Kunst-Stoffe

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Kunst-Stoffe ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der 2006 in Pankow gegründet wurde.[1] Der Verein führt den Namen Kunst-Stoffe – Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien.[2]

Ziel des Vereins ist es, an einer Stelle den vermeintlichen Berliner Müll zu sammeln, um ihn an Interessenten weiterreichen zu können.[3] Der Deutsche Naturschutzring gab folgende positive Einschätzung dazu: „Die kreative Wiederverwendung ausgesonderter Produkte trägt zur Abfallvermeidung und Entlastung der Umwelt bei. […] Im Mittelpunkt der Arbeit von Kunst-Stoffe steht die künstlerische, ästhetische, umweltwissenschaftliche und kultursoziologische Beschäftigung mit Wieder- und Weiterverwendungsstrategien.“[4]

Der Verein sammelt, was Baumärkte, Handwerkerfirmen und Betriebe zur Verfügung stellen. Einen großen Anteil machen Papprollen, Farbeimer, Holzabfälle, Fliesen, Steine, Knöpfe, Monitore, Dekorationsmaterial bis hin zu Verpackungsmaterial aus.[3] Unternehmen, die Materialien abgeben wollen, können die Lieferung mit dem Verein absprechen. Chemisch oder umwelttechnisch belastete Materialien und komplette Produkte, beispielsweise Möbel, werden nicht gesammelt,[5] für letztere sind die Möbelbörsen eingerichtet.

Zielgruppe

Zielgruppe der Einrichtung sind Kunstschaffende, Bildungseinrichtungen oder Selbermacher.[3] Diese können sich gegen einen geringen Preis an den Materialien bedienen.[6]

Gründungsgeschichte

Die Idee stammt aus den USA (New York: Materials for the Arts). Seit den 1970er Jahren existieren ReUse-Zentren (zu deutsch: "Zentren für die Wiederverwendung") auch in anderen Städten der USA und dem Vereinigten Königreich, „in denen wiederverwertbare Materialien gesammelt, sortiert und […] verfügbar gemacht werden.“ Der Verein Kunst-Stoffe wurde 2006 als erstes Wiederverwendungszentrum in Deutschland gegründet.[4]

„Zwischen dem Besuch bei Materials for the Arts und der Eröffnung von Kunst-Stoffe lagen über zehn Jahre. Mittlerweile gab es in Deutschland Bagels, Skateboards und Halloween, aber keine Spur eines Gebrauchtmaterialzentrums.“[7]

„Inzwischen ist der Verein in Berlin gut vernetzt, hat in ganz Deutschland Nachahmer gefunden. Da gibt es die Recyclingbörse in Bielefeld und eine Recyclingwerkstatt in Hamburg, die Projekte für Schulen und Kindertagesstätten anbietet.“[8][9] Neuere Einrichtungen in Deutschland sind z. B. die Hanseatische Materialverwaltung[10] in Hamburg und die Material-Mafia[11] in Berlin.

Kunst-Stoffe nutzte anfangs 16 Garagen in der Berliner Straße 17 in Berlin-Pankow als Lagerräume. Zu Beginn des Jahres 2011 ist das Projekt ins Vorderhaus, unmittelbar an der Berliner Straße, gezogen.[12]

Projekte

  • Neben dem Materiallager bietet Kunst-Stoffe ein großes Repertoire an kreativen Workshops […] offene Werkstätten, die man mieten kann und in denen man seine Handwerksarbeiten – von Holz- bis zu Metallverarbeitung – vor Ort, auf Wunsch auch mit Hilfe einer Fachkraft, erledigen kann.[6][13]
  • Im Jahr 2012 initiierte Kunst-Stoffe das Projekt Mobile Werkstatt. Es ist Teil des Berliner Lastenrad-Netzwerks[14]. In der Presse wurde auf dieses Projekt besonders aufmerksam gemacht: „Ein Kooperationsprojekt von Kunst-Stoffe - Zentralstelle für wiederverwendbare Materialien e.V. […] und anderen Mitstreitern, die sich für Gemeingüter einsetzen und zukunftsfähige Mobilität befördern.“[15] Selbst das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte das Projekt mit dem epischen Titel ‚Berliner Lastenrad-Netzwerk für nachhaltige Entwicklung‘, das eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee einer mobilen Werkstatt darstellt: „Kunst-Stoffe-Berlin […] Open Design City und andere Partner schaffen damit die Infrastruktur für den Transportrad-Eigenbau auch an solchen Orten, die nicht mit einer vollausgestatteten Werkstatt aufwarten können.“[16]
  • Seit Januar 2013[17] organisiert Kunst-Stoffe das erste Berliner Repair-Café.[18][19], wo ehrenamtliche Helfer und Experten Besucher dabei unterstützen, so viel wie möglich an kaputten Geräten und Gegenständen selbst reparieren zu können.[20][21]

