Francisco de Almeida

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Francisco de Almeida, Museu Nacional de Arte Antiga

Francisco de Almeida (* um 1450 in Lissabon; † 1. März 1510 am Kap der Guten Hoffnung) war ein portugiesischer Seefahrer und Militär. 1505 wurde er zum ersten Gouverneur und Vizekönig des portugiesischen Estado da Índia ernannt.

Herkunft

Francisco de Almeida entstammt der alten portugiesischen Adelsfamilie der Herren von Abrantes. Sein Vater, Lopo de Almeida, war der erste Graf (Conde) von Abrantes und als Mitglied des Königlichen Rates einer der Finanzminister (vedor da fazenda) Alfons V. von Portugal. Auch viele seiner Geschwister übten wichtige Ämter aus, so war einer seiner Brüder, Diogo Fernandes de Almeida, Prior von Crato, ein anderer, Pedro de Almeida, Komtur der Ritter von Avis, ein dritter Bischof von Coimbra. Francisco de Almeida war mit Brites Pereira verheiratet. Dieser Ehe entstammten zwei Kinder, daneben hatte er eine Reihe weiterer, illegitimer Nachkommen.

Leben

Wie in seinen Kreisen üblich, beschritt Francisco de Almeida bereits in jungen Jahren eine Militärkarriere. 1476 nahm er an der Schlacht von Toro teil, er kämpfte an verschiedenen Orten in Marokko und beteiligte sich 1492 an der christlichen Eroberung von Granada an der Seite der Kastilier.

1505 wurde er durch König Manuel I. von Portugal zum zweiten Vizekönig von Indien ernannt. Da sein Vorgänger Tristão da Cunha aufgrund einer Erkrankung sein Amt niemals angetreten hatte, war er de facto der erste Vizekönig des Estado da Índia. Er lief im März des gleichen Jahres mit einer der größten königlichen Indienflotten von 22 Schiffen (darunter 14 Naus und 6 Karavellen), 1.000 Mann Besatzung und 1.500 Soldaten nach Indien aus. Unter den Teilnehmern der Expedition war auch Fernão Magalhães, der später (August 1519) in spanischen Diensten die erste Weltumsegelung beginnen sollte. Drei Schiffe der Flotte wurden von Augsburger Handelshäusern wie den Welsern für den Gewürzhandel ausgerüstet. Unter deren Vertretern befand sich der Tiroler Balthasar Sprenger, der seine Eindrücke und Erlebnisse in seinem später berühmten Reisebericht Meerfahrt niederschrieb.

De Almeidas Flaggschiff war die Nau São Rafael unter Kapitän Fernão Suarez. Die wichtigste Aufgabe von Francisco de Almeida bestand darin, den Gewürzhandel unter portugiesische Kontrolle zu bringen. Dazu sollte er die ostafrikanischen und indischen Küsten durch Forts sichern und durch Bündnisse mit einheimischen Herrschern sowie die Errichtung von Faktoreien den portugiesischen Handel entwickeln.

An Bord befand sich ein Mikrokosmos der damaligen Portugiesischen Gesellschaft. Alle sozialen Schichten, von der obersten gesellschaftlichen Schicht der Adligen, über die Mittelschicht von Kaufleuten, Ärzten, Richtern, Schuhmachern, Zimmermännern, Kanonengießern, bis hin zu Sklaven und Gefängnisinsassen, waren vertreten. An Bord hatte man abgesehen von Handelswaren vorgefertigte Teile und Steine für den Aufbau von Festungen, Holz zum Bau von Schiffen in Indien, Werkzeuge etc. geladen. Die Flotte sollte endgültig die Grundlage des Estado da Índia liefern und war damit auch erfolgreich.

Über Sofala und die Insel Moçambique erreichte Francisco de Almeida ostafrikanische Küstengewässer. Im Juli 1505 eroberte er mit 8 Schiffen die ca. 4.000 Einwohner große ostafrikanische Hafenstadt Kilwa. Der gute Hafen der Stadt – hier konnten Schiffe bis 500 t vor Anker gehen – veranlasste die Portugiesen, ein Fort zu errichten und unter Pêro Ferreira eine Besatzung von 80 Soldaten in der Stadt zu belassen. Im August 1505 erreichten die Portugiesen die etwa 10.000 Einwohner zählende Stadt Mombasa, die sie nach heftigen Kämpfen mit den Truppen des einheimischen arabischen Scheichs plünderten und niederbrannten. In diesen Kämpfen wurden sie von dem mit Mombasa verfeindeten Sultan von Melinde (Malindi) unterstützt.

Im August 1505 nahm eine Karavelle der Flotte von Francisco de Almeida unter Kapitän Johann (João) Homere die Insel Sansibar für Portugal in Besitz. In Indien verstärkte er die portugiesische Festung in Cochin Fort Emmanuel und ließ 2 neue Forts erbauen. Auf der Insel Angediva wurde Fortaleza de Angediva und in Cannanore Castelo de Santo Ângelo errichtet.

Am 17. März 1506 gelang seinem Sohn Lourenço de Almeida in einer Seeschlacht vor der Hafeneinfahrt von Cannanore ein wichtiger Sieg über die Flotte des Fürsten von Kalikut. Zuvor erkundete Lourenço de Almeida die Küstengewässer bis Colombo im heutigen Sri Lanka. In seinen Aufgaben wurde der Vizekönig durch zwei weitere Geschwader unter Tristão da Cunha und Afonso de Albuquerque unterstützt.

Im März 1508 besiegte bei Chaul bzw. Dabul eine mit Unterstützung Venedigs, das um seine Handelsverbindungen fürchtete, gebaute ägyptisch-arabisch-indische Flotte ein portugiesisches Geschwader unter Lorenço de Almeida, der in diesem Gefecht sein Leben verlor.

1508 ließ der misstrauische Vizekönig Afonso de Albuquerque, der ihn als Gouverneur von Indien ablösen sollte, unter Arrest stellen. Erst 1509 bestätigte der Befehlshaber einer weiteren portugiesischen Flotte die Ablösung von Francisco de Almeida durch Afonso de Albuquerque als Gouverneur.

Am 3. Februar 1509 gelang es Francisco de Almeida mit 23 portugiesischen Schiffen, in der Seeschlacht von Diu die vereinigte ägyptisch-arabisch-indische Flotte vernichtend zu schlagen und seinen Sohn zu rächen. Dieser Sieg war der Beginn der portugiesischen Seeherrschaft im Indischen Ozean, die erst durch das Auftreten der Niederländer und Engländer im 17. Jahrhundert beendet wurde.

Nach Übergabe der Regierungsgewalt als Gouverneur an Afonso de Albuquerque verließ Francisco de Almeida am 19. Dezember 1509 den Hafen von Cochin. Am 1. März 1510 fiel er bei gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Khoi Khoi an der Küste der Tafelbucht am Kap der Guten Hoffnung. Die Kämpfe waren ausgebrochen, nachdem die Portugiesen den afrikanischen Bewohnern der Region des Tafelberges Vieh zur Frischfleischversorgung ihrer Schiffsbesatzungen geraubt hatten. Nach diesen Ereignissen haben portugiesische Schiffsbesatzungen es weitgehend vermieden, am Kap der Guten Hoffnung anzulegen und an Land zu gehen.

Weblinks