Benutzer:HerrZog/Berchtesgadener Land

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Geschichte

Nach den Zahlen des Städtischen Polizeiamts Bad Reichenhall/Bezirksamt Berchtesgaden wurden im März und April in seinem Zuständigkeitsbereich insgesamt 38 KPD- und 2 SPD-Mitglieder und -Funktionäre in Schutzhaft genommen.[1]

Nachbargemeinden

Die Berchtesgadener Nachbargemeinden auf deutscher Seite gehören wie Berchtesgaden selbst zum Landkreis Berchtesgadener Land. Die nordwestliche Nachbargemeinde Berchtesgadens ist Bischofswiesen, der sich nördlich das gemeindefreie Gebiet Schellenberger Forst anschließt. Im Nordosten grenzt die Gemeinde Marktschellenberg und im Südwesten die Gemeinde Schönau am Königssee an, der sich im Süden beziehungsweise Südosten ebenfalls ein gemeindefreies Gebiet namens Eck mit der Exklave Resten anschließt. Östlich von Berchtesgaden befindet sich der deutsch-österreichische Grenzübergang am Dürrnberg und dahinter die österreichische Stadt Hallein.

Bischofswiesen Schellenberger Forst (gemeindefrei) Marktschellenberg
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Hallein (Österreich)
Schönau am Königssee Eck (gemeindefrei)

Religion

Von den Ende 2009 erfassten 7536 Einwohnern waren 6022 als römisch-katholisch und 1112 als evangelisch-lutherisch (einschließlich Freikirchen) gemeldet; die Religionszugehörigkeit der restlichen 402 Einwohner wurde in der Landesstatistik nicht aufgeschlüsselt.[2][3]

In der papsttreuen Fürstpropstei Berchtesgaden hatte der Protestantismus zwar bereits ab dem 16. Jahrhundert Verbreitung gefunden, seine Anhänger waren jedoch stets von der Ausweisung bedroht und mussten schließlich 1733 alle den Ort verlassen. Die Edikte des Königs Maximilian I. Joseph von 1808 und 1809 und der damit verbundenen Gründung einer Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern ließen auch in Berchtesgaden eine Wiederbelebung des Protestantismus zu. Doch erst nachdem immer mehr evangelische Touristen Berchtesgaden besucht und sich dort Zweitwohnsitze eingerichtet hatten, kam 1899 zu den drei katholischen Kirchen des Marktes die evangelisch-lutherische Christuskirche hinzu. Vor ihrem Bau diente den Protestanten das Dormitorium im Königlichen Schloss und das einstige Rentamtsgebäude als Betsaal.

Auch wenn die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde noch immer in der Diaspora ist, suchen inzwischen die Gemeinden beider christlichen Bekenntisse im Zuge der Ökumene immer öfter Gelegenheit zu partnerschaftlichem Austausch und gemeinsamen Feiern.[4]

Siehe auch: Reformation und Gegenreformation in Fürstpropstei Berchtesgaden

Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde ist Teil des Dekanats Traunstein in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, zu der auch Kirchengebäude außerhalb des Ortes gehören.[5][6]

Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer

Römisch-katholische Kirchengemeinden

Die Pfarrei St. Andreas ist Teil des Dekanats Berchtesgaden im Erzbistum München und Freising, zu der auch Kirchengebäude außerhalb des Ortes gehören.[7]

Das kleine Pfarramt des Ortteils Au ist ebenfalls Teil des Dekanats Berchtesgaden und unterhält in der Oberau die Kirche Zur Heiligen Familie.[9]

Andere Religionsgemeinschaften

Neben den christlichen Kirchengemeinden ist bei Schöner auch von 60 aktiven Zeugen Jehovas die Rede, die 1974 im Rückgebäude am Rathausplatz 16 ihren Himmelreichssaal einweihten und davon, dass vom 1. August 1980 bis 31. September 1981 im hinteren Teil eines Firmengebäudes in der Bahnhofstraße 21 ein „Mohammedanischer Betsaal“ eingerichtet war.[10]

