GegenStandpunkt

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GegenStandpunkt. Politische Vierteljahreszeitschrift
Logo von GegenStandpunkt
Beschreibung Marxistische Theoriezeitschrift
Sprache Deutsch
Verlag GegenStandpunkt VerlagsGmbH
Erstausgabe 1992
Erscheinungsweise vierteljährlich (März/Juni/September/Dezember)
Verkaufte Auflage geschätzte 7.000 Exemplare
Chefredakteur Peter Decker
Herausgeber Bruno Schumacher
Weblink GegenStandpunkt.com
ISSN (Print)

GegenStandpunkt. Politische Vierteljahreszeitschrift ist eine marxistische Theoriezeitschrift aus dem gleichnamigen Verlag mit Sitz in München, die seit 1992 regelmäßig erscheint. In der Nachfolge verschiedener Publikationen der Marxistischen Gruppe (MG), besonders der Marxistischen Streit- und Zeitschrift (MSZ), führt sie inhaltlich deren Linie fort. Die Zeitschrift wurde bis zum Jahr 2018 vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet und in den Bereich des Linksextremismus eingeordnet.[1]

Übersicht

Der GegenStandpunkt erscheint vierteljährlich mit einem Umfang von 100–200 Seiten. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes hat er eine Auflage von 7000 Exemplaren. Die Zeitschrift gliedert sich in eine Rubrik mit kürzeren, teilweise polemischen Kommentaren zu Ereignissen des abgelaufenen Quartals (Chronik – Kein Kommentar!) und den Hauptteil mit ausführlichen Analysen der Fortschritte von Geschäft und Gewalt entsprechend der GegenStandpunkt-eigenen Kapitalismuskritik. Häufig widmet sich das Heft in aktualisierten Fassungen Grundsatzfragen von bürgerlichem Staat und kapitalistischer Ökonomie (z. B.: Der Staatshaushalt, Die Währung und ihr Wert, Der Islam, Das Volk). Die Jahrgänge bis 2020 sind auch über die Website als E-Book frei abrufbar.[2] Aus den aktuellen Ausgaben bietet der GegenStandpunkt ausgewählte Artikel zur freien Ansicht auf seiner Website an, aus den Ausgaben, die länger als ein Jahr zurückliegen, werden alle Artikel kostenlos zugänglich gemacht.

Verlag

Zum Verlagsprogramm gehört neben der Zeitschrift eine Buchreihe zu Themen wie Arbeit und Reichtum, Das Finanzkapital, Das Proletariat, Der bürgerliche Staat, Imperialismus, Der Faschismus, Die Psychologie des bürgerlichen Individuums, Das Geld sowie diverse Broschüren zur Kritik der bürgerlichen Wissenschaft. 2019 sind dort die Bücher Gesundheit. Ein Gut und sein Preis[3] sowie Kritik der Betriebswirtschaftslehre. Planungsregeln für erfolgreiches Wirtschaften in der kapitalistischen Konkurrenz[4] erschienen.

Einige ältere Bücher, zum Beispiel der bürgerliche Staat oder Imperialismus (I, II, III) sind im Volltext auf der Website abrufbar.[5]

Der GegenStandpunkt baut im Wesentlichen auf dem unvollendeten Werk Das Kapital auf, hat dies aber theoretisch weiterentwickelt.[6][7] Ähnlich wie auch von Vertretern der materialistischen Staatstheorie, besteht diese Weiterentwicklung u. a. in der Frage nach der Konstitution des bürgerlichen Staates in der kapitalistischen Produktionsweise. Zu diesem thematischen Komplex (und dem des Weltmarktes) plante Marx einen vierten Band des Kapitals, welches er jedoch bis zu seinem Tod 1883 nie fertig stellen konnte.[8]

Weder ist der Gegenstandpunkt Teil der Wertkritik noch lässt er sich dem orthodoxen Marxismus-Leninismus zuordnen. Beiden Marx-Lesearten weist der Gegenstandpunkt erhebliche theoretische Defizite zu.[9][10][11]

Veranstaltungen

Über die publizistische Arbeit hinaus bietet die Redaktion in über 30 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Möglichkeit, im Rahmen von Jours fixes über Grundsatz- und aktuelle Themen zu diskutieren. Außerdem organisiert die Zeitschrift in regelmäßigen Abständen Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit einzelnen Redakteuren. Mitschnitte ausgewählter Veranstaltungen stellt der Verlag selbst zum Download bereit, ein größeres Archiv diverser Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen wird aber unabhängig von dem Verlag auf der Seite Argudiss[12] bereitgestellt.

