Benutzer:Rumpf2015/Potsdam Museum

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Das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte besitzt mit über 250.000 Objekten eine der die größten kunst-, kultur- und regionalgeschichtlichen Sammlungen Brandenburgs. Der Bestand spiegelt dabei das bürgerliche Engagement und die Sammelleidenschaft wider, aus deren Quelle er Anfang des 20. Jahrhunderts entstand. Die vielfältigen Sammlungen umfassen kulturhistorische und militärhistorische Bereiche ebenso wie Werke künstlerischen Schaffens. Nach mehrfachen Umzügen erfolgte 2012 die Neuaufstellung und Neuausrichtung des Museums im Alten Rathaus am Alten Markt, seinem Gründungsort. Parallel zur ständigen Ausstellung werden Sonderausstellungen zur Stadt-, Kunst- und Kulturgeschichte gezeigt, sowie Veranstaltungen und Diskussionsreihen zu aktuellen Themen in der Stadt durchgeführt. Seit 2008 ist Dr. Jutta Götzmann Direktorin des Potsdam Museums.

Geschichte

Am 20. April 1909 gründeten Bürger der Stadt den Museumsverein in Potsdam.[1] Laut Satzung war sein Ziel, ein städtisches Museum zu errichten. Vorausgegangen waren Schenkungen Potsdamer Bürger an die Stadt: bis 1909 wurden 485 Stück „patriotische Gegenstände“[2] gesammelt, die den Grundstock der ersten Ausstellung im Alten Rathaus bildeten. Im Jahr 1917 übernahm die Stadt Potsdam die Sammlungen und bildete eine städtische Museumsabteilung, die für die Finanzen des Museums zuständig war. Für die fachliche und organisatorische Seite blieb der Museumsverein verantwortlich. Von 1914–1918 war der Maler und Sammler Fritz Rumpf ehrenamtlicher Museumsdirektor.[3]

Bis zum Ersten Weltkrieg verfügte das Museum über folgende Sammlungsbereiche: 1. Topographie, Kunst und Kultur, 2. Gewerbewesen, 3. Münzen und Medaillenwesen, 4. Kunstgewerbe, 5. Bibliographie und Diplomatik, 6. Vorgeschichte, 7. Naturwissenschaften.[4]

Die Wiedereröffnung des Stadtmuseums nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte im Jahr 1920. Im Sommer 1930 wurde die städtische Gemäldesammlung im Marstall eröffnet. Das Stadtmuseum gliederte sich in diesen Jahren in fünf Abteilungen[5]:

  • Kulturhistorische Abteilung (Am Neuen Markt 6)
  • Prähistorische Sammlung (Turmzimmer des Alten Rathauses)
  • Naturgeschichtliche Abteilung (Stadtschloss)
  • Garnisonmuseum (Marstall)
  • Städtische Gemäldesammlung (Marstall)

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Museumsbestände schrittweise ausgelagert. Orte der Auslagerung waren z.B. die ehemalige Hagensche Villa in Potsdam, das Schloss Paretz und das Schloss Wartenburg/Elbe bei Wittenberg. Während des Bombenangriffs am 14. April 1945 verlor das Museum neben einem großen Teil der Sammlungen nahezu alle Inventare.[6]

Die Verwaltung der Stadt Potsdam entschied sich 1946 für den Marstall als Haus zur Unterbringung und Ausstellung der noch verfügbaren Bestände. Seit Ende der 1950er Jahre war das städtische Museum an wechselnden Standorten in Potsdam untergebracht. Das ehemalige Ständehaus in der Breiten Straße, heute Standort des Naturkundemuseums und die Hiller-Brandtschen Häuser waren zeitweilig Ausstellungsort des Museums. 2006-2012 diente ein Haus im Holländischen Viertel als Museumsstandort. Im April 2008 fiel der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zur Neuaufstellung des Potsdam Museums am Alten Markt.[7] Im August 2012 zog das Museum mit der Eröffnung der Ausstellung „Friedrich und Potsdam – die Erfindung (s)einer Stadt“ zurück an seinen angestammten Ort ins Alte Rathaus.[8]. Ein Jahr später wurde die stadtgeschichtliche Dauerausstellung „Potsdam – eine Stadt macht Geschichte“ eröffnet.

