Benutzer:Dr. Marcus Gossler/A
Das Grazer Straßennetz mit etwa 1000 km Länge umfasst derzeit (Anfang 2007) 1532 Straßen mit eigenen Namen [1] und etwa 40.000 Orientierungsnummern [2]. Damit kann jedem Gebäude und jeder Liegenschaft eine Adresse nach dem Winklerschen Hausnummernsystem zugetielt werden. Dieses legt fest, dass gerade Hausnummern auf der rechten Straßenseite, ungerade auf der linken Seite vergeben werden, wobei die Straße normalerweise vom Zentrum weg stadtauswärts oder im Uhrzeigersinn rund um das Stadtzentrum führt. Bei einigen Straßen gibt es jedoch Abweichungen davon, weil diese nach wie vor entsprechend der alten Gepfolgenheit vor der Eingemeindung von Randgemeinden numeriert sind (etwa die Anton-Kleinoscheg-Straße in Gösting).
Namensgebung
Die Benennung neuer Verkehrsflächen und die Umbenennung erfolgt in Graz durch den Gemeinderat auf Vorschlag des Bau- und Raumordnungsausschusses. Zusätzlich sind Stellungnahmen der betroffenen Bezirksvorsteher und des Grazer Kulturamtes einzuholen. Die Wahl für die Namensgebung folgt derzeit den folgenden Richtlinien:
- Erhaltung traditioneller Flur- und Riedbezeichnungen
- Verwendung geographisch und historisch begründbarer Namen
- Namen von Persönlichkeiten, deren Leben oder Wirken mit Graz verbunden ist
- Namen von Persönlichkeiten, die in kuturellem oder technischen Bereich, für Umweltschutz oder Frieden besondere Leistungen erbracht haben
- Namen von Partnerstädten
- Namen von Grazern, die Opfer des Nationalsozialismus wurden.
Bei der Verwendung von Personennamen gilt als Grundsatz, dass die Verwendung des Namens erst nach dem Tod der Person erfolgen kann. Außerdem soll für neue Straßennamen nur der Familienname verwendet werden.
Bei der Namensvergabe ist eine Doppelbenennung grundsätzlich zu vermeiden. Allerdings kommen solche Doppelbezeichnungen historisch bedingt tortzdem vor. So gibt es zum Beispiel einen Anton-Jandl-Weg und einen Jandl-Weg, die beide auf den gleichnamigen Maler zurückgehen.
Die Straßennamen und Hausnummern werden vom Stadtvermessungsamt verwaltet.
Historisches
Ein erstes Numerierungssystem nach Stadtviertel und Alter der Bauwerke ist für Grazer seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert. Dieses wurde 1770 durch ein Patent von Maria Theresia systematisiert und offiziell vorgeschrieben. Unabhängig davon gibt es für einzelne Straßen auch Straßennamen, die teiweise bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden können.
1870 erfolgte die Umstellung auf das Winklersche Numerierungssystem, welches die Hasnummer mit dem Straßennamen verbindet. Dazu wurden vom Gemeinderat die alten, bisher üblichen Straßennamen offiziell übernommen und viele neue Namen vergeben. Dabei wurden vor allem Namen deutscher klassischer Persönlichkeiten (Goethe, Schiller, Beethoven u. a.) verwendet.
Derartige Änderungen wurden in den fologenden 50 Jahren auch in jenen Randgemeinden rund um Graz vorgenommen, die später im Jahr 1938 eingemeindet wurden. Zu diesem Zeitpunkt umfasste das Straßenverzeichnis von Graz etwa 600 Straßennamen (vor der Eingemeindung); danach waren es ungefähr 1160.
Politische Umstürze brachten immer wieder größere Änderungen der Straßennamen mit sich, so zum Beispiel 1918 nach dem Ende der Monarchie oder 1938 und 1945 zu Beginn und Ende des nationalsozialistischen Regimes. Von 1945 bis 1948 erfolgte außerdem eine allgemeine Bereinigung des Straßenverzeichnisses, bei der Doppelnamen, die sich vor allem durch die Eingemeindungen der 1930er-Jahre ergeben haben, entfernt wurden. Dabei wurden vor allem Persönlichkeiten der Grazer Lokalgeschichte und -kultur als Namensgeber verwendet.