Bekannte Vertreter

Bekannte Vertreter der Redaktion GegenStandpunkt sind neben Karl Held, verantwortlicher Redakteur seit der Gründung 1992 bis zu seinem Tod 2010, unter anderem sein Nachfolger in dieser Funktion Peter Decker, der über "Die Methodologie kritischer Sinnsuche. Systembildende Konzeptionen Adornos im Lichte der philosophischen Tradition"[13] im Jahr 1982 dissertierte, der Industriesoziologe Theo Wentzke sowie die ehemaligen Bremer Hochschullehrer Margaret Wirth und Freerk Huisken.

Übersetzungen

Der Verlag veröffentlicht sämtliche Publikationen primär in deutscher Sprache, übersetzt aber länderspezifisch ausgewählte Artikel und Publikationen auch in andere Sprachen und veröffentlicht diese kostenfrei. So unterhält der GegenStandpunkt eigene Webseiten mit entsprechend übersetzten Publikationen für die englische[14], spanische[15], französische[16], italienische[17], russische[18] und niederländische[19] Sprache.

Einstufung durch den Verfassungsschutz

Die vom Bremer Verfassungsschutz 2007 als „konspirativ tätige, sektenartige Organisation“[20] bezeichnete Gruppierung hatte nach Angaben des Bundesverfassungsschutzes bundesweit 2018 etwa 3000 Mitglieder[1] (2014 etwa 4000, 2012 etwa 5000, 2011 etwa 7000), unter ihnen viele ehemalige Mitglieder der Marxistischen Gruppe. Das „Fernziel der Gruppe“ ist laut Verfassungsschutzbericht des Bundes 2012 „die revolutionäre Überwindung der bestehenden, pauschal als ‚Kapitalismus‘ verunglimpften verfassungsmäßigen Ordnung, allerdings ist dies nach eigener Einschätzung gegenwärtig nicht zu verwirklichen“.[21]

„Die sektenartig organisierte Gruppe ‚GegenStandpunkt‘ (GSP) vertritt eine modifizierte Marxismus-Konzeption. Sie lehnt die parlamentarische Demokratie als ‚perfekte Form bürgerlicher Herrschaft‘ ab. Ihr Ziel ist die Errichtung einer sozialistischen beziehungsweise kommunistischen Gesellschaft durch die revolutionäre Überwindung der gegenwärtigen Staats- und Gesellschaftsordnung. Aufgrund ihres elitären Marxismus-Verständnisses ist die Gruppierung in der linksextremistischen Szene weitgehend isoliert.“

Verfassungsschutzbericht des Bundes 2018, S. 154

Mittlerweile wird die Zeitschrift in den Verfassungsschutzberichten der Länder nicht mehr erwähnt, auch nicht im „Stammland“ Bayern[22]. Im Verfassungsschutzbericht des Bundes von 2019 findet sie ebenfalls keine Erwähnung mehr.

Radiobeiträge

In einigen Städten werden auch Radiobeiträge zu aktuellen Geschehnissen auf gegenöffentlichen bzw. freien Radiosendern veröffentlicht (Frankfurt am Main – Radio X; München – Radio Lora; Marburg – Radio Unerhört Marburg; Wien – Orange 94.0).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Verfassungsschutzbericht 2017. (PDF,8 MB) Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, abgerufen am 13. Dezember 2018.
  2. gegenstandpunkt.com
  3. GegenStandpunkt: Gesundheit. GegenStandpunkt, abgerufen am 1. Januar 2019.
  4. GegenStandpunkt: Kritik der Betriebswirtschaftslehre. Abgerufen am 1. Januar 2019.
  5. Bücher | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  6. Arbeit und Reichtum | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  7. Das Finanzkapital | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  8. Linke Kapitalismuskritik | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  9. 100 Jahre Russische Revolution | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  10. Heinrichs Kapitalverständnis | GegenStandpunkt. Abgerufen am 2. August 2020.
  11. Archiv für einige Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen mit Redakteuren des GegenStandpunkt. In: Argudiss. Johannes Köper, abgerufen am 29. Januar 2022.
  12. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Englisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (englisch).
  13. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Spanisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (spanisch).
  14. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Französisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (französisch).
  15. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Italienisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (italienisch).
  16. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Russisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (russisch).
  17. GegenStandpunkt-Verlagsprogramm auf Niederländisch. Abgerufen am 1. Januar 2019 (niederländisch).
  18. Verfassungsschutzbericht Bremen 2007 (PDF; 726 kB)
  19. Verfassungsschutzbericht des Bundes 2012, S. 205 (Memento vom 28. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF; 2,4 MB).
  20. Vgl. Bayern – Verfassungsschutzbericht 2017