Benutzer:AnnaB1206/Artikelentwurf
Negation bedeutet in der Sprachwissenschaft die Verneinung einer Aussage bzw. der Ausdruck, der die Verneinung ausdrückt. Beim Negieren müssen zwei Dinge in irgendeiner Form ausgedrückt werden. Erstens wird gezeigt, dass es sich beim betreffenden Satz um eine Negation (Umpolung der beschriebenen Proposition) handelt. (primäre Funktion der Negation → Negationsskopus) Die zweite Aufgabe der Negation besteht darin, zu zeigen, welcher Teil einer Aussage nicht der Wirklichkeit entspricht oder welche Erwartung korrigiert werden soll. (Negationssfokus)
Wirkungsbereich und Skopus der Negation
Laut Duden[1] wird der Wirkungsbereich von Negationswörtern zum einen durch das Negationswort selbst bestimmt, zum anderen aber auch durch Kontext, Akzent, Intonation und Wortstellung. Es wird zwischen der Satznegation und der Sondernegation unterschieden, welche sich gegenseitig ausschließen. Die Satznegation verneint den ganzen Satz, wohingegen die Sondernegation nur einen Teil des Satzes verneint. Bei der Sondernegation liegt prinzipiell eine positive Satzaussage vor, in der an einer bestimmten Stelle etwas berichtigend, oder richtig stellend ausgenommen wird. Man spricht von Sondernegation, wenn der Skopus der Negation nur ein einzelnes Satzglied oder sogar nur einen einzelnen Bestandteil eines Satzglieds umfasst. Wenn der Skopus das gesamte Prädikat mit einschließt, gegebenenfalls zusammen mit Satzgliedern, spricht man von Satznegation.
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- ohne Fokussierung ........................................................ mit Fokussierung
- reine Satznegation ........................................................ Sondernegation[2]
Beispiele für die Satznegation
Der Skopus der Negation ist unterschiedlich weit, schließt aber immer das Prädikat mit ein.
- (1) Niklas hat zum Glück nicht den Ball in den Teich geworfen. (sondern den Schuh auf das Bett gelegt)
- (2) Niklas hat den Ball zum Glück nicht in den Teich geworfen. (sondern ihn in den Korb gelegt)
Beispiele für die Sondernegation
Der Skopus der Negation umfasst nur ein einzelnes Satzglied oder einen Teil davon.
- (3) Niklas hat den Ball zum Glück nicht in den Teich geworfen. (sondern in den Sand).
- (4) Niklas hat zum Glück nicht den Ball in den Teich geworfen. (sondern nur einen Papierflieger)
- (5) Niklas hat zum Glück nicht den bunten Ball in den Teich geworfen. (sondern den roten).
- (6) Offenbar hat nicht Niklas den Ball in den Teich geworfen. (sondern Patrick)
Unterscheidung von Satz- und Sondernegation
Satz- und Sondernegation sind in geschriebener Sprache nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden. So weisen die Beispiele (2) und (3) die genau gleiche Wortstellung auf, erst die ausdrückliche Korrektur mit sondern macht den jeweiligen Fokus deutlich. In gesprochener Sprache gelten gemäß Duden[3] die folgenden Tendenzen: Bei weitem Fokus (Satznegation) trägt die Negation den Hauptakzent. Bei engem Fokus (Sondernegation) trägt die fokussierte Phrase den Hauptakzent.
Skopus von Negation
Der Skopus der Negation ist der Teil des Satzes der verneint werden soll.
- (7) Niklas ist nicht groß = ¬ (niklas ist groß)
Das Zeichen “¬” ist hierbei das Negationszeichen; die Negation wird also auf die ganze Aussage angewandt. Der Geltungsbereich oder Skopus der Negation lässt sich laut Duden[3] mit einer Umschreibungsprobe bestimmen, nämlich mit der Umwandlung des fraglichen Satzes in eine Konstruktion des Typs »Es ist nicht der Fall, dass …«. Der Skopus der Negation entspricht dann dem dass-Nebensatz. In einfachen Sätzen umfasst der Geltungsbereich der Negation den ganzen Satz:
- (8) Niklas hat das Buch nicht gelesen. → Es ist nicht der Fall, dass Niklas das Buch gelesen hat.
