Kamasutra (Album)

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Kamasutra
Studioalbum von The NPG Orchestra

Veröffent-
lichung(en)

14. Februar 1997

Aufnahme

Frühjahr 1994 – Anfang 1996

Label(s) NPG Records

Format(e)

CD, Kompaktkassette

Genre(s)

Easy Listening, Klassische Musik, New Age, Smooth Jazz

Titel (Anzahl)

11

Länge

41:03

Besetzung Alle Songs wurden von Prince produziert, arrangiert, komponiert und vorgetragen. Folgende Personen ergänzten die Aufnahmen:[1]
  • Morris Repass – Orchestermanager
  • Toningenieur – Prince, Arne Frager, Larry Mah, Ray Hahnfeld, Shane Keller, Steve Durkee

Produktion

Prince

Studio(s)

Mad Hatter Studios (Los Angeles)
Paisley Park Studio (Chanhassen)
Record Plant (Los Angeles)

Chronologie
Emancipation
(1996)
Kamasutra Crystal Ball
(1998)
Singleauskopplung
keine

Kamasutra (englisch für Kamasutra) ist ein Instrumentalalbum, das der US-amerikanische Musiker Prince am 14. Februar 1997 unter dem Musikprojekt namens The NPG Orchestra bei seinem Musiklabel NPG Records veröffentlichte. Das Album war anfangs nur telefonisch per Mailorder oder online über seine damalige Website auf Kompaktkassette erhältlich, im Januar 1998 erschien es auch auf CD als Bonus-Album zu Prince’ 20. Studioalbum Crystal Ball.

Als Autor und Interpret von Kamasutra benutzte Prince das unaussprechbare Symbol, das er damals als Pseudonym besaß. Die Musik zählt zu den Genres Easy Listening, Klassische Musik, New Age und Smooth Jazz. Abgesehen von ihm selbst wirken als Gastmusiker Clare Fischer, Saxofonist Eric Leeds sowie das Blechbläserquintett Hornheads mit.

Prince veranstaltete keine nennenswerte Musikpromotion für Kamasutra. Da es in den internationalen Musikcharts nicht geführt wurde, hatte es keine Möglichkeit, Gold- oder Platinstatus zu erreichen. Zudem war das Interesse von Massenmedien an dem Album sehr gering, daher existiert nur sehr wenig Rezeption, die zum Teil sehr negativ ausfiel.

In den Liner Notes beschreibt Prince auf spirituelle Art und Weise die Herkunft seines unaussprechbaren Symbols, sowie die Liebe zu seiner damaligen Ehefrau Mayte Garcia als Seelenverwandte.

Entstehung

Bereits im Frühjahr 1994 begann Prince in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota mit den Arbeiten an dem Album Kamasutra und schickte „den einen oder anderen Satz“ an Clare Fischer und dessen Sohn Brent (* 13. Juli 1964), der für die Transkription zuständig war. Prince habe mit einem Synclavier „herumexperimentiert“, das damals „das beste Orchester-Sample-Gerät“ auf dem Markt gewesen sei. Die „sehr komplizierte Musik“ hatte er digital auf 48 Tonspuren aufgenommen, weswegen Brent Fischer Schwierigkeiten hatte, „alles herauszuhören“. Vieles transkribierte er „Spur für Spur“, was insgesamt drei Monate dauerte. Anschließend faxte er die Transkriptionen an seinen Vater, der dann in Los Angeles in Kalifornien die Arbeit an den Arrangements übernahm. Üblicherweise veränderte Prince die Aufnahmen nicht, nach dem Fischer die Überarbeitungen an ihn zurückschickte, aber bei Kamasutra veränderte er nahezu alle Arrangements und mischte diese neu ab. Zudem passte er die Orchesterparts neu an.[2][3]

Als Prince am 14. Februar 1996 Mayte Garcia in Minneapolis in Minnesota heiratete, ließ er das Album Kamasutra auf einer von ihm selbst gebrannten CD abspielen, als die beiden im Gang der Kirche zum Traualtar schritten.[4] Am ersten Hochzeitstag veröffentlichte er das Album auf Kompaktkassette; gemäß einer damaligen Pressemitteilung von NPG Records ist das Werk eine „orchestral-ballettartige Interpretation der Liebesgeschichte von Prince und Mayte“.[5]

Gestaltung des Covers

Nur das auf Kompaktkassette veröffentlichte Album besitzt ein Cover; das auf CD veröffentlichte Album im Rahmen des limitierten Boxsets von Crystal Ball enthält weder ein Cover noch ein Booklet. Auf dem Frontcover ist ein Schwarzweißfoto von Mayte Garcia als Ballerina zu sehen, wie sie vor Prince’ unaussprechbarem Symbol, das in überdimensionaler Größe gestaltet ist, posiert. Die beiden Artdirectoren Michael van Huffel und Steve Parke (* 1963) waren auch für die Covergestaltung des im September 1995 veröffentlichten Albums The Gold Experience zuständig.

