Jean-Claude Hollerich
Jean-Claude Kardinal Hollerich SJ (* 9. August 1958 in Differdingen) ist ein luxemburgischer römisch-katholischer Kardinal und Erzbischof von Luxemburg. Seit 2018 ist er Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE).
Leben
Jean-Claude Hollerich, der in Vianden im Nordosten von Luxemburgs aufwuchs, besuchte die École Apostolique von Clairefontaine und das Lycée Classique in Diekirch. Von 1978 bis 1981 studierte er Katholische Theologie und Philosophie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Am 27. September 1981 trat er der Ordensgemeinschaft der Gesellschaft Jesu bei. Nach einem Noviziat in Namur von 1981 bis 1983 folgte ein Pastoralpraktikum von 1983 bis 1985 in Luxemburg. Am 15. September 1985 reiste Hollerich nach Japan und studierte bis 1989 die dortige Sprache und Kultur sowie Theologie an der Sophia-Universität in Tokio. Zurück in Europa erwarb er von 1989 bis 1990 das Theologie-Lizenziat an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Am 21. April 1990 empfing er in Brüssel die Priesterweihe. Es folgte von 1990 bis 1994 ein Lizenziat in deutscher Sprache und Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bis 2001 war Hollerich Doktorand am Zentrum für Europäische Integrationsforschung in Bonn. Am 18. Oktober 2002 legte Jean-Claude Hollerich sein Ordensgelübde in der Sankt-Ignatius-Kirche in Tokio ab. Er ist Mitglied der japanischen Jesuitenprovinz, war Professor für Deutsch und Französisch und zwischen 2008 und 2011 Vizerektor für Allgemeine und Studentische Angelegenheiten der Sophia-Universität in Tokio. Zudem war er in dieser Zeit auch Rektor der Jesuitengemeinschaft an der Sophia University, in der 65 Jesuiten aus verschiedenen Ländern leben.
Papst Benedikt XVI. ernannte Hollerich am 12. Juli 2011 zum Erzbischof des Erzbistums Luxemburg.[1] Die Bischofsweihe spendete ihm sein Vorgänger, Erzbischof Fernand Franck, am 16. Oktober desselben Jahres in der Kathedrale zu Luxemburg; Mitkonsekratoren waren der Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, und der Erzbischof von Tokio, Peter Takeo Okada. Er ist der achte Bischof und dritte Erzbischof von Luxemburg.[2]
2014 wurde er Präsident der Konferenz der Justitia-et-Pax-Kommissionen Europas. Am 8. März 2018 wurde Hollerich als Nachfolger des Münchner Erzbischofs Reinhard Kardinal Marx zum Vorsitzenden der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft gewählt.[3] Seit dem 3. April 2019 ist er zudem Präsident des internationalen Ministrantenbundes CIM (Coetus Internationalis Ministrantium).[4][5]
Am 1. September 2019 gab Papst Franziskus bekannt, ihn im Konsistorium vom 5. Oktober 2019 als Kardinalpriester in das Kardinalskollegium aufnehmen zu wollen.[6] Bei der Kardinalskreierung wies ihm der Papst am 5. Oktober 2019 die Titelkirche San Giovanni Crisostomo a Monte Sacro Alto zu.[7] Die Besitzergreifung seiner Titelkirche fand am 16. Februar des folgenden Jahres statt. Am 21. Februar 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Mitglied des Päpstlichen Rates für die Kultur[8] und am 8. Juli 2020 desselben Jahres zudem zum Mitglied des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog[9] sowie am 29. September 2021 zum Mitglied der Kongregation für das Katholische Bildungswesen.[10]
Seit 2018 ist er Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE). 2021 wurde Hollerich zum Vize-Präsidenten des Rats der europäischen Bischofskonferenzen gewählt.[11]
Papst Franziskus ernannte Hollerich 2021 zum Generalrelator der 16. ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Mission.[12] Spekulationen, er könne Nachfolger von Papst Franziskus im Papstamt werden, wies Hollerich im März 2022 als „Fantasien einiger Leute“ zurück; solche Gerüchte seien „eher ein Angriff auf den Papst“. Er selber sei ein Reformist wie Franziskus; in der Kirche müssten durchaus Anpassungen vorgenommen werden.[13]
Wirken
Hollerich erhielt am 31. Januar 2022 den Abraham-Geiger-Preis der Universität Potsdam für seine pluralistische Denkweise. Die Preisverleihung fand in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in Berlin statt; die Laudatio hielt der Staatspräsident von Portugal, Marcelo Rebelo de Sousa.[14]
Jean-Claude Hollerich ist seit 1994 Mitglied der katholischen Studentenverbindungen AV Edo-Rhenania zu Tokio und AV Rheinstein zu Köln sowie später der KDStV Churtrier zu Trier, der KDStV Wildenstein zu Freiburg und seit 2021 der KAV Capitolina Rom in Rom; alle im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV). Seit Juni 2021 übt er das Amt des CV-Seelsorgers aus.
