Arnold Wurm

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Friedrich Arnold Wurm (* 1878;[1]7. August 1933 in Wittenberg unter ungeklärten Zuständen) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Kommunalbeamter. Von 1920 bis 1933 war er Oberbürgermeister von Wittenberg.

Leben

Wurm studierte an der Friedrichs-Universität Halle Rechtswissenschaft. 1900 im Corps Palaiomarchia recipiert, zeichnete er sich als Senior aus.[2]

Ab 1912 war Wurm in Halle (Saale).[3] Hier wurde er am 30. November 1914 (schon im Ersten Weltkrieg) gewählt, war er ab 4. Januar 1915 bis in die Weimarer Republik (1920) besoldeter Stadtrat in Halle (Saale).[4] Gewählt war er in Halle bis 3. Januar 1927.[4] Wurm war als Nationalkonservativer Mitglied der DNVP. Am 8. Juni 1920 wurde er zum Oberbürgermeister der nachmaligen Lutherstadt Wittenberg gewählt.[5] Wurm prägte ab 1928 in der Auseinandersetzung und Abgrenzung mit den anderen Lutherstädten den Spruch:[6]

„Alles für unsere liebe Lutherstadt. Vorwärts in der Welt, voran Wittenberg.“

OB Wurm

1932 wurde er für weitere 12 Jahre im Amt bestätigt[7] und war damit bis zur Wiedervereinigung letzter demokratisch gewählter Oberbürgermeister Wittenbergs.

Nachdem die Nationalsozialisten immer mehr Einfluss in Wittenberg gewannen, wurde Wurm ab Januar 1933 zusehends unter Druck gesetzt, sodass er Anfang März 1933 einen Erholungsurlaub antrat, welcher bis zu seiner späteren Inhaftierung andauerte. Nach den Kommunalwahlen Mitte März 1933 war die absolute Mehrheit nicht mehr beim Parteiblock, welcher Wurm unterstützte. Im April 1933 wurde er aufgrund erdachter Korruptionsvorwürfe zwangsbeurlaubt und sogar einen Monat später nach Vernehmungen inhaftiert.[7] Sofort begannen die nationalsozialistischen Kräfte die Amtsenthebung durchzuführen und mit Werner Faber einen kommissarischen Oberbürgermeister zu installieren. Wurm kam in das Amtsgerichtsgefängnis Torgau. Ende Mai 1933 wurde Wurm eine Frist von drei Tagen eingeräumt, sich gegen die Amtsenthebung zu äußern. Dies tat Wurm auch und bat darum, dass die Amtsenthebung nicht durchgeführt wird, da er unschuldig wäre und sich juristisch verteidigen würde.

Zu seinen Todesumständen gibt es eine Vielzahl von Informationen. In der öffentlichen Todesnachricht wird davon berichtet, dass Wurm schwer erkrankt nach Hause entlassen dort starb.[8] Ein internes Schreiben gibt an, dass Wurm in Haft Selbstmord begangen hatte[7][9] und Abschiedsbriefe mit Schuldeingeständnissen gefunden worden waren.[9][10]

Literatur

  • Detlev und Ute Stummeyer: Paul Bosse. Seine Klinik in Wittenberg. Unerwünschte Wahrheitssuche. Veränderte Neuauflage. Books on Demand, Norderstedt 2015, ISBN 978-3-7386-8883-2, S. 88–91.

Einzelnachweise

  1. Lutherjahrbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, 1993, ISBN 978-3-525-87425-7, S. 110 (google.com [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  2. Kösener Corpslisten 1960, 55/317
  3. Hans Tigges: Das Stadtoberhaupt: Porträts im Wandel der Zeit. Nomos, 1988, ISBN 978-3-7890-1516-8, S. 127 (google.com [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  4. a b Halle an der Saale (Germany): Verwaltungsbericht der Stadt Halle. 1920, S. 8 (google.com [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  5. Vor 100 Jahren in und um Wittenberg Bürgermeister und Diebe (Mitteldeutsche Zeitung, 28. Juni 1920)
  6. Silvio Reichelt: Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg: Genese, Entwicklung und Bestand eines protestantischen Erinnerungsortes. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, ISBN 978-3-647-55054-1, S. 129 (google.com [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  7. a b c Silvio Reichelt: Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg: Genese, Entwicklung und Bestand eines protestantischen Erinnerungsortes. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013, ISBN 978-3-647-55054-1, S. 202 (google.com [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  8. Detlev Stummeyer, Ute Stummeyer: Paul Bosse: Seine Klinik in Wittenberg. Unerwünschte Wahrheitssuche. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-7386-8883-2, S. 88 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  9. a b Detlev Stummeyer, Ute Stummeyer: Paul Bosse: Seine Klinik in Wittenberg. Unerwünschte Wahrheitssuche. BoD – Books on Demand, 2015, ISBN 978-3-7386-8883-2, S. 90 (google.de [abgerufen am 9. Mai 2021]).
  10. Diese Darstellung, auch wenn sie scheinbar objektiv ist, wird dem Wittenberger Oberbürgermeister nicht gerecht. Er gehört mit Sicherheit zu den ersten Opfern nationalsozialistischer Willkür in Wittenberg - er hatte sich ihre erbitterte Feindschaft zugezogen. Ablauf und Dramaturgie der Geschehnisse bis zu seinem Tod sind charakteristisch für die NS-Diktatur und sprechen allen rechtsstaatlichen Maßstäben Hohn, wie aus den gereinigten Akten im Landeshauptarchiv Merseburg hervorgeht. Bezeichnend ist, wie wenig man bis hin zur bürgerlichen Mitte, die ihn noch 1932 im Amt bestätigt hatte, bereit war, sich für ihn einzusetzen. Hinzukam, dass sich Wittenberger Nazis schon im Kommunalwahlkampf im März 1933 des Nazi-Aktivisten und späteren (1933/34) Wittenberger OB Werner Faber versicherten. Er brüstete sich des „Großreinemachen(s)“ (schwere Misshandlungen von politischen Gegnern März 1933 in Coburg, DS)(Wittenberger Tageblatt 19.4.33: Unser neuer Bürgermeister). Dass Faber in Wittenburg sich kaum geändert hat, legt eine Zeitungsnotiz nahe: „..., da auch hier (WB, DS) die Revolte Missstände bloßgelegt hatte, zu deren Beseitigung eine alterprobte Kraft unbedingt vonnöten war...“ (Coburger Nationalzeitung 13. Oktober 1933 zu Fabers Wegzug). Am wahrscheinlichsten ist, dass Arnold Wurm an seinen, ihm in der Haft zugefügten Verletzungen gestorben ist. Am 13.7.33 wurde im Vorstand der Paul-Gerhardt-Stiftung Wittenberg beantragt, den jetzigen OB der Stadt Wittenberg, Herrn W. Faber zum Vorstandsmitglied zu ernennen. Man brauchte schnell Ersatz.