Kloster Zografou
Das Kloster Zografou (mittelgriechisch Μονή Ζωγράφου, bulgarisch Зографски манастир, häufig auch Kloster Zographou) ist eines der 20 Klöster der Mönchsrepublik Athos. Der offizielle Name des Klosters ist Kloster des Heiligen Georg Sograf (bulg. манастир „Светѝ Гео̀рги Зогра̀ф“/Sweti Georgi Sograf, dt. Kloster des Hl. Georg des Malers).
In der hierarchischen Ordnung ist es das neunte Kloster der Athosklöster. Die Mönche dort sind heute bulgarischer Herkunft.
Hauptfesttage des Klosters sind der 23. April, Namenstag des Hl. Georg, und der 10. Oktober, Namenstag der Hl. Märtyrer von Zografou. Das Kloster ist Namensgeber für den Zograf Peak, einen Berg auf der Livingston-Insel in der Antarktis.
Lage
Zografou ist das am weitesten nördlich liegende Kloster an der Südwestseite des Athos. Das Kloster liegt auf 152 m üNN an einem Gebirgshang über der Schlucht des Baches Zográfitikos Lákos und ist vom Meer aus nicht zu sehen.
Geschichte
Nach der Legende wurde das Kloster Anfang des 10. Jahrhunderts von drei Brüdern Moses, Aaron und Ioannes aus Ohrid während der Herrschaft von Kaiser Leo VI. gegründet. Die Gründungslegende berichtet, dass sich die Brüder nicht auf einen Schutzheiligen für das Kloster einigen konnten. Daraufhin stellten sie in der Kirche eine leere Holztafel auf und baten um ein göttliches Zeichen. Am nächsten Morgen fanden sie das nicht von Menschenhand geschaffene Bild des Hl. Georg auf der Ikone[1]. Daher wurde das Kloster dem Hl. Georg geweiht und erhielt den Beinamen Zografou (Kloster des Malers).
Bereits das erste Typikon des Athos von 972 weist die Unterschrift eines Mönches Geórgios o zográphos (Γεώργιος ο ζωγράφος, Georg der Maler) auf[2]. Da er jedoch nicht als Hegumenos bezeichnet wird, war er zu diesem Zeitpunkt noch nicht Abt eines Klosters. Wahrscheinlich ist, dass es sich um den Führer einer Mönchsgemeinschaft handelte, aus der sich in der Folge das Kloster bildete. Das Kloster erhielt seinen Namen nach dem Schutzheiligen dieses Georg, dem Hl. Georg, und seinem Beruf[3].
Die älteste Erwähnung des Klosters findet sich in einer Urkunde von 980, danach wird es erst wieder in Quellen aus der Mitte des 11. Jahrhunderts erwähnt.
Am 10. Oktober 1276 wurden 26 Mönche, die gegen die Union der orthodoxen mit der katholischen Kirche nach dem Zweiten Konzil von Lyon 1274 eingetreten waren, beim Angriff der Katalanischen Kreuzfahrer verbrannt.[4] Ein 1873 errichtetes Marmor-Kenotaph erinnert an diese Begebenheit.
Wie alle Athosklöster wurde das Kloster 1307 bis 1309 durch die Katalanische Kompanie geplündert und verwüstet.
Nur durch die große Unterstützung, vor allem durch die bulgarischen Zaren, sowie durch die Palaiologen-Kaiser Andronikos II., Michael IX. und Johannes V. und andere südosteuropäische Herrscher konnte das Kloster schwere Schicksalsschläge, wie 1308 die Plünderung und das Niederbrennen des Klosters durch die Katalanische Kompanie überwinden.
Zar Iwan Alexander von Bulgarien war Ktitor des Klosters im Jahre 1342.
Bauten
Die heute sichtbaren Bauten des Klosters gehen auf eine Erneuerung im 19. Jahrhundert zurück.
Bibliothek
Die Bibliothek umfasst 126 griechische und 388 slawische Handschriften sowie über 8000 Bücher. 1843 wurde dort der nach dem Kloster benannte Codex Zographensis entdeckt, der eine der wichtigsten altkirchenslawischen Evangelienhandschriften darstellt und 1860 dem russischen Zaren geschenkt wurde. Heute befindet er sich in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg. In der Klosterbibliothek wird u. a. noch die Witoscha-Urkunde (bulg. Витошка грамота) aufbewahrt.
