Alter Marstall
Der Alte Marstall ist Berlins einziges erhaltenes frühbarockes Zweckgebäude. Der Alte Marstall ist Bestandteil des denkmalgeschützten Gebäudeensembles auf den Grundstücken Breite Straße 32–37 in Berlin-Mitte.
Geschichte
Der Marstall wurde von 1665 bis 1670 von Michael Mathias Smids nach einem Entwurf von Johann Gregor Memhardt wiederaufgebaut, nachdem ein Brand am 27. August 1665 die Gebäude aus dem 15. Jahrhundert zerstört hatte. Obwohl um 1700 Unter den Linden und am Schloßplatz neue Marställe entstehen sollten, wurde der Alte Marstall um einzelne Nachbargebäude erweitert, zu denen auch das benachbarte Ribbeck-Haus – heute der einzige Spätrenaissancebau Berlins – gehörte. Um 1900 wurden beide Gebäude durch Ernst von Ihne in den Neuen Marstall integriert.
Der umfangreiche Komplex zur Unterbringung und auch musealen Präsentation von Pferden, Wagen, Schlitten und Geschirr des Hofes umschloss zwei Binnenhöfe, wovon einer als Reitbahn genutzt wurde. Im Untergeschoss befanden sich zahlreiche Stallungen und Remisen, darüber eine Rüstkammer. Im Vordergebäude waren Diensträume und Wohnungen untergebracht. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde der gesamte Komplex in den Jahren 1952 bis 1961 wiederhergestellt. Der Hauptschmuck des Alten Marstalls, das Tympanonrelief und die Portalbekrönung, beides barocke Holzschnitzwerke, konnte jedoch nicht restauriert werden.
Im Verlauf seiner Geschichte beherbergte der Gebäudekomplex auch das erste Berliner Hoftheater, das Oberappellationsgericht, die Oberrechnungskammer und seit dem Jahre 1920, nach der Schließung des Marstalls, die Berliner Stadtbibliothek. Sie wurde 1995 mit der Amerika-Gedenkbibliothek zur Zentral- und Landesbibliothek Berlin als Institution zusammengelegt, wobei sich ein Teil der Bestände einschließlich der Berlin-Sammlungen im Komplex in der Breiten Straße befinden.
Siehe auch
Literatur
- Richard Borrmann: Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin. Im Auftrag des Magistrats der Stadt Berlin bearbeitet. Mit einer geschichtlichen Einleitung von Paul Clauswitz. Springer, Berlin 1893, S. 346–351, (Unveränderter Nachdruck. (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Beiheft 8). Gebr. Mann Verlag, Berlin 1982, ISBN 3-7861-1356-4).
- Bodo Harenberg (Hrsg.): Die Chronik Berlins. Chronik-Verlag, Dortmund 1986, ISBN 3-88379-082-6, S. 93.
Weblinks
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Alter Marstall. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Alter Marstall (Memento vom 17. Juli 2009 im Internet Archive) bei der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
- Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Alter Marstall. In: archINFORM.
Koordinaten: 52° 30′ 58″ N, 13° 24′ 12″ O