Im Jahr 2004 wurde der Förderverein des Potsdam-Museums e.V. gegründet, um das Museum finanziell und ideell zu unterstützen.[9]

Sammlungen

In seiner über 100-jährigen Geschichte hat das Potsdam Museum eine der umfangreichsten regionalgeschichtlichen Sammlungen aufgebaut. Ebenso wie die Militaria- und die Fotosammlung besitzt auch die Kunstsammlung überregionale Bedeutung.

Bildende Kunst

Die Bereiche Malerei, Grafik und Plastik vom späten Mittelalter bis zur Gegenwart umfassen knapp 13.500 Objekte.

Zur historischen Gemäldesammlung gehören Veduten der Stadt Potsdam und Porträts ihrer Bürger. Die Sammlung Grafik-Topografie des Potsdam Museums umfasst Ansichten der Stadt seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Zu den frühesten Veduten gehören Kupferstiche und Radierungen von Jean Baptiste Broebes, Johann David Schleuen d. Ä. und Andreas Ludwig Krüger, die das Baugeschehen um das Stadtschloss und rund um den Alten Markt künstlerisch dokumentierten. Handzeichnungen von Architekten des 19. Jahrhunderts belegen den Bauboom zur Zeit der Könige Friedrich Wilhelm III. und Friedrich Wilhelm IV.

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt der Sammlung bildet die Landschaftsmalerei. Ein erster großer künstlerischer Nachlass konnte 1918 von den Erben des Malers Carl Gustav Wegener erworben werden.[10] Arbeiten u.a. von Eduard Freyhoff, C.G. Gemeinert und Wilhelm Barth folgten.

Mit der Gründung der städtischen Gemäldesammlung im Marstall im Jahr 1930 wurden zeitgenössische regionale Künstler in die Sammlung aufgenommen, darunter Karl Hagemeister, Heinrich Basedow d.J. und Philipp Franck. In den 1960er und 1970er Jahren erwarb das Museum Künstlernachlässe und –bestände der Potsdamer Maler Otto Heinrich, Hans Klohss und Siegward Sprotte.[11]

1976 wurde die Galerie Sozialistische Kunst (GSK) als Abteilung des Bezirksmuseums gegründet. Mit etwa 5200 Werken der Malerei, Grafik und Plastik – sowie in geringem Umfang der Fotografie und Gebrauchsgrafik – bildet sie im heutigen Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte den größten Bestandteil der Kunstsammlung nach 1945.[12]

Die Sammlung Bildende Kunst wird in die Gegenwart fortgesetzt. Den Auftakt bildete das Gemälde „Brocken V“ von Bernd Krenkel über Saskia und Andreas Hüneke vom Potsdamer Kunstverein e.V.[13] In den letzten Jahren konnten Arbeiten von Claudia Berg, Christoph Bouet, Frank Gottemeier, Barbara Raetsch, Peter Rohn, Stefan Pietryga, Ulla Walter und Anna Werkmeister erworben werden. Große Grafikserien erreichten das Potsdam Museum über Schenkungen von Gernot Ernst und Christian Heinze.

Künstlerische und baugebundene Plastik bildet einen weiteren Bereich der Sammlung Bildende Kunst. Zwischen 1945 und 1970 wurden Spolien zum Abriss freigegebener Bürgerhäuser und Kirchen in der Stadtmitte von Museumsmitarbeitern geborgen. Hier sind vor allem bauplastische Teile der Garnison- und der Heiliggeistkirche zu erwähnen. Zur künstlerischen Skulptur gehören darüber hinaus religiöse Bildwerke aus Brandenburger Kirchen sowie Porträtbüsten der preußischen Könige und ihrer Architekten.

Fotografische Sammlung

Die Fotografische Sammlung des Potsdam Museums umfasst derzeit circa 100.000 Motive zur städtebaulichen, politischen und kulturellen Geschichte der Stadt Potsdam und ihrer Umgebung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart.