Im Zuge von oft großräumigen Bautätigkeiten in den 1950er- und 1960er-Jahren wurden für Wohngebiete naturnahe Namen (Am Sonnenhang, Im Lindengrund) verwendet, für Industriegebiete auch Firmennamen (Wagner-Biró-Straße, Puchstraße). In der Gegenwart wird wieder vermehrt auf lokale Persönlichkeiten zurückgegriffen (Erich-Edegger-Weg, Prof.-Franz-Spath-Ring).
Übersicht über Grazer Straßennamen
Die folgende Liste enthält Straßennamen, deren Namensgebung mit der Geschichte oder mit einzelnen Perönlichkeiten von Graz in Verbindung stehen.
Die Jahreszahl in Klammer gibt das Jahr an, in welchem der Straßenname vergeben wurde.
A
- Abraham-a-Santa-Clara-Gasse (Innere Stadt, 1935), nach dem bekannten Prediger benannt, der nach 1680 mehrere Jahre Prior im Kloster St. Anna am Münzgraben in Graz war.
- Absengergasse (Eggenberg, ca. 1905), nach dem oststeirischen Kapellmeister und Komponisten Anton Absenger (1820–1899) benannt, der in Graz und Leoben wirkte.
- Abstallerstraße (Wetzelsdorf, 1930er), nach dem Abstaller Feld benannt, einer vorwiegend deutschsprachigen Region südöstlich von Bad Radkersburg, die 1920 an Jugoslawien fiel.
- Admonter Gasse (Innere Stadt, 1870). Die Bezeichnung Admundt ist seit dem Jahr 1674 belegt und auf das Stadthaus des Benediktinerstiftes Admont zurückzuführen, das hier stand. Heute ist die Gasse in die Passage eines Großkaufhauses integriert.
- Afritschgasse (Lend, 1947), nach dem Gründer der Kinderfreunde, der in Graz Gemeinde- und Stadtrat war.
- Ägydigasse (Gries, 1813), Patron des Grazer Domes.
- Aigner-Rollett-Allee (3, 1997?), nach der ersten Grazer Ärztin Oktavia Aigner-Rollett, Tochter von Alexander Rollett, → Alexander-Rollett-Weg.[3]
- Alberstraße (St. Leonhard, 1860), nach Albin Alber, Bürgermeister von 1864–1867.
- Albrechtgasse (Innere Stadt, 1842), nach Erzherzog Albrecht. Die gleichnamige Brücke wurde 1920 in Tegetthoffbrücke umbenannt.
- Alexander-Rollett-Weg (3, 1928), nach dem Physiologen und Histologen, der von 1863 bis 1903 an der Universität Graz lehrte und forschte.
- Alfafarweg (7, 1993), nach der Liebenauer Partnerstadt Alfafar (Provinz Valencia) in Spanien.
- Alfred-Coßmann-Gasse (16, 1962), nach dem Grafiker und Buchillustrator, der in Graz geboren wurde.
- Alois-Kabelka-Weg (15, 1978), nach dem Mittelschulprofessor (1892–1970), der 1938 den Eid auf Adolf Hitler verweigerte und ins KZ Lublin eingeliefert wurde.
- Alpassy-Pastirk-Gasse (12, 1971), nach dem beliebten Schauspieler und Regisseur Johann Alpassy-Pastirk (1878–1953)
- Am Aigen (12, 1954), ursprünglich das Amt Aigen des Geschlechts der Stattegger in Graz-St. Veit. im 15. Jahrhundert wurde die ganze Ortschaft als St. Veit am Aigen bezeichnet.
- Am Arlandgrund (12, 1994), nach der ehemaligen Papierfabrik Arland in Andritz.
- Ambrosigasse (8, 1981), nach dem österreichischen Bildhauer Gustinus Ambrosi, Ehernbürger von Graz, in St. Leonhard begraben.
- Am Eichbach (7, 1949), möglicherweise nach der alten Bezeichnung "Eichelwiese" und der Lage am Mühlgang, der im 19. Jahrhundert die wirtschafltiche Lebensader der Stadt war.
- Am Eisernen Tor (1, 1947), nach dem Eisernen Tor der alten Stadtbefestigung, die hier 1860 geschleift wurde. Die Herkunft des Tornamens, der schon im 16. Jahrhundert auftaucht, ist nicht eindeutig feststellbar. Er könnte sich entweder von einer benachbarten Waffenkammer oder von den eisernen Torflügeln ableiten. Außerdem wurde 1570–1574 von Salustio Peruzzi ein vorgelagertes Renaissancetor errichtet, das als eyseres (= äußeres) Tor bekannt war.
- Am Engelsdorfgrund (7, 1996), nach der Gemende Engelsdorf, die im heutigen Liebenau von 1850 bis 1938 bestand.
