Benutzer:TennisOpa/Bremer Lagerhaus-Gesellschaft

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TennisOpa/Bremer Lagerhaus-Gesellschaft
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1877
Sitz Bremen, Deutschland
Leitung
Branche Logistik
Website www.blg-logistics.com
Stand: 2018

Die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft - Aktiengesellschaft von 1877 war ein international tätiges Seehafen- und Logistikunternehmen mit Sitz in Bremen. Die Firma ist an der Börsen notiert und als Komplementärin der BLG Logistics Group AG & Co. KG am Gewinn der BLG Gruppe beteiligt.

65 Kaufleute gründeten im Februar 1877 die Aktiengesellschaft. Ein wesentlicher Faktor war dabei der Wunsch Bremer Baumwoll-Händler nach einer verbesserten Lager- und Handelsinfrastruktur einschließlich der Möglichkeit, Orderlagerscheine und Warrants ausstellen zu können.[3][4] Das Geschäft beschränkte sich auf Umschlag und Lagerung; der Transport von Waren gehörte nicht dazu. Fünf erste eigene Lagerhäuser gingen 1878 links der Weser im Sicherheitshafen[5] – seit ca. 1900 landläufig als Hohentorshafen bezeichnet[6] – in Betrieb.[7] Für den frühzeitigen Anschluss an das Eisenbahnnetz sorgte die BLG selbst.[8] Das Unternehmen lagerte im ersten Betriebsjahrzehnt vor allem Getreide und Hülsenfrüchte, Schmalz, Speck und Schweinefleisch, Tabak, Baumwolle, Schafwolle und Kaffee.[9]

1888 dehnte die BLG die Tätigkeiten auf den neuen Europahafen (Freihafen I) rechts der Weser aus, der nach dem Zollanschluss Bremens (Oktober 1888) als Freihafen konzipiert war[10]; der entsprechende Betriebsüberlassungsvertrag zwischen Bremen und der BLG datiert vom Mai 1888.[11] Die BLG beeinflusste die Entwicklung der Hafenanlagen rechts der Weser bis zum Ersten Weltkrieg maßgeblich.[12] Mit seiner Fertigstellung 1906 wurde sie auch im Freihafen II aktiv, der Betriebsüberlassungsvertrag wurde dafür angepasst.[13] Ferner betrieb sie ab 1897 die Getreideverkehrsanlage.[14] 1929 übernahm sie den Weserbahnhof.[15] Als Reaktion auf die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise führte die BLG Anfang April 1932 das sogenannte Krümpersystem ein, das durch wechselnde Beurlaubungen von Arbeitern deren Arbeitslosigkeit verhindern sollte. Das System blieb bis Ende April 1935 in Kraft.[16]

1933 bis 1945

Im Zuge der „Machtergreifung“ in Bremen wurde der langjährige Vorstandsvorsitzende Kurt Dronke, Mitglied der Fraktion der Deutschen Staatspartei in der Bremischen Bürgerschaft,[17] im April 1933 aus seinem Amt gedrängt. Sein Nachfolger wurde ein NSDAP-Mitglied.[18] Ähnlich erging es Carl Krüger, der dem Vorstand seit 1931 angehörte: Unter politischem Druck bat er im September 1933 um einen sechsmonatigen Urlaub, am 31. Mai 1934 trat er in den Ruhestand.[19] Auf Basis der nationalsozialistischen Gesetzgebung wurden auch in Bremen alle unständigen Arbeiter des Hafens bei einem Gesamthafenbetrieb angestellt (in Bremen seit dem 25. Juni 1934: Hafenbetriebsverein in Bremen e.V.). Dieser wies den Hafenbetrieben, auch der BLG, Arbeitskräfte zu.[20] Zu diesen Arbeitskräften zählten nach Beginn des Zweiten Weltkriegs auch Fremdarbeiter, Kriegsgefangene, Ostarbeiter, sowie zeitweilig auch Strafgefangene und KZ-Häftlinge.[21] Anfang Januar 1941 verwüstete ein durch Brandbomben verursachtes Feuer das Verwaltungsgebäude der BLG.[22] Spreng- und Brandbomben zerstörten bis Kriegsende einen Großteil des Hafens und seiner Anlagen (Lager, Speicher, Schuppen, Kräne, hydraulisches Gerät, Gleise, Leitungen, Getreideanlage, Weserbahnhof etc.).[23]

