Čechit

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Čechit
Čechite-809947.jpg
Čechitkristall aus der Grube Maria Magdalena, Ulldemolins, Provinz Tarragona (Katalonien), Spanien (Sichtfeld 1,8 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
Chemische Formel
  • PbFe2+(VO4)(OH)[2]
  • Pb(Fe,Mn2+)[OH|VO4][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BH.40
41.05.02.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[4]
Raumgruppe Pnam (Nr. 62, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/62.6[3]
Gitterparameter a = 7,61 Å; b = 9,44 Å; c = 6,10 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Häufige Kristallflächen {110}, {010}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5 bis 5[5]
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,88; berechnet: 5,94[5]
Spaltbarkeit fehlt[1]
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig; spröde[5]
Farbe schwarz[6]
Strichfarbe schwarz[6]
Transparenz undurchsichtig (opak)[6]
Glanz Harzglanz bis Halbmetallglanz[6]
Magnetismus magnetisch[5]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in HCl und HNO3 (l:l)[6]
Besondere Merkmale magnetisch[6]

Čechit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb(Fe,Mn2+)[OH|VO4][3] und damit chemisch gesehen ein Blei-Eisen-Vanadat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Bei natürlich entstandenen Čechiten ist allerdings meist ein Teil des Eisens durch Mangan ersetzt (substituiert), jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Čechit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt meist körnige Massen von wenigen Zentimetern Größe, bestehend aus schwarzen, rauen und gerundeten Kristallen bis etwa drei Millimetern Länge, die nach [001] gestreckt sind. Das Mineral ist in jeder Form undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen sichtbarer Kristallflächen einen harzähnlichen bis schwach metallischen Glanz.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Čechit in alten Abraumhalden der „Grube Alexander“ bei Vrančice im tschechischen Okres Příbram. Die Erstbeschreibung erfolgte 1981 durch Zdeněk Mrázek (1952–1984) und Zdeněk Táborský, die das Mineral nach Geochemiker František Čech (1929–1995) benannten. Dieser war von 1976 bis 1990 Leiter der Abteilung Mineralogie an der Karls-Universität Prag, in der auch Typmaterial des Minerals aufbewahrt wird.[7]

Trotz der in der Erstbeschreibung korrekten Schreibweise des Mineralnamens mit Hatschek entsprechend den Vorgaben zur Mineralbenennung der International Mineralogical Association (IMA)[8] erfolgte die Bekanntgabe des neu anerkannten Minerals 1982 im American Mineralogist zunächst ohne Hatschek in der Form Cechit (englisch Cechite).[6] Die auch in der Fachliteratur uneinheitliche Schreibweise des Namens wurde mit der 2008 erfolgten Publikation „Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks“ bereinigt.[9]

Klassifikation

Da der Čechit erst 1980 entdeckt und von der IMA als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 aktualisierten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.27-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Čechit zusammen mit Arsendescloizit, Descloizit, Mottramit und Pyrobelonit die „Descloizit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.27 bildet.[1]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Čechit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der weiteren Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Descloizit, Mottramit und Pyrobelonit die „Descloizit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.40 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Čechit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“, dort allerdings in die bereits feiner unterteilte Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er allerdings ebenfalls als Mitglied der „Descloizit-Gruppe“ mit der System-Nr. 41.05.02 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Čechit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnam (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 6)Vorlage:Raumgruppe/62.6 mit den Gitterparametern a = 7,61 Å; b = 9,44 Å und c = 6,10 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Das Mineral ist leicht löslich in Salzsäure (HCl) sowie Salpetersäure (HNO3) (Verdünnung 1:1). Außerdem zeigt Čechit magnetische Eigenschaften.[6]

Bildung und Fundorte

In seiner Typlokalität, der alten Abraumhalde der „Grube Alexander“ mit Pb-Zn-Ag-Cu-U-Mineralisation trat Čechit in Paragenese mit Calcit, Hedyphan und Hämatit auf. Der bisher einzige weitere bekannte Fundort in Tschechien ist der ebenfalls bei Vrančice liegende Pošepný-Gang, wo im Ausbiss vanadiumhaltige Sekundärmineralien gefunden wurden.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind Isallo in der norditalienischen Gemeinde Magliolo, die Grube Maria Magdalena bei Ulldemolins in der katalanischen Provinz Tarragona im Nordosten Spaniens sowie die „Silver Coin Mine“ bei Valmy im Humboldt County von Nevada in den USA.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Z. Mrázek, Z. Táborský: Čechite, Pb(Fe+2,Mn+2)(VO4)(OH), a new mineral of the descloizite-pyrobelonite group. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. 1981, S. 520–528 (englisch).
  • Michael Fleischer, Louis J. Cabri, G. Y. Chao, Joseph Anthony Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 1074–1082 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 30. Mai 2019]).

Weblinks

Commons: Čechite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  2. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2019, abgerufen am 20. Mai 2019 (englisch).
  3. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 459 (englisch).
  4. David Barthelmy: Cechite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 30. Mai 2019 (englisch).
  5. a b c d e Čechite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 30. Mai 2019]).
  6. a b c d e f g h Michael Fleischer, Louis J. Cabri, G. Y. Chao, Joseph Anthony Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 1074–1082 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 30. Mai 2019]).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – Cechite. (PDF 130 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 30. Mai 2019.
  8. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on New Minerals and Minerala Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 8–9 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 336 kB; abgerufen am 30. Mai 2019]).
  9. Ernst A. J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks. In: Mineralogical Record. Band 39, Nr. 2, 2008, S. 133 (englisch, cnmnc.main.jp [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 30. Mai 2019]).
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  11. Fundortliste für Čechit beim Mineralienatlas und bei Mindat