Black Mountain College

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 31. August 2022 um 09:07 Uhr durch imported>Invisigoth67(178175) (form).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Hauptgebäude des ehemaligen Black Mountain College

Das Black Mountain College (BMC) war von 1933 bis 1957 eine progressive Bildungsinstitution in den USA. Wissenschaften und Künste wurden als gleichberechtigt betrachtet, demokratische Lehr- und Lernprozesse sollten demokratisch reife Menschen hervorbringen.

Geschichte und Profil

Das BMC wurde 1933 in einem kleinen Ort in den Appalachen, in der Nähe von Asheville, North Carolina gegründet und bestand dort bis 1957.[1] Sein Begründer war der Altphilologe John Andrew Rice, der im April 1933 wegen seines Widerstands gegen autoritäre Unterrichtsmethoden vom Rollins College, Florida, entlassen worden war.[2] Josef Albers, am Bauhaus Vizedirektor unter Mies van der Rohe, und Anni Albers, die ebenfalls am Bauhaus unterrichtet hatte, kamen im Dezember 1933 der Einladung, Mitglieder des Black-Mountain-Lehrkörpers zu werden, nach. Weitere vom NS-Regime verfolgte Intellektuelle folgten. Schon ab Ende der 1940er Jahre war das Black Mountain College die führende Institution zur interdisziplinären Ausbildung vorwiegend (aber nicht ausschließlich) künstlerischer Fachrichtungen: Bildende Kunst, Theater, Literatur, Musik, Architektur, Geschichte, Physik und Ökonomie wurden gelehrt, dabei nicht als Einzeldisziplinen verstanden, sondern fächerübergreifend. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die kreativen Impulse dann zunehmend von jungen amerikanischen Künstlern und Wissenschaftlern aus, „die zwischen den urbanen Zentren an der amerikanischen Ost- und Westküste und dem ländlichen Black Mountain pendelten“[3]. Ab 1951 war Charles Olson, der seit 1948 immer wieder als Gastdozent am BMC unterrichtet hatte, Lehrer, von 1954 bis zur Schließung des Colleges 1957 Rektor des BMC[4]. Im Nachruf der New York Times auf Olson hieß es über das Black Mountain College: "The college established itself a reputation as one of the country's most important literary centers." Bis zur Auflösung hatten 1200 Studierende das Black Mountain College besucht.[5]

Im deutschen Sprachraum befasst sich seit ihrer Dissertation Sigrid Pawelke mit den Zusammenhängen zwischen Bauhaus und Black Mountain College.

Im Museum Hamburger Bahnhof in Berlin befinden sich zwei Werke von Cy Twombly und Robert Rauschenberg, die 1951 und 1952 am BMC entstanden sind. Die umfassende Ausstellung Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933 - 1957 beförderte 2015 neues Interesse am Black Mountain College und seinen Exponenten. "Dass das BMC [...] für die Kunst, insbesondere in den USA der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, eine so große Rolle einnimmt", so Die Tageszeitung anlässlich der Ausstellung in Berlin, "liegt vor allem daran, dass fast alle Großen aus der künstlerischen Avantgarde irgendwann einmal am Black Mountain College studierten, lehrten oder doch wenigstens referierten."[6] An Namen sind beispielsweise John Cage, Merce Cunningham, Willem de Kooning, Robert Motherwell, Richard Buckminster Fuller oder Franz Kline, an Black Mountain Poets u. a. Robert Creeley oder Denise Levertov zu nennen.

Dozenten

Studium und Lehre; Buckminster Fuller (links) und Josef Albers (rechts), 1948

Gastdozenten

Alumni

Literatur

  • Eva Diaz: The Experimenters. Chance and Design at Black Mountain College. University of Chicago Press, Chicago 2015, ISBN 978-0-2260-6798-8.
  • Christian Tarting: Black Mountain College. Art, démocratie, utopie. Presse universitaire de Rennes, Rennes, 2014, ISBN 978-2-7535-2895-6.
  • Alan Speller: Le Black Mountain College. Enseignement Artistique et Avant-Garde. La Lettre Volée, Bruxelles 2016, ISBN 978-2-87317-422-4.
  • Eugen Blume, Matilda Felix, Gabriele Knapstein, Catherine Nichols (Hrsg.): Black Mountain. An Interdisciplinary Experiment 1933–1957. Spector Books, Leipzig/Berlin, 2019, ISBN 978-3-95905-268-9. (Ausstellungskatalog).

Weblinks

Commons: Black Mountain College – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Maria Becker: Wo soll Kunst entstehen, wenn nicht in der Natur? Das Black Mountain College war eine der folgenreichsten Schulen für die Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Studierenden sollten mehr lernen als nur Kunst. NZZ, 9. Mai 2018, abgerufen am 12. Mai 2018.
  2. Helmut Ploebst: Black Mountain College: Visionäre Universität mit europäischen Flüchtlingen. In: Der Standard. 15. September 2015, abgerufen am 27. November 2021.
  3. Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933 –1957. Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart, Berlin, Juni 2015, abgerufen am 27. November 2021.
  4. Carter B. Horsley: Charles Olson, Poet and Leader Of Black Mountain Group, Dies. 11. Januar 1970, abgerufen am 27. November 2021 (englisch).
  5. Susanne Kippenberger: Eine Form von Freiheit. In: Der Tagesspiegel. 27. November 2015, abgerufen am 27. November 2021.
  6. Ronald Berg: Feuer einer anderen Bildung. In: Die Tageszeitung. 9. Juni 2015, abgerufen am 27. November 2021.
  7. About M.C. Richards
  8. ArtTALKS: Basil King
  9. Website Susan Weil

Koordinaten: 35° 37′ 53″ N, 82° 21′ 49″ W