Ein besonders wichtiger Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt liegt auf der Architektur- und Stadtfotografie. Weitere thematische Schwerpunkte bilden Porträt- und Landschaftsaufnahmen, Ereignis- und Alltagsdarstellungen, fotojournalistische Arbeiten sowie verstärkt auch künstlerische Fotografie.[14]

Zur Aufgabe hat sich die Fotografische Sammlung nicht nur die Abbildung der topografischen und sozialen Geschichte der Stadt gemacht, sondern ebenfalls die Erforschung der Potsdamer Fotografiegeschichte. Der Bestand umfasst daher exemplarisch das Spektrum fotografischer Arbeiten von den frühesten Potsdamer Atelierfotografen (beispielsweise Hermann Selle, Atelier Selle & Kuntze und Ernst Eichgrün) über namhafte Potsdam-Fotografen wie Max Baur bis hin zu Potsdamer und Berliner Gegenwartsfotografen (z.B. Frank Gaudlitz, Göran Gnaudschun und Manfred Hamm). In die Sammlung integriert sind z.T. umfangreiche Konvolute professioneller Potsdamer Lichtbildner und Amateurfotografen sowie auch Bildbestände der in den 1930/1940er Jahren der Städtischen Bauverwaltung angegliederten Lichtbildstelle.

Militaria

Die Geschichte der Stadt ist seit 1713 untrennbar mit der Garnison verbunden, die nach dem Ersten Weltkrieg zur Gründung des Garnisonmuseums führte. Große Teile des umfangreichen Bestandes fielen den Zerstörungen und Umlagerungen während des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Wie die polizeiliche Meldung des Museumsleiters im Juni 1945 zeigt, hatten einige Objekte den Zweiten Weltkrieg überstanden, so 186 Gewehre, 24 Pistolen, 184 Säbel und Degen, etliche Spontone und Lanzen und zwei von der Firma Krupp geschenkte Kanonen. Da in den Akten des Hausarchivs weitere Angaben fehlen, ist davon auszugehen, dass die Objekte abgegeben wurden. Nach einer kurzen Phase des erneuten Sammelns seit 1950 mussten diese Objekte 1952 an das neugegründete Museum für Deutsche Geschichte abgegeben werden. Ab den 1960er Jahren begannen die Mitarbeiter des Potsdam Museums, die Militaria-Sammlung wieder aufzubauen und erweiterten sie neben Waffen, Uniformen und Ausrüstungsgegenständen auch um Andenken und Dokumente. 2013 erhielt die Sammlung einen weiteren Zuwachs von gut 5.000 Objekten mit zum Teil überregionalem Bezug durch die Schenkung des Vereins zur Gründung eines Militärmuseums Brandenburg-Preußen e.V.[15]

Kulturhistorische Sammlung

Mit knapp 15.500 Objekten enthält der Sammlungsbereich Angewandte Kunst des Potsdam Museums Arbeiten aus Glas, Keramik, Porzellan, Zink- und Eisenguss, Textil und Möbel.[16] Zum Bereich Glas gehören neben Gegenständen bürgerlicher Provenienz Kristallpokale der Potsdamer Glashütte von Johannes Kunckel und dessen Nachfolge. Die Fayence-Sammlung besteht aus etwa 200 Maßkrügen, Vasen, Tellern und Apothekengefäßen des 18. Jahrhunderts aus Potsdamer und Berliner Herstellung. Sie gelangten durch testamentarische Verfügung des Kunsthistorikers und Fayence-Spezialisten Dr. Paul Heiland in den Bestand des Museums. Zeugnisse der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin mit dem Schwerpunkt auf Produkten des Biedermeier bilden einen weiteren Höhepunkt der kunsthandwerklichen Sammlung. Ausgewählte Objekte der Eisenkunstgießereien in Berlin, Gleiwitz und Sayn bieten Einblicke in ein besonderes Kapitel des preußisch-brandenburgischen Kunsthandwerks. Seit dem 18. Jahrhundert war Potsdam darüber hinaus ein bedeutendes Zentrum textiler Manufakturen. Glanzpunkte der Sammlung bilden eine barocke Kasel und ein Seidenjäckchen aus dem 18. Jahrhundert. Ebenso wie die Textil-, musste auch die Möbelsammlung nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der hohen Verluste beinahe komplett neu aufgebaut werden.[17] Die Sammlung umfasst 450 Objekte, darunter Biedermeierstühle und –schränke, Kopien königlichen Mobiliars aus Schloss Paretz und Schreibsekretäre. Ebenso zählen zur Sammlung Spiegel und Gewerkstruhen Potsdamer Innungen.

