Irene Montero

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Irene Montero (2017)

Irene Maria Montero Gil (* 13. Februar 1988 in Madrid) ist eine spanische Psychologin und Politikerin der Partei Podemos. Sie war Parlamentsabgeordnete[1] für Madrid in den Legislaturperioden XI, XII, XIII und XIV. Ministerpräsident Pedro Sanchez berief sie als Ministerin für Gleichstellung in sein zweites Kabinett; dieses bildet seit dem 13. Januar 2020 die spanische Regierung.

Leben

Sie ist die Tochter von Clemente Montero, einem Umzugsangestellten, und der Erzieherin Adoración Gil. Bis zu ihrem 16. Lebensjahr besuchte sie die Schule Siglo XXI im Madrider Stadtteil Moratalaz. Die Schule ist ein von den Eltern selbstverwaltetes, gemeinnütziges Bildungszentrum, das in den 70er Jahren gegründet wurde und einem von der französischen Pädagogin Célestin Freinet entwickelten Bildungsmodell folgt. Montero bekannte[2], dass dieses pädagogische Modell sie geprägt habe. Im Alter von 15 Jahren trat Montero dem Kommunistischen Jugendverband bei. Später sucht sie das Engagement in den sozialen Bewegungen der damaligen Zeit: „Ich verstand, dass die Verantwortung der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Jugend viel geringer war als die der Teilnahme an einer Gruppe wie der PAH (Plattform der von Hypotheken betroffenen Menschen), von deren Aktionen das Wohlergehen einer Familie abhängen konnte.“[3]

Im Jahr 2006 begann sie an der Universidad Autónoma de Madrid (UAM) zu studieren und schloss 2011 ihr Studium der Psychologie ab. Zwischen 2009 und 2011 lebte sie aus akademischen Gründen fünf Monate lang in Chile, wo sie an Studentenmärschen wie dem Alternativgipfel La Hora de los Pueblos teilnahm.[4] 2010 und 2011 arbeitete sie als Verkäuferin in der Elektronik- und Haushaltsgerätekette Saturn.[5] 2011/12 nahm sie an den damaligen Protesten in Spanien (Movimiento 15-M) teil.[6] Von 2011 bis 2013 studierte sie und erwarb einen Master-Abschluss in Pädagogischer Psychologie.[7] Für ihre akademischen Leistungen erhielt sie zwischen 2013 und 2015 ein Promotionsstipendium für die Hochschullehrerausbildung (UAM), das zu einem Stipendium für einen Ausbildungsaufenthalt an der Harvard-Universität in den Vereinigten Staaten führte, das sie aber wegen ihres wachsenden politischen Engagements ablehnte.[8][9]

Sie lebt mit dem Politiker Pablo Iglesias Turrión zusammen und hat drei Kinder.[10]

Politische Karriere

Podemos

2014 schloss sie sich nach den Wahlen zum Europäischen Parlament der neuen Partei Podemos an zusammen mit Rafa Mayoral von der Plattform der von Hypotheken betroffenen Menschen (PAH), wo beide Aktivisten waren. Im November 2014, nachdem sie für den Podemos-Bürgerrat kandidiert hatte, wurde sie zur Leiterin der sozialen Bewegungen ernannt und begann, das Kabinett des Podemos- Vorsitzenden Pablo Iglesias zu leiten.[11][12]

Nach den Parlamentswahlen am 20. Dezember 2015 zog Montero auf Platz 4 der Podemos-Liste erstmals in den Congreso de los Diputados ein. Als Abgeordnete[13] war Montero Mitglied der Kommission für Förderung und Sprecherin ihrer Fraktion in der Kommission für Bildung und Sport.[14]

Als für den 26. Juni 2016 neue nationale Parlamentswahlen angesetzt worden waren, wurde Montero auf Platz 4 der neuen Liste Unidos Podemos aufgestellt. Unidos Podemos war eine Koalition von Podemos mit Izquierda Unida und anderen linken Formationen. Sie wurde wiedergewählt und war während der gesamten 12. Legislaturperiode Mitglied der Verfassungskommission, der Innenkommission, der Kommission für Bildung und Sport, der Kommission für die Kontrolle der Mittel für vorbehaltene Ausgaben und der beratenden Kommission für Ernennungen.

