jur. in Göttingen, 1805–1836 Gutsbesitzer, ab 1806 bzw. 1814 Hof- und Kanzleirat (= Richter) bei der Justizkanzlei in Hannover, 1811 Tribunalrichter in Bremervörde, 1812 beim franz. Gerichtshof in Hamburg, 1813 sammelte er ein Bremen-Verdensches Bataillon gegen die Franzosen-Besetzung mit Major v. d. Decken. Ab 1817 war er Oberhauptmann beim Amt Lauenau. Er galt als ausgezeichneter Jurist und Hitzkopf, der mit anderen Behörden nicht gut auskam. Nach seines Vaters Tod bereiten ihm die ererbten Güter erhebliche Probleme. 1832 bis 1841 war er Oberhauptmann beim Amt Medingen.
- Oswald; starb jung
- Juliane von Zesterfleth (* 15. Februar 1808 in Hannover; † 28. November 1888 in Dresden, beerdigt in Gülzow) Letzte des Stammes, heiratete am 4. September 1832 in Medingen den Graf Eduard von Kielmannsegg
- Alexander (* 1833) k.k. Fregatten-Leutnant; ⚭ Sophia Philippa Sidney
- Thedel (* 1836) Herr auf Wiegersen und Borrl im Herzogtum Bremen[6]
- Oswald (* 17. Juli 1838) k.k. Ober-Leutnant; ⚭ Leontine Gräfin Paar
- Eduard Graf Kielmansegg (1874–1941)
- Erich Kielmansegg (1847–1923) ⚭ Anastasia Lebedewna von Lebedeff
- Emmy[7] (1813–1878) heiratete 1844 den belgischen Gesandten in Hannover, Baron Aldephonse du Jardin (1796–1870).
- Heinrich von Zesterfleth (* 8. Januar 1781; † 18. April 1848 in Hamburg); 1798–1801 stud. jur. in Göttingen, 1805–1836 Gutsbesitzer, ab 1806 bzw. 1814 Hof- und Kanzleirat (= Richter) bei der Justizkanzlei in Hannover, 1811 Tribunalrichter in Bremervörde, 1812 beim franz. Gerichtshof in Hamburg, 1813 sammelte er ein Bremen-Verdensches Bataillon gegen die Franzosen-Besetzung mit Major v. d. Decken. Ab 1817 war er Oberhauptmann beim Amt Lauenau. Er galt als ausgezeichneter Jurist und Hitzkopf, der mit anderen Behörden nicht gut auskam. Nach seines Vaters Tod bereiten ihm die ererbten Güter erhebliche Probleme. 1832 bis 1841 war er Oberhauptmann beim Amt Medingen.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Blau untereinander drei goldenbegriffte silberne Vorlege- bzw. Vorschneidemesser. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken zwischen zwei (schräg) auswärts gestellten Vorlegemessern ein goldener Schaft, der oben mit Pfauenfedern besteckt ist.[8] Das gemehrte Wappen hat zwei Schimmel mit Zügeln als Schildhalter, das Ganze über einem Schriftband mit der Devise „PANEM ET ARAM“.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408, S. 514
- Heinrich Borstelmann: Familienkunde des Alten Landes, Hamburg 1927, S. 258–259
- Heinrich Borstelmann: Familienkunde des Landes Kehligen, Hamburg 1929, S. 192–193.
- Hermann Hoogeweg: Zesterfleth, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1901, S. 257–271
- Luneberg Mushard: Denckmahl der hochadeligen Geschlechter …, Bremen 1708 (Neudruck Berlin 1905)
- Hans-Cord Sarnighausen: Zur Hannoverschen Juristenfamilie v. Zesterfleth aus dem Alten Land bei Stade (Elbe). In: Genealogie, Deutsche Zeitschrift für Familienkunde. Heft 2/2010, Verlag Degener & Co., Insingen.
- Hans-Cord Sarnighausen: v. Zesterfleth, Diedrich Christian Arnold (1750–1820), Richter am OAG Celle, Ritterschaftspräsident in Stade. In: Jan Lokers, Heike Schlichting: Lebensläufe zwischen Elbe und Weser. Ein biographisches Lexikon. Band 2, Stade 2010, S. 351–354.
- Hans-Cord Sarnighausen: Zum Medinger „Oberhauptmann“ Christian v. Zesterfleth (1781–1848). In: Heimatkalender Uelzen 2011. S. 67–72.
- Hans G. Trüper: „Ehrlose, siegellose Buben und Bösewichter!“ Eine Schmähschrift des stiftsbremischen Niederadligen Heinrich von Zesterfleth. In: Imperium et comitatus. Das Reich und die Region. 2009, S. 149–166.
- Hans G. Trüper: Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth 1232-1677 Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3142-6.
- von Zesterfleth (Familie), in: Heike Schlichting (Hrsg.): Lebensläufe zwischen Elbe und Weser, Ein biographisches Lexikon, Bd. 3, Stade 2018, S. 356–362.
Quellen
- ↑ Kirchengeschichte St. Nicolai in Borstel auf kirche-altes-land.de (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Adelslexikon Band XVI, 2005
- ↑ Kirche St. Martini et Nicolai auf luehe-online.de (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Bergfried des Stammschlosses auf burgeninventar.de (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
- ↑ Hans Georg Trüper: Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth. ISBN 978-3-8353-3142-6, S. 15.
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 5, S. 99.
- ↑ http://gw0.geneanet.org/index.php3?b=antterli&lang=fr;iz=2;p=louise+frederique+jeanne+emmy;n=de+zesterfleth
- ↑ Hans G. Trüper: Urkundenbuch der Herren von Zesterfleth 1232-1677 Göttingen 2017, S. 13–15