Schrift und Druck

In dieser Sammlung sind schriftliche Zeugnisse aus allen Lebensbereichen vereint, aufgrund derer sich verschiedene Sphären des Lebens in der Stadt nachvollziehen lassen. Die Sammlung ist nach thematischen Schwerpunkten wie Politik, Industrie, Handwerk, Kultur, Erziehung, Militär, Sport, Medien u.v.m. geordnet.[18] Zu den Glanzstücken gehören die wenigen Urkunden aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Ein weiterer seltener Bestand sind Poesiealben vorrangig aus dem 19. Jahrhundert, aus denen Verbindungen von Potsdamer Familien hergeleitet werden können. Durch Kriegsverluste sind bis 1945 zahlreiche Autographen verloren gegangen, darunter auch die Briefe des Architekten Georg Christian Unger. Erhalten geblieben sind hingegen diejenigen des Potsdamer Malers Johann Gottlieb Puhlmann aus den Jahren 1774-1787. Wenig erstaunlich, da auf die generelle Zunahme von Schriftstücken zurückführbar, stammen die meisten Dokumente und Broschüren aus dem 20 Jahrhundert und geben einen reichen Einblick in das Potsdamer (Kultur-)Leben dieser Zeit.

Bibliothek

Der Buchbestand des Potsdam Museums gehört zu den ältesten Sammlungsgruppen des Hauses und bildet seit 1909 eine fachliche Grundlage der wissenschaftlichen Ausstellungs- und Bestandsarbeit. Sie umfasst derzeit über 31.000 Buchbände und Zeitschriftentitel, deren größter Teil historisch bedingt nur durch handschriftliche Inventare und Karteien formalerschlossen ist. Eine elektronische Erfassung der Bibliothek erfolgt in ehrenamtlicher Arbeit seit 2010. Die vorhandene Literatur vertieft alle Sammlungsschwerpunkte des Museums, besonders der Potsdamer Stadtgeschichte und Kunst. Darüber hinausgehende thematische Vielfalt verdankt sie einzelnen Erwerbungsschüben z.B. durch Nachlässe, Vorlässe und Stiftungen (u.a. von Fritz Rumpf, Otto Hundt, Richard Hoffmann, Friedrich Mielke). Den umfangreichsten Zuwachs jüngeren Datums bildeten 2013 die Bibliothek des aufgelösten Vereins zur Gründung eines Militärmuseums Brandenburg-Preußen e.V. mit circa 4.000 Medieneinheiten[19] sowie Sammlungskonvolute von Privatpersonen.

Zum Sammlungsbestand gehören auch die Bereiche Kunstschmiedeeisen, Plakate und Gebrauchsgrafik, historische Karten, Handwerk/Technik/Alltagskultur, Uhren, Modelle, Abzeichen/Plaketten, Numismatik und Spielzeug.

Ständige Ausstellung

Nach der Sanierung des neuen Museumsstandortes am Alten Markt eröffnete das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte 2013 seine ständige Ausstellung unter dem Titel „Potsdam – eine Stadt macht Geschichte“. Die Ausstellung erstreckt sich über das gesamte erste Obergeschoss auf einer Fläche von circa 800 m². Gut 500 Objekte werden in elf thematischen Modulen präsentiert. Sie schlagen den Bogen von der urkundlichen Ersterwähnung Potsdams im Jahr 993 bis zur Gegenwart.

Schenken und Verpfänden

In diesem Teil der Ausstellung nehmen die neueren Erkenntnisse aus den Grabungen auf dem Alten Markt – im Zusammenhang mit den Bauarbeiten für den Landtag – einen wichtigen Platz ein. Eine originalgetreue Kopie der Urkunde aus dem Jahr 993, mit der die Orte Geliti und Poztupimi im Havelland an das Kloster Quedlinburg übereignet werden, weisen auf den Ursprung der Stadt hin. Weitere originale Fundstücke aus dem Mittelalter ergänzen diesen Ausstellungsbereich.

Residieren und Gestalten

Im Mittelpunkt stehen die Herrscher, die Potsdam zur Residenzstadt machten, und die von ihnen beauftragten Architekten und Gartengestalter, denen Potsdam noch heute seinen Ruf als Welterbestadt verdankt. Die Vision des Johann Moritz von Nassau-Siegen: "Das gantze Eyland muß ein Paradies werden", steht als ein Leitbild für die Entwicklung der Residenz bis zum 19. Jahrhundert.

