Adlitz (Marloffstein)
Adlitz Gemeinde Marloffstein Koordinaten: 49° 37′ 47″ N, 11° 3′ 49″ O
| |
---|---|
Höhe: | 341 m ü. NHN |
Einwohner: | 195 (6. Jul. 2016) |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 91080 |
Vorwahl: | 09131 |
Adlitz und Schneckenhof von oben
|
Adlitz (ostfränkisch Mallads[1]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Marloffstein im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).
Geographie
Das Dorf liegt am nördlichen Hang des Höhenzuges von Rathsberg nach Marloffstein. Unmittelbar ist der Ort von Acker- und Grünland umgeben. Etwas weiter westlich und östlich befinden sich Waldgebiete, das östliche wird Bergholz genannt. Durch diese Waldgebiete fließen zwei namenlose Bäche, die in Richtung Norden als linke Zuflüsse in den Schlangenbach münden. Der westliche Bach speist die Schwanenweiher. Die Staatsstraße 2242 verläuft nach Marloffstein (1,25 km südlich) bzw. nach Langensendelbach (1,25 km nördlich). Gemeindeverbindungsstraßen verlaufen nach Atzelsberg zur Kreisstraße ERH 7 (1,5 km südwestlich) und nach Schneckenhof (0,5 km nordwestlich).[2]
Geschichte
Im Jahre 1348 wurde der Ort als „Adlotz“ erstmals urkundlich erwähnt. Dem Ortsnamen liegt der Personenname Adelolt zugrunde. Da ein Grundwort wie –hof oder –bach fehlt, war die Form zu dem Adelolt (seinen Hof) gebräuchlich, die zu Madlotz verschliffen wurde (im 14. Jahrhundert erstmals bezeugt). Beide Formen waren über die Jahrhunderte gebräuchlich, die Variante hat sich in der Mundart durchgesetzt.[3]
Der Ort wurde wohl um 1100 von den Reichsministerialen von Gründlach gegründet.[4] Spätestens im 14. Jahrhundert beanspruchten die Dienstleute der Gründlacher, die Ritter von Strobel, deren lehnsherrlichen Ansprüche. Dagegen klagte die Burggrafschaft Nürnberg mit Erfolg. So wurde Adlitz burggräfliches und – in der Rechtsnachfolge – ein markgräfliches Lehen, das zunächst den Strobels aufgetragen wurde. Neben den Strobels hatte auch das Hochstift Bamberg grundherrliche Ansprüche. Im Bamberger Urbar von 1348 wurde ein Zehnt in Adlitz verzeichnet. Die Grundherren des markgräflichen Komplexes (1502: ein Schloss und zwei Höfe) wechselten häufig (s. Schloss Adlitz).[3] 1799 gab es im Ort sieben Untertansfamilien, wovon sechs brandenburg-bayreuthisch waren, eine Familie war bambergisch.[5] Auf die Hohe und Niedere Gerichtsbarkeit wie auch auf die Zehnt erhoben gleichermaßen das brandenburg-bayreuthische Oberamt Baiersdorf wie auch das bambergische Centamt Neunkirchen Ansprüche, was zu dauerhaften rechtlichen Auseinandersetzungen führte. Eine Folge war die Ausraubung und Brandschatzung im Jahre 1552 während des Zweiten Markgrafenkrieges.[3]
Im Rahmen des Gemeindeedikts (frühes 19. Jahrhundert) wurde Adlitz dem Steuerdistrikt Uttenreuth zugeordnet.[6] 1818 entstand die Ruralgemeinde Adlitz, zu der Schneckenhof gehörte.[7] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Erlangen zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Erlangen (1919 in Finanzamt Erlangen umbenannt). Ab 1862 gehörte Adlitz zum Bezirksamt Erlangen (1939 in Landkreis Erlangen umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Erlangen (1879 in das Amtsgericht Erlangen umgewandelt). Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 1,475 km².[8]
Am 1. Mai 1978 wurde Adlitz im Zuge der Gebietsreform nach Marloffstein eingegliedert.[9]
Der Biergarten „Nussbaumkeller“ des Gasthauses „Zur Ludwigshöhe“ mit seiner weiten Aussicht in die Fränkische Schweiz gilt als beliebtes Ausflugsziel.[10]
Schloss Adlitz
Das Schlösschen, ein dreigeschossiger turmähnlicher Quaderbau, ist aufgrund seiner exponierten Lage weithin sichtbar. Über der Tür am mit einem Spitzhelm bedeckten achteckigen Treppenturm befindet sich noch heute das Wappen der Familie von Eichler von Auritz.[10]
Zeitlinie der Lehnsnehmer/Schlossbesitzer und bauliche Veränderungen (unvollständig)
- 1504 erste Erwähnung
- 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg ausgeraubt und gebrandschatzt[10]
- 1592 an Hans Philipp von Seckendorff übergeben[11]
- 1607 von der markgräflich fürstlichen Lehenskammer wieder eingezogen[11]
- 1632 im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) erneut verwüstet
- 1648 Veit Joachim von Jaxheim[10]
- 1660–1692 Familie Haller von Raitenbuch (Verkauf durch Christoph Ludwig Haller von Raitenbuch)[10][11]
- 1692–1763 Familie von Stauff[10]
- 1718 Erneuerung des Gebäudes[12]
- 1789–1798 Carl Wilhelm Friedrich Freiherr Eichler von Auritz, Oberhofmarschall und Geheimer Rat in Ansbach[10]
- 1790 Instandsetzung und Umbau des Schlosses, Anbringen des Familienwappens über der Türe am Treppenturm[12]
- 1799 Allodialisierung (inklusive Rittergut) und seither in bürgerlicher Hand[12]