Wirtschaftliche Entwicklung

Bis zur Säkularisation

Anbetung der Könige, Holzschnitzkunst in Berchtesgaden um 1800

Unter den Augustiner-Chorherren erlaubte die Leibeigenschaft bis ans Ende des 14. Jahrhunderts den Berchtesgadener Untertanen keinen eigenen Besitz sondern gestand ihnen lediglich Lehen zu, die sie entweder nach dem Baumannsrecht für ein Jahr, als Freistift für mehrere Jahre oder lebenslang als Leibgeding nutzen durften. Erst Stiftspropst Ulrich I. von Wulp erließ 1377 einen Landbrief, nach dem die Lehen gegen eine „Ablösungsschuld“ erworben werden konnten, allerdings unter der Bedingung, dass die Untertanen weiterhin ihren Lehensverpflichtungen nachzukommen hatten. Ein weiterer Passus dieses Landbriefes gestattete den nunmehrigen Besitzern sogar, Teile davon zu verkaufen. Das führte in der Folgezeit nicht selten zu Unterbenennungen der Anwesen in Ober-, Mitter- und Unterlehen. Reichten jedoch zuvor schon die ungeteilten Landgüter kaum zum Lebensunterhalt einer Familie aus, galt das für die zerstückelten erst recht. Da sie die Fürstpropstei nicht verlassen durften, mussten die Lehnbauern nach einem Nebenverdienst Ausschau halten. Das Salzbergwerk, die Saline in Marktschellenberg, die Forsten und die kleinen Handwerksbetriebe konnten aber nicht so viele beschäftigen, deshalb verlegten sie sich vor allem auf das Holzhandwerk, das seine in Heimarbeit erstellte Berchtesgadener War alsbald zum Welthandelsartikel werden ließ und sie an Niederlagen u. a. in Antwerpen, Cadix, Genua, Venedig und Nürnberg auslieferte. Ab dem 17. Jahrhundert sank die Nachfrage jedoch, was u. a. an der „konservativen Machart“ der grob geschnitzten Berchtesgadener Waren lag, bei denen keine Verbesserungen und Erneuerungen angestrebt wurden. 1783 untersagte ein kaiserliches Verbot die Einfuhr nach Österreich und im 19. Jahrhundert der bayerische Staat den bis dahin verbilligten Holzbezug. Um die Qualität der Holzschnitzwaren zu verbessern, wurde in Berchtesgaden 1840 eine Zeichenschule gegründet, die 1858 zur Industrie- und Zeichenschule erweitert und später Fachschule für Holzschnitzerei genannt wurde. Nachdem 1807, noch unter österreichischer Herrschaft, die Leibeigenschaft aufgehoben worden war, war das Leben für die freien Bauern nicht unbedingt einfacher geworden.[11]

Strukturwandel

Den entscheidenden Aufschwung verdankt Berchtesgaden den Verbesserungen der Verkehrsverhältnisse. Unter dem ersten Regenten nach der Säkularisation, dem Salzburger Kurfürsten Ferdinand, wurde die bislang einzige Straßenverbindung nach Berchtesgaden ausgebaut, so dass an Sommertagen „eine ganze Kolonne von Lohnkutschen“ von Salzburg aus ihre Fahrgäste nach Berchtesgaden und weiter zum Königssee befördern konnte. Den Künstlern, Gelehrten und Königen folgten „Tausende und Abertausende alpenbegeisterter und erholungssuchender Menschen“. Als die Eisenbahnstrecke von München über Freilassing nach Salzburg fertig war und die Ausflugsziele Berchtesgaden, Bad Reichenhall und Salzburg als Einheit angesehen wurden, begann sich ein „Massentourismus“ zu entwickeln. Es folgten die Bahnverbindungen Freilassing–Reichenhall (1866), Reichenhall–Berchtesgaden (1888) und von Salzburg her 1907 ein Schienenstrang über das Drachenloch nach Berchtesgaden. Mit der Verbindung Berchtesgaden–Königssee (1908/1909) waren Berchtesgaden und der Königssee über das Schienennetz an die „große weite Welt angeschlossen“.[12]