1945 bis 1998

Die Behörden in der amerikanischen Besatzungszone entließen am 17. September 1945 zehn leitende Angestellte der BLG.[24] Die Wiederzulassung für Geschäftstätigkeiten erhielt das Unternehmen am 29. November 1945.[25] Mit der fortschreitenden Instandsetzung des Hafens belebten sich die Aktivitäten der BLG. Zunächst konzentrierte sich das Geschäft vor allem auf den Überseehafen. Dann ging es um die Reparatur des Europahafens. 1951 nahm der Weserbahnhof seinen Betrieb wieder auf. In der ersten Hälfte der 1950er Jahre begann ebenfalls der Betrieb des Kühlhauses am Holz- und Fabrikenhafen.[26]

Hafenhochhaus (Aufnahme von 2010)

Ab Mitte 1953 führte die BLG auch die Regie in den Häfen von Bremerhaven. Das betraf den Kaiserhafen, die Columbuskaje, den Neuen Hafen und den Verbindungshafen. Der Nordhafen kam später hinzu.[27] 1959 schlossen die Stadtgemeinde Bremen und die BLG einen Betriebsvertrag ab. In ihm wurde geregelt, dass die Stadt die Mehrheit der Anteile hält.[28] 1961 bezog das Unternehmen das neu errichtete Hafenhochhaus am Kopf des Überseehafens.[29] Zwei Jahre später unterzeichneten die Stadt Bremen und BLG ein Vertragswerk, das dem Unternehmen ermöglichte, für erweiterte Aufgaben Fremdmittel auf dem Kapitalmarkt aufzunehmen. Auf diese Weise finanzierte es die erheblichen Aufwendungen für Bau und Betrieb des Neustädter Hafens (Betrieb ab 1965/1966) sowie für Bau und Betrieb des Container-Terminals in Bremerhaven (Bau ab 1968; Betrieb ab 1971).[30] Bereits 1966 machte das erste in Europa erschienene Containerschiff, die Fairland, im Überseehafen fest.[31] Seit 1967 bestand in diesem Hafen auch eine provisorische Anlage für RoRo-Schiffe; Ende 1973 stand eine solche im Europahafen dauerhaft zur Verfügung.

Bremerhaven wurde seit 1970 fahrplanmäßig von LASH-Mutterschiffen angelaufen. Ab Februar 1974 stand am Kopf des Überseehafens ein schwimmender Bargenliegeplatz[32] bereit.[33] 1979 übernahm BLG von der Anker Schiffahrtsgesellschaft die Umschlaganlage Kap Horn mit Zugang zur Weser sowie zum Industriehafen. Im selben Jahr war die RoRo-Anlage im Neustädter Hafen betriebsbereit.[34]

Die BLG hatte in den 1980er Jahren Teil am boomenden Containergeschäft, das die gesamte Hafenwirtschaft umformte und insbesondere in Bremerhaven zum Ausbau des Terminals in mehreren Stufen führte.[35] Der harte Wettbewerb drückte jedoch auf die Margen, auch bei der BLG. Die Rezession der Weltwirtschaft Anfang der 1980er Jahre führte zu Entlassungen von BLG-Beschäftigten im gewerblichen und kaufmännischen Bereich. Über Geschäftskontakte zu Volkswagen und später zu Daimler-Benz begann das Unternehmen mit Logistikdienstleistungen für die Automobilindustrie und verbesserte dabei seine Wertschöpfung, zunächst per Feinverteilung von Zulieferer-Material in die deutschen Werke, dann per Semi Knocked Down und Completely Knocked Down.[36] Logistikdienste mit verbesserter Wertschöpfung übernahm die BLG seit 1980 auch für Minolta.[37][38]

Die Überwindung der realsozialistischen Regime in Mittel- und Osteuropa Ende der 1980er / Anfang der 1990er Jahre brachte für die BLG deutliche Ladungsverluste im konventionellen Geschäft. Das Unternehmen geriet in die Krise.[38] Ab 1998 wurde die organisatorische Struktur völlig neu gefasst: Mit der Bremer Lagerhaus-Gesellschaft - Aktiengesellschaft von 1877 als Komplementärin entstand die neue Firma BLG Logistics Group AG & Co. KG.