Hollerich spricht fließend Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Japanisch und Lëtzebuergesch.[15]
Positionen
Im Oktober 2019 erklärte Hollerich, er könne sich die Zulassung von verheirateten Priestern neben zölibatären Priestern in der römisch-katholischen Kirche vorstellen.[16]
Homosexuelle Handlungen seien seiner Meinung nach keine Sünde, erklärte er in einem Interview vom Februar 2022; die christliche Sexualmoral brauche nach Angaben des Kardinals „eine Grundrevision der Lehre“.[17]
Schriften
- Narrativität im Konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis, in: Sophia Linguistica, N. 37 (1994)
- Different Way of Dialogue, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 29 (1994)
- Der Ursprung des Schulgrammatik, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 30 (1995)
- Das Entstehen eines Nationalbewusstseins in Luxemburg, in: Bulletin of Universities and Institutes, Sophia University, N. 32 (1997)
- Was auf dem Spiel steht. Die Zukunft des Christentums in einer säkularen Welt, Edition Herder Korrespondenz Januar 2022, ISBN 978-3-451-27449-7, mit Volker Resing (Herausgeber), Alberto Fabio Ambrosio OP (Herausgeber)
Weblinks
- Eintrag zu Jean-Claude Hollerich auf catholic-hierarchy.org
- Eintrag zu Jean-Claude Hollerich auf gcatholic.org (englisch)
- Webseite Jean-Claude Hollerich (Erzbistum Luxemburg)
Einzelnachweise
- ↑ Katholische Kirche in Luxemburg: Biographie des neuen Erzbischofs (Memento vom 18. Juli 2011 im Internet Archive), abgerufen am 18. Oktober 2011
- ↑ Tageblatt: „Jean-Claude Hollerich: Luxemburgs neuer Erzbischof“, 16. Oktober 2011
- ↑ Pressemitteilung: Erzbischof Jean-Claude Hollerich S.J. als neuer Präsident der COMECE gewählt, 8. März 2018, abgerufen am 15. Mai 2018
- ↑ Die Welt trifft sich in Bratislava. Bischöfliches Jugendamt Regensburg, 4. April 2019, abgerufen am 2. September 2019.
- ↑ Äerzbëschof Jean-Claude Hollerich neie President vum internationale Massendéngerverband (luxemburgisch) Äerzbistum Lëtzebuerg. 4. April 2019. Abgerufen am 3. September 2019.
- ↑ Annuncio di Concistoro il 5 ottobre per la creazione di nuovi Cardinali. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 1. September 2019, abgerufen am 1. September 2019 (italienisch).
- ↑ Concistoro Ordinario Pubblico: Assegnazione dei Titoli. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 5. Oktober 2019, abgerufen am 5. Oktober 2019 (italienisch).
- ↑ Nomina di Membri dei Dicasteri della Curia Romana. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 21. Februar 2020, abgerufen am 21. Februar 2020 (italienisch).
- ↑ Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per il Dialogo Interreligioso. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 8. Juli 2020, abgerufen am 8. Juli 2020 (italienisch).
- ↑ Nomina di Membri della Congregazione per l’Educazione Cattolica. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Heiligen Stuhls, 29. September 2021, abgerufen am 29. September 2021 (italienisch).
- ↑ Moritz Findeisen: Erzbischof von Vilnius zum neuen CCEE-Präsidenten gewählt. In: katholisch.de. 26. September 2021, abgerufen am 28. September 2021.
Lithuanian Archbishop Grušas is the new CCEE President. In: CCEE.eu. Abgerufen am 28. September 2021 (englisch). - ↑ Nomina del Relatore Generale della XVI Assemblea Generale Ordinaria del Sinodo dei Vescovi. In: Tägliches Bulletin. Presseamt des Hl. Stuhls, 8. Juli 2021, abgerufen am 8. Juli 2021 (italienisch).
- ↑ "Das sind Fantasien einiger Leute". Hollerich nimmt Stellung zu Spekulationen um Papstnachfolge. In: domradio.de. 10. März 2022, abgerufen am 13. April 2022.
- ↑ Kardinal Hollerich bekommt Abraham-Geiger-Preis. Für pluralistische Denkweise. Domradio, 19. Dezember 2021, abgerufen am 19. Dezember 2021.
- ↑ Wörtliches Zitat aus der Personenbeschreibung zum Interview von Alberto Ambrosio und Volker Resing mit Hollerich: "Manchmal hinkt der Hirte hinter der Herde her" (Herder Korrespondenz Heft 2/2022 Seite 18).
- ↑ Kardinal Hollerich über verheiratete Priester: "Warum nicht?" Katholisch.de, 5. Oktober 2019, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- ↑ Ludwig Ring-Eifel: "Er wird sicher für sich den richtigen Weg finden". Interview mit Kardinal Hollerich. domradio.de, 2. Februar 2022, abgerufen am 11. Februar 2022.
Personendaten | |
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NAME | Hollerich, Jean-Claude |
ALTERNATIVNAMEN | Hollerich SJ, Jean-Claude |
KURZBESCHREIBUNG | luxemburgischer Ordensgeistlicher, römisch-katholischer Erzbischof von Luxemburg und Kardinal |
GEBURTSDATUM | 9. August 1958 |
GEBURTSORT | Differdingen, Luxemburg |