Die Goldenen Zitronen

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Die Goldenen Zitronen

Die Goldenen Zitronen beim Haldern Pop Festival, 2013
Allgemeine Informationen
Herkunft Hamburg, Deutschland
Genre(s) Fun-Punk, Punk, Avantgarde
Gründung 1984
Website www.diegoldenenzitronen.com
Gründungsmitglieder
Ted Gaier
Schorsch Kamerun
Gitarre, Bass
Aldo Moro (bis 1994)
Ale Sexfeind (bis 1990)
Aktuelle Besetzung
Piano, Bass, Gitarre, Orgel, diverse Instrumente
Julius Block (seit 1992)
Synthesizer, Gitarre, Bass, diverse Instrumente
Ted Gaier
Gesang, diverse Instrumente
Schorsch Kamerun
Schlagzeug, Triangel
Enno Palucca (seit 1991)
Schlagzeug
Stephan Rath (seit 2001)
Synthesizer, Bass, Clavinet, Trompete, diverse Instrumente
Mense Reents (seit 2000)
Ehemalige Mitglieder
Bass, Gitarre
Psycho 1 (1989–1995)
Rodrigo González (1986–1988)
Gitarre, Orgel, Schlagzeug, diverse Instrumente
Hans Platzgumer (1995–2002)

Die Goldenen Zitronen sind eine Band aus Hamburg. 1984 als Fun-Punkband gegründet, zeigen sie in ihren Texten seitdem eine zunehmend gesellschaftskritische Tendenz. Seit den 1990er Jahren verfolgten sie einen musikalischen Weg zwischen New Wave, Free Jazz, Elektronik und Krautrock, manchmal auch mit Hip-Hop-Anleihen.[1] Sie gelten als Vorläufer der Hamburger Schule, mit der sie sich jedoch kritisch z. B. mit dem Album Dead School Hamburg (Give me a Vollzeitarbeit) auseinandersetzten. Seit den späten 90er Jahren kamen elektronische Elemente und experimentelle musikalische Formen hinzu. Die Texte haben oft einen politischen Bezug.

Geschichte

Gründungsmitglieder waren Bernhard Wondra (Gesang), Ale Sexfeind (Schlagzeug), Ted Gaier (Bass, Gitarre) und Aldo Moro (Gitarre, Bass). Bereits nach dem ersten Konzert wurde Wondra jedoch durch das eigentliche Gründungsmitglied Schorsch Kamerun ersetzt. Inzwischen sind von den Gründungsmitgliedern nur noch Schorsch Kamerun und Ted Gaier dabei. Neu hinzugekommen im Laufe der Zeit sind unter anderem Thomas Wenzel (Die Sterne) unter dem Pseudonym Julius Block, Keyboarder Mense Reents (u. a. auch Egoexpress und Stella), Stephan Rath und Enno Palucca.

Anfangs kombinierte die Band harten Rock ’n’ Roll mit 1970er-Jahre-Punkrock und humoristischen, teils bösen, schlagerartigen Texten. Live waren und sind sie auf Grund ihrer chaotischen Auftritte gefragt. Die Goldenen Zitronen sehen sich als ein Symbol der Unabhängigkeit und lehnen die Zusammenarbeit mit der Musikindustrie ab.

1986 sorgten sie mit ihrem Song Am Tag, als Thomas Anders starb, einer satirischen Abwandlung des Hits Am Tag, als Conny Kramer starb von Juliane Werding, erstmals für Aufsehen. Mit Für immer Punk – einer Coverversion des Alphaville-Hits Forever Young –, bei dem Mitglieder zahlreicher anderer Punkrockgruppen wie Die Toten Hosen oder Die Ärzte mitwirkten, hatten sie einen Kulthit in der einschlägigen Szene. Mehrere Major-Label-Verträge wurden von der Band abgelehnt.

Das Album Fuck You (1990), auf dem sie sich über große Rockbands lustig machten und gegen den Alltagsstumpfsinn protestierten, dokumentierte eine Weiterentwicklung der Band.