Entwicklung des Tourismus

Am 7. Juli 1871 wurde der Verschönerungs-Verein Berchtesgaden als erster Verein der Region zur Förderung des Fremdenverkehrs gegründet. Von 78 Mitgliedern im Gründungsjahr stieg die Mitgliederzahl bis 1928 auf 427 an, obwohl es 1906 zu einer Spaltung des Vereins kam und die „Außengemeinden“ mit Ausnahme der seinerzeit noch eigenständigen Gemeinde Gern den Fremdenverkehrs-Verein Berchtesgaden-Land gründeten. Der Verschönerungs-Verein Berchtesgaden nannte sich ab 1922 Fremdenverkehrs-Verein Berchtesgaden.[13]

Laut Brugger und dem Großen Brockhaus belegen die Gästezahlen innerhalb des Fremdenverkehrsvereins von 1876 bis 1934 große Steigerungsraten. So wurden 1876 1.653 Kurgäste und 2.679 Passanten gezählt. Danach stieg die Zahl der Kurgäste, abgesehen von den Jahren des Ersten Weltkriegs und den ersten Jahre danach, bis 1932 kontinuierlich auf 64.001 und 1934 sogar auf 142.773 an, während sich zwischen 1901 und 1934 die Zahl der Passanten auf durchschnittlich 22.000 Personen eingependelt hatten.[14]

Ab 1933 entstand „unter Druck“, ab 1950 auf freiwilliger Basis nach jahrzehntelangem Konkurrenzkampf ein Fremdenverkehrsverband, der die gemeinsamen Interessen des Berchtesgadener Landes mit den Gemeinden Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Bischofswiesen, Marktschellenberg und Ramsau zu wahren suchte. Ab 2003 änderte der Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land seine Bezeichnung in Zweckverband Tourismusregion Berchtesgaden – Königssee. Seit Januar 2005 ist er als einer von insgesamt drei regionalen Zweckverbänden Teil der neu gegründeten Marketinggesellschaft Berchtesgadener Land Tourismus GmbH, die erstmals die landkreisweite Vermarktung des Fremdenverkehrs aufgenommen hat.[15][16]

Auch nach dem Krieg hatten die Gästeübernachtungen im Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land laut Helmut Schöner, der den Zeitraum von 1948 bis 1981 erfasst hat, ein rapide steigende Tendenz. Allein in den fünf Wirtschaftsjahren von 1948/49 bis 1952/53 stiegen sie bei durchschnittlich siebentägiger Verweildauer nahezu um das Vierfache auf insgesamt 1.127.272 an. Die Zweimillionengrenze wurde das erste Mal 1961/62 überschritten und 1974/75 hatte die Zahl der Gästeübernachtungen in der Wintersaison mit einer Steigerung von 83.322 auf 642.452 Übernachtungen den höchsten Zuwachs gegenüber 1948/49 erreicht. Es war das Ergebnis „einer langen, zielstrebigen Arbeit aller am Fremdenverkehr Beteiligten“, die hohe Auslastung während einer kurzen sommerlichen Hochsaison auch für die Wintermonate zu erreichen. Der Anteil des Winterhalbjahres an den Gesamtzahlen stieg lt. Schöner von 1972 bis 1981 von 18,13 auf 20,87 % mit einem Höchststand 1975 auf 23,7 %. Die niedrigsten Gästezahlen wurden bis 1981 in den Monaten November und Februar verzeichnet.[17]


Tourismus

Gästezahlen von 1876 bis 1934
Jahr Kurgäste Passanten Gesamt
1876 1.653 2.679 4.332
1881 3.109 4.569 7.678
1886 4.742 8.609 13.351
1891 4.619 10.702 15.321
1896 5.409 12.558 17.967
1901 7.315 21.868 29.183
1906 9.569 22.013 31.582
1911 22.212 22.736 44.948
1916 13.737 4.981 18.718
1921 36.427 18.326 54.753
1926 54.658 24.277 78.935
1931 65.769 25.772 91.541
1932 64.001 19.448 83.449
1934 142.773 22.493 165.266
Zahlen 1876-1933 nach Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Krammel: Geschichte von Berchtesgaden: Stift, Markt, Land, Bände 2-3, 2002, S. 1150f., 1934 nach Der Grosse Brockhaus: Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Ergänzungsband, 1935, S. 95


