Balthasar Sprenger

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Balthasar Sprenger (auch Balthasar Springer) (* vor 1500 in Vils, Außerfern; † wahrscheinlich zwischen 1509 und 1511) war ein Tiroler Afrika- und Indienreisender im Auftrag des Augsburger Handelshauses Welser.

Person

Wappen der Familie Springer, Museum der Stadt Vils

Die Person wird heute überwiegend als Balthasar Springer bezeichnet, wenngleich er sich selbst in seiner Aufzeichnung „Merfart“ Balthasar Sprenger nennt. Über Sprengers Person ist wenig bekannt. Er wurde im 15. Jahrhundert in Vils, Außerfern, wahrscheinlich als Sohn des wohlhabenden Johannes (Hans) Springer geboren, der in den Jahren 1482 bis 1487 im Dienst der Landesfürsten von Tirol als Pfleger der Burg Fragenstein bei Zirl gestanden sein dürfte. Hans Springer soll nach einer Pilgerfahrt in das Heilige Land mit anderen Vilser Bürgern einen Teil seines Vermögens für den Bau einer Heiliggeistkapelle und eines „Seelhauses“ für Arme, Alte und Kranke außerhalb der Vilser Stadtmauern verwendet haben.

Das Todesdatum Balthasar Sprengers wird aus bestimmten Indizien auf den Zeitraum von 1509 bis 1511 eingegrenzt. Es gibt aber keine Quellen, wann und wo Sprenger verstorben ist.

Sprengers Reise

Sprengers Schiff benutzte eine ähnliche Route wie Vasco da Gama wenige Jahre zuvor bei seiner ersten Fahrt nach Indien (schwarz). Die andersfärbigen Routen beschreiben frühere Handelswege nach Indien.

Sprenger wurde 1503 vom Augsburger Handelshaus Welser als Vertreter nach Portugal entsandt, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkunden. 1505 nahm er in dessen Auftrag an einer Fahrt unter der 22 Schiffe starken Flotte des portugiesischen Vizekönigs Francisco de Almeida teil, die ihn von Lissabon aus um den afrikanischen Kontinent und das Kap der guten Hoffnung an die afrikanische Ostküste und weiter an die indische Südostküste nach Kochi und Calicut führte, um dort Gewürze einzukaufen. Nach einem Jahr kehrte er 1506 nach Lissabon und Augsburg zurück. In seinem Reisetagebuch beschrieb er nicht nur die Handelsfahrt und die diversen Städte und Niederlassungen, die die Reisegesellschaft anfuhr, sondern auch seine Eindrücke über Menschen, Siedlungen und Kulturen, mit denen er in Afrika und Indien in Kontakt kam.

Erst wenige Jahre zuvor wurde der Seeweg nach Indien vom Portugiesen Vasco da Gama entdeckt (1497/98). Die Besatzung des Schiffs Sprengers fuhr wohl eine ähnliche Route. Sprenger beschreibt unter anderem „Monbasa“ (Mombasa), „Monsebick“ (Mosambik) und „Mellyndi“ (Melinde).

Das Reisetagebuch

Sprengers Tagebuch gehört zu den ältesten Reiseberichten in deutscher Sprache. Es wurde 1509 gedruckt. Der Titel lautet:

„DJe Merfart vnd erfarung nüwer Schiffung vnd Wege zuo viln onerkanten Jnseln vnd Künigreichen
von dem großmechtigen Portugalischen Kunig Emanuel Erforscht/ funden/ bestritten vnnd Jngenomen
Auch wunderbarliche Streyt/ordenung
leben wesen handlung vnd wunderwercke
des volcks vnd Thyrer dar inn wonende
findestu in diessem buchlyn warhaftiglich beschryben vnd abkunterfeyt
wie ich Balthasar Sprenger sollichs selbs: in kurtzuerschynen zeiten: gesehen vnd erfaren habe.
rc GEDRVCKT ANNO. M.D.IX.“

Der König von Gutzin

Die Bedeutung des Berichtes zeigt sich daran, dass das Buch mit Holzschnitten eines der seinerzeit anerkanntesten Künstler auf diesem Gebiet, des Augsburger Zeichners Hans Burgkmair illustriert wurde. Berühmt ist sein nach den Schilderungen Sprengers gefertigter Holzschnitt „Kunig von Gutzin“, der den in einer Prozession auf einer Art Sänfte getragenen König des Reichs von Kochi zeigt. Eine zweite Fassung der Bilder wurde vom Nürnberger Graphiker Georg Glockendon gefertigt.

Unmittelbar nach der Herausgabe in Deutschland wurde eine flämische Schwarzkopie des gesamten Textes mit Kopien nach Burkmairs Holzschnitten von Jan Doesborch in Antwerpen veröffentlicht. Heute existieren noch vier Original-Exemplare.

Das Buch wurde 1998 im Faksimile mit Übersetzung und Erläuterungen im Innsbrucker Haymon-Verlag nachgedruckt. Sprengers Reise war auch Inhalt weiterer Bücher und eines zweiteiligen Fernsehberichtes des ORF im Rahmen der Sendereihe „Land der Berge“, die im Juni 1998 erstausgestrahlt wurde.

Sonstiges

In Königsbrunn präsentiert das Museum Mercateum die Handelsreise Balthasar Sprengers aus dem Jahr 1505.

In der Stadt Vils ist ein Weg nach Balthasar Springer benannt.

Literatur

  • Beate Borowka-Clausberg: Balthasar Sprenger und der frühneuzeitliche Reisebericht 1999 ISBN 3-89129-439-5 VI/220, Informationen auf der Webseite des Verlages
  • Eva Ramminger, Andreas Erhard: Die Meerfahrt - Balthasar Springers Reise zur Pfefferküste, 1998, ISBN 3-85218-260-3, Informationen auf egotrip.de
  • Franz Schulze (Hg): Balthasar Springers Indienfahrt 1505/06. Wissenschaftliche Würdigung der Reiseberichte zur Einführung in den Neudruck seiner »Meerfahrt« vom Jahre 1509. Strassburg 1902
  • Franz Schulze: Die wissenschaftliche Bedeutung der Reiseberichte Balthasar Springers, des ersten bekannten Indienfahrers aus Deutschland, Diss. Leipzig 1902 (Digitalisat im IA)
  • Karl H. Reger: Pfeffer aus Fernost. Das abenteuerliche Leben eines Augsburger Kaufmanns, 1986, ISBN 3-7787-3276-5
  • David Armitage: The Procession Portrait of Queen Elizabeth I - A Note on a Tradition, Journal of the Warburg and Courtauld Institutes, (1990), pp. 301–307online
  • Karen Sabine Meetz: Tempora Triumphant - Ikonographische Studien zur Rezeption des antiken Themas der Jahreszeitenprozession im 16. und 17. Jahrhundert und zu seinen naturphilosophischen, astronomischen und bildlichen Voraussetzungen, Dissertation Bonn 2003, S. 231 f.
  • Friedrich Ratzel: Sprenger, Balthasar. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 301 f.
  • Reinhard Jakob: Springer, Balthasar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 761 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: Balthasar Sprenger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: DIe Merfart vnd erfarung nüwer Schiffung vnd Wege zů viln onerkanten Inseln vnd Kůnigreichen ... – Balthasar Sprengers Reisebericht online mit Lettern nach Lautwert aufgelöst.