Aber in komplexeren Sätzen zeigt sich, dass manche Elemente nicht im Geltungsbereich der Negation stehen:
- (9) Niklas hat das Buch leider nicht gelesen.
- → * Es ist nicht der Fall, dass Niklas das Buch leider gelesen hat
- → Es ist leider nicht der Fall, dass Niklas das Buch gelesen hat.
Das Wort leider steht also nicht im Negationsskopus.
Negation im Deutschen
Die deutsche Sprache drückt die syntaktische Negation mit Hilfe von unterschiedlichen Negationswörtern aus, die zu verschiedenen Wortarten gehören. Es sind verschiedene Partikel, Adverbien, Indefinitpronomen und Artikelwörter, Konjunktionen oder auch Präpositionen und Subjunktionen. Als Negation kann im Deutschen das Wort oder die Formulierung mit einem Negationsträger (z.B. nicht) bezeichnet werden. Um einen ganzen Satz zu negieren, wird in der deutschen Sprache die Negationspartikel nicht genutzt. Das Weglassen von nicht führt dazu, dass sich der Wahrheitswert eines Satzes in die gegensätzliche Richtung ändert.[4]
Bei der Stellung der Negationspartikel nicht über die Grundregel hinaus sind laut Duden[4] einige Besonderheiten zu berücksichtigen.
(i) Die unterschiedliche Stellung des finiten Verbs je nach Satzform hat keinen Einfluss auf die Stellung der Negation. Bei unbesetzter rechter Satzklammer kann die Negationspartikel daher, wie in Beispiel (13) auch am Ende des Satzes stehen.
- (10) (Ich glaube, …) dass [Niklas] [den Ball] nicht geworfen hat.
- (11) [Niklas] hat [den Ball] nicht geworfen.
- (12) (Ich glaube, …) dass [Niklas] [den Ball] nicht wirft.
- (13) [Niklas] wirft [den Ball] nicht.
(ii) Wenn der Fokus der Negation das Prädikat umfasst (Satznegation), sind adverbiale und prädikative Ergänzungen gewöhnlich mit inbegriffen. Die Negationspartikel nicht steht dann vor diesen Satzgliedern:
- (14) Der Ball befand sich nicht [auf dem Feld].
- (15) Der Torwart war nicht [der Schuldige].
(iii) Wenn nur ein Element innerhalb eines Satzgliedes Fokus der Negation ist, kann die Negationspartikel oft nicht unmittelbar vor dieses Element gestellt werden; sie steht dann vor dem ganzen Satzglied.
- (16) Er ist nicht [in [dem Haus] ], sondern in dem Keller. → (*Er ist [in nicht [dem Haus] ], sondern in dem Keller.)
(iv) Die Negation nicht hat gewöhnlich den Status einer Partikel und kann daher nicht allein das Vorfeld besetzen (17), sondern nur zusammen mit einem Satzglied (18) (Sondernegation):
- (17) *Nicht schoss Niklas den Ball.
- (18) Nicht [Niklas] schoss den Ball (sondern Patrick)
Negative Indefinita
Das Deutsche verfügt über die negativ-indefiniten Pronomen niemand, keiner und nichts. Außerdem gibt es noch die negativ-indefiniten Pro-Adverbien wie niemals, nirgends, nirgendwo. Und schließlich gibt es auch ein negativ-indefinites Artikelwort, nämlich kein. Der Geltungsbereich der negativen Komponente dieser Wörter ist dabei nicht auf die jeweiligen Wörter selbst beschränkt sondern es liegt eine syntaktische Negation vor.[4]
Mit der Umschreibungsprobe lässt sich zeigen, dass diese Wörter dasselbe leisten wie die Negationspartikel nicht:
- (19) Ich kenne hier niemanden. → (Umschreibungsprobe: Es ist nicht der Fall, dass ich hier jemanden kenne.)
- (20) Nichts hat den Ablauf beeinträchtigt. → (Umschreibungsprobe: Es ist nicht der Fall, dass etwas den Ablauf beeinträchtigt hat.)
