Nico Sauer
Nico Sauer (* 9. November 1986 in München) ist ein deutscher Komponist, Performancekünstler und Multimediakünstler.
Leben und Ausbildung
Nico Sauer studierte von 2010 bis 2015 Komposition bei Wolfgang Rihm und Markus Hechtle an der Hochschule für Musik Karlsruhe, von 2012 bis 2013 bei Michael Jarrell an der Haute École de Musique Genf, von 2015 bis 2018 bei Manos Tsangaris und Franz Martin Olbrisch an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden.
In seinen Arbeiten verbindet er instrumentale und elektronische Musik, Videokunst, Installation, Theater, Programmierung[1] und Performance. Dabei versteht er die Komposition/das Komponieren als ein Begreifen und Einbeziehen, Miteinander-in-Beziehung-setzen und Gestalten aller denkbaren Medien wie visuellen Arbeiten, Kostüm- und Bühnenbild, Skulpturen und Digitalem, ebenso wie dem eigenen Performen. Das Selbstverständnis des Künstlers als soziale Skulptur spielt eine wichtige Rolle in der Präsentation und Kommunikation der Werke. Dabei sucht Nico Sauer nach künstlerischen Fremdkörpern, die sich antagonistisch zu gewohnten Rezeptionshaltungen verhalten um ein Kunstverständnis soweit zu gefährden, bis ein neues ermöglicht wird.[2]
Werk
In NeueMusik24-TV und auf NeueMusik24.de wird Musik in eine literarische Form übersetzt, die als Klangideen, in Form (un)käuflicher Scheinprodukte vermarktet und kommuniziert werden.
Deutsch-Afrika (2014, Badisches Staatstheater) ist eine kritische Introspektive, die sich mit der zeitgenössischen Musikszene, Eurozentrismus und Kolonialismus auseinandersetzt.
In Composing Life (2015, nano Festival Essen) performt Nico Sauer als Motivationstrainer, der die befreienden Kräfte zeitgenössischer Musik[3] predigt, eine millenniale Joseph Beuys Groteske.[4]
Love Me (Hygienemuseum Dresden, 2016) ist eine Konzertinstallation über Elvis Presleys gleichnamigen Hit und die Frage nach künstlerischer Identität, Reproduktion und sozialer Maskerade, in der das Publikum sich zu Klonen des Komponisten verwandelt.
Salary Music (2016, ZeitPunkt, Osaka) ist eine Reihe unsichtbarer Stücke die im öffentlichen Raum aufgeführt werden.
Lab 317 (Staatstheater Stuttgart, 2017) ist eine performative Theater-Installation, die den Diskurs kulturellen Eurozentrismus aufgreift, in dem es ankündigt im Namen der Regierung musikalische Wunderkinder zu züchten.
wwwwwwwf (Sprechsaal Berlin & La FDP Paris, 2018) ist die performative Begegnung von Tanya Wenczel (Australien) und Nico Sauer in einem trans-humanistischen Wrestlingmatch[5].
Mit Taxi Boat Nico (2019)[6] gründet Sauer Berlins erstes privates Wasserstraßenpersonenbeförderungsunternehmen, ein Scheinunternehmen unter dessen Vorwand eine Reihe künstlerischer Werbekampagnen und Real-Life Performances entstehen über die Frage nach dem Sein und Leben als zeitgenössischer Komponist.
2020 gründet Nico Sauer gemeinsam mit Vincent Wikström und Isabell Ohst die bigger space gUG, eine gemeinnützige Produktionsgesellschaft, die im Schatten der Coronakrise neue Kunstformate erforscht. Nach ihrem Pilotprojekt Musikmusikmusik (2020), einem Podcast über Musik, entwickeln sie gemeinsam ein Musikfestival im Jahre 2121, das als Klangerfahrung im Sommer 2021 online, in Sternwarten und Planetarien zu hören ist.
Im Sommer 2022 geht Nico Sauer in Monstercall dem Monster vom Tegeler See auf den Grund.[7]
Arbeiten (Auswahl)
- Der barhändige Wanderer singt in der Anwesenheit des Diebes[8], Ensemblestück, 2014
- Suite für Snare und 128 Instrumente[9], Solo für Snare Drum und Elektronik, 2013
- Deutsch-Afrika 2014[10], Kammer-Musiktheater mit Zuspielung, Sprecher und Computerstimmen. Im Auftrag des Badischen Staatstheaters, Karlsruhe, 2004
- Composing Life, Performance, Essen, Karlsruhe[11], 2015.
- Labor 317[12], Musiktheater, Staatstheater Stuttgart, Labor Nord, Im Auftrag des SKAM, 2017[13]
- LOVE ME[14], Musiktheater, UA von El Perro Andaluz, Deutsches Hygiene-Museum Dresden, 2016. Im Auftrag der Ernst-Werner von Siemens Stiftung[15].
- Accelerando, Uraufführung durch Isao Nakamura. Im Auftrag des Deutschlandfunk, 2015.
