Okie Dokie

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Das Okie Dokie (Eigenschreibweise auch okiedokie und okieDokie) ist ein Konzert- und Musik-Club in Neuss.

Geschichte

1970er-Jahre: Rock, Folk, Jazz

Als Mike Otto das Okie Dokie in den 1970er-Jahren eröffnete, wurde aus der vormaligen Kneipe Zur Stadtgrenze eine Musikkneipe, in der Rock- und Folkmusikgruppen und Liedermacher wie Hans Keller mit Band[1] auftraten. Ein geplantes Konzert der Krautrocker Kraan fiel 1976 aus.[2] Im Dezember 1979 trat die Erste Allgemeine Verunsicherung mit ihrer Weihnachtsshow im Okie Dokie auf.[3][4]

1979–1987: Punk und New Wave

Nachdem die Betreiber des Ratinger Hofs in Düsseldorf Ende März 1979 gewechselt hatten[5], wurde das Okie Dokie eine immer wichtigere Konzertbühne[6][7] für aufkommende deutsche Punkbands wie ZK, die hier am 21. November 1981 ihr letztes Konzert gaben,[8][9] Die Toten Hosen,[10] Mittagspause, die hier am 31. Dezember 1979 ebenfalls ihr letztes Konzert gaben,[11] Fehlfarben,[12][13]Family 5, Male, Fred Banana Combo, Stunde-X, Palais Schaumburg[14] oder Einstürzende Neubauten.[15] Franz Bielmeier feierte zur Eröffnung seines Rondo-Labels im Dezember 1979 ein Rondo-Silvester im Okie Dokie mit Aqua Velva, Male, ZK und Mittagspause.[16] Das Okie Dokie gilt als „der Ursprungsort der [Toten] Hosen.“[17][18] Ein Gastautor schreibt im Rolling Stone, das Okie Dokie blicke „auf eine glorreiche Punk- und Konzert-Vergangenheit zurück.“[19] Internationale Acts wie Bauhaus,[13][20] The Jesus and Mary Chain,[21]Modern English, Scritti Politti[22], UK Decay,[23] Poison Girls,[13] Christian Death[24] oder Killing Joke[25] traten hier ebenfalls auf.[26] Das Düsseldorfer Plattenlabel Pure Freude lud zwischen 1980 und 1985 neue deutsche Bands und auch Punk- und New-Wave-Gruppen aus England und den USA zu Konzerten ins Okie Dokie ein.[27] Dazu gehörte auch Belfegore, die ab 1983 dreimal im Okie Dokie auftraten und zu deren Auftritten auch Conny Plank kam.[28] Gelegentlich kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den aus weiten Teilen der Bundesrepublik angereisten Fans und der Polizei, wie z. B. beim Konzert von Crass am 26. März 1980.[13] Bei Konzerten von Berliner Politik-Punk-Bands (Katapult, Auswurf) kam es zu Konflikten mit Motorradclubs.[6][2]

Auch Festivals fanden im Okie Dokie statt, z. B. im Mai 1979 das Sauhatz-Festival mit S.Y.P.H., ZK, Mittagspause, Der Plan und anderen,[29][30][31] oder das Schmier-Festival im Mai 1980 unter anderem mit ZK, Clox, Östro 430, EA80 und KFC.[32][33] Am 27. Oktober 1984 fand im Okie Dokie ein Festival zur Vorstellung des Samplers Pesthauch des Dschungels unter Beteiligung von Family 5, Die Mimmis, Freunde der Nacht, Asmodi Bizarr, Chim Chim Cheree und EA 80 statt. Kurz vor der Schließung fand am 24. Oktober 1987 im Okie Dokie das erste deutsche Ska-Festival (mit The Blue Beat, Skaos und The Braces) statt.[34][35] Im Mai 1986 traten die Toten Hosen zusammen mit Rocko Schamoni und den Goldenen Zitronen im Okie Dokie auf,[36] dann nochmals am 20. November 1987, kurz bevor das Okie Dokie geschlossen und abgerissen wurde.[37]

Bis heute: Internationaler und deutscher Rock, neues Okie Dokie

Im Okie Dokie fanden nicht ausschließlich Punk- oder New Wave-Konzerte statt. Reggae, Jazz sowie internationale und deutsche Rockbands fanden hier ebenfalls ihr Publikum. So trat im Sommer 1979 und im März 1980 die Food Band mit Wolf Maahn und Helmut Zerlett im Okie Dokie auf. Anfang 1983 spielten Dunkelziffer aus der Kölner Stollwerck-Szene mit Sänger Damo Suzuki im Okie Dokie.