Produzieren und Protegieren

Unter den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Standort von Manufakturen und später auch Fabriken. Ausgangspunkt für diese Entwicklung war der Bedarf der preußischen Armee an Stoffen, Kleidung und Waffen. Später erforderte die Ausstattung der Schlösser Luxusgüter wie Seide, Glas und Fayencen. Ausgewählte Stücke aus der Manufakturproduktion präsentieren die Entwicklung von Handwerk und Gewerbe.

Kommen und Bleiben

Im Zentrum dieses Ausstellungsbereichs stehen die Einwanderer, die nach Veröffentlichung des Toleranzediktes des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg im Jahr 1685 auch nach Potsdam kamen. Schweizer, Salzburger, Hugenotten, Niederländer, Böhmer zogen in den folgenden Jahrzehnten hierher. Ihre Kirchen und Häuser beeinflussen das Stadtbild und die Stadtentwicklung.

Einquartieren und Paradieren

1713 wurde Potsdam Garnisonstadt. Der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. ließ seine Leibgarde, die „Langen Kerls“, in die Stadt verlegen. Bis zum Abzug der sowjetischen Truppen 1994 blieb Potsdam Garnisonstadt. Die dauerhafte Präsenz von Militär in der Stadt hat Potsdam über Jahrhunderte geprägt.

Reformieren und Konservieren

Als städtisches Museum rückt das bürgerliche Potsdam ins Zentrum der Betrachtung, dessen kulturelle und künstlerische Ausprägungen seit Beginn des 19. Jahrhunderts mit dem wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstsein beobachtbar werden. Ab 1808 mit den Stein-Hardenbergschen Reformen begann auch in Potsdam die städtische Selbstverwaltung. Zum ersten Stadtverordnetenvorsteher wählten die wenigen wahlberechtigten Bürger Carl Christian Horvath, Verleger und Buchhändler in Potsdam. Auf der Nauener Straße 32 eröffnete der jüdische Bankier Wilhelm Kann 1842 sein Bankhaus.

Forschen und Erfinden

Dieses Ausstellungsmodul widmet sich den umfangreichen Aktivitäten auf den Gebieten Wissenschaft und Forschung. So wird die 1832 erfolgte Einrichtung einer optischen Telegraphenlinie auf dem Telegraphenberg, die Landung des LZ 10 Schwaben der DELAG auf einem Luftschiffhafen am Templiner See geschildert. Gegenstand der Präsentation sind ebenso die Arbeiten von Alexander von Humboldt, der ab 1805 einige Jahre in Potsdam lebte und 1849 Ehrenbürger der Stadt wurde.

Potsdam im Fokus

Mit dem fotografischen Medium wird eine Chronologie des Stadtbildes vom Ende des 19. Jh. bis in die Gegenwart präsentiert. Persönliche Sichtweisen Potsdamer Fotografen auf die Stadt stehen hier in Korrespondenz mit dem Ausblick auf den Alten Markt als Museumsstandort. Bilder von aktuellen Rekonstruktionsvorhaben schließen den fotografischen Rundgang ab.

Modernisieren und Beharren

Potsdam wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Kaiserreichs von einer kulturellen Aufbruchsstimmung erfasst. Sie betraf vorrangig die Bildende Kunst, die Architektur und das Verlagswesen. 1919 wechselte der Kiepenheuer Verlag nach Potsdam. Der Potsdamer Kunstverein, Fritz Rumpf und der Kunsthändler Ferdinand Möller initiierten 1921 eine Kunstausstellung in der Orangerie von Sanssouci zwischen den Polen Expressionismus und Historismus. Das Atelier von Peter Behrens in Neubabelsberg wurde zur Keimzelle der Moderne. Zu den Architekten des modernen Bauens zählten Ludwig Mies van der Rohe ebenso wie der Stadtplaner Reinhold Mohr.

Weltbühne Potsdam

Im Ausstellungsrundgang folgt das Modul zur Diktaturgeschichte in Potsdam unter dem Titel „Weltbühne Potsdam. Potsdam in der Zeit zweier Diktaturen (1933-1989“. Im 20. Jahrhundert ist die Stadt Bühne weltgeschichtlicher Ereignisse. Potsdams „Weltbühnen“ sind mit drei Orten verknüpft, an denen die Stadt in das Licht der Weltöffentlichkeit trat: am „Tag von Potsdam“ (1933), zur „Potsdamer Konferenz“ (1945) und an der Glienicker Brücke (1961-1989).