- 1814–1870 Erlanger Hofkonditor Johann Franz Wießner[11]
- 1870 Familie Eger aus Schneckenhof[11]
- 1934–ca. 1939 war im Schloss eine Jugendherberge untergebracht.[11]
- 1961 Firma Schultheis[11]
- 1974 Verkauf durch Hans Regenfuß aus Adlitz an den Erlanger Wolf Eike Gellinek[11]
- 1976–82 aufwendige Sanierung, da akut vom Einsturz bedroht[10]
Das Schloss ist auch heute noch im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Seine gelegentliche Nutzung für Kulturveranstaltungen musste 2016 aufgrund von Problemen mit dem Brandschutz eingestellt werden.[13]
Baudenkmäler
- Haus Nr. 1: Schloss Adlitz
- Haus Nr. 17: Kleinhaus
Historische Ansichten
Einwohnerentwicklung
Gemeinde Adlitz
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 87 | 162 | 165 | 153 | 148 | 150 | 147 | 126 | 142 | 142 | 124 | 110 | 101 | 112 | 127 | 116 | 116 | 128 | 126 | 176 | 151 | 149 | 162 | 160 |
Häuser[14] | 17 | 20 | 25 | 24 | 22 | 25 | 26 | 28 | ||||||||||||||||
Quelle | [6] | [15] | [16] | [16] | [17] | [16] | [18] | [16] | [16] | [19] | [16] | [16] | [20] | [16] | [16] | [16] | [21] | [16] | [16] | [16] | [22] | [16] | [8] | [23] |
Ort Adlitz
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2016 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 69 | 133 | 148 | 120 | 119 | 82 | 104 | 122 | 140 | 144 | 162 | 195 |
Häuser[14] | 13 | 16 | 20 | 19 | 21 | 23 | 25 | 44 | ||||
Quelle | [6] | [15] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [8] | [23] | [24] |
Religion
Die Bewohner des Ortes waren ursprünglich rein katholisch und sind bis heute nach St. Peter und Paul (Langensendelbach) gepfarrt. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Nikolaus (Baiersdorf) gepfarrt.[8]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Adlitz. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 19 (Digitalisat).
- Dorothea Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 7). Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2015, ISBN 978-3-7696-6869-8, S. 3–7.
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Erlangen (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 14). Deutscher Kunstverlag, München 1962, DNB 451450949, S. 97.
- Bertold Frhr. von Haller: Adlitz. In: Christoph Friederich, Bertold Freiherr von Haller, Andreas Jakob (Hrsg.): Erlanger Stadtlexikon. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2002, ISBN 3-921590-89-2, S. 110 (Gesamtausgabe online).
- Georg Paul Hönn: Adliz. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 223 (Digitalisat).
- Franz Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt. Verlag für Behörden u. Wirtschaft, Hof (Saale) 1979, ISBN 3-921603-00-5, S. 155–156.
- Manfred Mayer: Marloffstein. Erlangen 1988, S. 180–211.
Weblinks
- Adlitz in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 9. September 2021.
- Adlitz in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 2. November 2019.
- Adlitz im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 2. November 2019
Einzelnachweise
- ↑ D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 5. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: mąląds.
- ↑ Adlitz im BayernAtlas.
- ↑ a b c D. Fastnacht: Erlangen: ehemaliger Stadt- und Landkreis, S. 3 ff.
- ↑ F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 155.
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Band 1, Sp. 19.
- ↑ a b c Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 3 (Digitalisat). Für die Gemeinde Adlitz zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Schneckenhof (S. 82).
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 30 (Digitalisat).
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 771 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
- ↑ a b c d e f g h Bertold Freiherr von Haller: Artikel über Adlitz im Erlanger Stadtlexikon, stadtarchiv-erlangen.iserver-online2.de
- ↑ a b c d e f g h Artikel Adlitz feiert jetzt seinen 666 Geburtstag auf nordbayern.de, 25. Juni 2014 nordbayern.de
- ↑ a b c Ruth Bach-Damaskinos: Schlösser und Burgen in Mittelfranken. 2003.
- ↑ Artikel Adlitz: Kunst-Zwangspause auf Dauer? auf Nordbayern.de, 21. Dezember 2016 nordbayern.de
- ↑ a b Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 86 (Digitalisat).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 170, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1015, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1111 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1177 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1215 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1049 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 172 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 335 (Digitalisat).