Entwicklung der Gästeübernachtungen von 1948/49 bis 1980/81
Wirtschaftsjahr    Sommer       Winter      insgesamt   durchschnittlicher Aufenthalt in Tagen
1948/49 248.181 83.322 331.503 ---
1949/50 400.803 83.642 484.445 7,3
1950/51 615.467 110.267 725.734 6,9
1951/52 807.654 112.211 919.865 6,7
1952/53 1.018.064 109.208 1.127.272 7,1
1953/54 1.107.299 130.934 1.238.233 7,2
1954/55 1.058.815 121.788 1.180.603 7,1
1960/61 1.616.396 214.018 1.830.414 8,0
1964/65 1.929.742 315.973 2.245.715 8,7
1970/71 1.880.697 443.785 2.324.482 8,6
1974/75 2.130.001 642.452 2.772.453 10,2
1980/81 2.255.736 602.205 2.857.941 ---
Zahlen 1948/49-1980/81 für den Fremdenverkehrsverband Berchtesgadener Land nach Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 146

Auch nach dem Krieg weist die Entwicklung der Gästeübernachtungen innerhalb dieses Fremdenverkehrsverbandes laut Helmut Schöner, der den Zeitraum von 1948 bis 1981 erfasst hat, ein rapide steigende Tendenz aus. Allein in den fünf Wirtschaftsjahren von 1948/49 bis 1952/53 stiegen sie bei durchschnittlich siebentägiger Verweildauer nahezu um das Vierfache auf insgesamt 1.127.272 Übernachtungen an. Die Zweimillionengrenze wurde das erste Mal für 1961/62 überschritten und in 1974/75 hat die Zahl der Gästeübernachtungen in der Wintersaison den höchsten Zuwachs gegenüber 1948/49 erreicht, nämlich eine Steigerung von 83.322 auf 642.452 Übernachtungen. Sie war das Ergebnis „einer langen, zielstrebigen Arbeit aller am Fremdenverkehr Beteiligten“, die bis dahin einseitig hohe Auslastung während einer kurzen sommerlichen Hochsaison auch für die Wintermonate zu erreichen. Der Anteil des Winterhalbjahres an der Gesamtfrequenz stieg lt. Schöner von 1972 bis 1981 von 18,13 auf 20,87% mit einem gemessenen Höchststand für 1975 auf 23,7%. Die niedrigsten Gäste- und Übernachtungszahlen wurden hingegen bis 1981 durchgehend in den Monaten November und Februar verzeichnet.[18]

Neuorientierung

Noch bis in die 1990er Jahre setzte man vorwiegend auf den Massentourismus als Wirtschaftsfaktor. Die Aufenthaltsdauer der Gäste ist seitdem rückläufig. Nach Angaben der Fremdenverkehrsverbände betrug die Zahl der Gästeankünfte im Jahr 2003 für den ganzen Landkreis 578.082, die der Übernachtungen 3.696.851 und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 6,4 Tage. Ihren Höhepunkt erreichten die Gästeankünfte 1991 mit 692.381 Gästen. Die enorme Zunahme um ca. 10 % (von 1990 auf 1991) erklärte sich durch den erstmaligen Zustrom von Touristen aus den neuen Bundesländern. Seit 1991 nehmen die Zahlen, mit Ausnahme des Zeitraums von 1998 bis 2000, aber fortwährend ab.[19]

Die beiden Tabellen mit den Angaben zu den Gästeübernachtungen im Markt Berchtesgaden in den Jahren 2003 bis 2008 zeigen für Beherbergungsbetriebe mit neun oder mehr Gästebetten zwar leicht steigende Übernachtungszahlen, aber eine im Durchschnitt sinkende Verweildauer. Für Beherbergungsbetriebe mit weniger als neun Gästebetten gilt diese negative Tendenz sogar für beide Zahlen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, eine wirtschaftliche Struktur zu schaffen, die Arbeitsplätze für qualifiziertes Personal sichert.