Liner Notes

In den von ihm selbst verfassten Liner Notes erklärt Prince die Herkunft seines unaussprechbaren Symbols, das Zusammenkommen von ihm und Mayte Garcia und wie die beiden eins werden. Seine Erklärung ist auffallend spirituell gehalten und er schreibt von sich in der dritten Person.

Das unaussprechbare Symbol

Die Liner Notes sind zum Teil autobiografisch und enthalten folgenden Text: „Im tiefsten Schlaf erinnerte Mayte O(+> daran, dass beide einen Plan ausarbeiten sollten, bevor er sich auf den Weg machte, um sein erstes Leben auf Erden zu führen, damit er sie eines Tages als seine wahre Seelenverwandte erkennen würde. Das war der Plan. Für ihr letztes Leben auf Erden wählt sie den Namen ‘Princess Mayte’ und er den Namen ‘Prince’. Sie werden Väter mit demselben Vornamen wählen – ‘John’ [Garcias Vater heißt John Garcia]. Ihr zweiter Vorname wird der Vorname und die zweite Initiale seines Vaters sein – ‘Jannell’ [Mayte Jannell Garcia] wie in ‘John L.’ [Prince’ Vater hieß John L. Nelson]. Der Name von Prince’ Mutter ist ‘Mattie Dell’ [Mattie Della Shaw], Maytes Mutter heißt ‘Nell’ [Janelle Garcia, Spitzname „Nelly“]. Und Prince’ Nachname war ‘Nelson’ wie in ‘Nell’s Sohn’“.

„Sie vereinbarten, dass Maytes Familie sie eines Tages zu einem Konzert [25. Juli 1990] von Prince in Barcelona, Spanien, und dann wieder irgendwo in Deutschland bringen würde. Prince sieht Mayte zum ersten Mal mit ihrer Mutter Nelly vor einer Arena [8. August 1990, Maimarkt] in Deutschland stehen. Er sagt scherzhaft zu Rosie Gaines, mit der er sich gerade unterhält: ‘Guck Mal, Rosie, da ist meine zukünftige Frau!’ Weder er noch Rosie nehmen die Bemerkung ernst. Nelly überredet Mayte, Prince vor seinem Konzert eine Videokassette ihres Bauchtanzes zu zeigen. Nelly weiß, sobald er ihre Tochter sich bewegen sieht, dass... Sie geben die Videokassette an einen von Prince’ Tänzern – Kirk, dessen Nachname zufällig ‘Johnson’ lautet, wie in ‘John’s Sohn’. Er bringt die Videokassette eilig zu Prince und nach einem Blick...“

„Mayte und Prince werden Freunde. Wie Schwester und Bruder stehen sie immer füreinander ein, gegen jeden Widersacher. Bald tritt Mayte The New Power Generation bei und bittet Prince oft, ihre Familie in Puerto Rico zu besuchen. Eines Tages verspricht er ihr, dass er es machen wird. Obwohl es noch lange dauern wird, wird der Tag, an dem er sein Versprechen hält, sein Leben für immer verändern. Sein jüngstes Album zu dieser Zeit [1992 Love Symbol] wird eine Sammlung von Lovesongs sein, die hauptsächlich für und über Mayte geschrieben wurden. Und es wird ein interessantes Dilemma darstellen: Der Titel des Albums ist eine unaussprechliche Hieroglyphe, die das männliche und das weibliche Geschlechtssymbol miteinander verschmilzt. Auf diese Weise entsteht etwas, das Prince zwar schon oft benutzt hat, das aber nun für ihn zu repräsentieren scheint – die perfekte Liebe. Und doch, niemand wird wissen, wie man dieses neue Symbol nennt. Kein Ton scheint passend für das zu sein, was Prince für die Verschmelzung zweier Seelen hält, die zusammen eine bilden.“