Seit den 2000er-Jahren existiert das Okie Dokie wieder als Konzertkneipe. Unter anderem spielen dort die Dennis Hormes Bluesband und regelmäßig Vdelli.[38][39] Die Mimmi’s spielten sowohl im „alten“ als auch im „neuen“ Okie Dokie.[40]

Bedeutung

Salvio Incorvaia schreibt in Der klassische Punk – Eine Oral History, das Okie Dokie sei zusammen mit anderen Faktoren, Personen und Lokalen Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre entscheidend an der Entwicklung der frühen Punkszene im Düsseldorfer Umfeld beteiligt gewesen. Im Herbst 1979 habe das Okie Dokie die Funktion eines „für die Szene impulsgebenden Konzertortes“ übernommen. Das Okie Dokie habe mit seinem vielseitigen Konzert- und Festivalangebot eine breite Akzeptanz unter Bands und Besuchern gehabt. Es wurde zum Austragungsort der Konzertinitiative Pop-Club des Punkaktivisten Jürgen Krause, die dort alle 14 Tage ihre Konzerte organisierten und dabei auch Bands aus anderen Städten nach Neuss holten. Das Okie Dokie wurde gemeinsam mit dem Neusser Plattenladen und Label Schallmauer ein Forum zur überregionalen Vernetzung der Punkszene. Bis zu seiner Schließung 1987 sei das Okie Dokie trotz der sich vermehrenden Konzertangebote im Bereich Punk, Post-Punk und New Wave ein beliebter und anerkannter Musikclub geblieben.[41]