Als Mitglied der Kooperation Alpine Pearls versucht Berchtesgaden, neue Akzente zu setzen und den Tourismus umweltverträglicher zu gestalten. So werden seitdem beliebte Sportaktivitäten wie Skitourengehen und die Kombination aus Schneeschuhwandern und Snowboarden innerhalb des Nationalparks als problematisch für die dort lebende Fauna angesehen, insbesondere dann, wenn sie auch nachts ausgeführt werden. Dem wurden allerdings bislang nur erste „lenkungswirkende Maßnahmen“ entgegengesetzt, wie eine Beschilderung und die ehrenamtliche Betreuung solcher Maßnahmen.[19]

Gästeübernachtungen im Markt Berchtesgaden[20]
von 2003 bis 2008
Beherbergungsbetriebe mit neun oder mehr Gästebetten
Jahr Übernachtungen Aufenthalt in Tagen
2003 413.716 5,0
2004 417.256 4,8
2005 449.257 4,5
2006 453.585 4,3
2007 433.205 4,3
2008 440.751 4,3
Gästeübernachtungen im Markt Berchtesgaden[20]
von 2003 bis 2008
Beherbergungsbetriebe mit weniger als neun Gästebetten
Jahr Übernachtungen Aufenthalt in Tagen
2003 169.325 7,2
2004 156.345 6,8
2005 157.089 6,8
2006 148.930 6,7
2007 148.042 6,5
2008 148.954 6,4

Andere Wirtschaftszweige

Arbeitsbereiche Arbeitnehmer in 2008
Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 94
Produzierendes Gewerbe 517
Handel, Verkehr, Gastgewerbe 982
Unternehmensdienstleister 277
Öffentliche und private Dienstleister 1066

Nach den Zahlen des Bayerischen Landesamtes für 2008 (siehe Tabelle links) haben nur wenige der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer Berchtesgadens einen Arbeitsplatz im produzierenden Gewerbe. Mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze sind mit dem Tourismus in Verbindung zu bringen.[21] Hellmut Schöner stellte Anfang der 1980er Jahre fest, dass es innerhalb des „inneren Landkreises Berchtesgaden“ nur wenige Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten gab. Für die Marktgemeinde wurde das Salzbergwerk mit 135 Arbeitnehmern als größter Arbeitgeber, an zweiter Stelle die Kurdirektion (einschließlich der Saisonkräfte) mit 100 und an dritter Stelle das Hofbrauhaus Berchtesgaden mit 65 Beschäftigten verzeichnet.[22]

Entwicklung des Schulwesens

Marktplatz Berchtesgaden mit Marktbrunnen, gestiftet anl. der Zugehörigkeit zu Bayern ab 1810
Winterschulen

Im 16. und 17. Jahrhundert gab es in Berchtesgaden lediglich Winkelschulen bzw. Winterschulen, in denen des Lesens und Schreibens kundige Männer und Frauen die Kinder nach der Erntezeit als Nebenbeschäftigung unterrichteten. So bezog ein „Teutscher Schulmeister“ Jakob Riedl einen  Klafter „Puechenes“ und 1789 unterrichtete der Mesner Nikolaus Vonderthann einige Kinder vermutlich im Mesnerhaus. Der letzte Fürstpropst Joseph Konrad von Schroffenberg-Mös ließ 1792 eine Hauptschule bzw. Normalschule und 1793 eine Baumwoll-Spinnschule einrichten. Die Hauptschule war im Nonntal (Klettnerhaus Nr. 15) untergebracht, an der bis 1811 ein ausgebildeter Berufslehrer namens Alois Mader, einige Hilfslehrer und der Mesner Nikolaus Vonderthann 70 Schüler unterrichteten. Zudem dienten der Schule von 1810 bis 1811 kurzfristig zwei Räume des nahen Schlosses als weitere Schulzimmer.[23]