Man kann für diese Wörter die folgende allgemeine Regel ansetzen: Wenn in einem verneinten Satz der Fokus der Negation eine indefinite Phrase enthält, kann die Negation in dieser Phrase mit einem negativ-indefiniten Wort ausgedrückt werden. Eine Alternative ist jeweils die Verwendung der Negationspartikel nicht.
Negative Pronomen und Adverbien
Gewöhnlich werden die negativ-indefiniten Pronomen und Pro-Adverbien gewählt (21) und nicht etwa Verbindungen mit nicht (22):
- (21) Ich habe niemanden angetroffen. → Wir haben die Kinder nirgendwo gesehen.
- (22)*Ich habe nicht jemanden angetroffen. →*Wir haben die Kinder nicht irgendwo gesehen.
Zum Verhältnis von nicht zu nicht ein und kein
Wenn man die Umschreibungsprobe auf Sätze anwendet, die Nominalphrasen mit dem Artikelwort kein enthalten, erscheinen artikellose Nominalphrasen oder solche mit dem Artikelwort ein (irgendein):
- (23) Es fehlt [kein Ball]. → Es ist nicht der Fall, dass [ein/irgendein Ball] fehlt.
- (24) Es fehlen [keine Bälle]. → Es ist nicht der Fall, dass [Bälle] fehlen.
- (25) Es fehlt [kein Sandl]. → Es ist nicht der Fall, dass [Sand] fehlt.
Statt kein erscheint aber manchmal die Verbindung nicht ein in einem Satz. Beispiel (26) ist akzeptabel, wenn man ein stärker betont:
- (26) Es fehlt nicht 'ein Kügelchen.
Es stehen also zwei Muster zur Verfügung: einerseits Nominalphrasen mit kein und andererseits solche mit nicht ein oder nur mit nicht. Das zweite Muster erscheint vor allem bei Kontrast, sonst herrscht die Verwendung von kein vor.[3]
Negation im Japanischen
Einige Sprachen, so auch das Japanische verfügen nur über die sogenannte Prädikatsnegation. Tanaka[2] verwendet ein Beispiel aus dem Englischen um die Prädikatsnegation zu verdeutlichen:
- (27) All the men didn`t go.
Hier tritt das Negationswort not zusammen mit dem Hilfsverb did gleich vor dem Verb auf und gestaltet eine Prädikatsnegation. Soll eine bestimmte Konstituente besonders betont negiert werden, also eine gewisse Fokussierung der Negation vorliegen, wird dies im Englischen meistens durch Intonation verwirklicht.
- (28) All the men didn`t go. → Nicht alle Männer sind gegangen.
- (29) All the men didn`t go. → Keiner der Männer ist gegangen.
Im Japanischen nutzt man zum Ausdruck von Negationsfokus meist lexikalische Mittel. So wird z.B. mit Hilfe der Topikpartikel wa der Fokus eindeutig markiert.
- (30) minna ika-nai → Niemand kommt.
- alle gehen-nicht
- (31) minna wa ikanai. → Nicht alle kommen.
In (30) wird der Satz als ganzes negiert. Da sich das Negationselement nai nicht direkt auf minna bezieht, ergibt sich die Interpretation “niemand kommt”. In (31) wird dagegen, mit der Partikel wa das minna besonders fokussiert. Daraus ergibt sich dann eine Teilnegation (Sondernegation).
Ein anderes Beispiel gibt Oba[5] in seinem Artikel.