- Teleform Centrum, Video. Mit Sita Messer. Im Auftrag des Festival Musica, Strasbourg, 2018[16].[17]
- The AcouSuit[18] , Installative Performance, 2017. Im Auftrag des Spor Festivals, Aarhus, Dänemark.[19]
- Reel B Music, Minikompositionen für Instagram Reels, seit 2021
- Ears of a Composer[20], monatliche Radiosendung auf Cashmere Radio, Berlin, seit 2020
- Moonbreaker 2121. Das Musikfestival auf dem Mond. (Als Komponist und künstlerischer Leiter). Finanziert vom Musikfonds und der Wüstenrotstiftung, 2021
Auszeichnungen und Stipendien
- 2012–2018 Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes
- 2013 Stipendiat der Hoepfner Stiftung Karlsruhe[21]
- 2014 Kompositionsförderpreis der Christoph-Stephan-Kaske Stiftung[22]
- 2016 YourTurn Award für YouTube Creators[23]
- 2021 Künstlerresidenz Le Wonder, Paris
Schriften
- Qu'est-ce que c'est B-Musique? Vorbei an einer neuen Musikphilosophie[24]. Positionen, Berlin, 2020. Ausgabe #125 Kunst > Wirklichkeit?
- Was ist situatives Komponieren?. Master-Arbeit im Studiengang Komposition, 2018, Berlin.
- Accelerando. Kurzgeschichte, 2015, Berlin.
- Komponieren ist kein Ponyhof, Essay, 2014, Karlsruhe.
Weblinks
- Webseite von Nico Sauer
- Reel B Music Online
- The Ears of a Composer auf Cashmere Radio
- YouTube Channel von Nico Sauer
- Webseite der bigger spacer
Belege
- ↑ Nico Sauer | ZKM. Abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Sauer, Nico | SWR Classic. 23. Juni 2015, abgerufen am 6. Februar 2021.
- ↑ Composing Life (Nico Sauer). In: Auf dem Sperrsitz. 21. Juli 2015, abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ huflaikhan: Composing Life (Nico Sauer) • musik|kultur|unrat. In: musik|kultur|unrat. 21. Juli 2015, abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Wwwwwwwf – Paris, City of Pain, watch these nasty... | Facebook. Abgerufen am 6. Februar 2021.
- ↑ Taxi Boat Nico (2019)
- ↑ Andreas Hartmann: taz-Sommerserie Nah am Wasser: Irgendwas ist da unten. In: Die Tageszeitung: taz. 7. August 2022, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 8. August 2022]).
- ↑ NACHTKLÄNGE 2 – ANKLANG | Programm | Badisches Staatstheater Karlsruhe | Spielzeit-Archiv 2014/15. Abgerufen am 3. Februar 2021.
- ↑ Konzertarchiv 2019 | Sankt Peter Köln. Abgerufen am 3. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Nachtklänge 2 Verfehlte Siege. (PDF) Badisches Staatstheater Karlsruhe, abgerufen am 4. Februar 2021.
- ↑ die Anstoß e.V. In: die Anstoß e.V. Abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ C. T. M. Festival: Unease. Abgerufen am 3. Februar 2021 (englisch).
- ↑ K-R-A-M 2017-02 | LABOR317 – S-K-A-M e.V. Abgerufen am 9. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Das ist Schauspiel, das ist Drama! In: Musik in Dresden. 21. August 2016, abgerufen am 3. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Kompositionsauftrag an Nico Sauer. Abgerufen am 9. Februar 2021.
- ↑ FESTIVAL MUSICA 2019. CE QUE COMPOSER VEUT DIRE. In: artpress. 7. Oktober 2019, abgerufen am 9. Februar 2021 (französisch).
- ↑ Teleform Centrum Ep 1 – Guitare (2018) 3'05. Abgerufen am 9. Februar 2021 (französisch).
- ↑ The AcouSuit – Dress Up for Good Sound. 28. April 2017, abgerufen am 3. Februar 2021 (dänisch).
- ↑ The AcouSuit – Dress Up for Good Sound. 28. April 2017, abgerufen am 9. Februar 2021 (dänisch).
- ↑ Ears of a Composer. Abgerufen am 4. Februar 2021 (englisch).
- ↑ Wolfgang-Rihm-Stipendium | Hoepfner Stiftung. Abgerufen am 3. Februar 2021 (deutsch).
- ↑ Preisverleihung | Kaske Stiftung. Abgerufen am 4. Februar 2021.
- ↑ Medienboard-geförderter "Your Turn – der Video-Creator Wettbewerb" kürt die besten Webvideo-Konzepte. Abgerufen am 3. Februar 2021.
- ↑ Positionen – Texte zur aktuellen Musik. Abgerufen am 3. Februar 2021.
Personendaten | |
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NAME | Sauer, Nico |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist, Performancekünstler und Multimediakünstler |
GEBURTSDATUM | 9. November 1986 |
GEBURTSORT | München |