Teapot-Dome-Skandal

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Postkarte aus der Zeit des Skandals: „Teapot Rock – Famous Teapot Dome – Oil District – In Wyoming“

Der Teapot-Dome-Skandal war der größte politische Bestechungsskandal der USA der frühen 1920er Jahre und auch noch lange ein Symbol für Korruption. Dabei hatten zwei Ölkonzerne, um sich die lohnende Erschließung staatlicher Ölfelder zu sichern, Innenminister Albert B. Fall (Republikanische Partei) bestochen. Fall war 1929 der erste US-Minister, der für ein Verbrechen in seiner Amtszeit eine Haft antreten musste.

Skandal und Aufdeckung

Zentrale Figur im Teapot-Dome-Skandal: Innenminister Albert B. Fall
Ebenfalls verwickelt: Marineminister Edwin Denby

Unter den Präsidenten Theodore Roosevelt, William Howard Taft und Woodrow Wilson war die umstrittene Idee entwickelt worden, dass die United States Navy im Kriegsfall über eigene Ölreserven in Form von in Staatsbesitz befindlichen Ölfeldern verfügen müsse. Taft hatte hierfür in Kalifornien (Elk Hills bei Taft und Buena Vista Hills) und Wyoming Felder erworben. Das sich in Wyomings Natrona County befindliche Feld wurde wegen einer dort aufragenden eigentümlich aussehenden Felsformation Teapot Dome („Teekessel-Kuppe“) genannt.

Am 4. Juni 1920 verabschiedete der Kongress ein Gesetz, dass der Marineminister darüber verfügen solle. Im März nächsten Jahres machte Präsident Warren G. Harding Albert Fall zum Innenminister. Dieser überredete Marineminister Edwin Denby, die Kontrolle über die Felder an das Innenministerium zu übertragen, was Harding mit einer Executive Order absegnete. Wenig später kursierten Gerüchte, dass sich Falls Lebensstandard in letzter Zeit sprunghaft verbessert hätte. Am 22. April 1922 berichtete das Wall Street Journal, dass Fall das Teapot-Dome-Feld an Harry F. Sinclair, den Besitzer von Mammoth Oil/Sinclair Oil, ohne öffentliche Ausschreibung verpachtet hätte. Dieses eigentümliche Verhalten – Fall erklärte die Geheimhaltung später mit der nationalen Sicherheit – war per se nicht illegal, im Zusammenhang mit dem Lebenswandel Falls witterten viele aber schon, worauf die Gesamtumstände hinauslaufen würden. Präsident Harding sprach Fall und Denby zwar zunächst noch das Vertrauen aus,[1] aber die Senatoren Robert La Follette (Republikaner) und John B. Kendrick (Demokraten) erzwangen einen Untersuchungsausschuss. Innenminister Fall legte sein Amt am 4. März nieder. Präsident Harding erlebte den Untersuchungsausschuss nicht mehr, da er überraschend am 2. August 1923 starb, wobei Denby wieder in das neue Kabinett von dessen Nachfolger Coolidge berufen wurde. Die von Senator Thomas J. Walsh (Demokraten) geleiteten Anhörungen begannen am 15. Oktober 1923 vor dem Senate Committee on Public Lands and Surveys. Dabei kristallisierte es sich peu à peu heraus, dass Pan American Petroleum sich die Ausbeutung der kalifornischen Ölfelder und wie schon in der Zeitung gemeldet Sinclair Oil sich das Teapot-Dome-Feld in Wyoming gesichert hatte. Im Januar 1924 gestand die schillernde Figur Edward L. Doheny[2] (1856–1935, via Upton Sinclair eine der Hauptinspirationen des Films There Will Be Blood und des Raymond-Chandler-Romans The High Window) von Pan American Petroleum, dass er Albert Fall 1921/22 günstige Kredite über 100.000 Dollar hatte zukommen lassen, was aber nur die Spitze des Eisbergs war, kurz darauf musste auch Minister Edward Denby zurücktreten. Justizminister Harry M. Daugherty reichte am 28. März 1924 auf Druck von Präsident Coolidge seinen Rücktritt ein; ihm wurden schlaffe Ermittlungen im Teapot-Dome-Skandal und eine Verwicklung in den parallel verlaufenden, kleineren Daugherty-Burns-Skandal vorgeworfen. Am 17. Oktober 1927 wurde Harry F. Sinclair vorgeladen, verweigerte aber die Aussage. Als zudem bekannt wurde, dass er durch William J. Burns, den Ex-Direktor des Bureau of Investigation, Geschworene bespitzelt lassen hatte (ein weiterer Ausläufer des weitverzweigten Daugherty-Burns-Skandals), wurde er wegen Missachtung des Gerichts zu sechseinhalb Monaten Haft und 100.000 Dollar Geldstrafe verurteilt. Der United States Supreme Court entschied 1927, dass die Lizenzen der Ölfelder illegal erworben waren und erklärte die Verträge für nichtig. Albert Fall wurde 1929 zu einem Jahr Haft und 100.000 Dollar Strafe verurteilt. Obwohl Edward Doheny sogar offen eingeräumt hatte, dass er beiden Parteien „wegen ihres Einflusses“ regelmäßig hatte Geld zukommen lassen, wurde er 1930 freigesprochen. Marineminister Edwin Denby wurde ebenfalls freigesprochen, bekam aber kein politisches Amt mehr.

Unmittelbare politische Folgen

Die Hoffnung der Demokraten, aus der Affäre politisches Kapital schlagen zu können, erfüllte sich nicht. Hatte Warren Harding den Wahlsieg 1920 mit dem größten prozentualen Vorsprung der US-Geschichte (nach Abschaffung des Zensuswahlrechts) gefeiert, schaffte Coolidge bei der Präsidentschaftswahl 1924 den zweitgrößten mit 54 % zu 28,8 % gegen John W. Davis. Das lag zum erheblichen Teil daran, dass er persönlich einen unbescholtenen Ruf hatte und Daugherty und Denby aus den Ämtern entfernt hatte, aber auch daran, dass die kritische Öffentlichkeit durch die Enthüllungen von den Verfilzungen sämtlicher Parteien mit der Großindustrie erfuhr; so war z. B. Woodrow Wilsons Schwiegersohn und Finanzminister William Gibbs McAdoo bestochen worden und bekam von den Demokraten keine Präsidentschaftsnominierung. Nicht nur die Karriere von Marineminister Denby war vorbei, obwohl er nicht verurteilt wurde; auch Theodore Roosevelts Sohn Theodore Jr., stellvertretender Marineminister, wurde zwar ebenfalls freigesprochen, konnte aber den angestrebten Gouverneursposten von New York nicht mehr einnehmen.

Literatur

Laton McCartney: The Teapot Dome Scandal: how big oil bought the Harding White House and tried to steal the Country. Random House, New York City 2009, ISBN 978-0-8129-7337-2

Einzelnachweise

Weblinks