Auszeichnungen

  • 2011 erhielt Kunst-Stoffe den Pankower Umweltpreis mit dem Thema Schonender Umgang mit Ressourcen, Mehrfachnutzung, Recycling.[22]
  • 2011, 2012 und 2013 erhielt das Werkstatt-N-Projekt von Kunst-Stoffe das Qualitätssiegel vom Rat für nachhaltige Entwicklung.[23]
  • 2013 Das Berliner Lastenrad-Netzwerk ist Preisträger des Wettbewerbs zur Förderung von lokalen Bildungs- und Kompetenznetzwerken für Nachhaltigkeit vom Rat für Nachhaltige Entwicklung.[24]
  • Ende 2013 wurde das Repair-Café mit dem Berliner Umweltpreis des Bundes in der Kategorie Umweltengagement ausgezeichnet.[25][26]
  • 2013/2014: Der Verein wurde Preisträger des bundesweiten Innovationswettbewerbs Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen 2013/2014[27]. Die Begründung des Auswahlskomitees lautete: „Alte Werbeplanen, defekte Lüftungsrohre und zersplitterte Holzplatten sehen aus wie Müll, sind aber ein Schatz – wenn man ihn versteht zu heben. Genau das tun die Macher von KUNST-STOFFE, dem ersten deutschen Zentrum für Abfallumnutzung in Berlin. […] Mit offenen Werkstätten, Kursen zur Nachhaltigkeitsbildung und einem Repair-Café weist das Recyclingprojekt einen Weg aus der Wegwerfgesellschaft.“[28]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Was macht eigentlich … die Kunst? Sie geht nach Schrott, TAZ vom 29. April 2006.
  2. Satzung des Vereins (PDF, 228 KB)
  3. a b c Bernd Wähner: Kunst-Stoffe ist ‚Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen‘, Berliner Woche, Lokales – Bezirk Pankow/Pankow, 15. November 2013.
  4. a b ‚Ideen pflanzen – Nachhaltige Projekte zum Mit- und Nachahmen‘ (Memento des Originals vom 18. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dnr.de, Deutscher Naturschutzring, März 2012, Seite 50–51 (PDF, 4,7 MB).
  5. Constance Frey: Müll schön machen, Berlin Maximal 11/2012, S. 39 (PDF, 1,6 MB)
  6. a b Tina Gerstung: Preisgekrönt: Kunst-Stoffe in Pankow – Aus Müll wird Design (Memento des Originals vom 18. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.qiez.de, QIEZ vom 24. Oktober 2013.
  7. Corinna Vosse (eine der Kunst-Stoffe GründerInnen): Kunst-Stoffe: Teil einer weltweiten Bewegung, Open Transfer, Januar 16, 2014.
  8. Im Jahr 2007 wurde das zweite deutsche ReUse-Zentrum REmida – das kreative REcycling Centro in Hamburg gegründet: Remida – das kreative Recycling Centro
  9. Verena Kemna: Aus Müll mach neu – Eine Berliner Initiative schenkt Verpackungen ein zweites Leben, DeutschlandfunkUmwelt und Verbraucher, 21. November 2012.
  10. Website von Hanseatische Materialverwaltung
  11. Website von Material Mafia
  12. Kunst-Oase soll Parkplatz werden Liegenschaftsfonds schickte dem schrägen Recycling-Projekt die Kündigung. Berliner Kurier, 11. Oktober 2010, S. 12–13, archiviert vom Original; abgerufen am 19. November 2015.
  13. Sebastian Puschner: Kunst statt Müll. taz.de, 12. Oktober 2010, abgerufen am 19. November 2015.
  14. | Website des Projekts
  15. Klaus Teßmann: Lastenrad-Netzwerk ist mit einer mobilen Werkstatt unterwegs, Berliner Woche, vom 16. April 2013
  16. Alex Capistran: Die Lust an der Last. Wie sich mit Handwerk, Gemeinsinn und Muskelkraft der ökologische Reifenabdruck massiv verringern lässt. OYA, abgerufen am 19. November 2015 (erschienen in Ausgabe 20/2013).
  17. dpa, Jörg Carstensen: Basteln gegen die Wegwerfgesellschaft: Zu Besuch im Repair Café. Focus Online, 9. Dezember 2013, abgerufen am 19. November 2015.
  18. Daniela Leistikow: Repair-Cafés lösen günstig viele Technik-Probleme. Die Welt, 22. Juli 2013, abgerufen am 17. Oktober 2015.
  19. Anja Humburg: Reparieren fürs Gemeinwohl. In Repair-Cafés versuchen Techniker, kaputte Gadgets zu retten. Heise.de, abgerufen am 2. November 2015 (In der Printausgabe erschienen am 7. September 2013 im c’t Magazin 20/13, S. 78, Report | Repair-Cafés).
  20. Thomas Schörner: Günstig zum intakten Display: In Reparatur-Cafés finden Verbraucher Hilfe. Thüringische Landeszeitung, 18. März 2015, abgerufen am 19. November 2015.
  21. dpa/jal: Smartphone kaputt? So können Sie es günstig retten. Die Welt, 19. Februar 15, abgerufen am 19. November 2015.
  22. Pressemitteilung der BVV Pankow
  23. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.werkstatt-n.de
  24. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 18. November 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nachhaltigkeitsrat.de
  25. Bernd Wähner: Repair Café von Kunst-Stoffe erhält Umweltpreis@1@2Vorlage:Toter Link/www.berlinerwoche.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Berliner Woche, 18. Dezember 2013.
  26. redaktion-online: Repair-Cafe mit Umweltpreis, Die nachhaltige Idee überzeugte die Jury. Berliner Abendblatt, 29. November 2013, abgerufen am 19. November 2015.
  27. [1]Ausgezeichnete Orte 2013/14: Ideen finden Stadt, in der Kategorie: Bildung
  28. Kunst-Stoffe – Zentralstelle für wiederverwertbare Materialien (Memento des Originals vom 19. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.land-der-ideen.de auf land-der Ideen.de.