Kroatische Berichte
Kroatische Berichte
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Beschreibung | Special-Interest-Zeitschrift |
Fachgebiet | Geschichte und Kultur der Kroaten und Politik und Wirtschaft des ehemaligen Jugoslawien |
Sprache | deutsch |
Hauptsitz | Mainz, später Vallendar |
Erstausgabe | 1976 |
Einstellung | 1990 |
Erscheinungsweise | zweimonatlich |
Chefredakteur | ab 1976: Tomislav Mičić ab 1978: Stjepan Šulek (Pseudonym Krunoslav Sigetić) |
Herausgeberin | Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen e. V. |
ISSN (Print) | 0179-5961 |
Kroatische Berichte (kroatisch Hrvatska izvješća) war eine deutschsprachige Zeitschrift und gehörte zu einer Reihe von Publikationen der kroatischen Exilliteratur. Sie setzte sich für ein selbständiges Kroatien ein und kritisierte das sozialistische Jugoslawien und den diktatorischen Staatschef Tito (1892–1980). Der selbst gestellte Anspruch der Zeitschrift war zu „versuchen, unbekannte Tatsachen zu berichten sowie die wahren Hintergründe der Geschehnisse in Kroatien und Jugoslawien zu erhellen“. Dabei sei die Zeitschrift „parteipolitisch ungebunden“.[1] Aufgrund der journalistischen Qualität stand die Zeitschrift im Vergleich zu anderen exilkroatischen Publikationen in hohem Rang[2].
Geschichte
„Kroatische Berichte“ wurde von der am 20. März 1976 gegründeten Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen e. V. (Zajednica za proučavanje hrvatskih pitanja) um deren Präsidenten Dr. Ernest Bauer (1910–1995) in Mainz bzw. später in Vallendar herausgegeben. Von 1976 bis 1990 erschien die Zeitschrift zweimonatlich in 15 Jahrgängen mit insgesamt 64 Heftnummern. 1976 lag der Bezugspreis im Jahr bei 18 DM, somit 3 DM je Heft; in den 1980er-Jahren bei 5 DM je Heft. Der Nachdruck war frei.
Die Zeitschrift wurde von einer Redaktionsgemeinschaft redigiert. Chefredakteur war von 1978 bis 1990 der Journalist, Übersetzer und spätere Diplomat Kroatiens Stjepan Šulek (* 1933), der unter dem Pseudonym Krunoslav Sigetić[3] veröffentlichte. Nach eigenen Angaben verstanden sich die Mitarbeiter der Zeitschrift „als Demokraten, Patrioten und Europäer, deren alleiniges Bemühen es ist, der deutschsprachigen Öffentlichkeit ein besseres Kennenlernen der kroatischen Situation und damit zugleich mehr Objektivität in deren Beurteilung zu ermöglichen“.[1]
Der qualitativ hohe Schreibstil brachte der Zeitschrift in Westdeutschland viel Lob ein und machte sie zur relevanten Informationsquelle für andere Medien (z. B. Bayerischer Rundfunk, Westdeutscher Historikerverband, Geschichte in Wissenschaft und Unterricht). Sie engagierte sich intensiv für eine Unabhängigkeit Kroatiens von Jugoslawien und verschickte Exemplare an diplomatische Vertretungen in ganz Deutschland und Europa, unabhängig von der politischen Ausrichtung der regierenden Parteien und der Staatsform in diesen Ländern. So gingen Exemplare auch an undemokratisch regierte Staaten wie die Sowjetunion, Jugoslawien und die Volksrepublik China. Dadurch konnten erste wichtige Kontakte zu Parlamentariern geknüpft werden.
„Kroatische Berichte“ erschien in späteren Jahren mit Unterstützung ihrer Abonnenten, Spender und des Kroatischen Nationalrats (HNV), über dessen Aktivitäten die Zeitschrift regelmäßig berichtete.
Nach den ersten Mehrparteienwahlen in Kroatien Ende April 1990, der Konstituierung des frei gewählten kroatischen Parlaments Ende Mai 1990 und während des Zerfalls Jugoslawiens stellte die Zeitschrift das Erscheinen ein, in der Hoffnung das unabhängig gewordene Kroatien könne seine Selbstdarstellung und Repräsentation selbst übernehmen. Das letzte Heft der Zeitschrift enthielt im Vorwort die Feststellung:
„Die Kroatischen Berichte sind keine Exilzeitschrift mehr. Ab dieser Nummer könnte die Zeitschrift auch in Zagreb erscheinen. Die politische Emigration existiert nicht mehr. Jeder von uns darf in die Heimat. Auch jeder Journalist, Schriftsteller oder Politiker in Kroatien darf jetzt unter seinem vollen Namen in der Zeitschrift schreiben. Das ist eine ungeheuere Befreiung für uns alle, die diese Wende miterleben durften.“[4]
Mitarbeiter
Redaktion
- Ivona Dončević (1917–2014, Redakteurin)[5]
- Ivan Lozo (* 1955, Redakteur)
- Vladimir Koretić (1931–1987; Pseudonym: Vlatko Trn; Karikaturist)
Autorenschaft (Auswahl)
- Bruno Bušić (1939–1978)
- Hans-Peter Rullmann (1934–2000)
- Gojko Borić (* 1932; Pseudonym: Hrvoje Vukelić)
Siehe auch
Literatur
- Ivo Smoljan: Hrvatska dijaspora. Horizont Press, 1997, ISBN 978-953-6393-03-9, Kroatische Berichte, S. 203 (kroatisch).
- Stjepan Šulek: Sloboda riječ u hrvatskom egzilu s osvrtom na časopis Kroatische Berichte (1976.—1990.) [Meinungsfreiheit im kroatischen Exil mit einer Rezension der Zeitschrift Kroatische Berichte (1976—1990)]. In: Institut društvenih znanosti Ivo Pilar (Hrsg.): Hrvatsko iseljeništvo i domovina : Razvojne perspektive (= Biblioteka ZBORNICI. Band 44). Zagreb 2014, ISBN 978-953-7964-01-6, S. 165–170 (kroatisch, pilar.hr [PDF]).
Einzelnachweise
- ↑ a b Die Redaktion: Einige Worte an den Leser. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. I. Jahrgang, Nr. 1. Mainz 1976, S. 1.
- ↑ Theodor Veiter: Jugoslawien als Nationalitätenstaat in den 1980er Jahren. In: Georg Brunner (Hrsg.): Sowjetsystem und Ostrecht. Duncker & Humblot, 1985, S. 319 (Fußnote 41).
- ↑ Pjesnički prvijenac : Žudnja je ostala neostvarena. In: Hrvatsko slovo. Zagreb 23. November 2007, S. 23.
- ↑ Liebe Leser. In: Gemeinschaft zur Forschung kroatischer Fragen (Hrsg.): Kroatische Berichte. XV. Jahrgang, Nr. 2 (64). Vallendar 1990, S. 3.
- ↑ Božidar Novak: Hrvatsko novinarstvo u 20. stoljeću. Golden marketing-Tehnička knjiga, 2005, ISBN 978-953-212-194-0, S. 829.