Aktien

Das Aktienkapital der börsennotierten Bremer Lagerhaus-Gesellschaft beträgt 9.984.000 Euro, es gibt 3.840.000 stimmberechtigte Aktien. Die Anteile verteilten sich im September 2017 wie folgt:[39]

Bei den Aktien handelt es sich um nennwertlose Namensaktien. Sie waren zunächst in Bremen, Hamburg, Frankfurt und Berlin gelistet. Die ISIN lautet DE0005261606, die WKN lautet 526160, das Börsenkürzel ist BLH.[40]

Im Februar 2019 wurde bekannt, dass die Beteiligung der Stadtgemeinde Bremen in Höhe von 12,6 % der Aktien, die bisher von der Bremer Landesbank gehalten wurden, an einen privaten Investor verkauft wurden.[41] Informationen zum Kaufpreis wurde - auch auf Nachfrage in der Hauptversammlung am 12. Juni 2019 - nicht mitgeteilt.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Informationen über den Vorstand auf der Unternehmenswebsite, Abruf am 21. Juli 2017.
  2. Informationen über den Aufsichtsrat auf der Unternehmenswebsite, Abruf am 5. Juli 2018.
  3. Die Historie der BLG. In: www.blg-logistics.com. Abgerufen am 21. Juli 2017.
  4. Liste der Kaufleute in Löbe, Seehafen Bremen. S. 287 f. Darstellung der Gründungspräliminarien bei Löbe, Seehafen Bremen. S. 41–51. Statuten der Gesellschaft bei Löbe, Seehafen Bremen. S. 297–302.
  5. Zum Sicherheitshafen kurz Heinrich Flügel: Die Häfen von Hamburg und Bremen im frühen 20. Jahrhundert. 1. Auflage. (Nachdruck der Ausgabe) Jena 1914. Europäischer Hochschulverlag, Bremen 2010. S. 166, ISBN 978-3-86195-473-6.
  6. Löbe: Seehafen Bremen. S. 137.
  7. Löbe: Seehafen Bremen. S. 57.
  8. Löbe: Seehafen Bremen. S. 60.
  9. Löbe: Seehafen Bremen. S. 67.
  10. Hans Schackow: Brücken nach Übersee, Bridges to the world across the seas. In: Das Buch der bremischen Häfen. The Book of the Bremen Ports. S. 48–151, hier S. 100–103.
  11. Löbe: Seehafen Bremen. S. 115. Abdruck des Vertragsinhaltes bei Löbe, Seehafen Bremen. S. 116–118.
  12. Löbe: Seehafen Bremen. S. 127. Details dort S. 127–137.
  13. Löbe: Seehafen Bremen. S. 177–184 und S. 303–306.
  14. Löbe: Seehafen Bremen. S. 158–162. Lagerhaus-Gesellschaft, Bremer. In: W. Kloos, R. Thiel: Bremer Lexikon. Ein Schlüssel zu Bremen. S. 205.
  15. Löbe: Seehafen Bremen. S. 213.
  16. Löbe: Seehafen Bremen. S. 217 und S. 225. Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Band 3. Bremen in der Weimarer Republik (1918–1933). Erweiterte und verbesserte Auflage. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 543.
  17. Dieter Fricke: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“. Verfolgte Abgeordnete der Bremischen Bürgerschaft in biographischen Skizzen, S. 40.
  18. Fritz Peters: Bremen zwischen 1933 und 1945. Eine Chronik (Nachdruck). Dogma, Bremen 2013. S. 21, ISBN 978-3-95507-860-7. Löbe, Seehafen Bremen. S. 219 und S. 293.
  19. Löbe: Seehafen Bremen. S. 294.
  20. Löbe: Seehafen Bremen. S. 227 f. Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Band 4. Bremen in der NS-Zeit (1933–1945). Erweiterte und verbesserte Auflage. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 240.
