Hans Lutter

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2019 um 22:23 Uhr durch imported>Didionline(73374) (HC: Entferne Kategorie:Hochschullehrer; Ergänze Kategorie:Hochschullehrer (Güstrow)).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Hans Lutter (* 29. April 1928 in Magdeburg; † 1. März 2009[1]) war ein deutscher marxistischer Philosoph in der DDR und lehrte an der Pädagogischen Hochschule Güstrow.

Biografie

Hans Lutters berufliche und politische Entwicklung kann schlagwortartig so zusammengefasst werden: Arbeiterkind – Maurer – Neulehrer – Schuldirektor – Schulrat – Lehrerbildner – Diplom (Berlin 1960) – Promotion (Jena 1966) – Habilitation (Potsdam 1971) – Dozent – Professor.[1]

Einer Familientradition folgend, trat er 1945 als Maurer der SPD bei und wurde durch die Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED, deren Mitglied er auch nach der Umbenennung in PDS blieb. Erst 2006 trat er aus.

Nach der Habilitation 1971 an der Pädagogischen Hochschule Potsdam wurde er 1972 zum Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule Güstrow, die er bis 1988 leitete und maßgeblich durch seine marxistische und atheistische Weltanschauung prägte. Bis zur Entlassung 1990 lehrte er dort in der Sektion Marxismus-Leninismus. So begründete er in Güstrow eine Forschungsgruppe Marxistisch-leninistische Religionswissenschaft, die sich mit dem Protestantismus in der DDR befasste. Mit ähnlichen Interessen forschte Olof Klohr in Wustrow an der Seefahrtsschule parallel zum Katholizismus in der DDR.[2] Die PH Güstrow wurde 1991 geschlossen.

Von 1971 bis 1990 war Lutter Abgeordneter des Bezirkstages Schwerin und davon zehn Jahre Vorsitzender der ständigen Kommission Bildungswesen. Nach der Wende war er von 1994 bis 2000 stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Freidenkerverbandes.

Seit 1963 war er auf dem Gebiet des so genannten „Wissenschaftlichen Atheismus“ tätig. Zwar verwarf er 1988 mit seinem Forschungskollektiv diesen Begriff als unwissenschaftlich, ohne deswegen jedoch seine Arbeit auf dem Gebiet des Atheismus und der marxistischen Religionswissenschaft aufzugeben.

Im Verlaufe der Wende und friedlichen Revolution wurde er im Mai 1990 in den Vorruhestand entlassen und sein Lehrstuhl abgewickelt.

Im Dezember 1990 begründete er darauf als verantwortlicher Redakteur die Zeitschrift „Berliner Dialog-Hefte“, späterer Name „Neue Dialog-Hefte“. 1998 fand in Berlin ein Ehrenkolloquium anlässlich seines 70. Geburtstages statt. 2004 beendete er aus Altersgründen mit Heft 60 die Zeitschrift.

Auszeichnungen und Ehrungen

Schriften

  • Gegensätze zwischen Weltanschauungen sind keine Gegensätze zwischen Menschen. In: Manfred Isemayer (Hg.): Humanismus ist die Zukunft. Humanistischer Verband, Berlin 2006, S. 167–182

Literatur

  • Ehrenkolloquium anläßlich des 70. Geburtstages von Prof. Dr. sc. phil. Hans Lutter, Gesellschaft zur Förderung des Christlich-Marxistischen Dialogs, Berlin 1998
  • Simone Thiede: Der Dialog zwischen Religionen und säkularen Weltanschauungen. Dargestellt am Beispiel des christlich-marxistischen Dialogs in der DDR. Lang, Frankfurt a. M. 1998 ISBN 978-3-631-33981-7
  • Simone Thiede: Christlich-Marxistischer Dialog in der DDR, 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Deutscher Freidenker-Verband e.V.: Freidenker trauern um Hans Lutter. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 31. Mai 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.freidenker.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Anja Kirsch: Weltanschauung als Erzählkultur: Zur Konstruktion von Religion und Sozialismus in Staatsbürgerkundeschulbüchern der DDR. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-525-54049-7, S. 50 f. (google.de).