Identität und Heimat

Das letzte Modul der ständigen Ausstellung präsentiert die jüngste Zeit Potsdams im wiedervereinten Deutschland. Im Fokus stehen die Verleihung des UNESCO-Weltkulturebetitels und Interviews von Potsdamer Bürgerinnen und Bürgern an wichtigen historischen Standorten der Stadt.

Literatur

  • Potsdam-Museum (Hrsg.): Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Zur Geschichte des Potsdam-Museums. Potsdam 1996
  • Peter Herrmann, Thomas Wernicke: Zur Geschichte des Städtischen Museums zu Potsdam (1909–1946). In: Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam 1996, S. 9–19
  • Monika Krüger: Möbel. In: Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam 1996, S. 41-42.
  • Gerhild Martens: Kulturgeschichtliche Sammlungen. In: Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam 1996, S. 45-47
  • Edeltraut Volkmann-Block: Schrift und Druck. In: Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam 1996, S. 48
  • Thomas Wernicke: Chronik des Museums (1909 - 1948'). In: Sammeln und Bewahren - mit Bürgersinn und Heimatkenntnis. Potsdam 1996, S. 77–83
  • Landeshauptstadt Potsdam, Der Oberbürgermeister (Hrsg.): Auslöser Potsdam. Photographen und ihre Bilder. Potsdam. Von 1850 bis heute. Katalog zur Ausstellung im Potsdam-Museum. Potsdam 2006
  • Potsdamer Kunstverein e.V. und Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte der Landeshauptstadt Potsdam (Hrsg.): Von Otto Mueller bis Max Kaus. Graphische Einzeldrucke und Mappenwerke aus dem Ferdinand Möller Verlag. Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte vom 16. Oktober 2010 – 16. Januar 2011. Berlin 2010
  • Jutta Götzmann: Potsdamer Kunstsommer 1921. In: Von Otto Mueller bis Max Kaus. Berlin 2010, S. 30-40
  • Im Auftrags des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte und der Landeshauptstadt Potsdam, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Thomas Wernicke, Jutta Götzmann und Kurt Winkler (Hrsg.): Potsdam Lexikon. Stadtgeschichte von A bis Z. Berlin 2010
  • Jutta Götzmann: Potsdam Museum - Forum für Kunst und Geschichte. In: Potsdam Lexikon. Berlin 2010, S. 300-301
  • Potsdam-Museum und Potsdamer Kunstverein e.V. (Hrsg.): Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam. 100 Jahre „Kunst ohne König“. Katalog zur Ausstellung anlässlich des Gründungsjubiläums des (II.) Potsdamer Kunstvereins und des Potsdam-Museums im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte vom 15. Mai – 2. August 2009. Berlin 2009
  • Jutta Götzmann, Markus Wicke: Neuzugänge und Neupositionierung. In: Privates und öffentliches Sammeln in Potsdam. 100 Jahre „Kunst ohne König“. Berlin 2009, S. 220-227
  • Jutta Götzmann, Iris Jana Magdowski: Sachstand Stadtmuseum. In: Museumsblätter, 15, 2009 S. 12-17
  • Mathias Deinert: Das Potsdam Museum als Bezirksheimatmuseum. Neue Qualitätsmaßstäbe. In: Museumsblätter, 20, 2012, S. 60-65
  • Im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Jutta Götzmann (Hrsg.): Friedrich und Potsdam – Die Erfindung (s)einer Stadt. Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte vom 20. August – 2. Dezember 2012. München 2012
  • Jutta Götzmann und Thomas Gädeke im Auftrag des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte und des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf (Hrsg.): Die Welt farbig sehen – Siegward Sprotte Retrospektive. Seeing the World in Colour – Siegward Sprotte Retrospective. Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte vom 14. April – 14. Juli 2013; im Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf vom 21. Juli – 20. Oktober 2013. Bönen 2013
  • Mathias Deinert: Verdächtige Stempel - Zur aktuellen Provenienzforschung im Potsdam Museum. In: Museumsblätter, 23, 2013, S. 24-29
  • Markus Wicke: Ein Schaukelpferd erzählt Geschichte. In: Museumsblätter,2013, S. 49
  • Frank Kallensee: Eine Stadt macht Geschichte - Zur neuen Dauerausstellung des Potsdam Museums. In: Museumsblätter, 23, 2013, S. 50-51
  • Jutta Götzmann, Wenke Nitz: Potsdam. Eine Stadt macht Geschichte. Ständige Ausstellung. In: Museumsjournal, 4, 2013, S. 46-47
  • Im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam, Der Oberbürgermeister, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte und der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, Jutta Götzmann und Gert Streidt (Hrsg.): Carl Blechen und Carl Gustav Wegener im Dialog – Romantik und Realismus in der Landschaftsmalerei. Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte vom 9. März – 18. Mai 2014; in der Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz vom 21. Mai – 31. Oktober 2015. Berlin 2014
  • Jutta Götzmann: Von Potsdam über Rom nach Neapel. Carl Gustav Wegener und sein besonderer Blick auf die Landschaft. In: Carl Blechen und Carl Gustav Wegener im Dialog – Romantik und Realismus in der Landschaftsmalerei. Berlin 2014, S. 21-27
  • Im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam, Der Oberbürgermeister, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, Jutta Götzmann und Jürgen Danyel (Hrsg.): Stadt-Bild/Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern (1949-1990). Katalog zur Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte vom 7. September 2014 – 11. Januar 2015. Berlin 2014
  • Jutta Götzmann: Rückzugsorte und Experimentierflächen. Künstlerische Denk- und Freiräume in der Galerie Sozialistische Kunst. In: Stadt-Bild/Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern (1949-1990). Berlin 2014, S. 25-33