„Also betet er heute in Puerto Rico... Ganz allein starrt er auf den Ozean und fleht den Himmel um eine Antwort an. ‘Was ist das Symbol? Was bedeutet es wirklich?’ Eine Stimme sagt zu ihm: ‘Es ist dein Name’. Viel wurde über Prince’ Entscheidung, seinen Namen in dieses unaussprechbare Symbol zu ändern, gesagt, aber manchmal bewegt sich die Freiheit auf mysteriöse Weise und am Ende heißt es ‘was auch immer Erdnussbutter für dein Gelee ist’. Am verständnisvollsten von allen ist Mayte, seine wahre Seelenverwandte, die einfach mit einem Lächeln sagen wird: ‘Ich habe dich sowieso nie Prince genannt’. Zufall oder Schicksal?“[1]

Musik

Das Instrumentalalbum besteht im Wesentlichen aus einem Thema, das jeweils variiert wird, und ist dem Genre New Age zuzuordnen, mit Einflüssen von Easy Listening, Smooth Jazz und klassischer Musik. Damit bewegte sich Prince auf musikalischem Terrain, das er in seiner Karriere zuvor nicht betreten hatte. Auf dem Album wird er von einem Orchester begleitet, dessen Arrangements von Clare Fischer stammen. Abgesehen von dem Orchester und von Eric Leeds (* 1952), der Flöte und Saxophon spielt, sowie dem Blechbläserquintett Hornheads, spielte Prince alle Instrumente selbst ein.

Der Albumname bezieht sich direkt auf das Kamasutra. Das Titelstück besteht aus einem achttönigen Motiv, das durchgehend wiederholt wird; Variationen werden eher durch Änderung der Instrumentierung als durch Einführung neuer melodischer Elemente erreicht. At Last … “The Lost Is Found” ist ein harmonisch komplexes Stück mit deutlichem Jazz-Anteilen. Der Song The Ever Changing Light besitzt melodisch sanften Harfensound, der zuweilen an die Musik von Andreas Vollenweider erinnert. Kamasutra/Overture # 8 enthält ein wiederkehrendes Saxophonmotiv und einen Beat, der von einem Drumcomputer erzeugt wird; das Stück erinnert zuweilen an die Filmmusik zu Der Pate (1972), komponiert von Nino Rota. Das üppig instrumentierte Coincidence or Fate? ähnelt der Filmmusik von Prince’ Film Under the Cherry Moon – Unter dem Kirschmond aus dem Jahr 1986.[5][6][7]

Das Stück Serotonin nannte Prince zuvor Kamasutra Overture #5 und platzierte es im Juli 1995 auf seinem Album The Versace Experience (Prelude 2 Gold). Den Song The Plan brachte er in einer etwas kürzeren Version im November 1996 auf seinem Album Emancipation heraus.

Titelliste und Veröffentlichungen

Illustration aus dem Kamasutra
# Titel Dauer
1 The Plan 2:02
2 Kamasutra 11:49
3 At Last … “The Lost Is Found” 3:37
4 The Ever Changing Light 2:59
5 Cutz 3:03
6 Serotonin 0:47
7 Promise/Broken 3:46
8 Barcelona 2:16
9 Kamasutra/Overture # 8 3:11
10 Coincidence or Fate? 3:24
11 Kamasutra/Eternal Embrace 4:02
Spieldauer: 41:03 min.
Autor aller Songs ist Prince

Am 14. Februar 1997 veröffentlichte Prince – unter dem Namen des Musikprojekts The NPG Orchestra – das Album Kamasutra bei seinem Label NPG Records ausschließlich auf Kompaktkassette. Es war nur für registrierte Mitglieder seiner damaligen Website käuflich zu erwerben. Beide Seiten der Kassette enthalten das komplette 41-minütige Werk.

Ende Januar 1998 war Kamasutra auch auf CD als Bonus-Album von Prince’ limitiertem Boxset Crystal Ball erhältlich. Singles wurden von Kamasutra nicht ausgekoppelt und Musikvideos wurden auch nicht produziert, Coverversionen sind keine bekannt. Kamasutra ist das erste und einzige Album von The NPG Orchestra.

