Lützendorf-Kasernen
Die ehemaligen Lützendorf-Kasernen sind architektonisch prägender Bestandteil der Bebauung am Südhang des Ettersberges und gehören zum Stadtteil Weimar-Nord. sie befinden sich u. a. an der Lützendorfer Straße.[1]
Entstehung und Nutzung
Weimar erhielt bei der Aufrüstung der Wehrmacht in den 1930er Jahren mehrere Neubauten von Wehrmachtskasernen auf der Lützendorfer Flur, dem Gelände um die ehemalige Wüstung Lützendorf, die erstmals 1295 erwähnt wurde. Im sogenannten Bruderkrieg zwischen 1448 und 1451 wurde sie völlig zerstört, bis auf eine Kapelle, die erst 1530 abgerissen wurde.
Seit 1935 wurden östlich und westlich der Ettersburger Straße eine Reihe von Kasernengebäuden parallel zur Falllinie des Ettersberghangs errichtet.[2] In diese Kasernen zog u. a. 1939 das von Gera verlegte Schützenregiment ein. Die Kasernen auf der westlichen Seite waren dem Heer zugeordnet worden.[3] Die Bauten östlich der Ettersburger Straße waren bereits ab 1936 von einer Luftwaffeneinheit bezogen worden.[4] Am Herrenrödchen befand sich noch das Offizierskasino der Lützendorf-Kasernen, das infolge Brandes 2020 abgerissen werden musste.[5]
In einer der Lützendorf-Kasernen war auch der Dichter Wolfgang Borchert. Er diente bei der 3. / Panzer-Nachrichten-Ersatz-Abteilung 81 in der Tannenbergkaserne.[6] Vom Juli bis September 1941 war er zur Grundausbildung bei dieser Einheit. Borchert litt unter dem militärischen Drill, von dem er sich Luft machte in Briefen und Postkarten an seine Freunde. Auf einer dieser Karten mit dem Foto seiner Kaserne vermerkte er: „[a]us einem der schönsten Zuchthäuser des Dritten Reichs“.[7]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden die Kasernen wenige Wochen von der US Army belegt und dann bis Anfang der 1990er Jahre von sowjetischen Truppen der 8. Gardearmee.
Seit 1990 wurde ein Teil der Kasernengebäude saniert und einer zivilen Nutzung zugeführt.
Literatur
- Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen von Sachsen-Weimar-Eisenach[8]
- Hans-Joachim Eilhardt: Frühjahr 1945: Kampf um Berlin und Flucht in den Westen, Aachen 2003, ISBN 3-933608-76-7
- Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Weimar 1998, ISBN 3-7400-0807-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/vermischtes/ehemalige-kasernen-an-der-luetzendorfer-strasse-erste-mieter-eingezogen-id221788925.html
- ↑ Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Weimar 1998. ISBN 3-7400-0807-5, S. 243.
- ↑ Gera Chronik – Chronik. In: gera-chronik.de. 3. Oktober 1935, abgerufen am 12. Januar 2015.
- ↑ Willy Schilling: Thüringen 1933–1945. Der historische Reiseführer, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-576-8, S. 31.
- ↑ https://www.facebook.com/MDRThueringen/videos/offizierskasino-in-weimar-wird-abgerissen/869073413858697/
- ↑ Carsten Schlüter. (Nicht mehr online verfügbar.) In: kkgwhv-schule.kwe.de. Archiviert vom Original am 24. Mai 2015; abgerufen am 12. Januar 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Rühmkorf: Wolfgang Borchert, S. 51–52.
- ↑ Sachsen-Weimar-Eisenach: Staatshandbuch für das Großherzogtum Sachsen. Böhlau, 1823, S. 219 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Koordinaten: 50° 59′ 55,5″ N, 11° 18′ 29,9″ O