Die Bibliothek des Klosters beherbergt weiter das Autograph der Slawo-bulgarischen Geschichte von Païssi von Hilandar, die im benachbarten Kloster Hilandar geschrieben wurde. 1985 gelang es der bulgarischen Staatssicherheit durch die Operation „Maraton“, das Werk aus dem Kloster zu stehlen und nach Bulgarien zu bringen. Nach dem Fall des Kommunismus in Bulgarien gab 1998 der bulgarische Präsident Petar Stojanow das Original dem Kloster zurück.[5]
Ende Oktober 2017 wurde eine 10-jährige Kooperationsvereinbarung mit der Universität Sofia „Hl. Kliment Ohridski“ unterschrieben, um das Projekt „Digitales Archiv von Zograph“ weiterzuentwickeln. Noch 2010 stießen die Wissenschaftler auf ein berechtigtes Misstrauen der Mönche. Nicht nur war die Slawo-bulgarischen Geschichte über viele Jahre dem Kloster entwendet worden, auch kauften Wissenschaftler wertvolle Manuskripte für wenig Geld, ohne die Mönche über deren wahren Wert zu informieren. Als diese Methode aufflog, erschlichen sie sich das Vertrauen der Mönche und gaben vor, die Handschriften zu Forschungszwecken nur auszuleihen, gaben diese dann aber nicht mehr zurück. Erst nach vier Jahren der Überzeugungsarbeit über den Wert einer Digitalisierung konnte 2014 im kleinen Rahmen mit vorsichtigen Anfängen begonnen werden. Das Kloster reorganisierte in diesem Zusammenhang sein Archiv mit modernsten Mitteln.[6]
- Athos 1990 (11).jpg
Arsanas des Klosters
Literatur
- Wilhelm Regel, Eduard Kurtz, B. Korablev: Actes de Zographou. Actes de l’Athos 4. St. Petersburg 1907 (Nachdruck Hakkert, Amsterdam 1969).
- Sotiris Kadas: Der Berg Athos. Ekdotike Athenon, Athen 1987, S. 85–89.
- Bozidar Rajkov: Katalog na slavjanskite răkopisi v bibliotekata na Zografskija Manastir v Sveta Gora. Katalog der slavischen Handschriften im Athoskloster Zographou Heiliger Berg. CIBAL, Sofia 1994, ISBN 954-523-006-1.
- Vassil Gjuzelev: Zograph. In: Lexikon des Mittelalters Bd. 9, 1999, Sp. 662–663.
- Paul M. Mylonas: Atlas des Athos. Wasmuth, Tübingen 2000, ISBN 3-8030-1047-0, Bd. 1, 1, 1 S. 125–128. Bd. 1, 1, 2 S. 182–197. Bd. 1, 1, 3 Plan 109.
- Andreas Müller: Berg Athos. Geschichte einer Mönchsrepublik. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50851-0, S. 93–95.
- Kiril Pavlikianov: Istorija na Bălgarskija Svetogorski Manastir Zograf ot 980 do 1804 g. Svidetelstvata na dvadeset i sedem neizvestni dokumenta. History of the Bulgarian Athonite Monastery of Zografou from 980 to 1804. The evidence of twenty-seven unknown documents. Universitetsko Sv. Kliment Ochridski, Sofia 2005, ISBN 954-07-2260-8.
- Kiril Pavlikianov: The early years of the Bulgarian Athonite monastery of Zographou (980-1279) and its Byzantine archive. Critical edition of the Greek and Slavic documents. University of Sofia St. Kliment Ohridski, Faculty of Classical and Modern Philology, Sofia 2011, ISBN 978-954-853602-8.
Einzelnachweise
- ↑ Diese Ikone wird noch heute im Katholikon des Klosters verehrt. Sie wird von der Wissenschaft jedoch in das 14./15. Jahrhundert datiert.
- ↑ Denise Papachryssanthou: Actes du Prôtaton. Lethiellux, Paris 1975, S. 167 Nr. 7.
- ↑ Andreas Müller: Berg Athos. Geschichte einer Mönchsrepublik. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-50851-0. S. 94.
- ↑ Hans-Dieter Döpmann: Die Bulgaren und das Zograph-Kloster. In: Helmut Wilhelm Schaller, Rumjana Slatanova (Hrsg.): Deutsch-Bulgarischer Kultur- und Wissenschaftstransfer. Mit Bibliographien zur „Bulgaristik in Deutschland“ und zur „Glagolica des Slavenlehrers Konstantin-Kyrill.“ Frank & Timme GmbH Verlag für wissenschaftliche Literatur, Berlin 2013, S. 14: Das geschah beim Angriff der Katalanischen Kreuzfahrer, die das Kloster überfielen und verwüsteten. Dabei wurden etwa 100 Handschriften und wertvolles Kirchengerät zerstört. Das Kenotaph wurde an Stelle des ebenfalls zerstörten Turmes errichtet. In der Kirche „Hl. Georg“ finden sich Wandmalereien, die das Martyrium und den Tod der Gläubigen darstellen.
- ↑ Christo Christow: С операция „МАРАТОН“ Държавна сигурност е откраднала Паисиевата история от „Зограф“. Mit der Operation Maraton. (Nicht mehr online verfügbar.) desebg.com, 11. Oktober 2012, archiviert vom Original am 14. Oktober 2012; abgerufen am 11. Oktober 2012 (bulgarisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bulgarien: Digitalisierung der Manuskripte des Klosters Zograph. Einzigartigkeit des Archivs besteht in der kontinuierlichen Sammlung von Handschriften seit dem 10. Jahrhundert. In: Kathpress, Information Orthodoxie. Ausgabe Nr. 0, 10. Jänner 2018, S. 27
Weblinks
- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).
- Eintrag im Orthodoxwiki (englisch)
- Eintrag auf mountathos.gr (englisch)
- Seite des griechischen Kulturministeriums (englisch)
Koordinaten: 40° 18′ 21″ N, 24° 9′ 37″ O