Tanja May (Journalistin)

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Tanja May (* 28. März 1973) ist eine deutsche Boulevard-Journalistin. Sie war stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift Bunte und ist seit 1. Oktober 2021 Unterhaltungschefin und stellvertretende Chefredakteurin von Bild. Mays Art der Berichterstattung ist umstritten. 2021 schrieb das Branchenmedium Übermedien, May sei „die Prominenten-Privatleben-Reporterin des Landes“.[1]

Leben

Tanja May studierte Germanistik, Politik und Recht an der TU Darmstadt.[2] Von 1997 bis 1999 durchlief sie eine Ausbildung an der Journalistenschule Axel Springer.[3] Von 1999 bis 2000 war sie Redakteurin bei Bild. 2000 wurde May zunächst Unterhaltungs-Redakteurin und später Chefreporterin von Bunte in München, bei der sie 2011 zur stellvertretenden Chefredakteurin aufstieg.[4]

Im Oktober 2021 wechselte May als Unterhaltungschefin und stellvertretende Chefredakteurin zur Bild. Nach Angaben des Axel-Springer-Verlags ist es ihre Aufgabe, „übergreifend für TV, Print und Online die Show-Berichterstattung sowie die Letzte Seite“ zu verantworten.[5][6] In ihrer Funktion muss May lediglich an die Vorsitzenden der Chefredaktionen (bei Stellenantritt Alexandra Würzbach und Julian Reichelt (freigestellt)) berichten.[7]

May hat als Co-Autorin zwei Bücher geschrieben: die Autobiografie 100 Prozent Anders des Sängers Thomas Anders und Keine Lügen, eine Autobiografie des Schlagerduos Fantasy.

Tanja May hat nach eigenen Angaben „über 1600 People-Geschichten“ veröffentlicht, darunter zahlreiche über Stars wie Helene Fischer, Michael Schumacher oder Thomas Gottschalk.[8] Auch über Politiker hat May wiederholt berichtet oder sie interviewt.

Kritik und Kontroversen

Mays Strategie über Jahre scheine zu sein, auch Artikel, bei denen relativ offenkundig wäre, dass sie gegen Persönlichkeitsrechte verstießen, zu veröffentlichen, um dann kurz darauf, wenn sich die Betroffenen erfolgreich gewehrt hätten, sie in den elektronischen Ausgaben zu schwärzen, schrieb Stefan Niggemeier von Übermedien 2021. Die Praxis sei zwar nicht nur bei May zu beobachten, käme aber gerade bei ihren vermeintlichen oder tatsächlichen Enthüllungen aus der Privatsphäre von Menschen häufig vor. Man könnte von „Tanja-May-Journalismus“ sprechen: „Artikel, von denen nach wenigen Tagen in den Online-Archiven fast nichts mehr übrig ist.“ Mit ihrem Wechsel zur Bild sei nun dort dieses Vorgehen auch angekommen.[9]

Im Jahr 2010 und 2011 berichtete May ausführlich über den Prozess gegen den früheren ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann, der von einer Frau beschuldigt wurde, sie vergewaltigt zu haben. Kachelmann wurde 2011 freigesprochen. May hatte sich bereits vor Beginn der Hauptverhandlung auf Seiten des vermeintlichen Opfers positioniert.[10] May verteidigte ihre Recherchemethoden.[11] Sie rechtfertigte unter anderem, dass Bunte Zeuginnen des Prozesses Geld für Interviews gezahlt hatte. Einer ehemaligen Freundin Kachelmanns bezahlte die Bunte 50.000 Euro.[12]

2016 ließ Herbert Grönemeyer falsche Aussagen, die unter Mays Redaktionsleitung in der Bunten veröffentlicht wurden mittels Gegendarstellung richtigstellen. Die Bunte musste einräumen: „Herr Grönemeyer hat Recht.“[9]

