Palais Podewils

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Palais Podewils

Das Palais Podewils ist ein barockes Adelspalais im Berliner Klosterviertel, das als Museum und Kulturstätte diente bzw. dient.

Lage

Gedenktafel am Haus, Klosterstraße 68, in Berlin-Mitte

Das Haus liegt in der Klosterstraße neben der historischen Parochialkirche.

Geschichte

Das Barockpalais entstand in den Jahren 1701–1704 nach Plänen Jean de Bodts. Es ist dreigeschossig, wobei die mittlere Fensterachse, die von je zwei Pilastern flankiert wird, zusätzlich einen Balkon aufweist. 1732 kam das Gebäude in den Besitz von Heinrich Graf von Podewils, Staatsminister für Auswärtiges im Kabinett des Soldatenkönigs und Minister unter Friedrich dem Großen. Dieser ließ das Mobiliar aufwerten, indem er Wandgemälde und Stuckdecken anbringen ließ.

Im Jahr 1874 kaufte der Berliner Magistrat das Palais und richtete ein Jahr später das Märkische Provinzialmuseum im ersten Geschoss ein, die darüberliegenden Etagen dienten als Dienststellen des Magistrats. Zwischen 1881 und 1896 wurde das Gebäude renoviert, dabei wurde zusätzlich ein Anbau angebracht. Ab 1920 nutzten einige Abteilungen der neugebildeten Bezirksverwaltung von Berlin-Mitte das Haus; ab 1937 diente es dem Bezirksbürgermeister von Mitte als Amtssitz.

Zerstörung und Wiederaufbau

In den letzten Kriegsmonaten wurde das Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört. Es wurde in den Jahren 1952–1954 wieder aufgebaut, wobei die Fassade weitgehend originalgetreu in der barocken Fassung wiederhergestellt wurde, das Dach wurde allerdings als einfaches Satteldach ausgeführt. Die Materialien der Rekonstruktion sind jedoch nicht zeitgenössisch, so wurden für die Gebäudedecken Stahlbeton verwendet und die Innenräume für die Nutzung zu DDR-Zeiten neu angeordnet.

Im Februar 1966 brach nach einer Veranstaltung ein Brand aus, der Festsäle und Dachstuhl erneut vernichtete. Bei der abermaligen Rekonstruktion wurde das historische Doppelwalmdach der Vorkriegsvariante wiederhergestellt.

Es diente nach seinem Wiederaufbau ab 1954 als Zentrales Klubhaus der FDJ und hieß von 1959[1] bis 1991 Haus der jungen Talente (HdjT). Neben einem großen Saal für Konzerte und weiteren Veranstaltungsräumen arbeiteten hier etwa 40 Gruppen in unterschiedlichsten Bereichen wie Kabarett, Tanz, Pantomime, Fotografie und Malen/Zeichen. Ab Anfang der 1970er Jahre war es auch ein Zentrum für Lied, Folk und Weltmusik. Hier waren der Oktoberklub, der Omnibus-Chor, das Berliner Singezentrum und der Kellerklub OKK ansässig, fanden Festivals des politischen Liedes, Folklorefestivals und zahlreiche Premieren von Liedtheatern, Liedermachern und Rockbands statt. Funkamateure betreiben im Dachgeschoss ihre Klubstation (Rufzeichen: Y46ZO).

Nach der Wiedervereinigung

Nach der Schließung des Hauses der jungen Talente wurde das Gebäude erneut umfangreich renoviert und ein Jahr später als „Podewil“[2] wiedereröffnet. Die Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH nutzte es als Veranstaltungsort und Arbeits- und Produktionshaus für Künstlerinnen und Künstler. Von 2005 bis 2007 wurde das Haus vom TESLA-berlin e. V. betrieben. Mit dem Umzug der Staatsoper Unter den Linden in das Schillertheater für die Dauer ihrer Renovierung nutzte das Grips-Theater das Palais Podewils ab 25. Februar 2009 als zweite Spielstätte, da sein bisheriger Standort in der Werkstatt des Schillertheaters in diesem Zuge geschlossen wurde. Im Jahr 2006 fusionierte der ebenfalls im Palais ansässige Museumspädagogische Dienst mit der Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH zur landeseigenen Kulturprojekte Berlin GmbH, die seitdem ihren Sitz im Palais Podewils hat.[3] Die Kulturprojekte Berlin GmbH entwickelt und realisiert stadtweite kulturelle Großprojekte, wie beispielsweise die Lange Nacht der Museen,[4] die Berlin Art Week,[5] das Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“[6] und die Jubiläen zum 20. und 25. Jahrestag des Mauerfalls mit der Dominoaktion[7] und der Lichtgrenze.[8] Außerdem ist die GmbH in den Bereichen Kulturelle Bildung sowie bei der Vernetzung und Beratung von Kulturschaffenden tätig.[9] Das Palais steht unter Denkmalschutz.[10]

Siehe auch

Literatur

  • Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Berlin (Verlagshaus Braun) 2003.
  • Ralph Hoppe: Quer durch Mitte, Das Klosterviertel. Berlin (Haude und Spener) 1997.

Weblinks

Commons: Palais Podewils – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedhelm Teicke. Institutionen, in: Kulturverführer Berlin. Helmut Metz Verlag. Hamburg, 2005, 5. Aufl., S. 214, ISBN 978-3-937742-42-7.
  2. Das Weglassen des ‚s‘ im Namen „Podewils“ beruht auf Unwissenheit. Die Zeile „ursprünglich ein Palais des Grafen Heinrich von Podewil“ im Webauftritt des Hauses der jungen Talente offenbart die Weiterverbreitung dieses alten Fehlers aus den 1950er Jahren. Auch die oben abgebildete Gedenktafel weist mit der Schreibweise „Podewilsches“ diesen Fehler auf. Unverständlicherweise perpetuiert die Kulturprojekte Berlin GmbH, die nach eigener Aussage auf ihrer Website ihre Aufgabe in der „Vermittlung von Berliner Kunst, Kultur und Geschichte“ sieht, diesen Fehler, indem sie den Sitz der GmbH weiterhin als „das Podewil“ bezeichnet, obwohl der Name des hinterpommerschen Adelsgeschlechts Podewils in allen Schreibvarianten seit dem 14. Jahrhundert auf einem stimmlosen S-/Z-Laut (Pudwilz, Padewelsch, Pudewilsch, Pudewelecz usw.) endet.
  3. Kulturprojekte Berlin GmbH: Podewil | Kulturprojekte Berlin. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  4. Home. In: Lange Nacht der Museen. (lange-nacht-der-museen.de [abgerufen am 26. Februar 2018]).
  5. Berlin Art Week | Berlin Art Week. Abgerufen am 26. Februar 2018 (englisch).
  6. Jugendliche erinnern mit Videos an die zerstörte Vielfalt. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  7. Hauke Friederichs: Mauerfall: Berlin feiert „Fest der Freiheit“. In: Die Zeit. 9. November 2009, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 26. Februar 2018]).
  8. Die alte Grenze wird leuchten. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  9. Kulturprojekte Berlin GmbH: Projekte | Kulturprojekte Berlin. Abgerufen am 26. Februar 2018.
  10. Palais Podewils in der Landesdenkmalliste Berlin.

Koordinaten: 52° 31′ 2,7″ N, 13° 24′ 45,9″ O