Salinenschulen

Mit der Zugehörigkeit zu Bayern ab 1810 wurden im Rahmen des bereits seit 1802 in Bayern bestehenden Schulzwangs für die Kinder der Salzberger Salinenarbeiter in Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Hallein und Dürrnberg am 16. November 1811 spezielle Salinenschulen eingerichtet. Für sie leisteten das Salzbergwerk und die Saline bis 1867 den größten finanziellen Anteil am Schulfonds.[24] In Berchtesgaden wurde die mit vier Schulzimmern ausgestattete Salinenschule im Mautnerhaus (Haus Nr. 103, das ehemalige Mautgebäude neben dem Neuhausbogen) am Marktplatz eröffnet. Diese Schule besuchten die Salzberger Kinder gemeinsam mit den „Markterern“ bis 1906.[25]

Im jetzigen Ortsteil Au wurden die Kinder im 18. Jahrhundert von Augustiner-Eremiten aus Dürrnberg unterrichtet. Deren Sold waren jährlich vier Gulden oder zwei Eimer (je 68,4 l) Bier, die das Berchtesgadener Chorherrenstift bezahlte. 1812 besuchten 80 Kinder aus der Au die Schule in Dürrnberg. 1841 wurde in der Au das erste eigene Schulhaus errichtet, dessen erster Lehrer Jakob Hafner zuvor Schulhalter einer Winkelschule war. 1891 wurde die Schule um zwei Räume erweitert, der alte Unterrichtsraum zur Lehrerwohnung umgebaut. In diesen Räumen hatten noch 1948 zwei Lehrer vier Schulklassen zu betreuen. Erst 1951 konnten die inzwischen 200 Kinder einen Erweiterungsbau beziehen. 1966 wurde die Schule auf eine zweiklassige Grundschule bzw. Zwergschule mit den Klassen 1 bis 4 reduziert, während die Schüler der höheren Jahrgangsstufen seitdem die Haupt- bzw. Mittelpunktschule Berchtesgaden besuchten.[26]

Im jetzigen Ortsteil Maria Gern wurde am 17. August 1804 der bisherige Schulhalter und Mesner Josef Stanger öffentlicher Schullehrer und wandelte seine Winkelschule Gern in eine unentgeltliche öffentliche Wochenschule um. Das Schulzimmer in einem Gebäude der katholischen Kirche war jedoch zugleich Trinkstube für die Honoratioren mit dem Wirt und Lehrer Stanger. 1869 errichtete die Gemeinde neben der Kirche ein eigenes Schulhaus, in dem auch die Gemeindekanzlei Platz fand. Nach hundert Jahren wurde die Gerner Schule aufgelöst und 1969 in die Mittelpunktschule Berchtesgaden eingegliedert.[23]

Volksschulen
Rathaus Berchtesgaden – auch Schulgebäude von 1875 bis 1972

1906 wurde an der Schießstättstraße eine eigene Volksschule für die Kinder aus Salzberg erbaut, deren Räumlichkeiten jedoch von 1942 bis 1984 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung erneut gemeinsam mit der Berchtesgadener Marktschule genutzt wurden. In der einstigen Volksschule Salzberg ist jetzt ein Kindergarten untergebracht.[27]

Eine andere Schule wurde auf dem Platz der ehemaligen Schrannenhalle in dem 1875 fertiggestellten Rathaus eingerichtet. Sie diente bis 1972 den Schülern aus Berchtesgaden, Salzberg und Stanggaß als Unterrichtsstätte.[28]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volksschulen zu Bekenntnisschulen und die Marktgemeinde erhielt eine katholische Schule, der 1952 eine evangelische folgte. Während die evangelischen Schüler in der „evangelischen Schule“ im Rathaus unterrichtet wurden, besuchten die katholischen Schüler ab Oktober 1952 die Volksschule am Bacheifeld (Altbau), die 1955 um einen Mittelbau (Salzbergbau) für die Mädchen erweitert wurde. In diesen Mittelbau wurde ein Jugendheim integriert. Die Trennung nach Konfessionen und Geschlecht in den Volksschulen blieb bis 1967 bestehen. Erst nach 1967 besuchten die evangelischen Schüler gemeinsam mit den katholischen bis 1972 die vier Oberstufenklassen der Volksschule Berchtesgaden.[23]