Im Frühjahr 2018 wurde gezielt lanciert, dass Montero und Iglesias ein Einfamilienhaus gekauft hatten. Dies löste eine parteiinterne Debatte aus. Iglesias prangerte Drohungen[15] und „faschistische Kundgebungen“ vor dem Haus an.

Kritiker behaupteten, Montero und Iglesias wären zu dem geworden, was sie früher kritisiert hätten, nämlich Teil einer Elite. Das Ehepaar beschloss, die Podemos-Mitglieder abstimmen zu lassen. Bei der Abstimmung im Mai 2018 nahmen fast 190.000 Parteimitglieder teil; 68,42 % von ihnen stimmten dafür, dass Iglesias und Montero weiter Parteivorsitzende sein sollten.

Am 14. November 2017 erschien sie auf der internationalen Liste 30 Under 30 – Europe – Law & Policy 2017 der amerikanischen Zeitschrift Forbes als eine der einflussreichsten Politikerinnen unter 30 des Jahres 2017.[16]

Rechtliche Auseinandersetzungen

Im November 2019 reichte eine Chauffeurin Klage gegen Montero ein. Kurz darauf einigten sich die beiden außergerichtlich; das Verfahren wurde eingestellt.[17]

Ministerin für Gleichberechtigung

Spanische Kabinettsitzung mit Irene Montero vorne links

Im Januar 2020, als Pedro Sánchez als Ministerpräsident der Regierung vereidigt wurde, nachdem zwischen der PSOE und der Partei Podemos eine Vereinbarung über eine Koalitionsregierung getroffen wurde, wurde Montero zur Ministerin für Gleichberechtigung ernannt[18]. Sie trat ihr Amt zusammen mit den übrigen Mitgliedern des Ministerrats unter dem Vorsitz von Pedro Sánchez am 13. Januar 2020 an. Sie ernannte Noelia Vera als Staatssekretärin für Gleichstellung und Amanda Meyer als Stabschefin.[19]

Das „Nur-Ja-ist-Ja-Gesetz“ als zentrales Projekt

Podemos-Demonstration mit der feministischen Parole: „Der Wandel wird feministisch sein oder es gibt keinen.“

Am 26. Mai 2022 wurde im spanischen Parlament ein Gesetz[20] verabschiedet, das nicht nur in Spanien, sondern auch in ganz Europa[21] und anderswo mit größter Aufmerksamkeit[22] zur Kenntnis genommen wurde. Sexualkontakte dürfen danach nur mit ausdrücklicher Zustimmung („si, ja“) durchgeführt werden. Der bisherige Unterschied zwischen Missbrauch, sexueller Aggression und Vergewaltigung wird aufgehoben. Im Parlament stimmten PSOE, Unidas Podemos, ERC, Ciudadanos, PNV, EH Bildu, Más País und Compromís y Junts dafür, die Konservativen von der PP und die Rechtpopulisten von Vox (Partei) dagegen. Bei 3 Enthaltungen gab es eine Mehrheit von 201 zu 140 Stimmen.[23] Die gesamte rechte Medienmacht u. a. von ABC (Spanien), La Razón, OKdiario, die katholische Kirche und ihre Medien (COPE) zeigten sich empört. Dagegen wurde von anderen gesellschaftlichen Kräften, Bewegungen und Parteien – auch im Ausland – die Regelung mit größtem Interesse zustimmend beobachtet.[24][25] Mit der deutschen Familienministerin Lisa Paus hat Irene Montero bei einem Arbeitsbesuch am 5. September 2022 eine vertiefte Zusammenarbeit bei allen Gleichstellungsthemen vereinbart.[26]