- (32) Bokuwa hon o yomu. (wörtl.: Ich, Buch, lesen)
- (33) Bokuwa hon o yomanai. (wörtl.: Ich, Buch, lesen, nicht)
- (34) Bokuwa hon wa yomanai. (wörtl.: Ich, Buch, lesen, nicht)
Diese Sätze (33) und (34) gelten beide als die negativen Sätze von (32) Hierbei handelt es sich nicht um die Stellung des Negationshilfsverbs nai, sondern um die prädikatsbezogenen Postpositionen o und wa (Akkusativ). Der Satz (33), der aus der Postposition o und dem Hilfsverb der Verneinung nai zusammengesetzt ist, kann eindeutig als eine Satznegation gelten. Der Satz (34) kann dagegen durch die Postposition wa und das Hilfsverb der Verneinung nai unterschiedliche Sachverhalte, d.h. sowohl eine Satz- als auch Sondernegation, hervorrufen:
- (34▼) Ich lese kein Buch. → Satznegation
- (34▼▼) Ich lese nicht die Bücher, sondern… → Satzgliednegation
Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Postposition wa im Gegensatz zu o die Eigenschaft hat, die vorangehenden Wörter stark hervorzuheben, wenn sie mit dem negativen Hilfsverb nai gleichzeitig angeführt wird. Solche Phänomene im Japanischen finden im weiteren Sinne seine Entsprechung im Deutschen wie folgt:
- (35) Die Bücher lese ich nicht. (sondern gehe lieber spielen) → Satznegation
- (36) Die Bücher lese ich nicht. (sondern lieber die anderen) → Satzgliednegation
Negationswörter im Japanischen
Oba[5] listet in seinem Artikel die verschiedenen Negationswörter des gegenwärtigen Japanisch auf:
- nai (als ein negatives Hilfsverb, flektierbar)
- nu ( n ) (als ein gegatives Hilfsverb, flektierbar)
- mai (als ein dubitatives Negationshilfsverb, unflektierbar)
- nai (als ein negatives Adjektiv, flektierbar)
- iie u. iya (als eine negative Interjektion)
- na (als eine prohivitive finale Postposition)
- mu, fu, hi u. mi (als ein negatives Präfixkompositum)
Die Hilfsverben der Verneinung
In negativen japanischen Sätzen werden hauptsächlich die Negationshilfsverbein nai, nu(n) und mai genutzt. Nishio[6] erklärt diese markante Erscheinung in den japanischen negativen Sätzen dadurch, dass „die japanischen negativen Sätze im allgemeinen dazu neigen, anstatt einer Wortnegation eine Satznegation zu sein.“
Das Hilfsverb der Verneinung nai
Grundsätzlich folgt das Hilfsverb der Verneinung nai den Indefinitformen der Verben und der Hilfsverben mit Verbalflexion seru/saseru, reru/rareru und tagaru. Es gibt jedoch die folgenden Ausnahmen bzw. Bedingungen.
(i) nai folgt nicht dem Verb aru(existieren), sondern dafür gebraucht man das Adjektiv der Verneinung nai, wenn man aru verneinen will:
- (37) Kono gatsukôniwa pûruga nai. → In dieser Schule gibt es kein Schwimmbad.
- (wörtl.: Dies, Schule, zu, Schwimmbad, nicht existieren)
(ii) nai folgt nicht dem Hilfsverb masu.
(iii) nai folgt der flektierten Form shi des ‚sa-Flexionsverbs suru(tun) und der flektierten Form ko des ‚ka-Flexionsverbs kuru (kommen).
(iv) Bei der Verneiung des Adjektives, des verbalen Adjektives und der Hilfsverben mit Adjektiv bzw. verbaler Adjektivflexion wie rashii, tai usw. benutzt man statt des Hilfsverbs der Verneinung nai das Adjektiv der Verneinung nai.
- (38) Kono kamiwa shiroku nai. → Dieses Papier ist nicht weiß.
- (wörtl.: Dies, papier, weiß, nicht)
(v) Wenn nai dem modalen Hilfsverb sôda folgt, gebraucht man na wie folgt:
- (39) Karewa kokoniwa inasôda. → Er ist wohl nicht hier.
- (wörtl.: Er, hier, sein, nicht, wohl)
Dieses na wird auch wie folgt mit der interjektionalen Postposition sa benutzt:
- (40) Korewa wakaranasasugiru. → Dies ist überhaupt nicht zu verstehen
- (wörtl.: Dies, verstehen, nicht, sehr)
Außer bei der Verneinung eines Sachverhaltes kann nai auch als vorsichtige Aufforderung bzw. Bitte oder als vorsichtige Verneinung bzw. Verbot mit der Form naide genutzt werden.