- Am Freigarten (4, 1942), bis ins 18. Jahrhundert eine Freigartenfläche, also ein Garten, der nicht der allgemeinen Besteuerung unterlag.
- Am Hüttenbrenneranger (12, 1949), nach dem Grazer Musiker Anselm Hüttenbrenner
- Am Jägergrund (16, 1957), nach der Jägerkaserne, heute Gablenzkaserne. Diese sollte 1939 vom Jägerregiment 138 der deutschen Wehrmacht bezogen werden, wurde aber aufgrund des Kriegsbeginns nicht fertiggestellt. Ab 1947 wurde das Areal insdustriell genutzt, ehe es 1967 umbenannt und seither vom österreichischen Bundesheer genutzt wird.
- Am Leopoldsgrund (17, 1977), nach dem Heiligen Leopold, Patron der nahegelegenen Puntigamer Kirche.
- Am Lindenkreuz (5, ca. 1940), nach einem Lindenkreuz an der Kreuzung mit der Kärntnerstraße, das in den Kriegswirren verloren ging. Dieses war einerseits Station eines Kreuzweges vom Schwarzen Weg nach Don Bosco, andererseits auch Grenzzeichen des Gerichtsbezirkes Graz.
- Am Ölberg (15, ca. 1938), vermutlich durch eine Falschschreibung der dortigen Gebietsbezeichnung Ödberg entstanden.
- Am Pfangberg (12, 1949), vermutlich durch eine Falschschreibung der ursrpünglichen Bezeichnung Gfangberg (= eingefangener, eingezäunter Berg) entstanden.
- Am Raketengrund (9, 1949), nach einem pyrotechnischen Betrieb, der an dieser Stelle bis 1928 Feuerwerkskörper produzierte.
- Am Schönborngrund (11, 1948), nach den Grafen Schönborn aus Niederösterreich, die im 19. Jahrhundert größere Besitztümer im Raum Graz erwarben. Einen Teil davon widmeten sie Anfang des 20. Jahrhunderts für die Errichtung des Landeskrankenhauses.
- Amreichstraße (15, 1935), nach Anton Amreich (1868–1940), Gastwirt und Gemeinderat in Wetzelsdorf.
- Amschlgasse (3, 1930), nach Hans Amschl sen. (1868–1929) Gemeinderat und Vizebürgermeister; sowie Hans Amschl jun. (1896–1964), Oberstaatsanwalt und Vizebürgermeister.
- Andreas-Hofer-Platz (1, 1947), benannt nach Andreas Hofer. An Stelle des Platzes befand sich bis 1914 ein Karmeliterinnenkloster, das bis 1934 komplett abgetragen wurde. Zur Mur hin war ein kleiner Platz vorgelagert, der die Bezeichnung Fischplatz trug.
- Andritzer Reichsstraße (12, 1949), historische Bezeichnung Reichsstraße, ergänzt um den Bezirksnamen. Zur Zeit der Monarchie war sie Teil der k. k. Wiener Haupt-Commercien Straße.
- Angelo-Eustacchio-Gasse (9, 1982), nach Angelo Eustacchio, (1837–1918), der sein 1875 geründetes Ziegelwerk im Jahr 1904 hier her verlegte.
- Ankerstraße (16, 1974), nach der Firam Anker Datentechnik, die hier von 1970 bis 1980 einen Standort hatte.
B
C
D
- Dr.-Anton-Schlossar-Weg (Waltendorf), 1958 nach Anton Schlossar (1894-1942), dem ehemaligen Direktor der Universitätsbibliothek Graz benannt. → Dr.-Schlossar-Park
- Dr.-Schlossar-Park (Gries), 1959 nach Anton Schlossar (1894-1942), dem ehemaligen Direktor der Universitätsbibliothek Graz benannt. → Dr.-Anton-Schlossar-Weg
E
- Elisabethstraße (Leonhard, 1856), hieß ursprünglich Pittonigasse, wurde 1856 nach der populären österreichischen Kaiserin Elisabeth umbenannt
F
- Fritz-Pregl-Weg (Geidorf), 1938 benannt nach dem in Graz verstorbenen Chemiker und Nobelpreisträger Fritz Pregl (1869-1930)
G
- Gadollaweg (Puntigam), 1997 nach dem gebürtigen Grazer Josef Ritter von Gadolla (1897-1945), der am 4. April 1945 hingerichtet wurde, weil er als Stadtkommandant von Gotha kapitulierte um die Zerstörung der Stadt zu verhindern. Mit ihm ist Franz Ritter von Gadolla verwandt, der 1912 ein Grazer Straßenverzeichnis mitverfaßte (siehe Literatur).