  21. Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Informationen in der digitalen Chronik von Horn-Lehe, Abruf am 23. Juli 2017. Herbert Schwarzwälder: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, Band 4. Bremen in der NS-Zeit (1933–1945). Erweiterte und verbesserte Auflage. Edition Temmen, Bremen 1995, S. 475–479.
  22. Löbe: Seehafen Bremen. S. 230.
  23. Löbe: Seehafen Bremen. S. 187 und S. 231–234. US-Luftaufnahmen der zerstörten Hafenanlagen bei Arnold Agatz: Die Hafenanlagen im Spiegel der Zahlen. Facts and Figures about the Port Installations. In: Das Buch der bremischen Häfen. The Book of the Bremen Ports. S. 152–177, hier ab S. 176.
  24. Löbe: Seehafen Bremen. S. 202.
  25. Löbe: Seehafen Bremen. S. 235.
  26. Löbe: Seehafen Bremen. S. 234–239, S. 242 und S. 245–247.
  27. Löbe: Seehafen Bremen. S. 241 f. Bremer Lagerhausgesellschaft. In: Schwarzwälder: Das große Bremen-Lexikon, Band 1, A–K.
  28. Löbe: Seehafen Bremen. S. 253–255, Abdruck dort S. 313–317.
  29. Löbe: Seehafen Bremen. S. 247.
  30. Löbe: Seehafen Bremen. S. 272.
  31. Godehard Weyerer: Vor 50 Jahren. Das erste Containerschiff im Bremer Überseehafen. In: Deutschlandfunk. 6. Mai 2016, abgerufen am 23. Juli 2017. Löbe, Seehafen Bremen. S. 277.
  32. Zum Begriff der Barge siehe das Stichwort kombinierter Verkehr im Gabler Wirtschaftslexikon, Abruf am 23. Juli 2017. Ferner das Lemma Barge Carrier. In: Peter Klaus, Winfried Krieger, Michael Krupp (Hrsg.): Gabler Lexikon Logistik. Management logistischer Netzwerke und Flüsse. 5. Auflage. Springer Gabler, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-8349-3371-3, S. 41.
  33. Karl-Heinrich Müller, Günter Gerdes, Gerhard Thoms, Klaus-Peter Rehm: Die Hafenanlagen in Bremen. In: Jahrbuch der Hafenbautechnischen Gesellschaft. Band 35 (1975/76), S. 41–55, hier S. 41.
  34. Bremer Lagerhausgesellschaft. In: Schwarzwälder: Das große Bremen-Lexikon, Band 1, A–K.
  35. Siehe hierzu Container-Chronik Bremische Häfen, Hintergrundinformation der BLG Logistics (2016), Abruf am 24. Juli 2017.
  36. Hierzu anschaulich Heinz Bamberger, früherer BLG-Manager, im Interview: BLG – „Logistiker mit eigenem Hafen“, Interview von Frauke Wilhelm mit Heinz Bamberger (2013), digitales-heimatmuseum.de, Abruf am 23. Juli 2017.
  37. Eckhard-Herbert Arndt: Logistik ohne Kopiereffekt. BLG Logistics Group arbeitet seit 27 Jahren mit Konica Minolta zusammen. In: FM Fracht + Materialfluß. Heft 3, 2007. 30 Jahre Logistik für Konica Minolta / BLG betreibt das größte Logistikzentrum für den langjährigen Kunden. In: Pressemeldung von BLG Logistics. 27. September 2010, abgerufen am 24. Juli 2017.
  38. a b Detthold Aden: Konsequente Orientierung am weltwirtschaftlichen Wandel – vom lokalen Hafenunternehmen zu internationaler Logistikkompetenz. In: Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung: Ehrenkolloquium Wandel in Produktion und Logistik anlässlich des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Dr.-Ing. Prof. E.h. Eberhard Gottschalk. 13. Januar 2006, Magdeburg, S. 19–24.
  39. BLG Logistics: Aktionärsstruktur, Informationen der Website, Abruf am 11. September 2017.
  40. Stammdaten der Aktie, Informationen auf der Unternehmenswebsite, Abruf am 25. Juli 2017.
  41. Mitteilung des Vorstandes der BLG vom 7. Februar 2019