Literatur

  • Jürgen Teipel (Hrsg.): Verschwende Deine Jugend – Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave; Suhrkamp 2001 ISBN 3-518-39771-0
  • IG Dreck auf Papier (Hrsg.) Keine Zukunft war gestern - Punk in Deutschland; Hirnkost Verlag 2008 ISBN 978-3940213457
  • Rüdiger Esch: Electri_City - Elektronische_Musik_aus_Düsseldorf; Suhrkamp 2014 ISBN 978-3-518-46464-9
  • Michael Fehrenschild, Gerti Keller, Dominik Pietsch (Hrsg.): No Future? 36 Interviews zum Punk - hier das Interview mit Monique Maasen, Aspirin, Asmodi Bizarr; Hirnkost Verlag 2014 ISBN 978-3-943774-49-8
  • Tim Hackemack: Yesterday's Kids – hier das Interview mit Fabsi von Die Mimmis; Hirnkost Verlag 2016 ISBN 978-3-945398-15-9
  • Salvio Incorvaia: Der klassische Punk – Eine Oral History. Biografien, Netzwerke und Selbstbildnis einer Subkultur im Düsseldorfer Raum 1977–1983; Klartext Verlag 2017 ISBN 978-3-8375-1704-0
  • S.-A. Dreyer/M. Wenzel/T. Stelzmann: Keine Atempause – Musik aus Düsseldorf; Droste Verlag 2018 ISBN 978-3-7700-2067-6
  • ar/gee gleim: ZK – Die Toten Hosen die frühen Jahre 1980–1983; Fanpro Verlag 2017 ISBN 3-946502-09-1, mit vielen Fotos der Toten Hosen im Okie Dokie[42]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Spuren 70er Jahre - WortKlang & LiedGitarre. In: hans-keller.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  2. a b Jürgen Teipel (Hrsg.): Verschwende Deine Jugend - Ein Doku-Roman über den deutschen Punk und New Wave. Suhrkamp, 2001, ISBN 3-518-39771-0.
  3. EAV Archiv. (PDF) In: eavarchiv.files.wordpress.com. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  4. Sounds 12/79: Tourneen. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  5. Carmen Knoebel - Der Ratinger Hof In: Keine Atempause - Musik aus Düsseldorf von Dreyer, Stelzmann, Wenzel. Abgerufen am 8. Mai 2020
  6. a b Jürgen Krause, Ralf Gräwe. Die Toten Hosen. In: dietotenhosen.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  7. Sounds 12/79: Macher? Macht? Moneten? - Aus grauer Städte Mauern (Teil 3). In: highdive.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  8. Heimatstadt, Lineup, Biografie von ZK - Last.fm. In: originals.last.fm. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  9. 11. April 1982: Die Toten Hosen geben ihr erste Konzert. In: dewezet.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  10. „Düsseldorfer Erinnerungsorte“ mit den Toten Hosen, der Kö, Fortuna. In: wz.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  11. Lineup, Biografie von Mittagspause - Last.fm. In: last.fm. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  12. Schmier Nr. 4/80. In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 6. Mai 2020
  13. a b c d Schmier Nr. 5/80. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  14. Dillet 1/82. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  15. Jungen & Technik 3/81. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  16. Sounds 02/80: neuestes deutschland In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 13. Mai 2020
  17. Bertram Job: Bis zum Bitteren Ende… Die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte. Kiepenheuer & Witsch, 1997, ISBN 3-462-02532-5.
  18. Bis zum bitteren Ende ...: die Toten Hosen erzählen ihre Geschichte - Toten Hosen (Musical group) - Google Books. In: books.google.com. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  19. Fehlfarben – Neuss, Wetthalle, 20.03.2015 – Rolling Stone Forum. In: forum.rollingstone.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  20. Bauhaus - 1980-04-03 - Okie dokie, Neuss, Germany. In: bauhausgigguide.info. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  21. The Jesus and Mary Chain Concert Setlist at Okie Dokie, Neuss on October 28, 1984 - setlist.fm. In: setlist.fm. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  22. Scritti Politti way back in 1979 In: bibbly-o-tek.com. Abgerufen am 8. Mai 2020
  23. SPEX 02/81. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  24. The Mettmist: Konzertbericht über die amerikanische Band Christian Death, S. 19, 1984
  25. Killing Joke Concert Setlist at Okie Dokie, Neuss on June 20, 1980 - setlist.fm. In: setlist.fm. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  26. Sounds 05/80: Meanwhile at the Okie Dokie In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 8. Mai 2020
  27. S.Y.P.H. In: syph.de. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  28. Interview Meikel Clauss In: Rüdiger Esch: Electri_City - Elektronische_Musik_aus_Düsseldorf; Suhrkamp 2014 ISBN 978-3-518-46464-9
  29. S.Y.P.H. Fotos In. facebook.com. Abgerufen am 6. Mai 2020
  30. Claus "Fabsi" Fabian. Die Toten Hosen In: dietotenhosen.de. Abgerufen am 6. Mai 2020
  31. Sounds 05/79: Tourneen - Festival In: sounds-archiv.at. Abgerufen am 8. Mai 2020
  32. Schmier Nr. 6/80. (PDF) In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  33. Die Endlösung Nr. 7/80 In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 6. Mai 2020
  34. Jülich: Festival im Jülicher Kulturbahnhof mit Legenden. In: aachener-zeitung.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  35. Singen & Tanzen Fanzinestory von 11/1997 In: moloko-plus.de. Abgerufen am 7. Mai 2020
  36. EB-Metronom 04/86 In: subkultur-ost.de. Abgerufen am 7. Mai 2020
  37. Neuss-Grevenbroicher-Zeitung vom 20. November 1987: Stadt weist alle Schuld von sich
  38. Okie Dokie - Startseite. In: facebook.com. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  39. Erfolgreicher Start der Go music - Reihe gestern im Okie Dokie, Neuss, morgen im Gdanska - Oberhausen. In: lokalkompass.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  40. Kolumne Im Fußballland: Ins Okie Dokie zu den Mimmis - taz.de. In: taz.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.
  41. Salvio Incorvaia: Der klassische Punk – Eine Oral History. Klartext, 2017, ISBN 978-3-8375-1704-0.
  42. ZK – DIE TOTEN HOSEN die frühen Jahre 1980–1983 - streetclip.de. In: streetclip.de. Abgerufen am 5. Mai 2020.