Grund- und Hauptschule

Nach der landesweiten Auflösung des Volksschulsystems wurden die Klassenstufen nach Grund- und Hauptschule getrennt; 1972 wurde die Hauptschule in einem eigenen Gebäude eingerichtet, das 1996 erweitert wurde.[29]

Gymnasium

Am Hofe des Chorherrenstifts gab es im Mittelalter für die Kinder der Ministerialen und angesehenen Bürger Berchtesgadens eine Lateinschule, deren erster namentlich bekannter Lehrer Georgius Agricola von 1546 bis 1556 dort unterrichtete und danach Rektor der Domschule Salzburg wurde. Weitere namentlich bekannte Lehrer waren im Jahre 1652 Dionys Pacher und 1708 Matthias Fink. Wie lange die Lateinschule existierte, ist unklar, da sie jedoch im Zusammenhang mit der ersten Volksschule 1792 nicht erwähnt wurde, gab es sie vermutlich nicht länger als bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Sie war offenkundig nur „schlecht frequentiert“, so dass sie über 100 Jahre nicht wiederbelebt oder ersetzt wurde. [30]

1921 als Privatschule gegründet und seit 1924 staatlich anerkannt, wurde die Mittelschule ab 1938 als Gemeindliche Oberschule geführt. 1950 wurde sie in Oberrealschule Berchtesgaden und 1958 mit ihrer Verstaatlichung in Realgymnasium umbenannt. 1965 richtete das Gymnasium einen neusprachlichen und ab 1972 einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig ein.

Von 1993/94 bis zum Schuljahr 2008/09 beteiligte sich das Gymnasium Berchtesgaden am Schulversuch Europäisches Gymnasium. Derzeit wird an der Schule bei einer achtjährigen Schullaufbahn zwischen dem Angebot eines sprachlichen und eines naturwissenschaftlich-technologischen Gymnasiums unterschieden.

Von 1921 bis 2004 war das Gymnasium in dem Schulgebäude in der Salzburger Straße untergebracht, das Anfang der 1970er Jahre erweitert wurde. Im Sommer 2004 zog es in Sichtweite des Salzbergwerks in einen neuen Gebäudekomplex Am Anzenbachfeld.[31]

Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei

Vorläufer dieser Berufsfachschule war eine 1812 privat gegründete und 1814 vom bayerischen König genehmigte Zeichenschule. Offizielles Gründungsjahr der Zeichenschule des Marktes Berchtesgaden ist 1840. Am 19. Februar 1858 erfolgte die Umbenennung in Industrie-Zeichnungsschule, die zur Verbesserung der Berchtesgadener War beziehungsweise Waaren-Industrie dienen sollte. Die Genehmigung eines Handwerksbetriebs als Drechsler, Schnitzer und Spielwarenanfertiger war seitdem an den erfolgreichen Besuch dieser Schule gebunden. 1871 wurde die Schule in der Bergwerkstraße umgebaut. Es kamen Ausstellungs- und Verkaufsräume hinzu sowie ein Museum, das seit 1968 im Schloss Adelsheim untergebracht ist.[32]

Berufsschule

Bis 1974 hatte Berchtesgaden eine eigenständige Berufsschule, die danach der staatlichen Kreisberufsschule in Freilassing zugeordnet wurde. Sie hatte sich wie die Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei aus der vormaligen Zeichenschule entwickelt und zog 1876 als gewerbliche Fortbildungsschule ins alte Rentamt am Schloßplatz um. 1914 in Berufsfortbildungsschule umbenannt, baute die Marktgemeinde von 1921 bis 1923 für sie ein eigenes Schulhaus an der Salzburger Straße. Ab 1924 war dort auch die Hauswirtschaftsschule für Mädchen untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilte sich die Berufsschule die Unterrichtsräume in der Bergwerkstraße mit der Berufsfachschule. Obwohl 1976 der Kreistag die Auflösung der Außenstelle Berchtesgaden beschlossen hatte, blieben dort einige Fachgruppen bis 1983 erhalten.[33]

