Zaherit

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Zaherit
Zaherite.jpg
Gelbes Zaherit-Aggregat aus der Hotson 6 Mine, Bosmanland, Nordkap, Südafrika
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1977-002

Chemische Formel
  • Al12(SO4)5(OH)26·20H2O[1]
  • Al12[(OH)26|(SO4)5]·20H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
7.DE.65 (8. Auflage: VI/D.06)
31.10.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem triklin
Kristallklasse; Symbol triklin-pedial; 1 oder triklin-pinakoidal; 1
Raumgruppe P1 (Nr. 1)Vorlage:Raumgruppe/1 oder P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2
Gitterparameter a = 18,47 Å; b = 19,45 Å; c = 3,77 Å
α = 95,2°; β = 91,5°; γ = 80,2°[2]
Formeleinheiten Z = 1[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte ≈ 3,5[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,007 bis 2,011; berechnet: 2,01[3]
Spaltbarkeit gut[4]
Farbe farblos, kalkweiß bis hellbläulichgrün
Strichfarbe weiß[4]
Transparenz durchscheinend
Glanz Perlglanz, erdig matt
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,498[5]
nβ = 1,498[5]
nγ = 1,499[5]
Doppelbrechung δ = 0,001[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 38° (berechnet)[5]

Zaherit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate“ mit der chemischen Zusammensetzung Al12[(OH)26|(SO4)5]·20H2O[2] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Aluminium-Sulfat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Zaherit kristallisiert im triklinen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur mikroskopisch kleine, faserige bis tafelige Kristallite von einigen hundert Mikrometern und konnte bisher nur in Form dichter und extrem feinkörniger Mineral-Aggregate mit welliger Textur gefunden werden. In reiner Form ist Zaherit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund der polykristallinen Ausbildung erscheint er jedoch meist durchscheinend kalkweiß und kann durch Fremdbeimengungen eine hellbläulichgrüne Farbe annehmen. Die Oberflächen der Zaherit-Aggregate weisen einen perlmuttähnlichen Glanz auf oder sind erdig-matt.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Zaherit 1969 von Mohammed Abduz Zaher (* 1935) von der Geological Survey of Bangladesh in Tonmineral-Proben aus dem Salzgebirge der pakistanischen Provinz Punjab. In seiner unveröffentlichten Masterarbeit präsentierte er seine Untersuchungsergebnisse und postulierte aufgrund der Röntgenbeugungsdaten ein neues Mineral, das er als wasserhaltiges Aluminiumsilikat oder -oxid ansah.

Eine erste vollständige Analyse führten A. P. Routsala und L. L. Babcock durch, die dem neuen Mineral zu Ehren seines Entdeckers den Namen Zaherit gaben. Routsala und Babcock reichten ihre Untersuchungsergebnisse sowie den gewählten Namen zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (IMA) ein, die es mit der internen Eingangs-Nr. 1977-002 noch im selben Jahr als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung erfolgte ebenfalls im selben Jahr im Fachmagazin American Mineralogist.

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History in Washington, D.C (USA) unter der Katalog-Nr. 143793 aufbewahrt.[6]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Zaherit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (einschließlich Selenate und Tellurate) und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Aluminit, Felsőbányait, Hydrobasaluminit, Jurbanit, Khademit, Meta-Aluminit und Rostit die „Aluminit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/D.06 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Zaherit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; unklassifiziert“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.DE.65 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Zaherit in die Klasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 31.10.03 innerhalb der Unterabteilung „Verschiedene wasserhaltige Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ zu finden.

Kristallstruktur

Zaherit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 1)Vorlage:Raumgruppe/1 oder P1 (Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2 mit den Gitterparametern a = 18,47 Å; b = 19,45 Å; c = 3,77 Å; α = 95,2°; β = 91,5° und γ = 80,2° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

An seiner Typlokalität im Salzgebirge von Punjab, Pakistan, fand sich Zaherit in kleinen Mineral-Äderchen, die die Kaolinit-, Böhmit- und Aluminit-haltigen Gesteine durchziehen.

Im Tagebau Hotson 6, einer Sillimanit-Grube etwa 65 km westlich von Pofadder im Bosmanland der südafrikanischen Provinz Nordkap bildete sich Zaherit in Begleitung von Hotsonit als Umwandlungsprodukt von Natroalunit oder durch hydrothermale Sulfatierung von Sillimanit.

Der bisher einzige weitere bekannte Fundort (Stand 2018) für Zaherit ist die Grotta dell'Allume auf der italienischen Insel Vulcano vor der Nordküste von Sizilien.[7]

Siehe auch

Literatur

  • A. P. Routsala, L. L. Babcock: Zaherite, a new hydrated aluminum sulfate. In: American Mineralogist. Band 62, Nr. 11–12, 1977, S. 1125–l128 (englisch, minsocam.org [PDF; 285 kB; abgerufen am 7. Januar 2019]).
  • Aylva E. Schoch, Gerhard J. Beukes, Hermann E. Praekelt: A natroalunite-zaherite-hotsonite paragenesis from Pofadder, Bushmanland, South Africa. In: The Canadian Mineralogist. Band 23, Nr. 1, 1985, S. 29–34 (englisch, rruff.info [PDF; 718 kB; abgerufen am 7. Januar 2019]).
  • H. De Bruiyn, A. E. Schoch, G. J. Beukes, L. D. C. Bok, W. A. Van der Westhuizen: Note on cell parameters of zaherite. In: Mineralogical Magazine. Band 49, 1985, S. 145–146, doi:10.1180/minmag.1985.049.350.26 (englisch, rruff.info [PDF; 100 kB; abgerufen am 7. Januar 2019]).
  • Pete J. Dunn, George Y. Chao, Joan J. Fitzpatrick, Richard H. Langley, Michael Fleischer, Janet A. Zilczer: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 71, Nr. 1–2, 1986, S. 227–232 (englisch, minsocam.org [PDF; 765 kB; abgerufen am 7. Januar 2019] Zaherite ab S. 231).

Weblinks

Commons: Zaherite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. IMA/CNMNC List of Mineral Names; November 2018 (Memento vom 23. März 2019 im Internet Archive) (PDF 1,7 MB)
  2. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 400 (englisch).
  3. a b Zaherite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 67 kB; abgerufen am 7. Januar 2019]).
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e Zaherit. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Januar 2019 (englisch).
  6. Catalogue of type mineral specimens of the Commission on Museums (IMA) – Z (Memento vom 14. September 2016 im Internet Archive) (englisch, PDF 29 kB)
  7. Fundortliste für Zaherit beim Mineralienatlas und bei Mindat