Das Hilfsverb der Verneinung nu(n)
Wie das Hilfsverb der Verneinung nai folgt dieses Hilfsverb der Verneinung den Indefinitformen der Verben und der Hilfsverben mit Verbalflexion seru/saseru, reru/rareru, tagaru und außerdem masu. Es gibt nur die folgende Beschränkung: nu(n) folgt der flektierten Form se des ‚sa-Flexionsverbs suru(tun). Kaneda[7] weißt darauf hin, dass nu(n) im Vergleich zum nai mehr in dem Schriftstil des Japanischen vorkommt.
Das Hilfsverb der Verneinung mai
Man findet nur die finalen und attributiven Formen von mai. Darüber hinaus gibt es laut Oba[5] im gegenwärtigen Japanischen eine Tendenz, dass das dubitative Hilfsverb der Verneinung mai immer weniger gebraucht wird. In der Regel folgt das dubitative Hilfsverb der Verneinung mai den Finalformen der Verben mit der fünfstufigen Flexion und den Finalformen des Hilfsverbs masu und den Indefinitformen der Verben und Hilfsverben, die keine fünfstufige Flexion haben.
Die negative Interjektionen iie und iya
Die Interjektionen der Verneinung iie und iya werden bei der negativen Antwort auf die Fragesätze gebraucht:
- (41) Irasshaimasuka. → Gehen Sie hin?
- Iie watakushiwa mairimasen. → Nein, ich gehe nicht hin.
- (wörtl.: Nein, ich, gehen, nicht)
- (42) Mô jikanwa arimasenka. → Gibt es keine Zeit mehr?
- Iya mada arimasu. → Doch, es gibt.
- (wörtl.: Nein, noch, geben)
iie und iya sind wie Oba[5] schreibt, bei der Verwendung relativ unproblematisch, denn sie entsprechen genau dem negativen Adverb nein im Deutschen. Die Wahl der Interjektion hai (ja) oder iie bzw. iya richtet sich bei der Beantwortung einer verneinenden Frage danach, was der Fragende eigentlich meint:
- (43) Samuku arimasenka. → Ist es Ihnen nicht kalt? (der Fragende befürchtet, dass es dem Angesprochen kalt ist)
So antwortet man auf diese Frage meistens:
- (44) Hai samuidesu. → Doch, es ist mir kalt
- (wörtl.: ja, kalt, sein)
- bzw. (45) Iie samukuarimasen. → Nein, es ist mir nicht kalt.
- (wörtl.: nein, kalt, sein, nicht)
Auf die nächste Frage antwortet man aber dagegen wie folgt:
- (46) Mô jikanwa arimasenka. → Gibt es keine Zeit mehr? (der Fragende befürchtet, dass es keine Zeit mehr gibt)
- (47) Iie mada arimasu. → Doch, es gibt.
- (wörtl.: Nein, noch, geben)
- bzw. (48) Hai mô arimasen. → Nein, es gibt keine Zeit mehr.
- (wörtl.: ja, schon, geben, nicht)
Es lässt sich hierbei keine feste Regel aufstellen, da es sich jeweils um eine ‚Interpretation‘ bzw. ‚Präsupposition‘ handelt.
Kontext und Verneinung
Der Aspekt der doppelten Bedeutung und somit zweier affirmativen Sätze, der im Zusammenhang mit mancher durch kein verneinten Sätze hervorgerufen wird, trägt zu einer wesentlichen Eigenschaft der Verneinung bei [5]: Die Unklarheit der verneinten Sachverhalte. Oft gerät man in Schwierigkeit, was man sich vorstellen soll, wenn man dem negierten Satz gegenübersteht. Suzuki[8] untersucht die folgende, in erster Linie semantische Erscheinung der verneinten Sätze im Japanischen.
- (49) Umaku(wa) nai. → Das schmeckt nicht.