Einzelnachweise

  1. Peter Herrmann, Thomas Wernicke: Zur Geschichte des Städtischen Museums zu Potsdam (1909 - 1946), S. 9
  2. Peter Herrmann, Thomas Wernicke: Zur Geschichte des Städtischen Museums zu Potsdam (1909 - 1946), S. 9
  3. Jutta Götzmann: Fritz Rumpf (1856-1927). Kunstmaler, Sammler und Museumsgründer, S. 47
  4. Laut Geschäftsordnung der Museumsabteilung. In: Hausarchiv des Potsdam Museums, Mu 7, Blatt 10 ff.
  5. Peter Herrmann, Thomas Wernicke: Zur Geschichte des Städtischen Museums zu Potsdam (1909 - 1946), S. 16
  6. Peter Herrmann, Thomas Wernicke: Zur Geschichte des Städtischen Museums zu Potsdam (1909 - 1946), S. 17
  7. Jutta Götzmann, Markus Wicke: Neuzugänge und Neupositionierung, S. 222
  8. Im Auftrag der Landeshauptstadt Potsdam, Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte, Jutta Götzmann (Hrsg.): Friedrich und Potsdam – Die Erfindung (s)einer Stadt, München 2012
  9. Unser Anliegen. Abgerufen am 12. Januar 2015.
  10. Jutta Götzmann: Von Potsdam über Rom nach Neapel. Carl Gustav Wegener und sein besonderer Blick auf die Landschaft. In: Carl Blechen und Carl Gustav Wegener im Dialog – Romantik und Realismus in der Landschaftsmalerei, S. 21
  11. Jutta Götzmann und Thomas Gädeke im Auftrag des Potsdam Museums – Forum für Kunst und Geschichte und des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte in der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf (Hrsg.: Die Welt farbig sehen – Siegward Sprotte Retrospektive. Seeing the World in Colour – Siegward Sprotte Retrospective. Bönen 2013
  12. Jutta Götzmann: Rückzugsorte und Experimentierflächen. Künstlerische Denk- und Freiräume in der Galerie Sozialistische Kunst. In: Stadt-Bild/Kunst-Raum. Entwürfe der Stadt in Werken von Potsdamer und Ost-Berliner Künstlerinnen und Künstlern (1949-1990), S. 25
  13. Potsdamer Kunstverein übergibt Gemälde an das Potsdam-Museum. Abgerufen am 13. Januar 2015.
  14. Landeshauptstadt Potsdam, Der Oberbürgermeister (Hrsg.): Auslöser Potsdam. Photographen und ihre Bilder. Potsdam. Von 1850 bis heute. Potsdam 2006
  15. Militärhistorische Sammlung ans Potsdam Museum übergeben. Abgerufen am 13. Januar 2015.
  16. Gerhild Martens: Kulturgeschichtliche Sammlungen, S. 45-47
  17. Monika Krüger: Möbel, S. 41-42
  18. Edeltraut Volkmann-Block: Schrift und Druck, S. 48
  19. Militärhistorische Sammlung ans Potsdam Museum übergeben. Abgerufen am 13. Januar 2015.