- Gsundhofweg (St.Peter), benannt nach dem nahegelegen (ehemaligen) Gehöft Gsundhof.
H
- Heinrichstraße (Geidorf), 1867 benannt nach Erzherzog Heinrich von Österreich (1828-1891). Hieß zuvor → Geidorferstraße. Bezüglich des Areals, auf dem 2002 die Wohnhausanlange Heinrichstraße 62-68 erbaut wurde, siehe Grazer Zuckerfabrik.
- Herdergasse (Geidorf), 1899 benannt nach Johann Gottfried Herder (1744-1803). Bezüglich des Hauses Herdergasse 3 siehe Grazer Zuckerfabrik.
- Hugo-Schuchardt-Straße (Geidorf), 1928 benannt nach dem in Graz verstorbenen Linguisten Hugo Schuchardt (1842-1927).
I
J
- Johann-Fux-Gasse (Geidorf), benannt nach dem österreichischen Komponisten Johann Joseph Fux
- Josef-Pock-Straße (Gösting), nach dem ehemaligen Göstinger Bürgermeister Josef Pock
K
L
M
- Maygasse (Jakomini), 1870 nach dem Anwalt Georg May (1805-1884) benannt, also nicht (wie fallweise zu lesen ist) nach Karl May (1842-1912).
- Münzgrabenstraße (Jakomini), um 1700 benannt, die Herkunft des Namens ist unbekannt.
N
O
P
- Peinlichgasse (Geidorf), 1888 benannt nach dem Historiker Richard Peinlich (1819-1882).
- Popelkaring (Andritz), 1977 benannt nach dem Grazer Historiker Professor Friedrich Popelka (1890-1973).
- Puschweg (Straßgang), 1955 benannt nach dem Grazer Theologen Professor Sigismund Pusch (1669-1735)
Q
- Quergasse um 1860 so benannt, weil sie quer zur Hauptverkehrsrichtung verläuft. Sie hieß früher Naglergasse.
R
- Reinitzerweg (Andritz), 1989 nach Friedrich Reinitzer (1857-1927) benannt, der Professor an der Technischen Hochschule in Graz war und als Erfinder der Flüssigkristalle gilt.
- Robert-Stolz-Gasse (Geidorf), 1947 nach dem Grazer Musiker Robert Stolz (1880-1975) benannt
- Ruinenweg (Gösting), benannt nach der Ruine der Burg Gösting, zu der der Weg führt
- Russenweg(Andritz), 1949 so benannt, weil er im Ersten Weltkrieg von russischen Kriegsgefangenen errichtet wurde.
S
- Schrödingerstraße (Lend), 1961 benannt nach dem Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887-1961), der 1936-1938 Professor an der Universität Graz war.
T
- Thomas-Arbeiter-Gasse (Gösting), 1948 benannt nach dem Grazer Volsschullehrer und Schriftsteller Thomas Arbeiter (1852-1912), der auch ein 1912 erschienenes Straßenverzeichnis von Graz mitverfaßte (siehe Literatur).
- Trondheimgasse (Lend), 1972 benannt nach der Stadt Trondheim, die seit 1968 eine Partnerstadt von Graz ist.
U
- Universitätsplatz (Geidorf), 1900 benannt nach der Universität Graz, vor deren Hauptgebäude der Platz liegt.
- Universitätsstraße (Geidorf), 1893 neben der neu errichteten Universität Graz angelegt. Die Straße wurde später duch einen Zubau zur Universitätsbibliothek Graz teilweise verbaut.
V
W
- Weixelbaumstraße (Gösting), nach dem ehemaligen Göstinger Bürgermeister Franz Weixelbaum
Z
Literatur
- Thomas Chr. Arbeiter, Franz Ritter von Gadolla: Die Straßen, Gassen und Plätze der Landeshauptstadt Graz. Graz 1912.
- Karl Albrecht Kubinzky, Astrid Wentner: Grazer Straßennamen. Herkunft und Bedeutung. 2. Aufl. Graz 1998.
Einzelnachweise
- ↑ amtliches Straßenverzeichnis der statistik-austria, Stand November 2007
- ↑ Stadtvermessungsamt
- ↑ http://www.uni-graz.at/communication/unizeit/archiv/vor1999/397/3-97-12.html