- (wörtl.: schmecken, nicht)
- Atsuku(wa) nai. (wörtl.: heiß, nicht)
Sätze wie (49), müssen laut ihm nicht unbedingt das Gegenteil, nämlich “Das ist geschmacklos.” sondern auch das Mittelere, nämlich “Das schmeckt mittelmäßig.” usw. bedeuten. Diese Überlegungen macht Suzuki nicht unter der Perspektive, was wird verneint, sondern mit der Perspektive, was bleibt übrig, wenn ein verneinter Satz allein (ohne Kontext) steht. Infolgedessen kann man aus dem Satz (50) zwei Bedeutungen herauslesen.
- (50) Karewa aruite inai. → Er geht nicht.
- (wörtl.: er, gehen, nicht)
Dies kann sowohl ‚Er bleibt stehen.‘ bedeuten als auch ‚Er läuft.‘, wenn man nicht weiß, in welchem Kontext der Satz steht. Dies deutet darauf hin, dass die Negation eine Unklarheit trägt, die nur durch den Kontext gelöst werden kann.
Stellung des Negationssignals
Im Japanischen kommt, wie wir oben gesehen haben, das Negationswort am Verb agglutiniert vor. Da das Verb in der Regel an das Ende des Satzes gestellt wird, ist auch das Negationselement erst ganz spät im Satz zu finden. Deshalb wird die Negation im Japanischen schon relativ früh im Satz lexikalisch gekennzeichnet.[2]
- (51) dare ga ashita no party ni kuro → Wer kommt morgen zur Party?
- wer nom. Morgen gen. Party zu kommen Fragepar.
- (52) dare mo ashita no party ni ko-nai → Niemand kommt morgen zur Party.
- wer kommen-nicht
- (53) *dare mo ashita no party nie kuro
Das Wort dare alleine bedeutet wer. Aber wenn es mit der Partikel mo versehen ist, lässt es sich nur als niemand interpretieren, obwohl das Wort alleine nicht in der Lage ist, die Negation zu markieren. Der Ausdruck daremo bildet ein sogenanntes negatives Polaritätselement, welches eine Negation in einem Satz vorzeitig ankündigt. Diese Polaritätskennzeichungen (positiv und negativ) sind im Japanischen häufig anzutreffen. Auch im Deutschen taucht das Negationswort im Satz meist erst relativ spät auf. Das gilt besonders für die Satznegation. Hier wird die Negation hauptsächlich durch Intonation zum Ausdruck gebracht, sodass sie sich früh erkennen lässt. Es gibt aber auch in der deutschen Sprache eine Reihe von Negativpolaritätselementen, wie zum Beispiel beileibe.[9]
- (54) Er ist beileibe nicht dumm.
- (55) *Er ist beileibe dumm.
- ↑ DUDEN: Die Grammatik. Hrsg.: Mannheim et al.: Dudenverlag. 6. Auflage. 1998, S. 718–724.
- ↑ a b c Tanaka, S.: Negation und Intonation: Wie erkennt man einen Negativsatz als solchen?. In: Papers on Languages and Cultures 2. 1996, S. 1–15.
- ↑ a b c DUDEN: Die Grammatik. Hrsg.: Dudenverlag Berlin. 9. Auflage. 2016, S. 918–926.
- ↑ a b c DUDEN: Die Grammatik. Hrsg.: Mannheim et al.: Dudenverlag. 8. Auflage. 2009.
- ↑ a b c d e Oba, M.: Kontrastive Überlegungen zur Negation im Japanischen und Deutschen. 2000, S. 39–58.
- ↑ Nishio, T.: Uchikeshino Jodôshi. In: Suzuki, K./ Hayashi, O., Hinshibetsu Nihonbunpôkôza 7, jodôshi I. Tokyo 1972, S. 144.
- ↑ Kaneda, H.: Nai – Uchikeshi – Gendaigo. In: Matsumura, A., Kotengo, Gendaigo, Joshijodôshishôsai. Tokyo 1969, S. 261.
- ↑ Suzuki, K.: Uchikeshite nokorutokoro. Hiteihyôgen no Ketsuka. In: Kokugogaku 50. Lehre für Japanisch. Tokyo 1962, S. 102.
- ↑ Kürschner, W.: Studien zur Negation im Deutschen. Tübingen 1983.