Rezeption

Presse

Das Interesse von Massenmedien an Kamasutra war sehr gering, weswegen kaum Rezeption existiert. Mark Brown vom Internetportal Sidewalk.com, heute unter Ask.com bekannt, beschrieb das Album als „einfach hübsche New-Age-Hintergrund-Streichermusik“; es verwundere nicht, dass Prince „es umsonst reingeschmissen“ habe.[8]

Die beiden Musikjournalisten David Wilson und John Alroy verteilten nur eineinhalb von fünf Sternen. Sie bezeichneten Kamasutra als „Eitelkeitsproduktion“ von Prince und meinten ironisch, man müsse ihm „zugute halten, dass er sich weigert, seine offensichtlichsten Talente einzusetzen“ – er singe nicht, spiele weder Gitarre noch E-Bass oder benutze Schlagzeug. Er fordere sich selbst heraus, um den Zuhörer „mit verbundenen Augen und auf dem Rücken gefesselten Händen zu unterhalten“, was ihm aber nicht gelinge. Der Titeltrack demonstriere, warum sich Prince nicht mit Wolfgang Amadeus Mozart vergleichen sollte; das Stück sei im klassischen Thema-und-Variationen-Stil gehalten, aber mit einem trivialen achttönigen Refrain. Seine Idee einer Variation bestünde darin, das Thema im Wesentlichen von verschiedenen Instrumenten unverändert spielen zu lassen. Von „His Royal Badness“ höre man nichts. Lediglich „einige arrangierte Details“ in Promise/Broken, das „sanft funkige“ Barcelona und das Finale Kamasutra/Eternal Embrace überzeugten. Wilson und Alroy vermuteten, dass „sogar eingefleischte Prince-Fans“ das Album „als wahrscheinlich langatmig empfinden“. Alle anderen Menschen sollten sich von Kamasutra „meilenweit entfernt“ aufhalten, rieten die beiden.[9]

Per Nilsen, Autor mehrere Prince-Bücher und damals intensiver Beobachter von dessen Karriere, beschrieb Kamasutra als „ein sehr ambitioniertes und komplexes Werk“. Jedoch sei offensichtlich, dass Prince „sich nicht die Zeit genommen“ habe, „die Werke großer klassischer Komponisten zu studieren“, da es den meisten Kompositionen „an ausreichendem melodischen und harmonischen Kontrast“ fehle. Obwohl Kamasutra „ein mutiges Projekt“ sei, offenbare das Album „leider keine neuen Ebenen von Prince’ musikalischem Genie“, zog Nilsen als Fazit.[5]

Matt Thorne, ebenfalls Autor von Prince-Büchern, vertrat die Meinung, das Stück Cutz beeindrucke am meisten; das Geräusch von schneidenden Scheren wirke bedrohlich im Kontrast zum Orchester. Würde man diesen Titel in einem Fahrstuhl hören, bekäme „man es mit der Angst zu tun“. Letztendlich erzeuge Kamasutra aber nicht dieselbe Wirkung wie Prince’ kommerziellere Musik, was bei Popmusikern „oft der Fall“ sei, wenn diese Orchesterstücke aufnehmen. Zuweilen klinge das Album „einfach nur nach berieselnder Fahrstuhlmusik“, schrieb Thorne.[2]

Charts

Kamasutra wurde in den internationalen Musikcharts nicht geführt, weil es nur über Prince’ damalige Website käuflich zu erwerben war. Über die Verkaufszahlen des Albums ist öffentlich nichts bekannt geworden.

Literatur

  • Arthur Lizie: Prince FAQ: All That’s Left to Know About the Purple Reign. Backbeat Books, Guilford (Connecticut) 2020, ISBN 978-1-61713-670-2.
  • Matt Thorne: Prince – Die Biografie. Edel Germany GmbH, Hamburg, 2017, ISBN 978-3-8419-0523-9.
  • Mayte Garcia: The Most Beautiful Girl: Mein Leben mit Prince. mvg Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86882-897-9.
  • Mobeen Azhar: Prince 1958–2016: Sein Leben in Bild und Text. Edition Olms, Oetwil am See/Zürich 2016, ISBN 978-3-283-01265-6.
  • Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Liner Notes von der Kompaktkassette Kamasutra, NPG Records, 1997
  2. a b Thorne (2017), S. 340.
  3. Azhar (2016), S. 84.
  4. Azhar (2016), S. 86.
  5. a b c Uptown (2004), S. 479.
  6. Lizie (2020), S. 166.
  7. Garcia (2018), S. 302.
  8. Mark Brown: Crystal Clear. In: princetext.tripod.com. 12. Februar 1998, abgerufen am 16. Juli 2022 (englisch).
  9. David Wilson und John Alroy: Wilson & Alroy’s Record Reviews – Kamasutra. In: warr.org. 1997, abgerufen am 16. Juli 2022 (englisch).