Einzelnachweise

  1. Klaus Schönhoven, Bayern in der NS-Zeit: Die Parteien KPD, SPD, BVP in Verfolgung und Widerstand, (Bayern in der NS-Zeit; 5), S. 75
  2. statistik.bayern.de Statistik zur Aufteilung der Bevölkerung nach evangelisch und römisch-katholisch
  3. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei, zu Volkszählungen 1970 und 1987, S. 6 von 27
  4. berchtesgaden-evangelisch.de – Gemeindebrief der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden anlässlich des Ökumenischen Kirchentages 2010 in München mit einem Gastbeitrag zur römisch-katholischen Pfarrei in der Ramsau; Gemeindebrief Nr. 130 für Juli-Oktober 2010, s.S. 21 von 32 PDF-Seiten
  5. ev-dekanat-traunstein.de Zugehörigkeit der ev.-luth. Kirchengemeinde Berchtesgaden zum Evangelischen Dekanats Traunstein
  6. berchtesgaden-evangelisch.de Homepage der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Berchtesgaden
  7. stiftskirche-berchtesgaden.de Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden
  8. datenmatrix.de Angelika Schuster-Fox: Berchtesgaden, Franziskanerkloster: Seelsorger der Fürstpropstei – Franziskaner in Berchtesgaden
  9. erzbistum-muenchen.de Auflistung der Gemeinden nach Dekanaten, darunter die eigenständige Kirchengemeinde "Au b. Berchtesgaden - Hl. Familie" siehe S. 2 von 29 Seiten PDF-Datei
  10. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, Religion S. 322
  11. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 145, 197
  12. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 206–207
  13. Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Stichwort: Fremdenverkehr S. 89 f.
  14. Zahlen 1876-1933 nach Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Krammel: Geschichte von Berchtesgaden: Stift, Markt, Land, Bände 2-3, 2002, S. 1150f., 1934 nach Der Grosse Brockhaus: Handbuch des Wissens in zwanzig Bänden, Ergänzungsband, 1935, S. 95
  15. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 145
  16. oete.de (Memento vom 27. April 2014 im Internet Archive) Zu „Berchtesgadener Land Tourismus GmbH“ siehe PDF-Dokumentation von Ökologischer Tourismus in Europa S. 63 f. von 117 Seiten
  17. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 146-147
  18. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 146-147
  19. a b oete.de (Memento vom 27. April 2014 im Internet Archive) PDF-Dokumentation von Ökologischer Tourismus in Europa S. 61 f., 64 f., 70 f. von 117 Seiten
  20. a b statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Gästeübernachtungen 2003-2008. PDF-Datei, S. 15 von 27
  21. statistik.bayern.de Bayerisches Landesamt zu Bevölkerungszahlen. PDF-Datei, S. 9 von 27
  22. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 340
  23. a b c Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 99
  24. Zum Schulbesuch ab 1811 – Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323 oben
  25. Zum Schulbesuch bis 1906 – Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323, Stichwort Schulhaus
  26. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 98
  27. Zum Schulbesuch ab 1906 – Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 323, Stichwort Schulen
  28. Zum Schulbesuch ab 1875 – Berchtesgaden im Wandel der Zeit, S. 272, Stichwort Rathaus, S. 322 Schrannenhalle
  29. webcache.googleusercontent.com/…hs-berchtesgaden.de.tl Schulchronik der HS Berchtesgaden (Nur noch als webcache abrufbar!)
  30. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 98-99, 103
  31. gymbgd.de Die Entwicklung des Gymnasiums Berchtesgaden. Seite der schuleigenen Homepage
  32. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, Zur Berufsfachschule für Holzschnitzerei und Schreinerei S. 108–109.
  33. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml, Geschichte von Berchtesgaden: Stift, Markt, Land, Band 3, 1999, S. 467