Die Goldenen Zitronen beim Dockville Festival, 2011

1994 präsentierten sie sich mit dem Album Das bißchen Totschlag in einem neuen musikalischen Stil. Zu ihrem gewohnten Power-Rock kamen Elemente aus Garagen-Trash, Electro-Beats, Hip-Hop und Noise-Rock-Pop hinzu. Im Titellied bezieht sich die Band auf die Brandanschläge in Mölln und Hoyerswerda, die politisch motivierten Morde an Schwarzen in Deutschland und die folgende Verschärfung des Asylgesetzes sowie den Totschlag an dem Hausbesetzer und Antifaschisten Silvio Meier. Im Musikvideo wurden gängige Werbeklischees und Spaßgesellschafts-Images parodiert, die im krassen Gegensatz zum Songtext stehen. 1996 veröffentlichten sie ihr Album Economy Class, auf dem zum Teil jazzartige Improvisationen zu hören sind.

Mit Dead School Hamburg veränderten sie abermals ihren Musikstil und die Instrumentierung wurde elektronischer. Ein gewisser Hang zum Avantgardistischen setzte sich auch in ihrem 2001 erschienenen Studioalbum Schafott zum Fahrstuhl fort. Bis zum nächsten Album Lenin vergingen fünf Jahre. Herausgekommen ist letztlich erneut eine Collage moderner Punkmusik abseits popkultureller Gewöhnlichkeiten.

Auf ihrem 2009 erschienenen Album Die Entstehung der Nacht änderte sich der Musikstil erneut, und die Goldenen Zitronen entwickelten eine Neigung zum Poetischen und zum Sprechgesang. Das Album hat sich damit sehr von den Vorgängern entfernt.[2] Es war „Album der Woche“ im Webradio ByteFM.[3]

Die Band arbeitete unter anderem mit dem Liedermacher und Schriftsteller Franz Josef Degenhardt zusammen, aber auch mit jüngeren Künstlern wie den Chicks on Speed und Peaches, Hans Platzgumer, Françoise Cactus, DJ Koze, DJ Hell, Dis*ka und den Merricks. Auf dem 2009er Album kollaborierten sie mit Michaela Melián und Mark Stewart.

Das Anfang 2019 herausgekommene Album More Than A Feeling wurde beim NDR Info Nachtclub gleich „Album der Woche“. Es klinge nach den 1980ern, obschon „deutlich elektronischer, etwas experimenteller als reiner Pop“ und sei „ein spannendes Album“, befand der Rezensent.[4]

Andere Projekte der Bandmitglieder

Musik

Theater

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[5]
(Jahr, Titel, Musiklabel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE
1987 Porsche, Genscher, Hallo HSV
Weser Label
DE86
(1 Wo.)DE
LP, CD
1988 Kampfstern Mallorca dockt an
Weser Label
LP, CD
1990 Fuck You
Vielklang
LP, CD
1991 Punkrock
Vielklang
LP, CD
1994 Das bißchen Totschlag
Sub Up Records
LP, CD
1996 Economy Class
Sub Up Records
LP, CD
1998 Dead School Hamburg (Give Me a Vollzeitarbeit)
Cooking Vinyl
LP, CD
2001 Schafott zum Fahrstuhl
Buback Tonträger
2CD
2006 Lenin
Buback Tonträger
LP, CD
2009 Die Entstehung der Nacht
Buback Tonträger
LP, CD
2013 Who’s Bad
Buback Tonträger
LP, CD
2015 Flogging a Dead Frog
Altin Village & Mine
LP, CD
2019 More Than a Feeling
Buback Tonträger
DE61
(1 Wo.)DE
LP, CD

Siehe auch

Weblinks

Commons: Die Goldenen Zitronen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Goldenen Zitronen – laut.de – Band. Abgerufen am 21. Juli 2020.
  2. Jörg Sundermeier: Zu schön zum Schocken. taz.de. 12. Oktober 2009. Abgerufen am 24. März 2012.
  3. Die Goldenen Zitronen "Die Entstehung der Nacht". ByteFM. 12. Oktober 2009. Abgerufen am 24. März 2012.
  4. Matias Boem: Die Goldenen Zitronen kennen keine Grenzen. Am 5. Februar 2019 auf ndr.de, abgerufen 6. Februar 2019
  5. Chartquellen: DE