Weblinks

Commons: Irene Montero – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Congreso de los Diputados: Montero Gil, Irene María. Congreso de los Diputados, 2022, abgerufen am 7. September 2022 (spanisch).
  2. D. Borasteros: Siglo XXI, el colegio privado 'progre' que funciona: asambleas, ópera y discutirlo todo. El Confidencial, 29. März 2017, abgerufen am 10. Juli 2022 (spanisch).
  3. Fernando García: Irene Montero, la mujer que programa a Pablo Iglesias. La Vanguardia, 26. März 2016, abgerufen am 10. Juli 2022 (spanisch).
  4. Irene Montero - Cumbre Alternativa La Hora de los Pueblos. HoraPueblos2012, 20. November 2012, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  5. @1@2Vorlage:Toter Link/transparencia.podemos.info(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: PODEMOS - Irene María Montero Gil)
  6. Sara Campos Román: Irene Montero, la cara feminista del Gobierno para luchar por la igualdad y contra la violencia machista. La Sexta, 10. Januar 2020, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  7. Irene Montero, la Soraya de Podemos. 11. Dezember 2015, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  8. Irene Montero, la estudiante que renunció a Harvard por Podemos. 4. März 2017, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  9. @1@2Vorlage:Toter Link/transparencia.podemos.info(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: PODEMOS - Irene María Montero Gil)
  10. ElPais.com
  11. Europa Press: Podemos nombra a Irene Montero nueva portavoz en el Congreso, en sustitución de Errejón. 18. Februar 2017, abgerufen am 3. April 2020.
  12. Irene Montero, la Soraya de Podemos. 11. Dezember 2015, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  13. Congreso de los Diputados: Montero Gil, Irene María. Congreso de los Diputados, 2022, abgerufen am 7. September 2022 (spanisch).
  14. Congreso de los Diputados. 13. Januar 2016, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  15. Antenas 3 Noticias: PABLO IGLESIAS, EN EL HORMIGUERO Pablo Motos, a Pablo Iglesias sobre las críticas por su chalet: "Es haber hablado de la casta y ahora ser tú la casta". Antena 3, 27. März 2019, abgerufen am 10. Juli 2022 (spanisch).
  16. 30 Under 30 Europe 2017: Law & Policy. Abgerufen am 3. April 2020 (englisch).
  17. Una exescolta de Irene Montero la denuncia por obligarla a hacer de recadera y de chófer de la familia. 20. November 2019, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  18. Interview mit Irene Montero: Spanien zeigt, wie man feministische Politik macht. Jacobin.de, 21. Juli 2022, abgerufen am 6. August 2022.
  19. Miguel Ángel Rodríguez: Boti García, nueva directora general de Diversidad Sexual y LGTBI con Montero. 13. Januar 2020, abgerufen am 3. April 2020 (spanisch).
  20. BOCG. Congreso de los Diputados, serie A, núm. 62-1, de 26/07/2021: 121/000062 Proyecto de Ley Orgánica de garantía integral de la libertad sexual. Congreso de Diputados, 26. Juli 2021, abgerufen am 10. Juli 2022 (spanisch).
  21. Spanien : "Nur Ja heißt Ja"-Gesetz: Parlament in Madrid verschärft Sexualstrafrecht. In: Süddeutsche Zeitung. 27. Mai 2022, abgerufen am 9. Juli 2022.
  22. Ralph Schulze: Die Zeiten des Macho-Landes sind vorbei. In: Der Tagesspiegel. 12. Juni 2022, abgerufen am 9. Juli 2022.
  23. Álvaro Carvajal: El Congreso aprueba la 'ley del sólo sí es sí' que establece el consentimiento "claro" en las relaciones personales. In: El Mundo. 27. Mai 2022, abgerufen am 9. Juli 2022 (spanisch).
  24. ABC, El Periodico de España, Süddeutsche Zeitung: Spanien beschließt "Nur-Ja-ist-Ja"-Gesetz. Euro topics, 31. Mai 2022, abgerufen am 9. Juli 2022 (spanisch, deutsch).
  25. Julia Macher: Spanien: Macho-Land? Von wegen. In: Die Zeit. 10. Juni 2022, abgerufen am 10. Juli 2022.
  26. Deutsch-spanische Zusammenarbeit Deutschland und Spanien wollen Gleichstellung gemeinsam voranbringen. Bundesministeriums für Famlie, Senioren Frauen und Jugend, 5. September 2022, abgerufen am 6. September 2022 (deutsch).