2017 wurde die Bunte vor der Pressekammer des Landgerichts Hamburg wegen einer Titelgeschichte von May über den ehemaligen Rennfahrer Michael Schumacher verklagt. Die Bunte hatte 2015, zwei Jahre nach Schumachers Ski-Unfall, getitelt: „Michael Schumacher kann wieder gehen.“ Die Kammer ging davon aus, dass „diese Aussage unwahr ist“. Sie war aber auch davon überzeugt, dass die Zeitschrift eine allgemeine Recherche vorgenommen hatte und die falsche Information von einem Informanten hatte, was die Geldzahlung verringerte. Die Bunte musste 50.000 Euro Entschädigung an Schumacher zahlen, dessen Anwälte mindestens 100.000 Euro gefordert hatten.[13] Das NDR-Medienmagazin ZAPP berichtete über die umstrittene Berichterstattung von Tanja May über Michael Schumacher und über den Prozess. Warum sie sich nie bei der Familie Schumacher nach dem Gesundheitszustand erkundigt hat, wollte sich May trotz mehrmaliger Nachfrage des ZAPP-Reporters nicht äußern.[14]

In den ersten Wochen bei der Bild-Zeitung gab die Zeitung sofort nach der Veröffentlichung einer Geschichte von May über die Schlagersängerin Helene Fischer eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich, diese Berichterstattung nicht mehr zu verbreiten. Im E-Paper der „Bild“ folgte auf Seite 3 unmittelbar Seite 5. Es fehlte die Seite 4 mit dem Horoskop, einem Stück über Alec Baldwin, der „Mini-Klatsch“-Rubrik – und einer Geschichte von „Bild“-Unterhaltungschefin May, die sie angeblich „exklusiv aus dem allerengsten Familienkreis“ von Fischer erfahren hatte.[9]

Buchveröffentlichungen

  • mit Thomas Anders: 100 Prozent Anders. Edition Koch, Innsbruck 2011, ISBN 978-3-7081-0517-8.
  • mit Martin Hein und Fredi Malinowski: Fantasy – keine Lügen. Edition Koch, Innsbruck 2011, ISBN 978-3-7081-0525-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Endlich! Ein Wikipedia-Eintrag für die Tanja May. In: Übermedien. 30. September 2021, abgerufen am 5. November 2021 (deutsch).
  2. Tanja May. In: Kressköpfe, kress.de, abgerufen am 29. September 2021.
  3. Crew XII. Oktober 1997 – September 1999. In: https://www.freetech.academy/teams.html
  4. „Ex-'Bunte'-Vize Tanja May geht zur 'Bild'“. In: dwdl.de, 13. September 2021, abgerufen am 29. September 2021.
  5. Personalie: Tanja May wird stellvertretende Chefredakteurin und Unterhaltungschefin von BILD. axelspringer.de, 23. September 2021.
  6. Tanja May in „Bild“-Chefredaktion, Süddeutsche Zeitung, 13. September 2021
  7. DWDL de GmbH: Ex-"Bunte"-Vize Tanja May geht zur "Bild". Abgerufen am 5. November 2021 (englisch).
  8. Ich habe über 1600 People-Geschichten geschrieben. burda.com, 23. Oktober 2019, abgerufen am 29. September 2021.
  9. a b c Für Tanja May ist Löschen jetzt das neue Schwarz. In: Übermedien. 4. November 2021, abgerufen am 5. November 2021 (deutsch).
  10. „Sonnengrüße von der Tanja May“. Blog von Stefan Niggemeier, 7. Juni 2011, abgerufen am 29. September 2021
  11. „Phoenix-Runde: Im Zweifel schuldig? – Prominente, Justiz und Medien“. Phoenix, 9. Juli 2010.
  12. „Kachelmanns Ex-Geliebte bekam 50.000 Euro für Interview“. In: faz.net, abgerufen am 29. September 2021
  13. Redaktion beck-aktuell: LG Hamburg: „Bunte“ muss Michael Schumacher 50.000 Euro Entschädigung zahlen. In: Beck–Aktuell (rsw.beck.de). Verlag C.H.Beck oHG, 5. Mai 2017, abgerufen am 15. Oktober 2021.
  14. Die BUNTE und das widerliche Geschäft mit der Lüge über Michael Schumacher. Abgerufen am 25. November 2021 (deutsch).